Runde 9 – die coolste Kreuzfahrt der Welt sticht wieder in See
Es ist Ende Januar. Es ist die Zeit, in der sich 3’000 Metalheads – zusammen mit 60 Bands (mit nochmals über 1’000 Musikern und Festival-Crew) – auf den Weg nach Florida machen. Es ist die Zeit der geilsten Metalparty des Jahres. Es ist Zeit für die 70’000 Tons of Metal!
Kaufi: Aus allen Teilen der Welt reisen die Fans an zur neunten Kreuzfahrt. Manche kommen erst einen Tag vor Abfahrt in der Region Miami an, andere holen irgendwo noch Anlauf – so zum Beispiel Kollege Sandro und meine Wenigkeit. Wir tanken Energie an den wunderschönen Stränden der Turk Islands, bevor es endgültig nach Florida geht. Dort wollen wir uns dann eigentlich mit Ober-Metalinsider Pam im Hardrock Cafe treffen. Allerdings ist er dann im Lokal in Miami, während wir in Hollywood / Fort Lauderdale auf ihn warten… Tja, klare Kommunikation wäre was…
pam: In der Tat, ja. Gut hatte ich eigentlich gar keinen Hunger und das wohl liebloseste Hard Rock der Welt lud auch nicht grad zum gemütlichen Verweilen ein. Ich gehöre zu denen die eineinhalb Tage vorher anreisen. Die Beach Party als Warm-up muss reichen als Anlauf für die 70K Cruise. Bei meiner sechsten Teilnahme ist ja auch etwas Routine dabei 😉. Und bekanntlich bin ich jetzt auch nicht grad der Strandaffe. Aber jedem das Seine. Mir der Pulverschnee und den anderen Sand an den Füssen. Ich hätte ja die Cruise lieber im November, dann müsste ich nur das graue Europa verlassen und nicht den geliebten Winter. (Kaufi: Nix da, das passt schon so!) Nun, genug gejammert. Ist ja nur eine Woche und wer die nächsten Zeilen liest, versteht dieses ja sowieso als Mi-Mi auf hohem Niveau.
Auch wenn es nicht mehr ganz so einfährt wie bei der ersten Cruise bei der wir dabei waren, es ist immer noch sehr speziell mit Hunderten anderen Brothers and Sisters aus aller Welt in den Sunshine State zu fliegen* und den Ocean Drive in Miami South Beach hoch und runter zu flanieren. *Mit dem Nachteil, dass in meinem Swiss-Flug ab Zürich nach der ersten Runde und keiner Stunde in der Luft der mitfliegende Biervorrat aufgebraucht ist. Da hat wohl jemand vergessen ein paar durstige Metalheads anzumelden (zeigt auf Kaufi). Nun, halb so schlimm, es gibt ja noch genügend Wein an Bord. Mit Tom Winkler von Gloryhammer – und seiner IKEA-Tasche als Handgepäck … – versuchen wir uns mit Uber vom Flughafen nach Miami-Beach. Nach dem zweiten Versuch haben wir immerhin gemerkt, dass wir auf dem falschen Deck sind … das passiert uns auf der Cruise sicher nicht mehr.
Kaufi: Sandro und ich, mittlerweile mit Verstärkung aus Kalifornien, feiern am Abend schon mal mit ein paar Dutzend Metalheads an der Warm Up Party in einer Brauerei in Hollywood. Mit der Folge, dass zumindest ich am nächsten Tag ziemlich leide. Und das an der phänomenalen Beach Party in Miami…
Mittwoch, 30. Januar 2019 – Heavy Metal Warm-up-/Beach-Party
Kaufi: Es sind unglaubliche Bilder, die man am Vortag der Cruise wieder zu sehen bekommt! Eine riesige Masse an schwarz gekleideten Menschen jeglicher Nationen feiert am Mittwochnachmittag ein grosses Fest (pam: … und wie immer vor allem auch ein superfriedliches Fest, bei dem jeder Hippie vor Neid erblassen würde, … und das nicht nur wegen der Winterweisse). Auch Bands und Musiker sind anzutreffen, Gloryhammer beispielsweise sind in voller Besetzung anwesend. Überall trifft man alte Bekannte, die man vor einem Jahr das letzte Mal gesehen hat. Pams Fotos sprechen hier sicherlich für sich!
pam: In der Tat again. Das ist jeweils der Moment, bei dem man definitiv weiss, es ist wieder so weit. It’s that time of the year again. Der schwarze Flash Mob wird nicht nur jedes Jahr grösser, sondern man kennt mit jeder Cruise auch immer mehr Leute. Die meisten Cruiser trifft man ja schon hier am weltberühmten Strand der Reichen und plastisch Verschönerten so ganz unnatürlich. Die Vorfreude fängt spätestens hier an, seinen Höhepunkt zu erreichen. Dieser wird wohl nicht nur bei mir grad nochmals deftig angeheizt, als ein Schiff mit einem gigantischen Screen drauf nicht nur die Cruise mit dem 70‘000 Tons of Metal-Logo, weitere Bands, sondern auch eine Weltpremiere von Eluveitie angekündigt. Was das sein wird, erfahren Kaufi und ich dank exzellent sprudelnder Quelle zur Promoagentur, die auch uns Medien exzellent und supersympathisch betreut, noch direkt am Strand. Kaufi muss innerlich hochjauchzend sein (äusserlich lässt er sich natürlich wieder mal nichts anmerken). Der Fakt, dass Eluveitie auf der Cruise eine exklusive Listening-Session ihres neuen Albums «Ategnatos», welches am 5. April 2019 erscheint, ist kaum zu Toppen. (Anm. Kaufi: Ja, ich bibbere schon…. *hust*) Dass eine Band und ihr Label so früh vor einem Release ihre Songs an einem breiteren Publikum vorspielt, ist schon sehr, sehr aussergewöhnlich. Das gibt es nur auf der Original Metal-Cruise!
Fotos Warm-up Beach-Party 2019 (pam)
Donnerstag, 31. Januar 2019 – Tag 1
Kaufi: Endlich geht’s los! Wir können es alle kaum mehr erwarten zur „Independence Of The Seas“ zu gelangen. Und wo es früher „70’000 Tons Of Waiting“ hiess, geht es heute ratzfatz. Sicherheitscheck, Sail Pass holen – heute dauert das keine 10 Minuten. Im Warteraum selbst dauert‘s zwar noch einen Moment, doch um halb eins sind wir endlich zurück auf „unserem“ Schiff! Da folgt dann zwar gleich der erste „Schock“ – Das Bier kostet sagenhafte 25% mehr! Letztes Jahr noch $8.02, verlangen die Halsabschneider nun bereits $9.99! Hier wird langsam eine Grenze überschritten… Nun ja – etwas weniger Bier soll ja auch nicht ungesund sein. Und Wucherpreise hin oder her – der eine oder andere Hopfentee wird dennoch vernichtet…
pam: Wir sprechen dies bei der Pressekonferenz ein paar Tage später an. Auf die Preise haben Andy und sein Team der 70K nur bedingten Einfluss. Dies liegt im Einflussbereich der Reederei – die Royal Caribbean. Andy ist dann auch mehr oder weniger überrascht, dass die Preise aufgeschlagen haben sollen. Nun, wir aus Ländern mit hoher Kaufkraft können es eher verschmerzen als viele Mitcruiser, die sich einen Arsch absparen, um jedes Jahr dabei zu sein. Aber dennoch ist das etwas unschön. Aber das Thema ist hiermit fürs 2019 auch beendet. Ist ja beim Schreiben dieser Zeile eh alles schon versoffen und bezahlt. Hoffen wir einfach, dass die Cruise nicht Opfer ihres eigenen Erfolges wird und jetzt die Reederei und andere Stakeholders versuchen ihren Anteil am Kuchen weiter zu maximieren. Und was es auch positiv zu erwähnen gilt, wenn wir schon beim Bier sind, die Auswahl an internationalen Bieren wird mit jedem Jahr besser.
Kaufi: Die Zeit bis zur Rettungsübung wird mit quatschen, begrüssen, Bierchen trinken (…pam: so viel zum Thema…) und Atmosphäre geniessen vertan. Das Familientreffen hat begonnen – unglaublich, wie viele Leute man hier bereits kennt! Doch langsam darf nun das Programm beginnen…
Pam: Wäre das nicht noch ein guter Moment, um die frisch herausgeputzte Independence zu entdecken bzw. was für läppische USD 120 Million neu ist? Vielleicht ist das ja der Grund für den Aufschlag beim Bölkstoff. Ein paar Teppiche sind neu. Und nebst der Riesenwasserrutsche im Heck – die sollte ich die nächsten 4 Tage nie von nah sehen geschweige berutschen – sind vor allem die Essensräume und ihr bisheriges geschmacklose (Ami-Style halt) und verstaubtes Mobiliar ersetzt worden. Die neue grosse Sportsbar – davon kommt sicher noch mehr von Kaufi am Sonntag – sowie die Speisesäle sind schon fast modern geworden. Also für Ami-Hotel-Verhältnisse definitiv. Das hat sich gelohnt. Da bezahlt man doch gerne mehr für sein Bier …. 😉.
Zum Thema Leute kennen … das ist in der Tat zum Dritten so, aber der Schreibende ist dann doch überrascht, als ihm ein Musiker von hinten auf die Schulter klopft und sich freut, dass man auch hier sei. Den Musiker bzw. schottischen Sänger eine nicht näher genannten deutschen A Cappella Metal-Band, hat man bisher nie persönlich getroffen, sondern kennt sich nur aus dem Fotograben-Bühne-Umfeld von 2, 3 Konzerten … Just in dem Moment ich das schreibe, läuft per Zufallsgenerator in meinen Ohrenboxen diese Band … manchmal macht einem das Schicksal oder Siri die mitliest (?) Angst
Genug dem Introgeplappere, davon dann sicher mehr noch später, aber jetzt soll‘s losgehen, der Kaufi wird sonst zappelig.
Fotos Eindrücke 70’000 Tons of Metal 2019 – Tag 1 (pam)
Dragony – Lounge
Kaufi: Ja, nämlich! Während Mors Principum Est den Konzertreigen im Ice Rink eröffnen, gebührt diese Ehre in der Star Lounge den Österreichern Dragony. Ob Pyramid Lounge, Star Lounge oder wie-auch-immer Lounge: Der Laden ist einfach eine Zumutung für Fans und Musiker. Da hat sich trotz der Renovation, welche die „Independence“ durchlaufen hat, leider nichts geändert. Dragony lassen sich davon allerdings kaum Beirren und liefern den geschätzten 150 Zuschauern eine geballte Ladung Power Metal. Ich kannte die Band bislang nur vom Hörensagen, aber das muss sich ändern! Hier sind CD Käufe eigentlich schon Pflicht…
Mir bleiben bei diesem Auftritt vor allem „Lords Of The Hunt“ und die Schwarzenegger-Hymne „If It Bleeds, We Can Kill It“ im Gedächtnis, vor allem der zweitgenannte Song ist ein Ohrwurm, der sich aber so richtig in den Lauschern festkrallt! Aufgrund technischer Probleme muss schlussendlich der Set noch etwas gekürzt werden – leider. Dafür wird nun wird Gig Nummer 2 ganz fett angestrichen! Denn dann spielen Fronter Siegfried Samer und seine Jungs unter deutlich besseren Bedingungen.
Setliste Dragony – Lounge
- Shadowrunners
- Grey Wardens
- Lords of the Hunt
- Defenders
- Kiln of the First Flame
- If It Bleeds, We Can Kill It
- Wolves of the North
Delain – Theater
Kaufi: „Stress“ am Tag 1. Sofort nach Dragony geht’s zwei Stockwerke runter. Neu heisst es da „Royal Theater“, aber ansonsten ist kaum ein Unterschied festzustellen gegenüber früher. Hier starten nun die holländischen Symphonic Metaller von Delain. Die ultrasympathische Fronterin Charlotte Wessels hat auf der letzten Cruise bei der Kleiderwahl ziemlich danebengelegen – heute nimmt einen allerdings sowohl das Outfit wie auch die Performance gefangen. Mit „Hands Of Gold“ beginnt der nur gerade 45-minütige Auftritt. Für die Growls in diesem Song (im Original ist’s bekanntlich Alissa von Arch Enemy – dazu muss ich mir grad jeglichen Kommentar verkneifen…) ist hier George Oosthoek von Mayan zuständig. Auch beim abschliessenden „Pristine“ kommt er nochmals als Unterstützung dazu.
Charlotte und ihre Mannschaft präsentieren sich hochmotiviert, speziell die zierliche Gitarristin Merel Bechtold hat enormen Spass und strahlt übers ganze Gesicht. Geboten wird viel Neues: Vier Songs vom (noch) aktuellen Werk „Moonbathers“, dazu gibt’s auch den kürzlich mit Video veröffentlichten „Masters Of Destiny“ vom kommenden Studioalbum zu hören. Dem gegenüber stehen Klassiker der Marke „Mother Machine“ und natürlich auch „We Are The Others“. Aufgrund der kurzen Spielzeit fällt dafür zwar einiges durch („The Gathering“!), aber da besteht die Hoffnung auf der zweiten Show, dann auf dem Pooldeck. Delain legen jedenfalls die Messlatte für die Konkurrenz sehr früh sehr hoch! Pam ist zwar mit dem Wort „Machtdemonstration“ nicht ganz einverstanden – aber es kommt der Wahrheit schon verdammt nahe. Die Niederländer sind mittlerweile einfach eine affengeile Live-Band! Und das zeigen sie hier erneut auf beeindruckende Weise…
pam: Ich bin immer etwas vorsichtig mit Superlativen und solchen Ausdrücken wie Machtdemonstration. Ausser es handelt sich natürlich um einer meiner bevorzugten Bands 😉. Nun, Delain und insbesondere Charlotte machen mit ihrer dritten Teilnahme bei der 70K Cruise schon sehr viel routiniert richtig – inzwischen sogar beim Gewand. Da erkennt man sogar ein Konzept: Die Farbe Rot überdeckt nicht nur der Sängerin‘s Pfeffersäcke (der musste jetzt sein, obwohl ich solche Wörter ja auch nicht brauchen würde … kleiner Insider, denn Kaufi sicher in Kürze auflöst), sie zieht sich wie ein gleichfarbiger Faden bei allen Bandmitgliedern durch. Was es nebst dem Visuellen im Speziellen zu erwähnen gilt, ist die Top-Soundqualität. So gut hab ich es selten Indoor auf der Cruise erlebt. Das wird sich die nächsten Tage durchziehen. Da hat man gegenüber den Vorjahren einen Riesenschritt nach vorne gemacht. Auch ist die Lautstärke nicht mehr auf Tinnitus- und Soundbrei-Niveau.
So oder so, das ist das schon mal ein sehr guter Einstieg in die Cruise Ausgabe 2019 – wie wir diesen bei früheren Ausgaben der 70K Cruise auch schon mit Alestorm und Sabaton erlebt haben, wenn auch das Interesse an Delain noch nicht so gross ist wie bei den anderen beiden oben erwähnten. Das Theater ist eher locker als bumsvoll.
Setliste Delain – Theater
- Hands Of Gold
- Suckerpunch
- The Glory And The Scum
- Danse Macabre
- Mother Machine
- Masters Of Destiny
- Don’t Let Go
- We Are The Others
- Pristine
Fotos Delain – Theater (pam/Kaufi)
Kaufi: Während Pam zu Tyr geht, heisst es für mich das erste Mal „Buffet checken“. Wer das Gefühl hat, dass man auf der Cruise abnehmen könnte – vergesst das! Dafür ist das Essen hier schlicht viel zu fein… Aber etwas gegen das allzu schlechte Gewissen (für die, die überhaupt ein Gewissen haben…) ist die Methode, nur Treppen zu steigen und keine Lifte zu benutzen. Letztes Jahr hab ich das bis zum Ende durchgezogen, mal sehen, ob es dieses Jahr auch klappt…pam: Hehe, genau. Hab dich dazu «motiviert» und war überrascht, dass du es im letzten Jahr durchgezogen hast … und dieses Jahr auch wieder. Wer jetzt da für sich denkt, easypeasy: Der Kahn hat 15 Stockwerke! Die Konzerte finden zwischen dem 3. und 11. Stock statt. Da kommen über die Tage bei fleissigem Konzertgenuss schon ein paar Stufen zusammen.
Zum Essen … das war in der Tat immer gut. Doch dieses Jahr noch einen Tick besser. Mehr Abwechslung beim Buffet und bessere Qualität beim à la Carte Restaurant. Wobei ins Letztere soll ich es dieses Jahr nur einmal schaffen. (Kaufi: Immerhin – ich hab’s gar nie geschafft…) Zu dicht ist mein Konzertprogramm. Da kann man nicht einfach mal so ein, zwei Stunden ins Resti sitzen. Leute, das liegt auf der 70K mit diesen Line-ups nicht drin. Wir sind ja nicht zum Vergnügen hier 😉. Oder wollt ihr jetzt noch weiter vom Essen lesen? So oder so, Essen muss warten, zuerst steht bei mir ein anderes Menu – Konzerte – auf dem Plan.
Týr – Ice Rink
pam: Man könnte jetzt etwas salopp sagen, dass sich die Färöer Týr Eis und Kälte gewöhnt sind und somit ein Heimspiel haben im Ice Rink. Nun, gleich vorweg, egal ob sie im Ice Rink spielen oder ein paar Tage später auf der Pool Bühne, die Stimmung fühlt sich definitiv wie bei einem Heimspiel an. Man fühlt sich für eine Stunde auf einer der kleinen Inseln in der Nordatlantik und nicht auf dem grossen Schiff in der Karibik. Nur, ganz so kalt ist es dieses Jahr auf dem ganzen Schiff nirgends. Die Klimaanlage wurde dieses Jahr mal europäischen Gewohnheiten angepasst.
Zurück zu Týr: Ihr manchmal etwas eintöniger Folk Metal kann etwas einlullend wirken (was deren Sound aber auch ausmacht), aber das tut es auf dem Schiff definitiv nicht. Die Leute gehen ganz schön ab – und das im einem auf Tutti gefüllten Ice Rink. So voll hab ich es hier selten erlebt. Und auch der Sound ist wie schon erwähnt um Welten besser als in den Vorjahren. Da hat man definitiv einen grossen Fortschritt gemacht. Zwar nicht ganz so top wie bei Delain im Theater, aber für Kühlbox-Verhältnisse auch schon fast top.
Irgendwie wirkt die Bühne weniger tief als früher – was ganz OK wäre, das gibt mehr Platz für die Fans und denn können diese bei Týr definitiv gebrauchen. Starke Setliste mit Highlights wie «Ramund Hin Unge» und dem Klassiker «By The Sword In My Hand». Einen anderen Live-Klassiker – «Hold the Heathen Hammer High» sparen sie sich noch für die zweite Show auf dem Pool Deck auf. So oder so, das war definitiv ein erstes, oder sagen wir nach Delain mal ein weiteres, man will es ja nicht schon so früh in Bericht mit Kaufi verscherzen, Highlight der Cruise Ausgabe 2019.
Setliste Týr – Ice Rink
- The Lay Of Thrym
- Lady Of The Slain
- Hail To The Hammer
- Gates Of Hel
- Ramund Hin Unge
- Mare Of My Night
- Fire And Flyme
- By The Sword In My Hand
Fotos Týr – Ice Rink (pam)
Pam: So, aber wie man so schön sagt, mit dem Essen oder mit dem Studieren der Menükarte kommt der Appetit. Jetzt könnte man grad so schön eine Habberpause einlegen. Wenn sie schon so schöne neue Möbel in den Windjammer gestellt haben. Und was mir sonst noch auffällt, wie viele Cruiser mit einem Anthrax Shirt unterwegs sind. Da frag ich mich grad, warum dann die Big 4 Thrasher jeweils nicht mehr grössere Venues füllen und bessere Slots an Festivals kriegen. Nun, vor zwei Jahren hatten die New Yorker auf dem Schiff schon etwas wie ein Headliner Status. Aber kann mich nicht erinnern, dass damals so viele Milzbrand-Shirts anhatten. Nun, ich schweife ab, aber beim Essen hat man so seine Gedanken. Mal lesen, was so Kaufis Gedanken zu dem Disney Metal in der Lounge sind …Twilight Force
Kaufi: Eigentlich hab ich mir geschworen, dass ich keine Konzerte mehr in dieser doofen Lounge besuche. Aber was will man machen, wenn eine der Lieblingstruppen dann halt doch da spielen muss? Twilight Force werden auf ihrem zweiten Besuch auf der Cruise erneut in den kleinen Club verbannt. Technische Probleme, Soundprobleme – und über 20 Minuten Verspätung, als die Schweden endlich loslegen können. Die Tonqualität ist mehr als bescheiden, Gebrumme und Rückkopplungen über fast die ganze Show. Doch trotz all dieser widrigen Umstände spielen Neo-Sänger Alessandro Conti und seine Jungs einen engagierten Set und erhalten von der recht stattlichen Anzahl Fans grossen Applaus. Disney-Metal? Oh ja! Aber das funktioniert! Nichtsdestotrotz wage ich zu behaupten, dass sich sowohl Band wie auch Fans auf die zweite Show freuen. Selbst wenn sie in aller Herrgottsfrühe auf dem Pooldeck ist!
pam: Hm, ich wollte mir die ja auch mal antun. Aber a) Essen musste sein und b) die Lounge ist kein starkes Argument, um sein Essen abzukürzen. Und wenn ich das von Kaufi lese, hab ich ja zumindest wie erwartet lokalitätsbedingt nicht viel verpasst …
Setliste Twilight Force
- Battle of Arcane Might
- To the Stars
- Riders of the Dawn
- Enchanted Dragon of Wisdom
- Flight of the Sapphire Dragon
- Gates of Glory
- The Power of the Ancient Force
- Knights of Twilight’s Might (Outro)
Fotos Twilight Force – Lounge (Kaufi)
Fleshgod Apocalypse – Ice Rink
pam: Und c) ich bevorzuge nicht nur wegen der besseren Bühne, sondern auch soundmässig die Highspeed-Techniker aus dem Bel paese Fleshgod Apocalypse. Ich habe die Italiener vor ein paar Jahren an dem «Nothing But Metal Festival» in Malters für mich entdeckt. Und war paff, über die brutal schnell gespielten, komplexen Riffs.
Der Ice Rink ist erneut gestopft voll – so wie vorher hier bei Týr bzw. jetzt fast gleichzeitig bei Twilight Force in der kleinen Lounge. Und die Seefahrer-Meute kriegt ganz schön schnellen Technical Death Metal vor den Latz. Wer nicht nur auf Technik und Geschwindigkeit steht, der kriegt ab zu auch Klassik (Samples) eingespielt und von der Dame im Hintergrund etwas Oper-Gedudel. Und schliesslich auch fürs Auge – die Band zieht ihren Look bei den Kleidern mit Barock-Einflüssen und auch bei den Instrumenten im Klassik-Design stilecht durch. Für mich persönlich dürfte es ab und zu etwas mehr «Melodic» drin haben, aber definitiv eine Band die man sich ab und zu gönnen sollte.
Fotos Fleshgod Apocalypse – Ice Rink
Soulfly – Theater
pam: Nicht nur ab und zu, sondern immer sollte man sich einen Cavalera gönnen. Egal ob dieser mit Sepultura (das wäre zu schön, um wahr zu sein), mit der Cavalera Conspiracy, mit Soulfly oder mit Return To Roots unterwegs ist. Und die drei Letzteren sind mehr oder weniger auf dem Line-up. Heute steht Max auf dem Plan mit Soulfly. Iggor macht noch Pause, schickt aber schon mal seinen Neffen und Max’ Sohn Zyon vor, um die Felle mal schön warm zu klopfen. Uiuiui, der Junge ist ganz schön überdreht, bewegt sich ungelenkig wie ein Punk-Schlagzeuger und so reduziert ist auch sein Drum-Kit, aber was er da rausprügelt ist schon ganz in dem Stile des Onkels und kann sich mehr hören als sehen lassen.
Nicht ganz überraschend ist das Theater komplett voll. Die Cavaleras sind zwar auf der ganzen Welt eine Legende und Macht, aber mit den vielen Latinos auf dem Schiff können die Brasilianer natürlich auch von einem Heimspiel-Bonus profitieren. «Un, dos, tres»… und schon grooved es gewaltig los. Max bringt den Groove, den Antibeat in den Thrash und da braucht es kaum noch ein «Jump The Fuck Up» von dem Meister als Aufforderung an seine Jünger. Wenn einer den fetten Kahn zum Wanken bringt, dann Max mit Soulfly. Oder Max mit seinem noch fetteren Dreadlockklumpen. Da wird jeder Biber neidisch … und wenn wir schon bei fett sind, was der mit seiner fetten E-Saite rausholt, war schon zu Sepultura-Zeiten legendär und jetzt auch wieder einmal mehr bei Soulfly.
Mit «Eye For An Eye» wird DER Abriss vom Tag 1 erfolgreich beendet. Man singe noch ein bisschen «Oléeeee, Olé, Olé, Olé, Soulfly, Soulfly …». (Kaufi: DER Abriss folgt imfall erst – aber Du kneifst ja… :-)). Kaufi, das was du meinst ist kein Abriss, das ist eine Metal-Party … Soulfly ist eine Urgewalt, eine Abrissbirne 😉 .
Setliste Soulfly – Theater
- The Summoning
- Under Rapture
- Fire / Porrada
- Prophecy
- Babylon
- I and I
- Arise Again
- Rise of the Fallen
- Dead Behind the Eyes
- Back to the Primitive
- No
- Jumpdafuckup / Eye for an Eye
Fotos Soulfly – Theater (pam)
pam: Nun, was habe ich mir noch grün angestrichen? Accept … Tiamat, Mayan … hm, bis es mit den Deutschen losgeht, mach ich mal einen Kabinenbesuch. Doch die hat mich dann tatsächlich für den Rest der Nacht verschluckt. Das werde ich der heimzahlen und die nächsten Nächte mich weniger mit ihr abgeben. Jawohle! Sprach das Schaf! Oder war es Zarathustra? Mano, ich sollte während dem Essen und Schlafen nicht schreiben 😉.Accept – Theater
Kaufi: Wie meinen? Pam macht schlapp? (pam: Nö, Kabine hat mich verschluckt und nicht mehr ausgespuckt). Und der „Untergebene“ darf sich nun die Nacht um die Ohren hauen…? Ähm – Moment: DAS kommt später. Zuerst steht nach meiner ersten grösseren Pause ein echtes Highlight im Theater an: Accept! Die 80er Legende feiert ihr Debüt auf dem Schiff und es cool zu sehen, dass auch solch arrivierte Truppen durchaus für diese Art Festival zu gewinnen sind.
Ja, ich gebe zu: Ich kritisiere Accept oftmals für ihre immer wiederkehrenden Setlists. Zu wenig Abwechslung und so… Doch heute ist das jetzt genau richtig. Denn es sind doch recht viele Fans hier, welche die Truppe nicht alle Tage zu sehen bekommt. Kein Wunder also, dass der Auftritt nun eigentlich zum Triumphzug wird. Zumal Wolf Hoffmann & Co als eine von gerade mal drei Bands überhaupt zweimal 75 Minuten Spielzeit erhält. Klar, ich habe „Princess Of The Dawn“ oder „Metal Heart“ schon gefühlte hundert Mal live erlebt. Doch heute werden die Tracks wohl speziell von den Südamerikanern mächtigst abgefeiert.
Abgesehen von den Songs präsentieren sich Accept aber auch sonst wirklich von der besten Seite. Fronter Mark Tornillo macht sogar Ansagen – bekanntlich eher eine Ausnahme. Drummer Christopher Williams ist eine verdammte Maschine, unfassbar wie der auf seine Kübel eindrischt und den Rest der Band unermüdlich antreibt. Auch Aushilfs-Basser Danny Silvestri spielt grossartig auf und was die Gitarrenfraktion Wolf Hoffmann / Uwe Lulis kann, ist hinreichend bekannt. In der Summe gibt das somit – einen Triumphzug!
DIE Accept-Hymne schlechthin beendet am frühen Morgen die Show. Ganz ehrlich: Ich habe das noch selten erlebt, dass „Balls To The Wall“ dermassen abgefeiert wird! Das bis auf den letzten Platz gefüllte Theater wird zum Tollhaus und Accept lassen sich völlig zurecht richtig feiern. Wenn ich vorhin bei Delain von „hoher Messlatte“ sprach, dann sage ich nun, dass diese Show in die Top 3 der ganzen Cruise landen wird. DIESE Performance zu toppen wird für die anderen 59 Bands sehr, sehr schwer!
Setliste Accept – Theater
- Die By The Sword
- Stalingrad
- Restless And Wild
- No Regrets
- Shadow Soldier
- Princess Of The Dawn
- Midnight Mover
- Up To The Limit
- Pandemic
- Fast As A Shark
- Metal Heart
- Teutonic Terror
- Balls To The Wall
Fotos Accept – Theater (Kaufi)
Tiamat, Sodom – und eine lange Nacht
Kaufi: Da am nächsten (respektive diesem) Morgen das alljährliche «70’000 Tons Of Waiting For The Merch Shop To Open» beginnt, überlege ich mir mal: «Schlaf ja oder nein». Vorerst mal «nein». Dafür gucke ich mal bei Tiamat im Ice Rink rein. Während Kollege Sandro völlig begeistert ist, verdufte ich schon recht bald wieder, denn auch die Lichtverhältnisse für die Fotografen sind sehr schwach. Dann riskiere ich einen Ausflug ins Theater zu Sodom. Die Ruhrpott-Legende hat immerhin vernünftiges Licht und die stattliche Anzahl Fans gibt ordentlich Gas. Ich kann allerdings damit herzlich wenig anfangen und überlasse das Feld nach 20 Minuten den Leuten, denen das gefällt…
Fotos Sodom – Theater (Kaufi)
Mittlerweile ist es 2 Uhr. Und ob ihr das glaubt oder nicht: Vor dem Eingang zum Merch-Shop stehen resp. liegen bereits etwa 20 Nasen! Da ich eine Monsterbestellung von Shirts aus dem Kollegenkreis erhalten habe, ist bereits klar: Schlaf wird überbewertet. Was zu lesen holen, Kissen holen (pam: Und pam wecken!) (Kaufi: Davon weiss ich nichts!) und sich auf langweilige Stunden einrichten. Mit Kaffee geht zudem alles besser…Um 5 Uhr – also zwei Stunden bevor der Shop öffnet – ist die Schlange bereits auf weit über 50 Leute angewachsen. Alles nur darum, dass man eines der begehrten Bandshirts mit speziellem «70’000 Tons Of Metal»-Aufdruck bekommt… Die sind schlussendlich halt schon rar. Rage beispielsweise haben 100 Shirts gedruckt, Gloryhammer 150. Und die Dinger gehen weg wie warme Weggli… optisch die wohl schönsten Shirts haben Visions Of Atlantis, Delain und Eluveitie anzubieten. Halt immer eine tolle Geschichte und ein einmaliges Souvenir! Tja, und so bricht dann auch Tag 2 an…
Für mich ist ja also immer noch Tag 1. Eigentlich. Ich gammle ja mit Dutzenden von weiteren Leuten vor dem Merch Shop herum. „70’000 Tons Of Waiting“, als um halb Sieben plötzlich Bewegung in die Sache kommt. Ein Mitarbeiter beginnt die Bestellformulare zu verteilen. Das war eine Neuheit im Vorjahr und ist nicht die dümmste Idee. Um 7 Uhr beginnt nun die „Zuteilung“, Nümmerli ziehen (nicht schieben, ihr Ferkel!) ist angesagt. Die ganze Meute stellt sich mehr oder weniger auch brav in der Reihenfolge an, wie man vor Stunden aufgetaucht ist. Ich erhalte Nummer 35. Passt so. Dass es auch absolut rücksichtslose Typen gibt, ist leider wohl einfach so. Einer taucht um zehn vor sieben auf, schaut sich vorne einfach mal um – und ist schlussendlich einer der ersten im Laden. Nun ja – ich hoffe, dass ihm die Motten alle seine Merch auffressen. Arroganter, rücksichtsloser Idiot. Oder um den amerikanischen Comedian Vic Dibitetto zu zitieren: „It’s all about YOUUUU!“. Erstaunlich nur, dass niemand diesen Kerl in die Schranken weist. Aber was soll’s. Ich kriege meine Shirts und auch das eine oder andere für pam. Somit Auftrag erfüllt – Zeit fürs Frühstück! Oder Abendessen? Ist ja eben noch Tag 1…
pam: Und ich habe mir sogar vorgenommen, um 7 Uhr – wenn der Shop offiziell eröffnet – mich Kaufi und seinem Kissen anzuschliessen. Aber als ich mir das wirklich antue und aus dem Bett quäle ist der Kaufi schon im Shop drin. Das war wohl nix. Wenn wir schon hier sind, dann machen wir doch mal grad ein Foto von der Schlange, die inzwischen schon die ganze Promenade im fünften Stock quert. Längs wohlverstanden … also locker 100 Meter oder mehr.
Nun, das ist ja das Lieblingsjammerthema der Cruiser. Der Merch-Verkauf. Es hat sich in den letzten Jahren einiges zum Besseren gewendet. Das Gejammere hat sich also diesbezüglich mal gelohnt. Der aller, allergrösste Fortschritt ever der Cruiser-Geschichte: Endlich kann man die Bandshirts vorab begutachten. Warum diese ein, zwei Tage vor Leinen los nur über den inoffiziellen 70’000 Tons 2019 Facebook-Kanal geteilt wurden, ist mir aber immer noch ein Rätsel. Gut, auf dem Schiff sind diese ab jetzt auf einem Kanal des Schiffs-TV zu sehen. Das hilft doch schon gewaltig und hält wohl viele vor unnötigen Besuchen beim Merch ab, wenn sie schon vorher wissen, was sie nicht wollen oder eben unbedingt wollen und dann einen Schlaflosen wie den Kaufi als Kollegen hat …
So kommt rund eine Stunde später Kaufi mit Dutzenden Shirts zurück in die Kabine – wo ich mich inzwischen wieder dem Schlaf der Gerechten widme – und meine 4 Favorites von Rage, Coroner (auch sehr cooles Cruise-Shirt und wohl noch rarer als alles andere), Return To Roots und natürlich Eluveitie freudig in Empfang nehme. Herzlichen Dank nochmals dafür Mr. Kaufi – du wurdest deinem Namen 100% gerecht.
Also, jetzt aber noch einen weiteren Verbesserungsvorschlag: Warum muss man – zumindest nach dem offiziellen Beginn ab 7 Uhr – immer noch stundenlang anstehen? Verteilt doch einfach jedem sein Ticket mit der Nummer drauf an allen von Anfang an nicht nur immer ein paar Nasen die grad zuvorderst sind. So hat man sein Ticket schnell und kann sich wieder dem wesentlichen der Cruise widmen.
So, jetzt aber nochmals eine Stunde Nachtruhe. Bald geht’s schon wieder los mit dem Metal-Marathon auf und in der Independence of the Seas.
Fotos Merch-Schlange morgens um 7 Uhr – 70’000 Tons of Waiting (pam)
Kaufi: Schlaf? Ist überbewertet! Ich widme mich dem Frühstück und dem, was Tag zwei bringen wird. Zum Beispiel die Eröffnung der Poolbühne – mit einem furiosen Auftritt!Freitag, 1. Februar 2019 – Tag 2
pam: So, bin auch am Start und treffe Kaufi doch tatsächlich noch am Morgenessen an. Entweder er war ewig dran oder ich bin doch schnell wieder auf der Matte. Man trifft nicht nur Kaufi, sondern auch das Metal-Ehepaar Nr. 1 – die Küchles aus dem grossen Kanton – und setzt sich zusammen an einen grossen Tisch. Und dieser wird grad vollgemacht. Die halbe Rage-Mannschaft – Peavy mit Partnerin, Drummer Lucky und ihr Tour-Manager Bob setzen sich zu uns. Vor allem die Küchles und Lucky scheinen sich gut zu kennen. Es ergibt sich ein offenes Gespräch, welches auch ein paar vertrauliche Infos zu der damaligen Trennung mit Victor Smolski offenbart. Peavy trägt da sein Herz auf der Zunge. Und das wollen wir hier jetzt aber auch nicht boulevardesk ausschlachten.
Vor allem mit Bob – eine Ikone der Branche und mit viel, viel Erfahrung – tausche ich mich dann noch etwas länger aus. Dass sind die spontanen Gespräche mit Musikern und ihrem Begleittross, was die 70K Cruise als Festival auch einzigartig macht. Und nebenbei «verpflichtet» mich Lucky grad noch, ein paar Fotos von ihrer ersten und einzigen Probe mit dem Orchester zu schiessen. Da fühlt sich so ein Hobby-Knipser wie ich natürlich gebauchpinselt. Grad mit Rage bzw. dem Lingua Mortis Orchester. Die erste Scheibe von denen war ja in den 90ern meine Offenbarung betreffend Symphonic Metal im wortwörtlichen Sinne.
Nun, Kaufi hat sich schon lange in Stellung für sein wohl Cruise Highlight – gut, nebst Delain und Charlotte natürlich – gebracht … ich folge im etwas später auf den Pool.
Gloryhammer – Pool
Kaufi: Und wie ich in Stellung bin! Obwohl ich schon einen Moment wach bin… Starke Winde haben auch dieses Jahr wieder einmal für Verzögerung beim Bühnenaufbau auf dem Pooldeck gesorgt. Die Lichttraverse konnte nicht auf die eigentlich vorgesehene Höhe gebracht werden, doch glücklicherweise ist sie trotzdem so weit oben, dass die Bühne bespielt werden kann. Das Problem sind schlussendlich weiterhin die äusseren Konditionen, denn es windet auch jetzt enorm stark. Doch davon lässt sich niemand beirren – als die Tore öffnen, strömen dutzende, nein: HUNDERTE Fans aufs Pooldeck! Fronter Thomas Winkler wollte es mir nicht glauben und wird jetzt eines Besseren belehrt: Gloryhammer ziehen das Publikum in Scharen an! Einige wollen wohl einfach endlich die einmalige Atmosphäre der 70K spüren – und davon profitieren die Fantasy-Metaller zweifellos. Auch wenn sie selbst natürlich eine beachtliche Fanbase haben: Es sind unglaublich viele Leute mit Gloryhammer Shirts zu sehen…
pam: Dass die 70’000 Tons of Metal Cruise DAS Original ist, das am wenigsten Aufwand scheut, die grösste und genialste Metal-Kreuzfahrt zu sein, haben sie auch dieses Jahr wieder eindrücklich bewiesen. Wegen dem starken Wind auf dem direktesten Weg nach Haiti, hat man sich gestern nach Abfahrt in Fort Lauderdale entscheiden, dass Schiff kurzerhand umzudrehen und einfach mal drei Stunden in die falsche Richtung zu segeln. Andi Piller und sein Team hatten genau zwei Optionen: 16’000 Dollar Mehrkosten oder keine resp. verspätete Open-Air Bühne. Denn es wäre für die Crew zu gefährlich gewesen, diese gegen den Wind aufzubauen. Da ziehen wir einmal mehr unseren Hut und wohl am allermeisten Kaufi, denn sonst wäre Gloryhammer ein Poolauftritt wieder Mal verwehrt gewesen … Aber Wind ist trotzdem Scheisse und Anti-Metal-Langhaar-Frisur …
Kaufi: 45 Minuten haben Angus McFife und seine Truppe heute Zeit. Sie starten mit dem obligaten „Rise Of The Chaos Wizard“ in ihren Set und der Prinz erklärt auch sofort, dass sie heute „Songs about Hammers“ spielen wollen. Der geneigte Fan (beispielsweise ich…) erwartet nun natürlich „Legend Of The Astral Hammer“ – und wird komplett überrascht von „Quest For The Hammer Of Glory“! Auch das darauf folgende „Goblin King Of The Darksome Galaxy“ ist nicht alltäglich: Gloryhammer wollen hier den Fans wirklich was bieten. Gut so!
Es windet nach wie vor wie verrückt. Während einige der Musiker etwas mit ihren Klamotten zu kämpfen haben, sorgt die Witterung zudem für verrückte Sounderlebnisse. Von komplett leise bis zu übermässig laut ist auf dem Pooldeck alles zu hören. Der Soundmann kann einem echt leidtun – diese Bedingungen sind alles andere als einfach! Die Musikanten lassen sich allerdings hiervon nicht beirren und zocken ihren vielumjubelten Set durch.
Und der beinhaltet nochmals einen richtigen Knaller: Nach „The Hollywood Hootsman“ (frenetisch gefeiert von den Cruisern!) folgt mit „Heroes Of Dundee“ die nächste faustdicke Überraschung. Seit Album Nummer 2 auf dem Markt ist, hab zumindest ich diese Hymne kaum mehr live erlebt – Freude herrscht!
Der Abschluss ist mit „Universe On Fire“ und „Angus McFife“ hingegen standesgemäss, allerdings bleibt überraschenderweise „The Unicorn Invasion Of Dundee“ aussen vor. Doch die Krönung des „King Of California“ resp. des Hootsman darf selbstverständlich nicht fehlen. Ein restlos überzeugender Auftritt von Gloryhammer ist zu Ende, die Menschenmasse feiert und jubelt der Band zu. Spätestens jetzt fragt sich manch einer, warum zum Geier diese Truppe ihre zweite Show tatsächlich in der Lounge spielen muss! Wer immer diese Running Order zusammenstellt: Gloryhammer sind längstens ZU gross dafür… Das zeigen die Bilder vor der Poolstage!
Setliste Gloryhammer
- Infernus Ad Astra (Intro)
- Rise of the Chaos Wizards
- Quest for the Hammer of Glory
- Goblin King of the Darkstorm Galaxy
- Victorious Eagle Warfare
- The Hollywood Hootsman
- Heroes (Of Dundee)
- Universe on Fire
- Angus McFife
- The National Anthem Of Unst (Outro)
Fotos Gloryhammer – Pool (Kaufi/pam)
Warbringer
Kaufi: Kollege Sandro meint, dass ich unbedingt mal bei Warbringer reinschauen soll. Thrash Metal der Marke Death Angel? Ich bin ja zwar nicht so der Thrasher, aber DA find ich spitze – also ab ins Theater. Und in der Tat: So schlecht tönt das im ersten Augenblick gar nicht. Doch als die Kalifornier – übrigens wie Night Demon aus Ventura stammend – dann aber so richtig an der Geschwindigkeitsschraube drehen, ist’s vorbei. Mir ist’s nun ZU heftig und da ich mittlerweile über 28 Stunden wach bin, mach ich die Fliege. Etwas Schlaf muss nun sein – Pam, bitte übernehmen. Gute Nacht…
pam: Noch so gerne. Denn auch ich kenne Warbringer noch nicht wirklich und im Gegensatz zu Kaufi bin ich ja ganz offiziell ganz tief im Herzen ein Old Skul Thrasher. Und Thrashen tun die Jungs definitiv – allen voran Fronter John Kevill ist eine explosive Bank, auch wenn es nicht immer 100% mein Geschrei ist.
Das Theater ist nicht voll. Jedoch um den Mittag rum Indoor voll zu machen, ist ja auch nicht grad Sonntagsschule. Umso mehr wollen Warbringer den Anwesenden beweisen, was sie draufhaben mit ihrem rohen Thrash/Speed Metal im Stile der 80er von frühen Metallica, Slayer oder Exodus. Sie nutzen die Gunst der frühen Stunde.
Ins Auge und Ohr sticht mir nebst John vor allem Basser Jessie Sanchez. Am Tieftöner hatten die 2014 gegründeten Warbringer schon einige Wechsel zu verzeichnen. Ich weiss nicht, was die anderen draufhatten, aber Jessie, der seit 2016 mittut, würde ich ins Standard-Menu übernehmen. Er zupft und hämmert immer wieder mal ganz schön fett.
Das Set im Theater ist ganz aufs neue Album fokussiert, während sie dann beim zweiten Auftritt auf der Cruise in der Lounge ihre Klassiker zum Besten geben wollen. Etwas was ich bekanntlich jeweils nicht so verstehe, dass eine Band nicht in der grösseren, besseren Location jeweils ihre Klassiker raushaut, mit denen man auch neue Fans gewinnen kann und dann den bestehenden Anhängern im kleineren Rahmen neue(re) Songs präsentiert. Dazu leider später nochmals mehr …
Fotos Warbringer – Theater (pam/Kaufi)
Eluveitie – Meet & Greet wird zur exklusiven Listening Session – Viking Lounge
pam: Ich check mal, wann die Listening Session von Eluveitie sein könnte. Bisher hab ich diesbezüglich noch nichts gelesen und Fabienne Erni war gestern ziemlich erstaunt, als ich ihr sagte, dass ich mich darauf freue. Sie wusste scheinbar davon nichts … und wie mir später Chrigel bestätigt, die ganze Band nicht, dass neue Songs präsentiert werden sollen. Zwar habe Elu dies schon vor Monaten an Andy angeboten, dann jedoch nichts mehr gehört.
Und heute – ja, heute ist das Meet & Greet, wie ich jetzt grad mit Schrecken feststelle und die läuft schon seit einer halben Stunde – erfuhr unsere Helvetier-Truppe in letzter Minute, dass man jetzt eine Listening Session mache. Ui, schnell muss sich die Band organisieren, damit überhaupt Material vorhanden ist, das abgespielt werden kann. Ja, das ist typisch Cruise: Die Bands erfahren meist ganz kurz vorher von ihrem Glück, aber für die Fans ist es dann jeweils schon ziemlich einzigartig. Wie im Warm-up schon geschrieben, welche Band und vor allem an welchem Festival, hört man sechs komplett neue Songs Monate vor dem Release?
Nun, nichts wie 12 (!) Stockwerke vom Theater in die Viking Loung hochrennen und hoffen, dass noch ein, zwei Songs gespielt werden. Doch als ich ankomme, schreiben sie noch fleissig Autogramme. Nochmals Glück gehabt, die Listening Session hat noch nicht angefangen. Und die Küchles haben für mich in der ersten Reihe einen Stuhl freigehalten. Absicht oder nicht. Ich nehme dankend an.
Irgendwann sind auch die letzten Fan-Utensilien signiert und alle Fotos mit der Band gemacht. Chrigel erzählt zuerst noch etwas zum neuen Album. Dann ist es endlich soweit: Wir dürfen Songs von «Ategnatos» geniessen. Die ersten? Nicht ganz, «Rebirth» wurde ja schon 2017 rausgehauen und ist schon länger fixer Bestandteil der Live-Sets. Und wer die eine oder andere Elu-Review von mir gelesen hat, weiss, dass ich diesen neuen «Signature-Song» liebe. Somit sind auch meine Erwartungen an die neue Scheibe sehr hoch.
Ich möchte jetzt nachfolgend nicht zu stark ins Detail der einzelnen Songs gehen. Dafür reicht einmal hören nicht, die ausführlich Review inklusive Interview mit Chrigel zum neuen Album folgt in Kürze. Aber nachfolgend meine spontanen Eindrücke, notiert bei der Listening Session mit der ganzen Band (ausser Kai, dazu mehr später).
- Ategnatos: Der Titelsong ist auch der Eröffnungssong. Das bei vielen Elu-Scheiben gewohnte Intro ist direkt in den Song integriert. Dementsprechend gemächlich startet dieser. Doch schnell wird es sehr episch, bombastisch im Stile von „Rebirth“. Der erste Eindruck erfüllt meine hohen Erwartungen schon mal sehr gut.
- Deathwalker: Song Nummer drei ist heute als Nummero zwei am Start. Hier geben meine Notizen preis, dass dieser ein geiles Riff hat und speziell der Refrain – Chrigel zusammen mit Faby – wiederum sehr episch und vor allem ohrwurmig ist.
- Black Water Down: Anfangs eher Old Skul Nummer, Chrigel kreischt/growlt sehr geil, während der Refrain gesungen von Fabienne an Delain bzw. Charlotte erinnert. Im zweiten Teil des Songs offenbart sich mit einer Tempobeschleunigung ein Hammergroove. Einmal mehr sehr viel Abwechslung wie eigentlich alle neuen Stücke, die ich bisher gehört habe.
- Ambiramus: Wir werden von Chrigel vorgewarnt, dass der Song eher poppig ist und wohl auch gemäss Nicole am meisten Kontroversen unter den Fans auslösen wird. Nun, kann ich jetzt nicht ganz bestätigen. Er ist zwar von der Länge her mit unter drei Minuten eher im Pop-Bereich einzuordnen. Aber alles andere find ich ganz vertretbar. Gut, der Gesang ist sicher speziell, aber Fabienne hat eine tolle, variantenreiche Stimme, warum diese nicht auch etwas ausreizen? Also ich fand damals «Call Of The Mountains» und eigentlich auch heute noch gewöhnungsbedürftiger. Mir gefällt Ambiramus. Er animiert zum Hüpfen. Und Hüpfen ist ja nie falsch. Wer ist schon gegen Hüpfen? Das wäre ja wie gegen Katzenbabies sein.
- Worship: Der Anfang erinnert an einen Movie-Soundtrack und für einmal soll ein Sprecher mit schottischem Akzent nicht passen (dazu in meiner Album Review mehr). Und so hat man einen gewissen Randy Blythe (Lamb of God) angefragt … dem gefiel der Song so gut, dass er dann auch grad ungeplant beim Refrain mitgegrowlt hat. Sehr düstere Angelegenheit. Sogar das Gefiddle von Nicole lockert diese für einmal nicht auf, sondern unterstreicht diese sogar.
… und jetzt fehlt mir tatsächlich ein Song auf der Liste. Hm, da hat mich der Bündner, der sich irgendwie im 15. Stock verloren hat und nicht verstehen will, warum wir hier alle so still Songs ab Band lauschen, etwas abgelenkt. Chrigel kann ihn mit Müh und Not etwas beruhigen. Tut mir leid der Worte, aber das war ein ziemlicher Depp. Als ich ihn später beim Pizzaessen nochmals erlebe, tut mir der fast ein bisschen leid. Warum auch immer.
Nun, das erste Fanzit zur neuen Elu ist von mir, mit dem was ich bisher hörte, schon mal sehr positiv. Ich freue mich, den Download für die Review in wenigen Tagen zu erhalten und dann zwei Monate später schliesslich das neue Album – ich brauch noch Physisches – in den Händen zu halten.
Fotos Eluveitie – Meet & Greet/Listening – Viking Lounge (pam)
Rage & Lingua Mortis Orchestra – Probe – Lounge
pam: Mehr als ein kurzer Schwatz mit den Elu-Leuten liegt nicht drin. Denn jetzt proben Rage mit den lokal zusammengewürfelten Orchestermusikern in der Lounge. Und wenn man da schon exklusiv eingeladen ist, ein paar Fotos zur Dokumentation für die Band zu schiessen, geht man auch gerne in die Lounge. Und so im intimeren Rahmen ist die auch gar nicht so übel.
Das Orchester füllt den Zuschauerbereich (sagt so viel aus, wie gross das Orchester oder halt eben auch wie klein die Lounge ist …) und die drei Jungs von Rage stehen im Hintergrund auf der Bühne. Es ist die erste gemeinsame Probe für alle Beteiligten. Aber sowohl Band als auch die Orchestermusiker inklusive deren Dirigenten sind genug professionell und erfahren, dass sich das von der ersten Sekunde wie ab Band anhört.
Dirigent und Band bzw. bei Letzterer vor allem Lucky an den Drums geben den Rahmen für alle vor. Rage mit Lingua Mortis ist voll mein Ding. Da bin ich in erster Linie nicht «Fotograf», sondern Fanboy. Nehm meinen Job aber natürlich sehr ernst. Mehr zu Rage & LMO dann bei den Konzert-Reviews in den nachfolgenden Seiten …
Arkona – Pool
pam: Während der Rage LMO Session springe ich kurz mal zur Poolbühne hoch. Denn dort spielen jetzt Arkona – leider schon seit mehr als einer Stunde. Zumindest gemäss Plan. Doch ich hab Glück, sie fangen grad erst an, als ich bei der Open-Air-Bühne ankomme. Und mit ihnen ein ziemlich heftiger Platzregen. Ich will zumindest ein paar Fotos schiessen … und nach drei Minuten bin ich klitschenass. Da haben die Russen grad ziemlich Pech. Zuerst müssen sie lange warten, bis alles bereit ist und dann schifft es auch noch auf dem Schiff – praktisch die ganze Bühne ist geflutet, trotz dem immer noch zu tief fliegenden Dach. Es regnet quer. Dementsprechend spärlich ist das Publikum bzw. die stehen alle irgendwo auf den Seiten, wo man vom Nass geschützt ist.
Ironischerweise hat sich Mascha nur in einen Gumelsack mit Fetzen dran gehüllt und nicht wie bei ihrer ersten Cruise in dicke Felle, die sich mehr für Sibirien im tiefen Winter als in der Karibik eignen … heute wären die Felle schon fast angebracht. Nichtsdestotrotz lässt sie sich und ihre Jungs überhaupt nichts anmerken und es geht gewohnt deftig ab auf der Bühne. Schon sehr cool, dass man sich wegen ein bisschen Sintflut nicht aus dem Konzept bringen lässt.
Doch wegen des intensiven Regens fällt es mir leichter wieder zu Rage runterzugehen. Ich nutze die Gunst des Runterlaufens grad für einen T-Shirt-Wechsel. Es langsam Zeit für sich für Elu heute Abend zu outen. Und das vorher getragene Rage Shirt darf sich trockenruhen.
Fotos Arkona – Pool (pam)
Grim Reaper – Ice Rink
pam: Eine dieser Bands, die jeweils irgendwo bei einer Festival-Review von Kaufi aufpoppen und in den 80ern scheinbar eine grosse Nummer waren. Frag mich, woher er die immer kennt. So alt ist der doch gar nicht?!? Gut, wenn man Wikipedia fragt, dann nicht ganz so (also nicht Kaufis Alter – dazu schweigt Wiki –, sondern bezogen auf die grosse Nummer). Sie gehörten zwar zur New Wave Of British Heavy Metal (NWOBHM) und die Briten waren ein, zwei Mal in den Top 100 der US-Charts.
Geblieben von Kaufis Review vom Bang Your Head Festival !!! (siehe Review) ist mir, dass Frontmann Steve Grimmett mit einem Bein weniger die Bretter die die Welt bedeuten betritt. An Krücke oder auch ab und zu dann wieder mal vom Rollstuhl aus kreischt. Darf man jetzt schreiben, dass ich mich jetzt vor allem aus Respekt und vielleicht auch Mitleid in den Ice Rink begebe? Nun, jetzt ist es ja schon geschehen. Der Mitleidfaktor ist zum Glück gleich verflogen, als mir Steve im Fotograben den Finger zeigt. Auch wenn es nur Gepose ist. Weder als Fan noch als Fotograf steh ich drauf. Ich find’s weder cool noch originell. Zwar schön, wenn man für die Knipser ein bisschen posed, aber bei mir werden Stinkefinger immer sofort wieder gelöscht (Anm. Kaufi: Ach, so schlimm ist das nicht. Solange es wirklich nur Gepose ist… 😉 ).
Nun, für sein Alter und kaum übersehbarem Handicap, gibt er ganz schön Gas, der Herr Grimmett. Manchmal auch … ja grimmig. Musste sein, aber passt auch. Nomen est hier im Deutschen Omen. Ob er einfach auf Sensenmann macht? Gut, zu negativ soll er jetzt auch nicht rüberkommen. Er hat durchaus einen rohen Charme, was auch zu ihrer doch eher rohen Auslegung von NWOBHM passt.
Am Ende ist es eine der Bands bei der ich mir sage, cool mal gesehen und gehört zu haben. Aber das reicht mir auch. Kaufi, darfst gerne kommentieren – auch wenn du wohl grad im Tiefschlaf bist (Anm. Kaufi: Werde ich – bei der zweiten Show dann!).
Fotos Grim Reaper – Ice Rink (pam)
Tristania – Theater
pam: Ob die norwegische Symphonic Metal Band der ersten Stunde des Genres – als Female Fronted mit etwas Orchester ab Band/Keyboard irgendwann gleichbedeutend zu Symphonic wurde – Tristania (uiuiui, brutaler Schachtelsatz-Alarm) auch zu der Once-in-a-lifetime-is-enough-Sorte (OIALIE) gehört, hab ich für mich noch nicht ganz geklärt. Gut, eigentlich schon, weil ich hab sie schon mehr als einmal live erlebt.
Als ich damals Ende 90er grad so auf Nightwish gestossen bin, wurde mir auch Tristania empfohlen. Aber gepackt hat mich dann die blind gekaufte Scheibe «World of Glass» nie. Und live eben desgleichen. Da mir jedoch die Positionierung der Band grundsätzlich gefällt, schau ich aber gerne wieder mal vorbei. Ist ja nicht weit vom Ice Rink ins Theater …
Der teilweise düstere, einlullende Gesang von Kjetil Nordhus hat was von Pink Floyd und grundsätzlich was. Für meinen Geschmack hat es etwas viel Geschrei von dem einen Gitarristen, da gefällt mir der Clean Gesang von Kjetil viel besser. Lieber mehr davon. Und natürlich vom nicht ganz unbekannten Mädel Mariangela „Mary“ Demurtas aus Sardinien – vor allem wenn sie klassisch-opernhaft singt. Sehr, sehr hühnerhäutig. Die zierlich-schöne Mary liefert dann auch ein theatralisches, wunderschönes Duett mit dem Zwei-Meter-Hünen Kjetil. Inklusive seines Barts wirkt das ein bisschen wie the Beauty and the Beast. Schön hörbares Kino.
Leider ist jedoch im überraschend schwach besuchten Theater wieder Mal der Bass Hausmeister. Schade, da brummt es ab und zu viel davon aus den Boxen – zuungunsten dem restlichen Soundspektrum. So oder so, ganz abschreiben kann ich Tristania immer noch nicht. Es hat schon was und wer weiss, irgendwann packt es mich doch noch ganz. Aber eine OIALIE waren sie bei mir definitiv nie.
Fotos Tristania – Theater (pam)
Coroner – Pool
pam: Die Schweizer Tech-Metal-Pioniere Coroner haben mich dafür vor ein paar Jahren auf der 70’000 Tons of Metal Cruise deftig gepackt. Ihr grooviger (Gesang) Thrash wirkt auf mich mit jedem Song geiler. Und wohl nicht nur auf mich. Das Oberdeck ist nach dem Platzregen wieder sehr gut besucht.
Etwas Schmunzeln muss ich bei der Vorstellung der Band: «Keyobard: Däni Stössel». Die Herkunft kann und muss man nicht verleugnen. Mit Coroner und Eluveitie haben wir auf jeden Fall zwei der bestmöglichen Vertreter ihrer Genres aus unserem Lande auf der Independence.
Das finden natürlich auch Chrigel und Nicole sowie mit Rafi und Alain weitere Mitglieder von Eluveitie (siehe nachfolgende Fotos), die ihrem Produzenten Tommy Vetterli ihre Aufwartung machen.
So, das war fett. Zeit was – leichtes 😉 – zu essen. Und das ist wie schon erwähnt in diesem Jahr irgendwie noch einen Ticken besser, mehr Auswahl und Abwechslung beim Buffet. Vor allem auch gesünder mit mehr frischem Gemüse und vor allem Salaten. Aber ich geb’s zu, wenn man so beim Fleisch, Pasta, Mexicana etc. Buffet vorbeischlendert, dann hat’s schnell keinen Platz mehr für Grünzeugs auf dem Teller. (Anm. Kaufi: Also ich kann mein Fleisch zur Not auch ohne Gemüse essen….?)
Fotos Coroner – Pool (pam)
Nile – Pool
pam: Auf dem Weg zu Ensiferum runter ins Theater gibt’s sozusagen als Dessert noch ein bisschen Nile. Technisch ist das schon der Hammer, was die Amis da abliefern. Aber die Growls sind hier für mich schon zu deftig. So werde ich auch dieses Jahr mit Nile einmal mehr nicht 100% warm.
Ensiferum – Theater
pam: Wooah, im Theater pogt der Bär. Wilder Ritt im Pit. Crowdsurfing am Fliessband wie es man auf der Cruise nicht so oft und jeder Band sieht. Hat sicher auch etwas mit dem Durchschnittsalter der Cruiser zu tun.
Was sofort auffällt, Ensiferum sind zu einem Quartett geschrumpft. Ohne Dame am Akkordeon. Das haben sie glatt zu Hause gelassen. Das Instrument meine ich. Wo die Dame ist, weiss ich leider auch nicht. Zuletzt war es ja Netta Skog. Nun, somit kommt etwas mehr ab Band bei den Schwertträgern als auch- schon. Die vielen von Gastmusikern aufgenommenen Folk-Instrumente kamen live bisher schon mehrheitlich in Form von Samples daher.
Doch das hat bisher wohl noch nicht und schon gar nicht heute gestört. Der Hammerstimmung tut es hier grad keinen Nachteil. Stimmungsmässig ist es der Höhepunkt von den Konzerten, die ich auf der 70’000 Tons of Metal Cruise Ausgabe 2019 bisher erlebt habe. Das wird schwierig zu toppen. Die Finnen passten mir schon immer, aber so geil wie heute kamen sie mir bisher noch nie rein. Sie sind sehr cool drauf. Mehr Bewegung als sonst. Da sieht man sogar ein Hinter-Kopf-Gitarren-Duell … was dann zum Riff von «Sweet Child O’ Mine» ausartet. Respekt alter Finne. Das könnten die wenigsten vor dem Kopf geschweige dahinter so perfekt slashig covern.
Als Rausschmeisser dient dann eine Polka ab Band und nochmals dreht der Pit am Rad. Gerne mehr davon (also von Ensiferum live) und das sei jetzt schon verraten – bei einer Review kann man eben auch in die Zukunft schauen, weil man die ja schon erlebt hat – das kriegen wir auch!
Setliste Ensiferum
- By The Dividing Stream (Intro)
- From Afar
- Token of Time
- In My Sword I Trust
- One More Magic Potion
- Wanderer
- Way of the Warrior
- Two of Spades
- Burning Leaves
- Guardians of Fate
- Sweet Child O‘ Mine (Guns n‘ Roses Cover)
Fotos Ensiferum – Theater (pam)
Atrocity – Ice Rink
pam: Germanischer Alte-Schule-Todesmetall. Wie schon vor ein paar Jahren als Atrocity auf der Cruise waren, gibt es auch heute keine Melodie-Schlacht. Gefühlt ist es eine ziemlich ähnliche Setliste wie damals, bestehend aus älteren Songs, bei denen brutale Härte und Geschwindigkeit noch das Elixier der Band war. Schade, wie ich finde. Denn «Atlantis» aus dem Jahr 2004 gehört für mich zu einem der besten Alben überhaupt. Melodie und Härte finden das Gleichgewicht. Und so kommt die die Hammer-Clean-Stimme von Alexander Krull wieder nur gesprochen Auslauf.
Auch ein «Love Is Dead» – einer der grössten Anti-Ohrwürmer überhaupt – oder gar ein Werk 80’er Stück (metalisierte, dark-rockisierte Covers von 80er Pop-Songs) würde ich nicht ausschlagen. (Anm. Kaufi: Werk 80? Au ja, DA wäre ich auch dabei!) Vor allem Ersterer wäre verdammt geil, mal live zu erleben.
Nun, nebst dem Extrem-Geknüpple – mehr Tempo als bei «Death By Metal» geht glaub nicht mal auf der Deutschen Autobahn – bietet Meister Krull und seine Mannen den selbigen aus dem Publikum (natürlich auch den Mädels) was fürs Auge. Bei drei Songs kommt jeweils die zum Songthema passend gekleidete Dame auf die Bühne – z.B. die «Satansbraut». Und wer Atrocity-Artworks kennt, weiss, dass sie einen guten Geschmack haben… Schade, dass der Rink nur zu gut 1/3 gefüllt ist, und somit viele diesen Augenschmaus verpassen.
Zum Abschluss gibt es dann doch noch einen Atlantis Song mit «Reich of Phenomena». Selbstredend, dass dies einer der härteren Songs von diesem Überalbum ist …
Auch bei der zweiten Show von Atrocity auf der Cruise 2019 ändert sich die Setliste kaum und somit darf ich weiter hoffen, doch noch mal einen melodiöseren Tag von Atrocity zu erwischen. Die Songs dazu hätten sie wie erwähnt auf jeden Fall abendfüllend vorhanden.
So, jetzt darf dann Kaufi wieder mal übernehmen. Ich hoffe, der kommt wieder mal aus seinen Federn … und ich hab jetzt Hunger. Dafür lass ich mal Obituary gut sein … aber noch auf der Cruise finden wir einen neuen Metalinsider (Lukas), der uns von den Death Metal Veteranen berichtet. Ich melde mich mal bis zu einem absoluten Cruise Highlight – Eluveitie – ab.
Setliste Atrocity – Ice Rink
- Intro
- Masters Of Darkness
- Shadowtaker
- March of the Undying
- Necropolis
- Gates To Oblivion
- Spell Of Blood
- Satans Braut
- Death by Metal
- Reich of Phenomena
- Outro
Fotos Atrocity – Ice Rink (pam)
Kamelot – Pool
Kaufi: So, ich melde mich zurück – und ich bin imfall schon lange wieder aus den Federn… Nach wenigen Stunden Ruhe, einem Interview mit Gloryhammer und ansonsten rumhängen, will ich nun Kamelot wieder mal eine Chance geben. Aufgrund des Regens am Nachmittag ist der Zeitplan auf der Poolstage allerdings völlig über den Haufen geworfen worden. So starten die Amerikaner massiv verspätet mit ihrer Show. Die zahlreich anwesenden Fans ist das allerdings recht egal. Tommy Karevik & Co. bieten einen überzeugenden Auftritt. Und obwohl ich mit der Truppe immer noch nicht recht warm geworden bin: Schlecht ist das keinesfalls. Insgesamt überzeugt es zwar die Fans mehr als mich, doch immerhin bleibt uns dieses Jahr ein Gastauftritt der Arch Enemy Frontdame erspart… Und während sich pam also den Ranzen vollschlägt, mach ich mich jetzt aber auf in den Ice Rink, da wartet eine Band, die deutlich mehr nach meinem Gusto ist!
Fotos Kamelot – Pool (Kaufi)
Obituary – Theater
Luke: Obituary im Royal Theater – die Location ist bereits bei Beginn gut gefüllt, die Band aus Florida hat natürlich fast ein „Heimspiel“, auch wenn man bereits etwas weiter von der Küste von Florida weg ist. Als Intro läuft „Snortin Whiskey“ von Pat Travers durch die PA, wie schon bei den letzten Shows. Ich find das ja immer super, ein Blues-Rocker bevor die Band mit ihrem Old School Death Metal loslegt… Mit „Stinkupus“ legt die Band gleich mit dem ersten Kracher vom Kult-Album „Slowly We Rot“ los. Und sofort fällt auf: nicht nur das Publikum ist euphorisch, auch die Band ist super drauf! Auch im weiteren Verlauf des Sets habe ich das Gefühl, das besonders Sänger John Tardy super gelaunt zu sein scheint. Während er in Europa oft das ganze Konzert bis auf den Gesang das Mikro sehr wenig bis gar nicht benutzt, also wenig mit dem Publikum kommuniziert, und sein Gesicht durchgehend hinter seinen langen Haaren versteckt, ist er hier an Bord doch sichtlich gut gelaunt. Man sieht ihn lächeln und hört sogar die eine oder andere Ansage zwischen den Liedern.
Mit zwei Tracks von „Back From Death“ aus dem Jahr 1997 kommt man zum Block mit neueren Liedern – 5 Tracks von den letzten beiden Alben in einer Reihe erwecken ein bisschen den Eindruck, dass viele Leute im Publikum wirklich auf die ganz alten Klassiker warten. Die Stimmung ist zwar durchgehend gut, aber halt dann doch nicht ganz so euphorisch wie bei den grossen Klassikern, obwohl das Songmaterial meiner Meinung nach locker mithalten kann. Ich persönlich hätte deswegen auch gerne mehr von „Inked In Blood“ gehört, welches ich im Band-Katalog für eine der stärksten Scheibe halte, aber das ist halt jeweils Geschmackssache…
Nach diesem neueren Teil geht es wieder zu den älteren Alben von vor dem ersten Band-Split 1998, die Stimmung steigt und die Moshpits sind praktisch bei jedem Lied aktiv. Die Band spielt sich souverän durch den Katalog und das Set erhält mit dem Doppel „Chopped In Half / Turned Inside Out“ (von „Cause Of Death“) und dem obligatorischen „Slowly We Rot“ (vom gleichnamigen Album) seinen Höhepunkt und gleichzeitig das Ende. Das Publikum ist begeistert, und so auch ich. Obwohl ich Obituary schon oft gesehen habe war das wohl die beste Show bisher, rein von der Spielfreude der Band her. Und direkt vor der Bühne passt diesmal auch der Sound, was leider nicht von allen Royal Theater-Konzerten gesagt werden kann. Wie ich später erfahren habe war der Sound aber auch bei Obituary nicht in der ganzen Location gleich gut…
Setliste Obituary
- Stinkupus
- Threatening Skies
- By The Light
- Sentence Day
- A Lesson In Vengence
- Visions In My Head
- Turned To Stone
- Straight To Hell
- Find The Arise
- Deadly Intensions
- Don’t Care
- I’m In Pain
- Chopped In Half / Turned Inside Out
- Slowly We Rot
Vicious Rumors – Ice Rink
Kaufi: Wenn es um unterbewertete Bands geht, müsste der Name Vicious Rumors weit oben stehen. Seit 40 Jahren ist Geoff Thorpe im Business. Der ganz grosse Wurf blieb ihm allerdings immer verwehrt, und daran dürften die häufigen Sängerwechsel wohl einen grossen Anteil haben. Zwar ist Thorpe noch weit davon entfernt, ein Christian Constantin des Heavy Metals zu sein, der aktuelle Fronter Nick Courtney (seit 2018 dabei) ist allerdings doch bereits der neunte Sänger in der Historie der Band.
Ein Hüne eines Mannes hat sich der Chef hier geholt! Mit seinen langen, pechschwarzen Haaren und gespickt mit Nieten und Leder repräsentiert Courtney alle Klischees eines Metalhead. Und seine Stimme? Verdammt, der Typ ist richtig gut! Vom Opener „Digital Dictator“ bis zum Rausschmeisser „Don’t Wait For Me“ überzeugt der Kerl restlos. Auch als Performer – ich habe keine Ahnung, wie lange Nick schon auf der Bühne steht, jedenfalls zeigt er eine überzeugende Rock Show! Er post, er hat Spass und er singt grossartig. Es ist nicht so, dass seine Vorgänger schlecht waren – doch Nick Courtney ist einfach richtig gut! Oh, hab ich das schon gesagt?
Erschreckend ist nur, dass die Band so wenig Aufmerksamkeit erhält. Kurz vor Beginn der Show sind vielleicht grade mal 50 Nasen im Ice Rink. Immerhin folgt in den nächsten Minuten noch Verstärkung, sodass es zumindest vor der Bühne etwas voller aussieht. Und die Stimmung ist da auch richtig gut, die Fans haben sichtlich richtig Bock auf den klassischen US Power Metal. Im Zentrum der Show steht das Vorzeige-Werk „Digital Dictator“, welches die Hälfte des Programms ausmacht. Zumindest in meinen Ohren ist jedoch „Down To The Temple“ DAS Highlight. Tja, somit werde ich wohl auch nicht drum rumkommen, den zweiten Auftritt der Kalifornier in der Lounge anzuhören. „Sehen“ ist da ja eher schwierig…
Setliste Vicious Rumors – Ice Rink
- Digital Dictator
- Minute to Kill
- Towns on Fire
- Lady Took a Chance
- Abandoned
- Down to the Temple
- Hellraiser
- Don’t Wait For Me
Fotos Vicious Rumors – Ice Rink (Kaufi)
Kaufi: So, was steht noch auf dem Programm an diesem Abend? Eluveitie, Rage, Krisiun, Paradise Lost, Vomitory, Napalm Death – ääähm: Ich habe noch Schlaf nachzuholen. Dies ist eher die Baustelle für pam und Sandro. Ich mache dann mal Feierabend. Ich bin dann wieder da zur letzten Band des Tages. Oder ist es dann die erste am Tag 3?Eluveitie – Pool
pam: Ja da übernehm ich doch mit Handkuss, Herr Kaufi. Doch meine «fanatische» Vorfreude wird etwas getrübt. Wie schon erwähnt, ist man auf dem Oberdeck rund 40 Minuten im Verzug. Und wer jetzt grad meine Vorlieben und gleichzeitig die Running Order der 70’000 Tons of Metal Cruise 2019 kennt, weiss warum. Für alle anderen die es wissen möchten: Eluveitie gehört zu den drei ausserwählten Bands, die einen 75 minütigen Slot haben und bis Punkt 23 Uhr spielen. Gemäss Plan. Und beim gleichen Glockenschlag starten Rage & The Lingua Mortis Orchestra. Da hab ich also schon eingeplant, dass ich entweder etwas früher von Elu losrenne oder die ersten Minuten von Rage & LMO verpasse. Beamen geht leider noch nicht, es müssen acht Etagen runtergerannt werden. Doch jetzt kommt‘s halt ganz übel … es nicht nur ein paar Minuten, sondern rund 40 Minuten, die ich von einer meiner beiden bevorzugten Bands verpassen werde. Fick dich Wind. So, dass musste jetzt mal gesagt sein.
Aber hey, genug geflähnt, die grösste Schweizer Metalband aller Zeiten – nicht nur anzahlmässig – steht jetzt vor mir auf der Bühne mitten in der Karibik. Und Eluveitie machen einen topmotivierten Eindruck, ihren Headlinerstatus zu bestätigen. Leider nur zu acht. Kai hat einmal mehr vor seiner starken Flugangst kapitulieren müssen. Und gegenüber anderen Auslandtouren hat man sich auch nicht um einen Tour-Ersatz bemüht. So kommt der Bass leider ab Band. Meine Meinung dazu hab ich schon oft kundgetan und mach da auch vor Elu nicht halt: Ich find‘s nicht gut. Ein bisschen Fanbonus haben die Helvetier aber schon in meiner Kritik dazu 😉. Und andererseits, wer hat sonst schon acht Musiker auf der Bühne mit einer solchen Auswahl an Instrumenten? Gut, LMO … könnte weinen, dass sich grad diese beiden überschneiden müssen. Wie vor zwei Jahren Therion und Haggard … Déja-vu.
Zurück zum jetzt. Und dieses ist leider vom Winde verweht. Eluveitie haben einen schlechten Start vor sehr gut gefüllten Reihen. Wie schon – genau – Haggard vor zwei Jahren, ist es wohl fast ein Ding der Unmöglichkeit bei stetig wechselnder Windrichtung acht Instrumente gleichzeitig gut abzumischen. Oder man braucht sicher länger, bis es einigermassen passt. Und das tut es schliesslich zwei, drei Songs später auch. Ganz «perfekt», wie wir es von ihnen gewohnt sind, wird es aber die ganze Show nicht. Fick dich Wind zum zweiten.
Grad die neuen Songs, die heute ihre Konzertpremiere feiern und ja offiziell noch gar nicht veröffentlicht sind bzw. nur ein paar wenige Fans heute Morgen bei der Listening-Session schon mal gehört haben, wird’s schwierig. Bei den Klassikern überspielt wohl die Erinnerung die verwehten Passagen, bei den noch Unbekannten geht das leider nicht. Zum Beispiel beim epischen Titelstück «Ategnatos» ist das eine himmelweiter Unterschied zwischen dem was wir am Morgen ab Band gehört haben und hier jetzt nur in Bruchstücken zugeweht kommt.
Umso mehr tut es mir für die Band leid, die wirklich showmässig alles richtig macht und sehr gut abgeht. Die bestehenden Fans holt man damit sicher gut ab. Aber rein soundmässig wird man eher wohl nicht viele neue dazugewinnen. Da kommt meine zweite leise Kritik, die für mich als Fan schon fast an Blasphemie glänzt: Warum spielen sie auf der proppenvollen Pool-Bühne die neuen Songs? Ich hab das schon bei anderen Bands geschrieben: Ich würde auf dem Oberdeck, bei dem einfach auch viele mal so reinhören und rumstehen, die Songs spielen, die sich live bewährt haben und dann auf der kleineren Bühne im intimeren Rahmen (gut bei Elu’s zweiter Show im Theater ist es ja nicht wirklich viel intimer, aber da hat man weniger Laufkundschaft) mit den Fans die neuen Stücke teilen. Besonders bei den verkackten Windverhältnissen heute wäre das im Nachhinein sicher die bessere Lösung gewesen.
Und zurück zum Bass … leider führten scheinbar technische Problem dazu (jemand soll über ein Kabel gestolpert sein…), dass dieser nicht immer ganz synchron mit dem Live-Sound (oder umgekehrt) ist.
Nun, die technischen und naturgegebenen Probleme von Eluveitie erleichtern mir den Entscheid, drei, vier Songs vor Schluss runter ins Theater zu rennen, um möglichst wenig von Rage mit dem LMO zu verpassen … und ich bin überzeugt, mit der grundsätzlich sehr guten Performance, werden Eluveitie ohne diese Probleme im Theater am letzten Abend alles vergessen machen und das Schiff im Sturm erobern. Jawohl, du Wind. Im Sturm!
Setliste Eluveitie – Pool
- Ategnatos
- King
- Nil
- Omnos
- Artio
- Quoth the Raven
- Ambiramus
- A Cry in the Wilderness
- Kingdom Come Undone
- Breathe
- Black Water Down
- Drum Solo
- Havoc
- Rebirth
- Inis Mona
Fotos Eluveitie – Pool
Rage & The Lingua Mortis Orchestra – Theater
pam: Die Pioniere des wirklich wahren Symphonic Metals bzw. man kann schon sagen der Pionier Peavy Wagner spielen auf der Cruise ihr zweites Lingua Mortis Album aus dem Jahre 1998 komplett durch. Nun, wenn ich wählen könnte, dann hätte ich gerne das erste oder das dritte. Aber da ich das nicht konnte, nehm ich natürlich auch «XIII». Denn Rage gefällt mir eh und klassische Musik sowieso. Also kann da nicht so viel schief gehen.
Nur, grad mit Orchester hab ich halt schon auch grad noch gerne etwas Opera. Ich mag Peavys Stimme sehr, aber wenn schon Orchester, dann wäre es schön, auch beim Gesang noch mehr Bombast durch Chöre und auch etwas Sopran zu haben. Wie beim dritten LMO-Album mit Frauengesang. So, genug gejammert. Bei diesem Album singt keine Dame und somit auch keine auf der Cruise mit Peavy.
Leider – einmal mehr – muss ich sagen, dass so viel Aufwand und Herzblut etwas schlecht belohnt wird. Das Theater ist nur halb voll. Das lässt sich sicher mit Eluveitie erklären, die grad ziemlich vor vollem Haus auf dem Oberdeck abgehen, aber nicht nur. Selbst nach Ende von Elu ändert sich nicht viel. Für mich bleibt es für immer ein Rätsel, wieso Rage nicht mehr Zuspruch hat. Grad auch von einem Kaufi, der ja sonst doch genau auf diese Art von melodiösem Sound steht. Rage sind nicht nur reiner Power Metal, die Musik, die Riffs sind komplexer, aber dennoch bewegen sich die Deutschen auch in diesen Gewässern.
Und ja, wenn auch für mich unverständlich, Metal und Klassik ist halt auch nicht jedermanns Sache. So spielen ja zum Beispiel Haggard im Z7 jeweils in einer grosszügig gezählten nur halbvollen Halle.
Zurück zu Rage. Die Performance heute ist einwandfrei. Und aus Sicht vom Publikum ohne erkennbare Probleme. Was nicht ganz selbstverständlich ist, mit einem Orchester auf der Bühne, das heute Nachmittag zum ersten Mal gemeinsam gespielt bzw. geprobt hat.
Tiptoppe Sache. Deren Pool Show morgen ist für mich gebucht.
Setliste Rage & The Lingua Mortis Orchestra – Theater
- Overture
- From the Cradle to the Grave
- Days of December
- Sign of Heaven
- Incomplete
- Turn the Page
- Heartblood
- Over and Over
- In Vain
- Immortal Sin
- Just Alone
- Higher Than the Sky
Setliste Rage & The Lingua Mortis Orchestra – Theater
Paradise Lost – Pool
pam: Die Briten haben für ihren Sound den perfekt Slot erhalten. Ganz im Gegensatz zu Swallow The Sun vor zwei Jahren, die mit ihrem einlullenden Doom Metal mitten am helllichten Tag das Schiff und seine Bewohner in den Schlaf wiegten. Und mit Nick Holmes haben Paradise Lost eine Macht an der Front. Seine Growls gehören zu den fettesten der Branche, und seine Clean Stimme ebenso. Nebst Tomi Joutsen von Amorphis für mich der Sänger, der am eindrücklichsten zwischen Clean und Growl wechseln kann und bei beiden Gesangstechniken brilliert..
So, jetzt könnte man sich ja mal um den Matratzenhorchdienst kümmern bzw. von Kaufi übernehmen. Aber erstes kommt der Hunger und zweitens bleibt man beim Stillen vom ersten bei Gesprächen mit Mitcruisern hängen.
Napalm Death – Pool
pam: Und so finde ich mich plötzlich bei Napalm Death wieder vor der Pool Bühne. Nun, vielleicht müsste man sich diese Grindcore-Pioniere und Death Metal-Legenden doch auch mal reinziehen. Ausser dem kürzesten Song der Musikgeschichte kenn ich offen gesagt nicht viel mehr von den Briten.
Und Holy-Zappelphilipp, was ich da sehe, lässt meinen Matratzen-Termin platzen. Der Fronter – von allen nur Barney genannt – ist definitiv ein paar Stunden weniger Schlaf wert. Das ist ein Fest für alle Ritalinjunkies. Ich hab sowas noch nie erlebt. Der Typ steht wortwörtlich keine Sekunde still. Ich wette der schläft in einem Hamsterrad. Aber es ist nicht nur seine Dauerbewegung, sondern wie er sich bewegt. Das ist Jack Sparrow auf Speed. Man hat das gefühlt, er rennt dauernd wildfuchtelnd vor einem Bienenschwarm davon. Notabene macht er das ohne Funk-Mikro. Faszinierend, dass er sich nie verkabelt. Wenn ich an meine alten iPhone Kopfhörer denke …
Legendär sind auch seine Ansagen. Und die sind meist länger als die Songs selbst. DAS war definitiv eine Lernstunde der Geschichte des Metals. Ich muss gestehen, da hatte ich definitiv eine Lücke betreffend Barney und Napalm Death. Die sollte jeder mal live erlebt haben, der sich vor Growls und ein bisschen Härte nicht grad in die Hosen macht.
So, was nun mit der angebrochenen Nacht? Kurz vor drei … hm, da wären noch Night Demon … aber nochmals über eine Stunde mit Flüssighopfen und Co. zu verbringen, hab ich jetzt grad nicht so bock. Auch wenn es morgen ja der «Day off» ist, aber der Kaufi hat ja ausgiebig vorgeschlafen und darf gerne übernehmen. Aber wie hiess es oben: Erstens kommt es anders …
Fotos Napalm Death – Pool (pam)
Night Demon – Pool
Kaufi: Guten Abend – oder besser guten Morgen? Als um halb fünf der Wecker piept, staune ich nicht schlecht: Das Bett des Kabinengspändli pam ist leer und unbenutzt! Scheint eine strenge Nacht zu haben, der Herr… Durchhaltevermögen hat er also, unser Ober-Metalinsider. Mehr als meine Wenigkeit…
Ich mach mich auf zur Poolbühne, da sollen um viertel vor Fünf Night Demon starten. Doch es scheint so, als ob kaum Verspätung gut gemacht wurde: Ne Obliviscaris beenden soeben ihren Set. Ha, und wen trifft man da auf dem Pooldeck an? Pam himself, der (wie oben zu lesen) also einiges zu berichten weiss von den letzten Stunden. Und ich warte nun auf die Dämonen der Nacht…
pam: Ja, es ist jetzt halb sechs Uhr morgens und ich steh immer noch auf dem Pool Deck. Ich bin einfach zu labil. Aber scheinbar nicht nur ich: Auch Chrigel und Nicole von Elu sind noch da. Oder das Line-up war einfach zu stark um zu pennen.
Apropos pennen: Kaufi ist ja inzwischen auch wieder unter den Wachen. So sehr mich die Amis packen, aber so nach zwei, drei Songs muss für mich Schluss sein und mein Kollege soll jetzt auch wieder mal Platz haben, sich zu hier auszudrücken. Nur eines noch: Es ist verdammt laut. Oder sind die Ohren um die Zeit einfach empfindlicher? Kaufi: Over to you, ich übernehm die Horizontalstellung in unserer Kabine.
PS: Und ja, es ist immer noch Tag zwei. Ich war schliesslich noch nicht im Bett und es ist immer noch die Running Order vom zweiten Tag …
Kaufi: Jup, bin mit Kamera bewaffnet ready for work! Schlaf gut – man sieht sich am Strand. Oder auch nicht…
Es ist surreal: Morgens um halb sechs, dutzende Metalheads auf dem Pooldeck und das Trio von Night Demon auf der Bühne – zusammen feiern sie eine spitzenmässige Metal-Party! Jarvis Leatherby, Armand John Anthony und Dusty Squires überzeugen dabei wie immer ohne Probleme. Old School Heavy Metal ist Programm, Highlights sind „The Howling Man“ und „Screams In The Night“. Diese Schreie sind jedoch bald nicht mehr nachts, denn am Horizont geht tatsächlich bereits die Sonne auf! Night Demon rocken wortwörtlich in den Sonnenaufgang – sowas gibt es halt nur auf dieser Cruise! Aufgrund dieser faszinierenden Szenerie vermag ich nicht mal mehr zu sagen, ob bei „The Chalice“ Gevatter Tod auf der Bühne erscheint – da hatte ich die Musik kurzzeitig als Hintergrundbeschallung. Sicher ist jedoch, dass „Night Demon“ den Abschluss um viertel nach Sechs bildet und das Iron Maiden Cover „Wasted Years“ somit gekippt wird. Ist aber nicht schlimm, denn die Kalifornier sind auch so stark genug!
Setliste Night Demon – Pool
- Welcome to the Night
- Full Speed Ahead
- Ritual
- The Howling Man
- Black Widow
- Dawn Rider
- Mastermind
- Screams in the Night
- The Chalice
- Night Demon
Fotos Night Demon – Pool (Kaufi)
Kaufi: Während für pam also Tag zwei zu Ende ging, hat für mich Tag drei eigentlich bereits begonnen. Und da folgen dann Strandgeschichten, Fotosessions und massenhaft mehr Heavy Metal…Samstag, 2. Februar 2019 – Tag 3
Kaufi: Während pam nun längstens (pam: Na ja, sooooo lange ist das jetzt auch nicht grad …) zum Kissenhorchdienst angetreten ist, gibt’s für mich erst mal Frühstück, bevor ich die Ankunft auf Labadee, Haiti bei bestem Wetter beobachten kann. Sonnencrème einpacken, was zu lesen, Badetuch, Sonnenbrille – und ab geht’s zum Strand! Da trifft man natürlich auch auf viele der Musiker. Night Demon lassen sich trotz der späten / frühen Spielzeit etwas karibische Sonne nicht entgehen. Die Schweden Twilight Force werden derweil von der selbigen geröstet. Bei ihrem Auftritt in der nächsten Nacht leuchten ihre Gesichter teilweise nicht nur wegen den Scheinwerfern rot… Der Sänger von Pestillence wird von Sandro erkannt. Auch Thomas und Philip von Gloryhammer chillen, bevor sie zum Kajak fahren gehen.
pam: Ich gönn mir aber schon ein paar Stunden Extra-Schlaf und nach Zmorge-Zmittag gehen Frau Nicole, Kollegin Vera und ich gemütlich auf die Insel. Nun, eigentlich gibt es von meiner Seite nicht viel mehr zu erzählen. Hatten wir alles ja schon Mal. Schöne Strände und klare See sicher, aber so richtig packt mich das Retorten-Zeug der Reederei nicht. Bin ja bekanntlich nicht so die Strandlaus, aber mit unserer Soundmaschine und einem Drink, der alkmässig einem Long-Island-Ice-Tea in nichts nachsteht – dabei wollte ich nur was Erfrischendes … – lässt es sich ja schon aushalten.
Will ja nicht wieder rumflähnen von wegen Schnee und so. Ich frag mich einfach wieder mal, würd ich den Pseudo-Stopp vermissen? Eigentlich müssen wir ja gar nicht gross Schweröl verbrennen. Von mir aus könnten sie den Dampfer einfach soweit aufs Meer fahren, dass man kein Land mehr sieht und dort Anker sausen lassen. Vier Tage oder gerne länge stehen lassen und dann wieder zurücktuckern. Oder ist es jemanden wichtig, dass wir irgendwo hinfahren oder überhaupt am Fahren sind, während wir unsere Welt mit rund 3’000 Bleichgesinnten abfeiern?
Kaufi: Ääähm, hallo? Ja, natürlich! Also wenn ich schon in die Karibik fliege, dann will ich wenigstens auch ein paar Stunden am Strand! Schnee und Winter können mich kreuzweise. Schliesslich ist die 70K die perfekte Fluchtmöglichkeit davor. Und das will man auch geniessen! Nämlich. 😊
Natürlich – es gibt nicht irgendwelche skandalösen Geschichten zu erzählen. Zumindest sind mir keine bekannt. Es geht einfach darum, dass man doch mal einen Moment von der Hektik auf dem Schiff (und ja – es ist einfach eine ständige Betriebsamkeit da!) etwas weg kann. Auch wenn die Strände natürlich voll sind – aber im Meer hat’s auch viel Platz. Es ist schlichtweg ein grossartiger Tag! Eigentlich will man gar nicht zurück auf die Independence… Aber ja: Man muss dann halt doch irgendwann den Rückweg antreten. Dort gibt’s dann dafür das obligate «Schweizer Foto» – als zahlenmässig viertgrösste Nation auf der «Independence» versammeln sich über 50 Landsleute auf dem Pooldeck (siehe Fotos nachfolgend). Allerdings dürften da noch einige viele gefehlt haben…
Fotos Tag 3 – Labadee, Haiti (pam)
Delain – Pool
Kaufi: Nach dem Fotoshooting ist vor dem Konzert. Während das Schiff bereits wieder unterwegs ist, starten auf den diversen Bühnen die ersten Bands mit ihren zweiten Auftritten. Die Ehre, dies als erste auf der Poolstage zu tun, haben die Symphonic Metaller Delain. Klare Sache – das lasse ich mir nicht entgehen. Und viele andere Metalheads auch nicht…
Erneut bildet „Hands Of Gold“ der Opener, auch hier übernimmt Mayan-Shouter Georg Oosthoek die Growls – wie später dann auch beim abschliessenden „Pristine“. Die Niederländer haben ihr Programm etwas umgestellt, so kommen die Fans heute in den Genuss von „Fire With Fire“ und „April Rain“. Weniger toll sind hingegen die ausufernden Soli von Drummer Joey Marin de Boer und Gitarrist Timo Somers. Natürlich beherrschend die Jungs ihre Instrumente, darum geht’s mir nicht. Aber bei gerade mal 45 Minuten Spielzeit will man „richtige“ Songs hören! Und gutes Material wäre en Masse vorhanden… Wenn man sieht, dass Titel wie „We Are The Others“, „The Gathering“, „Army Of Dolls“, „Sing To Me“ oder „Not Enough“ allesamt NICHT gespielt werden… Andererseits zeigt das auch deutlich auf, dass Delain eine Band ist, welche hier unter ihrem eigentlichen Status spielen muss.
Schlussendlich ist es insgesamt jedoch heute nicht das beste Konzert von Delain. Irgendwie will bei mir der Funke nicht komplett überspringen. Speziell der Mittelteil mit den erwähnten Solos und dem noch unbekannten neuen Song „Masters Of Destiny“ sorgen für ein kleines Tief. Und auch wenn das Finish mit „Mother Machine“, „Don’t Let Go“ und „Pristine“ natürlich bombig ist, so vermisst man heute halt schon einige zusätzliche Klassiker. Hut ab allerdings davor, dass die Band den Mut hat, ihren Überhit „We Are The Others“ zu kippen! (Anm. von pam: Kaufi, bist nicht du der erste der dann sagt, sie spielen immer die gleichen Songs und sollten mal Mut haben, auch einen Klassiker zu kippen? Aber das mit den Soli kann ich nachvollziehen, das macht wirklich keinen Sinn).
Eigentlich gibt’s hier nur ein Fanzit: Der Band gebührt Headliner Status mit 75 Minuten Spielzeit! Dann wären fast alle „Probleme“ gelöst!
Setliste Delain – Pool
- Hands of Gold
- Suckerpunch
- Fire with Fire
- April Rain
- Solos Joey & Timo
- Masters of Destiny
- Mother Machine
- Don’t Let Go
- Pristine
Fotos Delain – Pool (Kaufi/pam)
Chontaraz – Ice Rink
pam: Sonja und ihre Kollegen von CMM Productions haben mir diese Newcomer-Band fest ans Herz gelegt. Einerseits weil sie die promoten und andererseits weil sie live scheinbar schon sehr cool sein sollen. Nun, Sonja & Co., DAS müsst ihr mir jetzt hoch anrechnen, dass ich einen grossen Teil von Delain auslasse, Charlotte komplett Kaufi überlasse (Anm. Kaufi: Danke! J), um mir die Norweger reinzuziehen. Das ist nur für euch!
Optisch machen Chontaraz auf jeden Fall was her. So im Stile einer Neue Deutsche Härte Band. CMM hat nicht nur so loyale Medien wie wir … die Eishalle ist nur zu einem Viertel gefüllt. Nach dem Strandbesuch und dem inzwischen so tollen Wetter – den Wind haben wir scheinbar auf der Insel zurückgelassen – könnten da wohl Metallica spielen und es wäre nicht ganz voll. OK, wahrscheinlich schon, aber einen besseren Vergleich kommt mir grad nicht in den Sinn.
Zur Band: Optisch gut. Soundmässig auch ganz ok. Nur etwas komisch, wenn da geile Bassläufe ab Band kommen, während der Bassist untätig rumsteht. Das ist etwas irritierend. Sänger Chontaraz – das ist sein Alter Ego (der Prediger) – hat eine gewaltige Sprechstimme im Stile von 69 Eyes Elvis Jyrki. Doch leider singt er zu selten clean im Stile des Verglichenen. Diesen Schreigesang machen inzwischen gefühlt alle. Schade, dunkeltief würde meiner Meinung besser zum Look und Sound passen, auch wenn es dann nicht wirklich eine Neuerfindung in der Welt der Musik wäre. Aber das ist es jetzt ja auch nicht.
Alles in allem aber gute Geschichte und ich habe Delain bzw. Charlotte kaum vermisst. Das war jetzt ein bisschen geschummelt. Aber reinschauen und reinhören lohnt sich allemal.
Fotos Chontaraz – Ice Rink (pam)
Týr – Theater
pam: Manno. Ich dachte jetzt kommste mal gemütlich zurück von der Insel auf das Schlachtross … aber nein, schon bin ich wieder beim Metal Marathon angelangt. Aber die Färöer muss ich mir einfach nochmals geben. Ihre erste Show im Ice Rink war eines der bisherigen Highlights.
Und sie knüpfen da an, wo sie aufgehört haben. Die Band ist wieder sehr gut drauf oder noch eine Schippe mehr. Bewegt sich sehr aktiv auf der Bühne, was ich mich von Týr bisher gar nicht gewohnt war. Und schön, wenn alle bei Songs wie «By The Sword In My Hand» ihre aufgeblasenen Schwerter hochheben können. Tut ja keinen weh.
Eine gewisse Victoria darf dann sich mit Heri Joensen duettieren. Das ist ein optisches Highlight – mehr noch als ein Gesangliches. Mit «Hold The Heathen Hammer High» und einem zweistimmigen Solo sind wir beim obligaten Schlussbouquet angelangt. Schlacht gewonnen, Götter happy. Magen knurrt. Also ans Schlachtbuffet.
Wenn ich auf Paradise Lost verzichte, würde jetzt sogar ein Besuch im à la Carte Resti drin liegen. Und wer kann einer Käse-Zwiebel-Suppe schon wiederstehen? (Anm. Kaufi: Ich…)
Kaufi, wo treibst du dich eigentlich rum?
Setliste Týr – Theater
- Hall Of Freedom
- Fire And Flame
- Another Fallen Brother
- Blood Of Heroes
- The Lay Of Our Love
- Gates Of Hel
- By The Sword In My Hand
- Hold The Heathen Hammer High
- Tróndur Í Gøtu
Fotos Týr – Theater (pam)
Vicious Rumors – Lounge
Kaufi: In der Lounge – man glaubt es kaum. Während pam bei Týr feiert, ziehe ich mir den zweiten Auftritt der US Metaller Vicious Rumors rein. Doof ist nur, dass ich mir dazu irgendwie keine Notizen gemacht habe. Immerhin habe ich die Setliste fotografiert – das hilft der Erinnerung immer etwas nach. Show Nummer 2 unterscheidet sich erfreulicherweise massiv von der gestrigen, die Highlights – DAS weiss ich auch ohne Notizen – sind fraglos das geile „Soldiers Of The Night“ sowie „Murderball“. Fronter Nick Courtney liefert erneut eine starke Performance ab, der Kerl sollte mir dann am nächsten Tag dauernd über den Weg laufen. Denn er ist zweifellos selbst auch Fan…
Setliste Vicious Rumors – Lounge
- Worlds and Machines
- The Crest
- Rock Like Hell
- Condemned
- Six Stepsisters
- Soldiers of the Night
- Murderball
- Out of the Shadows
Fotos Vicious Rumors – Lounge (Kaufi)
Dark Funeral – Pool
Kaufi: Ich mach mich mal auf Richtung draussen. Auf der Pool Stage gibt’s Black Metal. Man wirft mir immer vor, dass ich „Scheuklappen trage“ und ich auch mal andere Dinge anhören soll. Nun gut – da ich eh grad nichts Besseres zu tun habe, kann man ja auch mal sowas fotografieren. Gfürchig wollen sie aussehen, die vier Schweden. Allerdings kann ich – wenig überraschend – mit der Musik nichts bis gar nichts anfangen. Und so kann ich nur mitteilen, dass die Nordmänner engagiert sind und die anwesenden Fans Freude an der Darbietung haben. Ich bin dann mal weg
Setliste Dark Funeral – Pool
- Unchain My Soul
- Diabolis Interium
- As I Ascend
- As One We Shall Conquer
- Goddes Of Sodomy
- Open the Gates
- Vobiscum Satanas
- My Funeral
- Nail Them to the Cross
- Where Shadows Forever Reign
Fotos Dark Funeral – Pool (Kaufi)
Sodom – Pool
Luke: Sodom ist eine der Bands die ich zweimal sehen will auf dem Schiff. Die Show im Royal Theater am ersten Tag hatte bereits ordentlich vorgelegt, die Vorfreude auf die Pool Stage Show ist (zumindest bei mir) riesig.
Nach einem kurzen Intro geht es gleich mit einem richtigen Kracher los: „Agent Orange“, beim ersten Konzert noch gegen Ende der Setlist, macht diesmal gleich den Anfang. Und mit „Outbreak Of Evil“ und „The Saw Ist The Law“ folgen gleich zwei weitere Fan-Favoriten. Dementsprechend kocht die Stimmung sofort, Crowdsurfer sind so ziemlich während des ganzen Konzerts unterwegs, und auch im Pit ist einiges an Bewegung vorhanden.
Nach dem dritten Song bekommt der neue-alte Gitarrist Frank Blackfire eine Sodom-Kutte aus dem Publikum auf die Bühne gereicht, diese zieht er gleich an und behält sie auch die Hälfte des Konzerts, sehr zur Freude von Tom Angelripper. Dieser scheint heute richtig gut aufgelegt zu sein, man spürt seine Zufriedenheit beim Vorstellen des neuen Line-Ups um Husky, Yorck Segatz und Frank Blackfire. Die Bandchemie scheint zu stimmen, Blackfire ist auch eine ziemliche Rampensau und zieht mit seinem Stage-Acting viele Blicke auf sich. Als Tom sich später über die Bierpreise beschwert und klarstellt, das auch sie als „Rock Stars“ bezahlen müssen, kriegt er aus dem Publikum eine Jack Daniels-Flasche auf die Bühne – wie auch immer die es aufs Schiff geschafft hat… Auch dies sorgt sichtlich für Freude bei der Band.
So ist auch neben den Songs für Unterhaltung gesorgt, wobei das gar nicht nötig wäre: die sehr Old Schoolige Setlist hält das Publikum bestens bei der Stange. Mit „Witching Metal“ hat es heute sogar der aller-erste Sodom-Song aus dem Jahr 1982 ins Set geschafft, und auch sonst liegt der Fokus klar auf den 80er-Jahren, wie schon bei den ersten Konzerten mit der aktuellen Besetzung. Ganze 9 der Total 14 Titel heute sind aus der Zeit von vor 1990. Die Band hätte meiner Meinung nach auch in den letzten drei Jahrzehenten noch einige Sachen geschrieben, die öfters mal Live gespielt werden dürften. Aber bei so einem grossen Backkatalog ist es halt fast nicht zu vermeiden, dass man sich etwas einschränken muss, zumal man bei solchen Auftritten auch „nur“ eine Stunde Zeit zur Verfügung hat. Mit „Ausgebombt“ hat die Show scheinbar ihr Ende erreicht und Husky hat sein Drumkit bereits verlassen. Tom ist aber offensichtlich aufgefallen das die Uhr noch nicht ganz auf 0 ist, und somit wird auch „Bombenhagel“, der Rausschmeisser der ersten Show, noch kurz angespielt – diesmal sogar mit dem Gitarrenpart der deutschen Hymne. Dann ist endgültig Schluss, das Publikum ist begeistert und die Band kann sich wohl endlich ihrer Flasche Jacky widmen. Glückliche Gesichter überall!
pam: Frisch gestärkt, stell ich mich jetzt der letzten Lücke in meinem Palmarès was die Big 4 des Teutonic Thrash betrifft. Und zu meiner Schande, wie ich nach wenigen Minuten feststellen darf. Major Tom … ähm, Tom Angelripper ist so was wie der deutsche Lemmy: Verrucht sei sein Körper, Gesicht und Stimme und der Bandleader ist am Bass zu Hause. Der ist kaum überhörbar, aber nicht als Gedröhne, sondern so wie ich es eben liebe. Einfach hörbar halt.
Dröhnen tut dafür die Stimme vom Ruhrpott-Lemmy ganz schön gewaltig. Schon sehr cool. Fieser, wunderbarer Old Skul Thrash Metal. Für mich nach Kreator die ganz klare Nummer zwei der Teutonen Thrash Legenden. Das gibt ein Wiedersehen. Garantiert. Sicher schon mal zu Hause in meinem CD-Regal.
Schon fast härzig ist der Moment, bei dem Tom mit seinen neuen Bandkumpels eine grosse Dose Fosters teilt. Tom meint dann auch, das Bier sei ja «verrrry cheap». Aber ihnen sei das egal, sie seien ja Rockstars und hätten das Bier eh gratis. Na ja, hätten sie gerne. Da hab wohl nicht nur ich Mitleid. Denn schon kurz darauf wird die von Lukas erwähnte, volle Buddel Jack Daniel’s auf die Bühne gereicht. Doch die Freude währt nur kurz. Ein Roadie bemächtigt sich dieser. Tom sagt dann noch hoffnungsvoll: «Du machst die auf, ja.» Doch dieser läuft damit davon und wart nie wieder gesehen. Hat der Tom ein Alkverbot auferlegt erhalten? Nun, trotz Sauflieder muss man sich ja nichts mehr bewiesen in diesem Alter 😉.
Apropos Alter, wo steckt Kaufi?
Setliste Sodom – Pool
- Agent Orange
- Outbreak Of Evil
- The Saw Is The Law
- City Of God
- Strange Lost World
- Conflagration
- Nuclear Winter
- Witching Metal
- Obsessed By Cruelty
- Blasphemer
- Silence Is Consent
- Remember The Fallen
- Ausgebombt
- Bombenhagel (Outro)
Fotos Sodom – Pool (pam)
Dragony – Ice Rink
Kaufi: Beim Alternativprogramm. Wenn ich die Wahl zwischen Sodom und Dragony habe, fällt das sehr leicht! Die Österreicher um Fronter Siegfried Samer haben mich gleich zu Beginn der Cruise so gepackt, dass der zweite Gig einfach zur Pflicht wurde. Und die Truppe enttäuscht nicht! Unter merklich besseren Umständen zocken sie ihren „Glory Metal“. Der einzige Unterschied in der Setliste ist heute, das „Alcador“ gespielt wird – der musste ja in der Lounge leider gekippt werden.
Das Publikum feiert die Band nun auch richtig ab. Zwar ist es nicht wirklich voll im Ice Rink, doch dafür gibt‘s dann genügend Platz, als bei „Kiln Of The First Flame“ ein paar (verkleidete…) Südamerikaner einen Moshpit starten. DAS Highlight folgt da direkt im Anschluss – die Schwarzenegger-Hymne „If It Bleeds We Can Kill It“. Bereits beim ersten Auftritt ist mir das eingefahren, hier wird nun noch mehr Klebstoff verteilt. Meine Fresse, so ein Ohrwurm hab ich echt lange nicht mehr gehört! Ja, ich wiederhole mich wohl… Unter grossem Applaus verabschieden sich Dragony nach 45 Minuten mit dem starken „Wolves Of The North“. CD Bestellung ist ein Muss – und die Österreicher sind für mich glasklar DIE Entdeckung auf dieser Cruise!
Setliste Dragony – Ice Rink
- Shadowrunners
- Grey Wardens
- Lords of the Hunt
- Defenders
- Kiln of the First Flame
- If It Bleeds, We Can Kill It
- Alcador
- Wolves of the North
Fotos Dragony – Ice Rink (Kaufi)
Kaufi: Es ist zwar noch einigermassen früh – erst nach 21 Uhr – aber das nun folgende Programm gehört den Herren Luke, Sandro und pam. „Meine“ Bands spielen dann wieder zu eigentlich unmöglichen Zeiten. Egal – ich bin’s mittlerweile gewohnt, mir die Nächte um die Ohren zu hauen… Daher ist nun wenigstens ein paar wenige Stunden vorschlafen angesagt…pam: Kaufi, Rage spielen doch noch auf dem Pooldeck… gut, ich geb es langsam auf. Ich geniess noch ein bisschen die windstill-chillige Nacht und bleib nach Sodom grad auf dem Oberdeck. Mit Freunden und flüchtigen Bekannten unter dem karibischen Sternendach ein paar Bierchen geniessen, das gehört halt schon auch zur Cruise. Und schliesslich spielt nach der Umbaupause und längerem Soundcheck ja Rage & LMO in einer Stunde auf der Pool-Bühne.
Carnation – Ice Rink
Luke: Carnation ist eine der Bands, die ich vor der Cruise noch nicht wirklich kannte, oder höchstens dem Namen nach. Beim reinhören vor der Abreise habe ich mir die Jungs aus Belgien dann aber im Programm Fett unterstrichen, da mir die 2-3 gehörten Tracks sehr gut gefallen haben. Nachdem das erste Set an Tag zwei leider erstens gleich nach Nile, zweitens als wir grad eher Hunger hatten und drittens in der Star Lounge war, hatte ich mir fest vorgenommen, beim zweiten Konzert der Band dabei zu sein. Also nach Sodom nur kurz mit ein paar Leuten über das Konzert ausgetauscht, ein Bier geholt und ab ins Studio B oder einfach Ice Rink.
Pünktlich da angekommen und erstmal gute Sicht auf die Bühne klar machen, schliesslich sehe ich die Band zum ersten Mal. Die vier Musiker beginnen mit dem Intro von „The Whisperer“ und sehen soweit alle nach einer typischen Old School Death Metal Band aus – lange Haare, sonst aber nicht ausgesprochen auffällig. Das ändert dann mit dem Auftritt des Sängers: mit Lederjacke, gegelten Haaren und rot angemaltem Gesicht sieht er ein bisschen aus wie eine Mischung aus Pierro Esteriore und Hellboy. Ich stehe ehrlich gesagt generell nicht so auf geschminkte Gesichter, sei es King Diamond, Kiss oder Fasnacht, aber für Oberflächlichkeiten sind wir ja nicht hier. Und als er loslegt am Mikrofon sind sowieso alle Zweifel beseitigt: der Typ kann definitiv growlen und hat auch die perfekte Stimme dazu. Bereits der Opener bietet eine gute Mischung aus doomigeren und schnelleren Parts – richtiger Old School Death Metal wie er sein muss.
Und so geht es auch weiter: Todesblei alter Schule, beeinflusst von Bands wie Entombed, Bolt Thrower oder Morbid Angel. Und trotzdem klingt das ganze weder altbacken noch nach Coverband. Die Belgier schaffen es trotz aller hörbarer Einflüsse ihrem Sound eine eigene Note zu geben. Klar, einen Innovationspreis gewinnt die Band 2019 mit dieser Art von Musik nicht, aber trotzdem macht das Ganze live richtig viel Spass. Auch der Sound ist bei diesem Konzert absolut top im Ice Rink, und so sind die 9 Tracks und 45 Minuten wie im Fluge vorbei. Ich bin froh die Band gesehen zu haben und fest überzeugt, dass es nicht mein letzter Carnation Live-Gig gewesen sein wird…
Setliste Carnation – Ice Rink
- The Whisperer
- Hellfire
- Plaguebreeder
- Disciples Of Bloodlust
- Hatred Unleashed
- Sermon Of The Dead
- Necromancer
- Chapel Of Abhorrence
- Fathomless Depths
Rage & Lingua Mortis Orchestra – Pool
pam: Im Gegensatz zu Eluveitie und Haggard im letzten Jahr haben Rage & Co. mehr Glück auf der Hauptbühne. Es ist immer noch komplett windstill und somit geniessen wir perfekten Sound und ich nochmals die ganze Runde des Albums «XIII» mit Rage und dem Lingua Mortis Orchestra. So stark sogar, dass ich mir gar keine Notizen gemacht habe … Aber glaubt mir, es war wie gewohnt überragend. Ich freu mich schon – bevor ich das eigentlich heute weiss, als jetzt schon, weil ich es ja erst jetzt schreibe – auf Rage & LMO als Support von Tarja im Z7 am 19. Juli 2019.
Aber grundsätzlich gibt es auch nicht viel anderes zu berichten als einen Tag zuvor im Theater. Setliste ist ja identisch und auch sonst gibt es keine negativen Überraschungen nach unten aber auch keine speziell erwähnenswerte Highlights. Wenn, dann war es der gesamte Auftritt als solches.
Setliste Rage & Lingua Mortis Orchestra – Pool
- Overture
- From the Cradle to the Grave
- Days of December
- Sign of Heaven
- Incomplete
- Turn the Page
- Heartblood
- Over and Over
- In Vain
- Immortal Sin
- Just Alone
- Higher Than the Sky
Fotos Rage & Lingua Mortis Orchestra – Pool (pam)
pam: Sodeli, besser wird’s heut Nimmer und morgen ist mein Super-Metal-Sunday. Gespickt mit vielen Highlights wie Eluveitie, Return To Roots, Arkona, Van Canto … und dem All Star Jam. Ich bin dann mal weg. Guet Nacht und bis Morä. Kaufi, it’s all yours. Ah, hab inzwischen oben gelesen, dass er schon schläft. Ja dann Sandro?Tiamat – Pool
Sandro: Genau, nach einem kurzen, alkoholbedingten Nickerchen in der Koje gehe ich um 01:00 Uhr rauf aufs Pooldeck. Mit Tiamat steht für mich ein persönliches Highlight auf dem Programm, allem voran weil sie angekündigt haben, dass sie bei dieser Show die komplette „Wildhoney“ Scheibe spielen werden, welches meiner Meinung nach eine der besten Doom-Scheiben aller Zeiten ist. Der Zuschauerauflauf lässt zumindest am Anfang zu wünschen übrig, im Verlauf des Konzerts kommen dann aber mehr Leute. Johan Edlund ist ja nicht gerade bekannt für grosse Ansprachen und das ist auch bei diesem Gig nicht anders. Er sagt so gut wie gar nix. Stören tut mich das allerdings nicht wirklich, weil die „Wildhoney“ Scheibe u.a. auch von ihren fliessenden Übergängen zwischen den Songs lebt und man sie deshalb wie als einen 45 Minuten langen Song anschauen kann.
Sehr amüsant ist wiedermal die Garderobe von Herrn Edlund. Es ist mir ein Rätsel, was das genau darstellen soll. Es wirkt so, als wollte er eigentlich ein Metaloutfit anziehen, aber hat im letzten Moment bemerkt, dass er ja in der Karibik auf einem Schiff rumtuckert und das irgendwie auch noch zum Ausdruck bringen wollte. Oben Karibik mit weissem Strohhhut und Sonnebrille, dann als „Metalpart“ ein schwarzes Hemd und unten irgendwas dazwischen in Form von schwarzen Hosen bei denen die Beine hochgekrempelt waren. (Anm. Kaufi: Angst vor Hochwasser??) Aber ja, der Herr ist ja als ein etwas komischer Vogel bekannt, deshalb hat mich das nicht wirklich erstaunt.
Aber zum Konzert: Zu Beginn fehlt mir etwas der sphärische Teppich, der sich eigentlich durch die ganze Scheibe durchzieht. Ein Problem das allerdings relativ schnell behoben wird indem einfach das Keyboard aufgedreht wird. Und dann ist sie da, diese Sphäre! Wahnsinn! Spätestens jetzt ist es mir völlig egal dass es keine Ansagen zwischen den Songs gibt, denn zu dieser Musik braucht es keine Worte! „Wildhoney“ gehört für mich zu den Scheiben welche einem in eine Art Hypnose versetzt (Scheiben wie „Pornography“ von The Cure, „Closer“ von Joy Division oder „Wish You Were Here“ von Pink Floyd gehören für mich z.B. auch in diese Kategorie)! Dementsprechend vergeht das Konzert dann auch wie im Flug. Als dann als Zugabe noch „The Sleeping Beauty“ kommt, merke ich dass ich plötzlich ganz vorne stehe. Anscheinend hat mich dieser sensationelle Klangteppich unbewusst Stück für Stück nach vorne getrieben. Zusammenfassend kann ich der Band nur Danke sagen für dieses grandiose Konzert -so muss Doom-Metal tönen!
Grim Reaper – Lounge
Kaufi: 2 Uhr morgens – der Wecker piept. Während pam für einmal offenbar früh in die Heja ging, hab ich Programm. Kamera schnappen und als erstes in die ungeliebte Lounge…
Grim Reaper sind mir am Bang Your Head das erste Mal live begegnet. Und auch wenn mir der Name damals schon geläufig war, soundmässig waren sie mir unbekannt. Ausser natürlich „See You In Hell“. Gibt wohl kaum einen Fan, der sich für 80er Metal interessiert und diesen Song NICHT kennt… (pam: … ähm, ich kenn ich nicht und würde mich eigentlich als 80er Metal-Fan bezeichnen …).
Und so gibt’s hier nun 45 Minuten klassischen Metal auf die Lauscher. Fronter Steve Grimmet ist toll bei Stimme und hat sichtlich Spass. Den haben auch die Fans, speziell „Lust For Freedom“ und „Rock Me `Till I Die“ vermögen zu überzeugen. Und zwar so sehr, dass hier sogar plötzlich Crowdsurfer unterwegs sind…
Die bereits erwähnte Hymne „See You In Hell“ bildet selbstredend das vielumjubelte Finish und wird vom Publikum frenetisch mitgesungen. Lounge hin oder her – der Besuch hat sich da grad gelohnt…
Setliste Grim Reaper – Lounge
- Wrath of the Ripper
- Lust for Freedom
- Fear No Evil
- Call Me in the Morning
- Suck It and See
- Rock Me ‚till I Die
- The Show Must Go On
- Wasted Love
- See You in Hell
Mayan – Theater
Kaufi: Als ich vor zwei Tagen ein paar Worte mit George Oosthoek gewechselt habe, habe ich ihm „versprochen“, dass ich mir Mayan mal ansehen werde. Also sofort von der Lounge ins Theater runter. Da haben die Niederländer bereits gestartet. „Symphonic Death Metal“ nennt sich das. Neun Leute auf der Bühne. Zwei Sängerinnen (Marcela Bovio, Laura Macri), zwei Sänger (einer davon natürlich Oosthoek, der andere ist Marc Jansen von Epica), Delain’s Merel Bechtold ist zudem an der Gitarre und Tieftöner Roel Käller spielt mit sechssaitigem Bass. Aber die Musik… man möge es mir verzeihen, aber das halten meine Löffel nicht aus. Raus aus dem Theater und sofort in den Ice Rink – da gibt’s ein Alternativprogramm… (pam: Hm, Schade, die hab ich verpasst und ich hätte gerne etwas mehr dazu gelesen. Rein auf dem Papier wärs ja meins. Nun, sie kommen bald in die Hall of Fame in Wetzikon, da muss ich mir das nachholen. Und Kaufi wehe die sind top, dann musst du hier Nachsitzen.) (Anm. Kaufi: Oh je – ich seh schon: Weihnachtgeschenk wird wohl wieder gestrichen…)
Setliste Mayan – Theater
- The Rhythm of Freedom
- Tornado of Thoughts
- The Flaming Rage of God
- Follow in the Cry
- Devil in Disguise
- Maya (The Veil of Delusion)
- Bite the Bullet
Fotos Mayan – Theater (Kaufi)
Unleash The Archers – Ice Rink
Kaufi: Die kanadischen Power Metaller Unleash The Archers sind mir nur dem Namen nach ein Begriff. Wobei… ich überlege mir schon die ganze Zeit, ob ich die nicht doch mal im Z7 als Support oder so gesehen habe? Ha – tatsächlich hab ich Brittney Hayes und ihre Truppe da sogar schon fotografiert! Als Support von Orden Ogan…
Musikalisch haben sie offenbar jedoch keinen bleibenden Eindruck hinterlassen. Dies sieht hier nun aber komplett anders aus! Der Ice Rink ist sehr voll – wie auch einige der Zuschauer. Der Level an Betrunkenen ist wirklich sehr hoch… Die Kanadier feuern derweil aus allen Rohren, das Publikum tobt. Meine Fresse, das ist ein richtiger Abriss, wie er im Buche steht!
Zwar bin ich mit dem Songmaterial nicht vertraut, doch Songs wie beispielsweise das abschliessende Epos „Apex“ überzeugen auch mich. Wahnsinn, wie die Band hier abgefeiert wird. Noch während das Outro „Take On Me“ von A-ha läuft, gibt es Circle Pits und Crowdsurfer… Unglaubliche Bilder morgens kurz vor vier!
Setliste Unleash The Archers – Ice Rink
- Tonight We Ride
- Hall of the Tide
- False Walls
- Ten Thousand Against One
- Earth and Ashes
- Call Me Immortal
- Apex
Fotos Unleash The Archers – Ice Rink (Kaufi)
Kaufi: Das Windjammer Café ist bekanntlich nun auch nachts geöffnet. Nun, man hat etwas Zeit, etwas Hunger – also gibt’s mal Frühstück. Oder Abendessen. Oder Zmorgenzvieri. Egal wie man es nennt: Hauptsache Essen! Und ein Bierchen ist eigentlich auch nicht verkehrt. Oder wäre Kaffee doch besser?Twilight Force – Pool
Kaufi: Twilight Force sind zum zweiten Mal auf der Cruise zu Gast. Vor drei Jahren hatten sie die ultimative Arschkarte gezogen. Erste Show in der Lounge. Zweite Show war geplant um 10h morgens am Tag 4 auf der Pool Stage. Doch Probleme mit der Bühne liessen den Gig ausfallen – Neuansetzung am frühen Abend im Ice Rink. Am Nachmittag kam der Sturm und die Pool Stage wurde geschlossen. Es folgte die „Fuck The Storm Schedule“ und TF mussten um Mitternacht in der Lounge ran… Doch trotz diesen Widrigkeiten gewannen sie damals den „Cripper-Award“ als beste Nachwuchsband!
Dieses Jahr sollte es nun endlich klappen mit dem Auftritt auf der grossen Bühne! Und auch wenn es nach 5 Uhr morgens ist… Angeführt vom neuen Sänger Alessandro Conti stürmen die Schweden zu „Battle Of Arcane Might“ die Bühne. Wie üblich agieren die Jungs sehr enthusiastisch und heute haben sie Platz und können sich – im Gegensatz zum Gig in der Lounge – so richtig austoben. Conti präsentiert sich zudem als prima Frontmann. Man darf gespannt sein, was das dritte (hoffentlich bald erscheinende) Album dann bringen wird!
Vor der Bühne steppt derweil der Bär. Mehrere hundert Fans sind immer (oder schon wieder?) wach und feiern hier zum Fantasy Metal von Twilight Force. Zugegeben: Der Alkohol-Pegel spielt sicher eine Rolle, dass es eine grosse Polonaise und einen Circle Pit um den Whirlpool gibt… Ein „Fan“ überschreitet dann allerdings die Grenzen, als er ungesehen von der Security über die Absperrung klettert und auf die Bühne rennt. Da bleibt er nicht lange – und bei seiner Rückkehr wird er dann auch in Empfang genommen. Der Rest des Auftritts dürfte er verpasst haben…
Die Mucke von Twilight Force sorgt halt schon für gute Laune, das kann man nicht bestreiten. Und so wird die „Power Of The Ancient Force“ in die Karibik verteilt! Ein ganz starker Auftritt zum Ende des dritten Tages und man mag der Band den grossen Applaus gönnen.
Setliste Twilight Force – Pool
- Battle of Arcane Might
- To the Stars
- Riders of the Dawn
- Enchanted Dragon of Wisdom
- Powerwind
- Flight of the Sapphire Dragon
- Gates of Glory
- The Power of the Ancient Force
- Knights of Twilight’s Might
Kaufi: Und wieder ist es 6 Uhr und ich bin noch / wieder wach. Aber nicht mehr für lange. Tag drei ist endgültig vorbei. Somit gilt auch für mich: Gute Nacht…
pam: Ja dann gute Nacht allerseits. Ich träum schon fleissig vom Super Metal-Sunday und leider schon wieder letzten Tag … mehr und alles zum Tag vier gibt es hier in Kürze!
Fotos Twilight Force – Pool (Kaufi)
Sonntag, 3. Februar 2019 – Tag 4
Kaufi: Für pam ist’s heute der „Super Metal Sunday“. Für mich hingegen steht heute ausnahmsweise etwas anderes fast mehr im Fokus als Musik. Es ist Super Bowl Sunday. Als riesiger NFL Fan ist es für mich eh immer fast ein Muss. Ok – je nachdem, wer denn wirklich spielt. Aber heute sind „meine“ Rams nach langer, langer Durststrecke endlich wieder einmal im Finale! Heute wird alles dem grossen Spiel untergeordnet. Na gut – FAST alles.
pam: Und sowas von Super Metal Sunday. Auch das Wetter könnte heute nicht besser sein. Es ist komplett windstill und schon um 10 Uhr wird’s richtig schön warm bzw. bald heiss. Eigentlich der perfekte Tag, wenn es nicht der letzte der Cruise Ausgabe 2019 wäre. Also Leute macht euch auf ein paar Zeilen Text gefasst. Es gibt viel zu erzählen. Hört, hört bzw. lest, lest was wir euch vom letzten Tag der 70’000 Tons of Metal 2019 zu berichten haben.
70’000 Tons of Metal 2019 – Fotos Tag 4 (pam)
Vision of Atlantis – Pool
pam: Ich hab Frühdienst. Aber wer denkt denn schon, er könne am Super Metal Sunday ausschlafen? (Anm. Kaufi: Ich…) Und mit Symphonic Metal Made in Austria, ergänzt mit der modelhaften Sopranistin Clémentine Delauney aus Frankreich und dem seit 2018 dazugestossenen männlichen Gegenpart Michele Guaitoli aus Italien, hab ich ja für mich den perfekten Einstieg. Mit Clémentine was fürs Auge und die Linse und soundmässig wird auch das soeben gegessenen Frühstück nicht grad zum Müesli.
Die meisten gehen Tag 4 eher gemütlich an. Es sind noch nicht so viele Leute auf dem Oberdeck. Also kein Vergleich zu Gloryhammer am ersten Pool-Tag um die gleiche Zeit. Kaufi, das war jetzt für dich. Aber ja, ist so.
Zurück zum aktuell Dargebotenen. Die Dame hat es auf jeden Fall ziemlich drauf. Sie weiss wie man post, wie man sich in Szene setzt (was es mir mit der Fotoauswahl nicht einfach macht … ich könnte grad über 100 von ihr hochladen) und mit ihrem schlanken, langen Körper ist sie auch der lebende Beweis, dass eine Hammerstimme mit viel Volumen nicht unbedingt einen fetten Resonanzkörper braucht. Sie ist auch top eingespielt mit ihrem neuen Kollegen Michele. Die meisten Songs sind ja auch für ein Duett ausgelegt und sie zelebrieren dies immer wieder wunderbar theatralisch. Wobei Clémentine – die Michele locker überragt – meist die Beast-Rolle einzunehmen scheint. Gut, es gibt ja einen Grund, warum sie in einer Metal-Band singt. Und das Michele sich da gerne in ihren Armen unterdrücken lässt, kann wohl jeder männliche Zuschauer grad nachvollziehen. Somit geht da schon alles mit richtigen Dingen zu und her. Und der italienische Charme oder Schalk in den Augen von ihm verrät auch, dass er da noch so gerne mitspielt. Er ist auf jeden Fall nicht nur mit seiner guten Stimme sondern auch als charismatische Figur auf der Bühne eine tolle Bereicherung für Visions of Atlantis. Da hatte man einmal mehr ein gutes Händchen mit einem Mundartisten.
Highlight ist der Abschluss mit «Passing Dead End» und vor allem dem Rausschmeisser «Return To Lemuria». Ein Vergleich zum Therion Klassiker «Lemuria» ist sicher schon vom Titel her nachvollziehend, insbesondere aber auch wegen dem sackstarken Refrain, dieser bleibt sofort hängen. Kaufi, denn musst du dir mal reinziehen. Der muss dir auch gefallen. Komplett deine Zutaten. Und auch bin mir steht der Affenpelz wieder mal ziemlich stramm.
Auf jeden Fall stehen sie Delain in nichts nach mit ihrer heutigen Pool-Show. Übrigens Kaufi, bevor du jetzt den Finger hochhebst, es ist auch kein Zufall, dass Dragony und Visions of Atlantis im gleichen Jahr bei den 70K dabei sind: Mit Herbert Glos teilen sie den Bassisten und Siegfried Samer war auch mal Sänger bei V.O.A.
Übrigens, zum ersten Mal erlebte ich V.O.A. in Chur im 2005. Da waren sie Support von Nightwish, die Finnen waren damals noch mit Tarja unterwegs. Auf jeden Fall hatte ich mir damals, ohne zu zögern die ersten beiden Alben der damaligen Newcomer-Band aus unserem Nachbarland am Merch-Stand gekauft. Eine andere Zeit, eine andere Ära. Doch zurück in die Zukunft. Und da bestelle ich mir grad zwei weitere Alben. Sie haben mich 14 Jahre später wieder mal überzeugt. So stark wie heute hab ich sie seit damals in Chur nie mehr erlebt gehabt.
Und wenn wir schon am Loben sind, das gebührt auch der Security. Es gab im Vorfeld welche, die uns warnen wollten, dass es dieses Jahr wegen einem Wechsel ganz schlimm werden würde. Nichts dergleichen und im Gegenteil, sie verhalten sie professionell aber auch zuvorkommend wie zu den besten Cruise-Zeiten. Da gab es im letzten Jahr schon mal eher den einen oder anderen kritischen Moment.
Nun, was steht jetzt auf dem Plan des Super Metal Sundays? Hab ich jetzt tatsächlich eine Stunde Pause eingeplant? Ja, dann los zurück zum Zmorge-Buffet. Denn schliesslich ist dies ja die wichtigste Mahlzeit des Tages, auch wenn es jetzt schon bald 11 Uhr ist …
Setliste Visions of Atlantis – Pool
- The Deep & the Dark
- New Dawn
- Book of Nature
- Ritual Night
- Lost
- The Silent Mutiny
- Memento
- Words of War
- The Grand Illusion
- Passing Dead End
- Return To Lemuria
Fotos Visions of Atlantis – Pool (pam)
Kaufi: Während pam bereits bei Visions of Atlantis antrabt, gönne ich mir noch ein paar Stunden Ruhe, erst kurz vor Mittag krieche ich aus der Kabine und checke mal, wo all die Kollegen sich so rumtreiben. Draussen ist’s angenehm heiss, was viele Cruiser allerdings nicht davon abhält, mit teilweise richtig bescheuerten Kostümen rumzurennen. In diesem Moment verstehe ich all jene, die sich über einen (dennoch kleinen) Teil der Fans nerven. Dieser Mist gehört an die Fasnacht und nicht auf ein METAL Festival. Aber vielleicht bin ich auch fangs ein alter, konservativer Sack. Egal.pam: Ja, da gehöre ich in der Tat auch dazu. Also in den Sack zusammen mit Kaufi. Aber ich bin ja zum Glück noch nicht so alt. Aber man muss auch sagen – wie Kaufi schon sagt – es sind auch nicht so viele unterwegs. Es hat nie wirklich Überhang genommen. Es sind jedes Jahr die gleichen Freaks. Dann gönnen wir ihnen doch den Spass. Leben und sterben lassen. Ich konzentrier mich weiter lieber auf das, was auf den Bühnen dargeboten wird und dafür steige ich jetzt wieder runter ins Theater.
Ah, kommt mir grad in den Sinn, ich kann ja gar nicht wirklich lange Zmörglen und muss jetzt schon ins Theater, denn es jetzt ja schon die «Songwriting Clinic» mit Fabienne und Jonas von Elu. Kurz zurückspulen. Das runter ins Theater kommt dann später weiter unten.
Songwriting Clinic – Fabienne Erni & Jonas Wolf – Boleros Lounge
pam: Die Artists Clinics gibt es meines Wissens schon seit der ersten Cruise. Zumindest gefühlt. Es ist a) eine weitere Möglichkeit mit seinen Lieblingsbands und -Musikern in Kontakt zu kommen, mehr von denen zu erfahren und b) als Musiker kann man durchaus bei seinen Vorbildern auch ein paar Tipps abholen. Ich hab bisher nie wirklich eine besucht, weil ich meist genug ausgebucht war mit den Konzerten. Aber bei zwei so flotten Zeitgenossen wie Fabi und Jonas von Eluveitie mach ich doch gerne eine Ausnahme. Da ich jedoch oben schon zu weit war mit dem Geschriebenen, verpass ich die ersten paar Minuten. Und damit scheinbar einen Hühnerhaut-Moment. Die beiden performen einen Disney-Klassiker aus «Arielle The Mermaid» und haben dann die sehr gut besuchte Lounge samt Inhalt sofort im Sack.
Die beiden sind wirklich super-sympathisch anzuschauen. Beide haben eine sehr herzliche Ausstrahlung, sind extrem relaxed (auch wenn Fabienne immer das Gegenteil behauptet, zumindest sieht man ihr die Nervosität und allfällige Unsicherheit nie an) und vor allem immer ein Lächeln oder gar ein Riesen-Smile auf den Lippen. Nichts von Superstar-Allüren, extrem zugänglich. Da ist man als Mit-Helvetier fast ein bisschen stolz. Und wohl auch Elu-Mitmusiker Matteo, der in der vordersten Reihe sitzt und ab und zu ein paar Kommentare abgibt.
Ich gebe zu, Fabienne hätte ich in der Songwriting Clinic nicht erwartet. Eher bei der Singing Clinic oder bei der «Wie-Verzaubere-ich-mein-Publikum»-Clinic. Ich tat da ihr wohl etwas unrecht, als ich davon ausging, dass sie beim Songschreiben noch nicht so viel Erfahrung hat. Aber scheinbar – und wie mir später auch Chrigel im Interview noch sagen wird – hat sie beim neuen Album durchaus einiges zu den Songs beigetragen. Und Jonas hat sich sowieso schon als junger Riff-Gott etabliert. Man höre nur einmal den Song «Rebirth».
Wir erleben eine Lektion wie man mit viel Talent das Maximum aus sich herausholt und sich dabei wunderbar selbst bleiben kann. Und Fabienne lernt uns auch noch, wie man das Gallisch ausspricht: Ein «x» entspricht einem «k», ein «v» ist «u» (darum wird wohl bei «Eluveitie» das «v» nicht als v betont), ein «g» entspricht dem typisch-schweizerischen ricolafordernden, weil kratzenden «ch», (drum sprich «Ategnatos» als «Atechnatos»). Dies verrät uns Fabi auf eine Frage, wie sie denn gelernt habe, wie man auf Gallisch – einer toten Sprache – singt. Nebst diesen Regeln hat sie es bei den bestehenden Songs phonetisch gelernt.
Zum Abschluss gibt’s vor dem Gruppenföteli noch ein «Quoth of the Raven», wenn ich das jetzt nicht ganz falsch notiert habe. Aber Fabienne kann mich gerne korrigieren. Allenfalls auch, wenn ich jetzt noch die Anekdote erwähne, dass Chrigel, nach dem Jonas sie als neue Sängerin empfohlen hat, sie das erste Mal mit eben diesem Disney Lied hörte. Also Leute, an alle die solche Songs auf Lager haben, auch damit schafft ihr es in eine (Death-)Metal-Band. Es muss ja dann nicht grad immer Twilight Force sein.
So, jetzt sind wir wieder zurück in der Zukunft. Ich laufe jetzt also nochmals ins Theater runter …
Fotos Songwriting Clinic – Fabienne Erni & Jonas Wolf – Boleros Lounge (pam)
Van Canto – Theater
pam: Ui, es gab im Vorfeld wieder die ewige Diskussion, ob jetzt Van Canto mit ihrem A capella-Metal wirklich Metal sei und somit aufs Schiff gehören oder nicht. Ich sag all denen, die das verneinen, dass sie selber auf den Mond gehören. Die deutsche Combo mit internationaler bzw. schottischer Verstärkung ist für mich so ziemlich Metal wie jede andere Band an diesem Festival. Dem einen gefällts, dem anderen nicht. So einfach geht’s. Und wer auf Melodien, gute Stimmen und Power steht und ja, auch die Offenheit für Rakkatakka anstelle Gitarren und Bass, dem gefällts. Und so mir. Und sicher auch denen, die das Theater zur Hälfte füllen. Für diese Uhrzeit mit prächtigstem Wetter oben auf dem Pool-Deck eine respektable Ausbeute.
Und ja, die Show selbst ist auch ganz OK, wenn ich auch gestehen muss, sie haben mich schon mehr aus den Latschen gerissen. Da war schon mehr Bewegung auf der Bühne und die Setliste wohl auch stärker. Es sind halt Songs mit Powerdrums bzw. Double-Bass und Chören, die bei Van Canto am besten Funktionieren wie zum Beispiel «Rebellion (The Clans Are Marching)» von Grave Digger oder natürlich der Pouletlieferant «Fear Of The Dark» von Iron Maiden. Im Gegensatz zu einem eher schwachen „Hells Bells“, bei dem eben grad diese Ingredienzen fehlen.
Nebst diesen beiden Songs gibt es noch ein anderes schönes Highlight zu erwähnen. Ein gewisser Ingo aus Bobingen darf auf der Bühne mitten im Set das Mikro übernehmen. Es braucht ein bisschen bis ich und wohl auch der Rest hier schnallt, was jetzt kommt. Gut, der Gute holt am Anfang auch etwas allgemein aus, bis er auf ein Mädel zu sprechen kommt, die Heike aus Düsseldorf, welche er vor drei Jahren auf der 70’000 Tons of Metal Cruise kennengelernt habe. Die darf dann auch auf die Bühne. Ja, dann kommt das eine und andere zusammen, den Ring an den Finger und die Tränen auf die Backen. Doch schöner Moment. Die Cruise schreibt halt auch ganze Lebensgeschichten. Ich hab schon von zwei, dreien gehört, die wegen Neugeborenen zumindest mal ein Jahr pausieren mussten. Gezeugt während dem grössten Metal-Festival auf See.
Was jetzt? Ah, genau. Interview-Termin mit Chrigel von Eluveitie. Man lese dieses hier. Und während ich mich mit Chrigel über dies und das unterhalte, soll der Kaufi doch auch mal fleissig werden heute …
Setliste Van Canto – Theater
- Desert Snake
- Ride the Sky
- The Mission
- Neverland
- Hells Bells
- Rebellion (The Clans Are Marching)
- Unholy
- Fear of the Dark
Fotos Van Canto – Theater (pam)
Riot V – Pool
Kaufi: Arbeiten soll ich? Ok. Dann hol ich mal die Kamera… In der brütenden Sonne ist direkt nach dem Belly Flop Contest lupenreiner US Power Metal angesagt. Riot V geniessen zweifellos einen legendären Ruf. So haben beispielsweise auch HammerFall schon deren „Flight Of The Warrior“ gecovert. Im Gegensatz zu diversen Kollegen bin ich mit den New Yorkern irgendwie nie warm geworden. Auch heute ändert sich das nicht gross. Natürlich: Das ist alles gut gespielt, hier sind Profis am Werk – das steht ausser Frage. Und ebenso natürlich erkenne ich das bereits erwähnte „Flight Of The Warrior“, welches als zweiter Song somit recht früh an der Reihe ist. Aber die Stimme von Todd Michael Hall passt mir einfach nicht. Das wäre dann wieder diese Geschmacksache…
Bei „Bloodstreets“ kriegen die Jungs noch weibliche Unterstützung an der Querflöte, während die Bandhymne „Thundersteel“ zum Abschluss auch mir ein dezentes Nackenschütteln verursacht. Schlecht ist’s wirklich nicht, was Riot V da zeigen. Nur halt nicht ganz meins.
Setliste Riot V – Pool
- Victory
- Flight of the Warrior
- Black Leather and Glittering Steel
- Angel Eyes
- Bloodstreets
- Take Me Back
- Angel’s Thunder, Devil’s Reign
- Warrior
- Thundersteel
Fotos Riot V – Pool (Kaufi)
All Star Jam – Theater
Kaufi: Nun aber schnell ins rappelvolle Theater. Der alljährliche All Star Jam steht auf dem Programm. Für einmal ohne Jeff Waters, mehr dazu später. Der Chef hat mir im Auftrag von Chrigel Glanzmann den Auftrag gegeben, den Song „Overkill“ von Motörhead zu filmen, da Jonas Wolf von Eluveitie an der Klampfe sein wird. Also gut – dann machen wir das mal. Obwohl ich bekanntlich gar kein Fan von davon bin. Also von der Filmerei an Konzerten. Doch immerhin kann ich das mit einer anständigen Kamera machen, sodass die Qualität dann hoffentlich etwas besser ist als mit den doofen Handys…
Der Auftrag wird erledigt und ich überlasse das Spielfeld nun pam. Ich gehe – es scheint unfassbar – in die Lounge. Aber Night Demon haben Vorrang, zumal ich heute sowieso nicht allzu viele Konzerte sehen werde. Pam, bitte übernehmen!
pam: Yep, gerne. Bin auch fast schon ins Theater gerannt. Beim Gespräch mit Chrigel beinahe ein bisschen die Zeit vergessen. Ja, wie schon erwähnt, ist es dieses Jahr «nur» ein «Jamming in international waters» und nicht « … with Jeff Waters». Warum er nicht da ist, soll dann an der Pressekonferenz gefragt werden. Bis hier, zum damaligen Zeitpunkt, wissen wir nur, dass er nicht da ist. Gut, sonst hätten wir ihn auf dem Dampfer auch schon lange gesehen. Jeff sieht man sonst immer irgendwo und das eigentlich jedes Jahr auf der 70K Cruise. Ich finde er hätte schon lange eine 70K Uniform verdient.
Nun, im Gegensatz zum Vorjahr geh ich jetzt bei der Jam Session nicht so ins Detail inklusive Line-ups von Song zu Song. Ich pack einfach ein paar High- und falls es sein sollte auch ein paar Lowlights zusammen. Das Positive vorab, einen Komplettausfall wie ihn letztes Jahr die Sängerin von Amberian Dawn – Päivi Virkkunen – bei «Number Of The Beast» bot, gibt es dieses Jahr nicht. Aber auch nicht das ganz, ganz grosse Kino. Ich weiss nicht, liegt es an mir, hab ich die Jam Session schon zu oft erlebt, dass es dieses Jahr irgendwie eher Durchschnitt war und nicht eines der grossen Momente der 70’000 Tons of Metal Cruise? Ein bisschen verloren hat der Event mit der Grösse bzw. Wechsel von der Majesty auf die Independence und somit auch von der einen Lounge ins Theater. Die Nähe und somit Spontanität hat definitiv darunter gelitten. Dafür können so auch viel mehr Cruiser teil davon sein. Jede Medaille hat halt zwei Seiten.
Und was ich schon früher bemängelte und in diesem Jahr besonders ist die Songauswahl. Es hat da für mich einige Exoten, die halt einfach zu wenig bekannt sind oder jetzt nicht grad die grössten Hymnen der jeweiligen Band und somit halt auch nicht so viel Stimmung erzeugen wie zum Beispiel «Sweet Leaf» von Black Sabbath, «Fuel» von Metallica, «Metal On Metal» von Anvil etc. Da gäbe es vor allem von den ersten beiden schon stärkere Heavy-Partykracher.
Dass es dieses Jahr nicht so abging, hing definitiv nicht damit zusammen, dass Jeff nicht da war. Die beiden Co-Moderatoren Charlotte Wessels (Delain) und Alex Krull (Atrocity/Leaves’ Eyes) führen sympathisch mit gutem Humor durch die Session. Insbesondere die Kurzinterviews mit den Hauptprotagonisten kommen sehr gut an. So sehr ich ein Annihilator-Fan der fast schon ersten Stunde und somit auch von Jeff Waters bin, muss man schon gestehen, dass das bisherige Jamming in Waters vor allem von und für The Waters ist. Der Meister der Gitarre zelebriert da schon sehr gerne in erster Linie sich selbst und jedes Jahr pickt er sich einen ach so schwierig zu spielenden Van Halen Song raus. Charlotte und Alex konzentrieren sich jedoch «nur» aufs Moderieren und überlassen dann die Bühnen ihren Musikerkollegen. Gut, die beiden hätten schon auch gerne bei mindestens einem Song auch mitmachen dürfen. Aber egal, ich mag schlussendlich alle drei und jedem seine Art.
Aus Schweizer Sicht (Jonas von Eluveitie), aber auch als Sepultura-Cavalera-Anhänger (Max am Mik, ohne Gitarre) ist definitiv ein Highlight, das von Kaufi schon erwähnte «Overkill» von Motörhead. Der Song per se ist eine Wucht und mit Jonas Geschreddere und Max’schen Powervocals ist das ein Mix, an dem auch Lemmy Freude gehabt hätte.
Alex spricht Max auf die «Return To Roots» Show mit seinem Bruder Igor von heute Abend an. Dabei meint der Brasilianer und Gründer von Sepultura schelmisch, dass sie mit «Roots» damals den Folk Metal erfunden haben … 20 Jahre später soll dieses für viele neue Genre dann so richtig durchstarten. Ganz unrecht hat der Gute damit ja nicht. Wer kannte 1993 schon Folk Metal? Und Roots ist mit seinen Trible-Drums definitiv ein Folk Metal Album. Hab ich mir aber vorher so gar nie überlegt.
Der Italienerin Mariangela Demurtas von Tristania steht die Ehre zu, einer der grössten Klassiker ihres Landsmanns Ronnie James Dio (ok, der war Ami, aber hatte doch sicher italienische Wurzeln) – „Holy Diver“ – zu singen. Das macht sie mit viel Ehrfurcht, vor allem jedoch extremst geil. Man hört ja denn Song sehr oft gecovert, aber das ist definitiv eine der besten Versionen, die ich bisher gehört habe.
Für Lacher sorgt der Moment, als Charlotte Alex bittet die Namen der vier Holländer, die «Laid To Rest» von Lamb of God performen, auszusprechen. George Osthoek (MaYan) geht ja noch. Bei Koen Roemijn (Heidevolk) wird’s anspruchsvoller und bei Otto Schimmelpenninck van der Oije (Delain) kanns nur noch in die Hosen gehen.
In die Hosen mach ich bei «Madhouse» von Anthrax. (Anm. Kaufi: Hui – ich hoffe, Du hast die danach gewechselt??) Siegfried Samer (Dragony) bringt es 100% auf den Belladonna-Punkt. Schliesst man die Augen, wüsste man nicht, ob jetzt der Original Anthrax Sänger oder eben Siegfried singt. Ganz stark. Cool auch der «Mosh Dance» von Grant Truesdell (Unleash The Archers) im Stile von Scott Ian.
Für einen weiteren Lacher sorgt Charlotte, die sagt: «I can’t speak about the history of the songs … they haven’t been written in my lifetime.» Alex steht ihr aber in nichts nach, als er erzählt, wir er mal vor langer Zeit in New York City ein Schwert auf die Bühne geschmuggelt habe und Angst hatte, dass er wegen Waffenbesitz verhaftet werden würde, während heutzutage Sabaton Panzer, Maschinen-Gewehre etc. auf der Bühne haben. Die beiden bereichern den Jam definitiv mit ihrem Charme und Anekdoten. Aber Anekdoten zu erzählen, das hatte jeweils natürlich auch der Original-Moderator Jeff Waters.
Ja, das wars von der Jam Session. Mal schauen, nächstes Jahr lass ich mir diese bestimmt wieder nicht entgehen, auch wenn es mich dieses Jahr nicht aus den Chucks haute.
Fotos All Star Jam Session – Theater (pam)
Night Demon – Lounge
Kaufi: Während sich im bumsvollen Theater diverse Musiker die Instrumente in die Hand geben, tummeln sich leider nur wenige Zuschauer in der Lounge rum. Schade, denn das Trio aus Kalifornien hat einfach mehr Zuschauer verdient – basta!
Lustige Bilder, als die Band den Bryan Adams Überhit „Summer of 69“ als Soundcheck braucht – inbrünstig mitgesungen von den anwesenden Fans! Ist kein Metal, aber halt dennoch ein saugeiler Song… Soundcheck fertig? Kein Problem! Fronter Jarvis Leatherby fragt, ob man zu früh anfangen soll…? Na klar! Wer nicht da ist, ist eh selber schuld! Und so brettern die drei „Welcome To The Night“ in den kleinen Saal. Einen unpassenderen Titel gibt’s in diesem Moment zwar kaum, doch man kann den Tag auch zur Nacht machen. Passt!
Erfreulich, dass die Kalifornier hier massiv an der Setliste rumbasteln und diverse neue Songs einbauen. Zu Material wie „Curse Of The Damned“ oder „Heavy Metal Heat“ drücken die drei Herren aufs Gas, als ob es kein Morgen gäbe. Immer wieder steigt beispielsweise Jarvis auf die Abschrankung, lässt sich von den Fans feiern und bedankt sich immer wieder bei denen fürs Erscheinen. Im Gegenzug landen immer mal wieder Crowdsurfer in den Armen der Security. Als Fotograf hat man es in diesem Moment wahrlich nicht leicht…
Night Demon bieten musikalisch zudem auch noch die eine oder andere Überraschung. Diese kommen in Form von Cover Versionen daher. Während Iron Maiden’s „Wasted Years“ schon lange immer wieder im Programm auftaucht, so erstaunt vor allem das geil gespielte „Radar Love“ von Golden Earring. Und nach dem „Gevatter Tod“ bei „The Chalice“ seinen vielumjubelten Auftritt hatte, legen Jarvis & Co mit dem düsteren „War Pigs“ von Black Sabbath“ grad noch eine Schippe drauf. Umgekehrt wird dafür sogar die Bandhymne „Night Demon“ gekillt! Somit bildet das bereits erwähnte „Wasted Years“ nach gut 45 Minuten den Abschluss und der Frontmann bedankt sich ein letztes Mal dafür, dass man sie dem All Star Jam vorgezogen hat. Starker, ganz starker Auftritt! Und nun ab in die Viking Crown Lounge – die alljährliche Pressekonferenz steht an.
Setliste Night Demon – Lounge
- Welcome to the Night
- Full Speed Ahead
- Curse of the Damned
- Hallowed Ground
- Heavy Metal Heat
- Radar Love
- Screams in the Night
- The Chalice
- War Pigs
- Wasted Years
Fotos Night Demon – Lounge (Kaufi)
pam: Auf dem Weg zur offiziellen Pressekonferenz der 70’000 Tons of Metal Cruise lauf ich per Zufall an dieselbige von den beiden Cavalera Brüdern Max und Igor inklusive Max’ Sohn Zion. Aufmerksam auf die wurde ich dadurch, dass Barney von Napalm Death dort stand und aufmerksam zuhörte. Nun, das lass ich mir nicht nehmen und nehm mir dafür die Zeit. Wir erfahren, dass es heute die voraussichtlich letzte «Return To Roots» Show sein wird … dafür sie bereits auch einige «Arise»-Shows in Australien gespielt haben. Holy Shit, die ganze „Arise“ Scheibe … das war damals mein Sek-Soundtrack. Sagt mir wann und wo, ich werde dort sein!Und auf die Frage was Max am besten an der Cruise findet, verrät er uns, dass es keine VIPs gebe: «No separations of bands and fans.» Da lass ich mir nicht zwei Mal sagen und so schnapp ich mir Max nach der PK für ein Foto mit einem meiner Jungendhelden. Auch wenn damals sein Haarschopf noch keinen Hauszoo beherbergte, so war es für mich eine erneute Zeitreise in die Jugend.
Fotos Pressekonferenz Soulfly/Cavaleras (pam)
Pressekonferenz
Kaufi: Bei der obligaten Pressekonferenz stellt sich zuerst der Kapitän den Fragen der Journalisten. So erfahren wir einiges über das Schiff, die Geschwindigkeit, die Leistung, den Treibstoffverbrauch (huii…..) und das Wetter (Stichwort „Wind“). Auch der Hoteldirektor kommt zu Wort und erklärt ein paar Dinge betreffend Restaurants, Essen und Bierpreise…
Doch schlussendlich ist das eine nette Zugabe. Wir warten auf den Skipper, Andy Piller, und darauf, was er an spannenden News für uns hat. Here we go:
- 73 verschiedene Nationen sind an Bord des Schiffs – „United Nations of Heavy Metal at Sea“!
- Etwa 2/3 der Cruiser sind „Repeats“, also nicht das erste Mal dabei
- Cruise Nummer 10 geht dahin, wo alles begann: Cozumel, Mexico
- Am Dienstag, 7. Januar startet das Schiff und ist zurück am Samstag, 11. Januar 2020. Somit geht man zurück auf das ursprüngliche Schema ohne Wochenende. Es sind mehrere Gründe, die für dieses Datum sprechen. Einerseits findet Anfang Februar die Super Bowl in Miami statt. Um diese Zeit sind Flüge und Hotels kaum bezahlbar. Aber man will auch zurück auf dieses „Eine Woche“-System, weil es für viele Fans (vor allem aus Übersee) einfacher ist bezüglich deren Ferien
- Das Schiff startet erneut in Fort Lauderdale
- Es wird wiederum die „Independence Of The Seas“ sein
Andy erklärt erneut, dass er keine Absicht hat, die „70‘000 Tons Of Metal“ woanders hin zu bringen. Andeutungsweise lässt sich allerdings zwischen den Zeilen lesen, dass irgendwo, auf einem anderen Ozean, irgendwas Ähnliches aufgezogen werden könnte. Nichts Genaues weiss man nicht – über irgendwelche Details schweigt sich der Schweizer aus.
Er erläutert allerdings (ebenfalls nicht zum ersten Mal), warum die 70K immer wieder mal an die gleichen Orte fährt: Mit diesem grossen Schiff sind die Häfen begrenzt, in denen man anlagen kann und zudem ist auch noch der zeitliche Faktor, der eine Rolle spielt. Da die Cruise nur fünf Tage geht, kann man eben nicht ZU weit weg gehen. Kuba ist immer noch ein Traum, aber dafür ist eben wieder das Schiff zu gross. Und schlussendlich gibt es da draussen immer mehr und mehr Kreuzfahrtschiffe und da wird’s immer schwieriger, geeignete Häfen zu finden.
Dann erklärt Andy ausführlich, warum in der ersten Nacht das Schiff gedreht werden musste und man in die falsche Richtung fuhr. Man lese nach beim Gloryhammer Bericht Tag 2. Always safety first, keine Frage!
Die hohen Bierpreise sorgen (wieder) für Gesprächsstoff. Andy ist auch nicht glücklich darüber, er weiss, das hier auch viele Leute sind, die lange, teilweise zwei Jahre, sparen müssen, um hier dabei zu sein. Andererseits wird alles andere teurer. Das Chartern des Schiffs, das Personal – es ist irgendwie halt auch einfach „normale Inflation“.
Der Shutdown in den USA hatte Einfluss – einige Fans haben deswegen das Schiff verpasst. Und damit eine Band mitfahren konnte, musste er im Vorfeld Flüge umbuchen und sogar die Abfahrt des Schiffes in Fort Lauderdale rauszögern! Auch diese Geschichte hat sofort finanzielle Konsequenzen…
Jeff Waters ist nicht dabei dieses Jahr – Charlotte Wessels (Delain) und Alex Krull (Atrocity) haben die Obhut über den All Star Jam gehabt. Andy erklärt, dass die Abwesenheit des Annihilator Chefs persönliche Gründe hatte – aber er wird sicher wieder dabei sein in der Zukunft.
pam: Damit ist eigentlich alles gesagt oder haben wir schon früher in diesem Roman erwähnt. Somit gehe ich dann mal zu Obituary …
Fotos Pressekonferenz (pam)
Obituary – Pool
pam: Und ein gewohnt verdammt dickes Brett erwartet mich. Ich überlasse die Euphorie – die ich absolut teile – gerne Luke. Over to you.
Luke: Zweites Set von Obituary und nach dem begeisternden ersten Konzert, bin ich natürlich wieder ganz vorne bei der Bühne zu finden. Zumal ich mich auf das heutige dank dem Pool Deck fast noch ein bisschen mehr freue, auch wenn die Musik von Obituary eigentlich besser zu einer dunklen Location als zum herrlichen Sonnenschein wie heute passt…
Das Intro ist wie gehabt „Snortin Whiskey“ und ich habe so ein bisschen das Gefühl, das viele im Publikum gar nicht merken das es gleich losgeht und das Ganze als „Füller-Musik“ zwischen den Acts wahrnehmen. Ist halt im Theater einfacher, wenn das Licht ausgeht weiss man das es losgeht. Dementsprechend kommt der Jubel erst als die Band nach dem Intro die Bühne betritt – jedenfalls die „Instrumentalisten“, von John Tardy weit und breit keine Spur. Ist aber kein Problem, das Eröffnungsstück heute ist „Redneck Stomp“, das Instrumental von „Frozen In Time“ aus dem Jahr 2005. Von meiner Position aus sehe ich John Tardy derweil hinter der Bühne beim ausgiebigen aufwärmen. Die ganzen Hüpf- und Dehn-Übungen lassen auf Action schliessen. Zum (relativ) neuen Track „Sentence Day“ betritt Tardy schliesslich die Bühne. Die Stimmung ist, wie bereits beim ersten Set, absolut Super! Es ist viel Bewegung im Publikum, haufenweise Crowdsurfer werden über die Menge getragen, inklusive zwei Personen im Rollstuhl und einem Pikachu. Schnell merke ich, das Badelatschen definitiv nicht die richtige Bekleidung für dieses Konzert und für so nahe bei der Bühne sind, aber um noch Schuhe zu holen ist es jetzt zu spät und die Show zu gut. Egal, Zehennägel wachsen ja nach… 😉
Zur Setlist von heute bleibt zu sagen, dass die Band einen besseren Mix gefunden hat. Die Lieder sind zwar bis auf den Eröffnungstrack identisch, sie sind aber anders angeordnet. Somit kommt immer mal wieder ein Klassiker im Wechsel mit einem neueren Lied, ein ganzer „Block“ von neuen Songs wie beim ersten Set gibt es heute nicht. Definitiv eine gute Entscheidung! Die Band zeigt sich erneut in Top-Laune, auch wenn sich John Tardy heute mit Ansagen ans Publikum eher zurückhält. Er ist aber erneut am Dauergrinsen, winkt Leuten im Publikum zu und macht auch sonst einen sehr motivierten Eindruck. Trevor Peres an der Gitarre ist sowieso gut gelaunt wie immer, und als ein aufblasbarer Pool-Ring nach vorne fliegt lässt es sich Bassist Terry Butler nicht nehmen das Teil anzuziehen, sehr zur Begeisterung des Publikums.
Mit dem obligatorischen „Slowly We Rot“ geht ein super Konzert zu Ende, das von der Publikums-Stimmung her noch besser war als die erste Show im Royal Theater. So sieht man nach dem Ende rundherum zufriedene Gesichter, und nachdem ich von Drummer Donald Tardy auch noch einen Drumstick abgegriffen habe begebe auch ich mich mehr als zufrieden Richtung Kabine. Umziehen ist angesagt, der Super Bowl wartet.
Setliste Obituary – Pool
- Redneck Stomp
- Sentence Day
- A Lesson In Vengenance
- Visions In My Head
- Find The Arise
- Deadly Intensions
- Threatning Skies
- By The Light
- Chopped In Half / Turned Inside Out
- Turned To Stone
- Don’t Care
- Straight To Hell
- I’m In Pain
- Slowly We Rot
Fotos Obituary – Pool (pam)
Super Bowl Party – Sports Bar
So, nachdem wir nun wissen, wann die Runde 10 startet und wohin sie geht, kann man sich endlich auf American Football konzentrieren. Während einige noch Obituary schauen, geht’s für mich ab in die neu gebaute und sagenhaft schicke Sportsbar! Mit einigen Rams Fans, (überraschend) vielen Patriots Fans (sicher sind da auch Modefans dabei…. :-p) und vielen neutralen Zuschauern, die einfach sehen wollen wie die Pats verlieren, feiern Kollege Sandro, sein Kumpel Jack und ich die Super Bowl Party. Auch pam taucht irgendwann sogar mal noch auf…
pam: Ja, und ich weiss nicht, was mich mehr fasziniert, das Spiel oder Kaufi, der beim Anblick von Tom Brady mehr Gefühlsausbrüche offenbart als bei der guten Charlotte Wessels. Na ja, ich ziehe wieder weiter. Während die Mitarbeiter Fernschauen, geht der Chef halt arbeiten.
Kaufi: Ich habe das Glück (pam: Ah, so nennt man Arbeitsverweigerung), dass beim musikalischen Programm während dieser Zeit nichts Spannendes dabei ist. Naja – fast. Meine Faves Gloryhammer spielen. Aber wie angetönt in der Lounge. Ich wage es kaum zu sagen, doch in diesem einen, ganz speziellen Fall verzichte ich auf Prince Angus McFive, den Hootsman und Zargothrax. Sorry Jungs, kommt nicht mehr vor! Aber nach 17 langen Jahren muss ich einfach den Rams den Vorzug geben. Dass das Resultat schlussendlich nicht so ist wie gewünscht und erhofft, sorgt nicht nur bei mir für Verstimmung. Um es neutral auszudrücken. Ich brauche nach Spielschluss frische Luft…
Was hat eigentlich pam in der Zwischenzeit sonst so getrieben?
Arkona – Theater
pam: Tja, lieber Kaufi, mein Beileid, aber mein Super METAL Sunday geht weiter. Ich bin inzwischen bei Arkona. Als ich die Russen mit ihrem Gummiball Mascha Scream an einem Eluveitie & Friends Festival vor einigen Jahren zum ersten Mal erlebte, fand ich die auf Anhieb extrem geil. Doch jetzt hab ich sie etwas länger nie mehr live erlebt und war immer wieder überrascht, wie sie zum Beispiel bei Duttis Konzert-Reviews eher schlecht wegkamen. Und heute verstehe ich auch warum. Die Band hat einen starken Wandel vom Folk Death Metal zum Schamanen-Black-Metal vollzogen. Das Getrance passt ja schon mal zu einem oder von mir aus auch zwei Songs, aber dann wird es für mich schnell einlullend und da vermisse ich das Power-Energie-Bündel – in den besten Zeiten eingewickelt in Fellen auch bei 30° Grad – schon.
Arkona ist für mich immer noch eine Top-Band, aber live nicht mehr das explosive Feuerwerk wie damals in den ersten Jahren unserer gemeinsamen Annäherung. War es damals einfach wild und unkontrolliert, ist es heute sehr instruiert mit einem klaren, für mich etwas zu starren, Konzept. Und soundmässig vermisse ich die melodiöseren Parts, cool jedoch, dass Mascha mehr clean als früher singt. Das kann sie und sie hat eine gute Stimme, die man nicht immer vergrowlen muss.
Leider dann aber ein sehr abruptes Ende. Band weg, kein Tschüss. Das war‘s. Hm. Dann auch hier. Punkt.
Fotos Arkona – Theater (pam)
Ensiferum – Pool
pam: So, es geht langsam aber sicher in die Kür über. Die Finnen will ich nach ihrem stimmungsvollen Auftritt – eines der bisherigen Highlights der 70’000 Tons of Metal 2019 – auch bei ihrer zweiten Show und dieses Mal auf der Pool-Bühne nicht verpassen. Und sie erfüllen einmal mehr und noch mehr. Sie legen noch ein paar Briketts nach. Die Stimmung in den Schlussspurt des Super Metal Sundays könnte nicht besser sein. Es ist noch zu früh für Wehmut, zu viel Gutes soll uns noch Teil werden.
Und was beachtlich ist: Ensiferum schafft es mit einer komplett anderen Setliste – konsequent wie wohl keine andere Band auf der Cruise ever (Anm. Kaufi: *Hust* Sabaton….? *räusper*) – zwei der stimmungsvollsten Shows abzuliefern.
Da muss Eluveitie später im Theater noch einen Zacken zulegen, um ihren Thron des Folk Metal Headliners zu verteidigen.
Setliste Ensiferum – Pool
- For Those About to Fight for Metal
- Two Paths
- Heathen Horde
- Twilight Tavern
- Treacherous Gods
- Ahti
- Lai Lai Hei
- Warrior Without a War
- Iron
- Looking for Freedom (David Hasselhoff Cover)
Return To Roots – Pool
pam: Ich bleib grad in den oberen Etagen. Noch was Futtern bevor ich mich wieder auf eine Zeitreise in meine Jugend begebe. Vor zwei Jahren hatte ich die beiden Cavelera Brüder mit zweifacher Verstärkung auf ihrer Roots-Tour – das komplette Album wird durchgespielt – in Wacken erlebt. Und holy Güggeliburg, was war ich damals geflashed. Als die beiden dann nur zu weit ein paar „Beneath-The-Remains“-Kracher nachlieferten, war es um mich geschehen. Ich musste mich dann in die Presse-Area zurückziehen und mich mit ein paar Bierchen wieder zurück ins damalige Jetzt holen. Ich konnte für ein paar Stunden keine andere Band reinziehen. Zu emotional war diese Geschichte für mich. Zu viele geniale Erinnerungen an eine Zeit, als noch nicht jede Band ein eigenes Genre definierte, in der Angus auch noch seinen nackten Hintern zeigte und man noch Hochwasser mit sichtbaren Socken trug.
Nun, jetzt steh ich da auf einem 154’000 Tonnen-Dampfer mitten in der Karibik vor der grössten Offshore-Bühne der Welt. Ich erwarte gar nicht, dass es mich heute nochmals so wie damals in Wacken flasht, aber dennoch ein persönliches Highlight. Und ja, keine Frage, die beiden alten Hasen liefern ein gewohnt groovig-poweriges Set. «Roooooooooooots, bloooody Rooooots!!!!».
Und als Zugabe gibt es einen Celtic Frost Klassiker mit dem Begleittext: «Our favorite metal-band of all time!». Wenn das keine Ansage ist. Und schöner Übergang zu meinem nächsten Hochflieger: Eluveitie. Definitiv eine weitere Schweizer Band, die genreprägend ist.
Eluveitie – Theater
pam: Und ich muss gar nicht lange um den Brei rumspielen: Unsere Helvetier liefern ein verdammt episches Set. Definitiv – und jetzt sag ich es auch mal – eine Machtdemonstration. Ich erlebe in einem prall gefüllten Theater das beste Gesamtpaket der diesjährigen 70’000 Tons of Metal Cruise! Ohne fiesen Wind ist wie bei Elu gewohnt die Soundqualität top. Die Setliste besteht gegenüber der ersten Show auf der Pool-Bühne aus mehr Klassikern, weniger Live-Premieren. Vom erst neu rauskommenden Album sind nur der Titelsong als Kick-off und «Rebirth», der seit zwei Jahren schon fixer Bestandteil der Live-Sets ist, auf dem Menu enthalten.
Eluveitie killen mit ihren Riffs, Drumming, Gefiddle und Geduddle und vor allem als gesamte Band. Grad im amphitheatermässigen Kessel des Theaters mit der hochsteigenden «Tribüne» bzw. Sitzen wirkt das 8er Ensemble von oben gewaltig. Die Choreographie stimmte bei Elu immer aus einem Mix von individuellem Stage-Acting und doch auch einem orchestrierten Auftreten, vor allem das der Mädels in Kombi mit dem Chef auf der Bühne: Chrigel. Das war bei Elu schon immer so und wirkt halt schon verdammt geil, ohne dass man das Gefühl hat, einem Musical oder Ballett beizuwohnen. Und man muss sie wieder mal besonders erwähnen: Fabienne ist einfach ein extremes Plus in wohl jeder Band. Das Mädel hat einfach eine unglaubliche Ausstrahlung und Bühnenpräsenz. Klar eine Nicole auch, aber da ist halt eine Mundartistin immer etwas im Vorteil.
Ja, und dann sind es halt auch einfach die Hammersongs: Die Dreifaltigkeit zum Schluss mit dem sackstarken «Helvetios», «Rebirth» hat gekillt und letzter Energieanzapfer wie gehabt «Inis Mona» – mit Verstärkung vom Arkona-Dudler Wladimir – ist natürlich ein Garant für fröhliche Gesichter und bewegende Körper. Der ganze Stehbereich springt und tanzt. Die Stimmung ist positiv-explosiv, erreicht ihr Maximum. Ich wiederhole mich, aber ich bin ja auch grad ziemlich geflashed und irgendwie auch erleichtert, dass Elu im Theater abliefern können, was sie wirklich draufhaben. Sie spielen grad alles in den Schatten und lassen den etwas – wetterbedingten – missglückten Pool-Auftritt auf einen Schlag vergessen. Jungs und Mädels: Ihr habt grad dem fetten Dampfer so ziemlich in den Arsch getreten. IHR seid und bleibt die absolute Speerspitze des Folk Death Metal. An eurer Armee kommt so keiner vorbei!
OK, Kaufi, ich hab fertig. Aber keine Widerrede bitte. DAS war DIE Machtdemo der 70’000 Tons of Metal 2019 und darüber hinaus. An diesem Auftritt müssen sich in Zukunft alle messen. THIS, was Helvetios!
Setliste Eluveitie – Theater
- Ategnatos
- King
- Nil
- Omnos
- Lvgvs
- Epona
- Thousandfold
- The Call of the Mountains
- A Rose for Epona
- Kingdom Come Undone
- Alesia
- Drum Solo
- Havoc
- Helvetios
- Rebirth
- Inis Mona
Fotos Eluveitie – Theater (pam)
Kaufi: Ich lese immer „Machtdemonstration“? Und das, bevor eine der grössten Metal Bands überhaupt die Poolbühne betreten hat? Äääähm…Nun ja – immer noch angesäuert vom Ausgang der Super Bowl vertreibe ich mir die Zeit mit packen, etwas rumhängen und dem letzten (oder zweitletzten oder drittletzten – wer weiss das schon so genau…) Bier. Doch kurz vor Mitternacht steht dann nochmals ein absoluter musikalischer Höhepunkt auf dem Programm. Und ich nehm’s vorweg: In diesen Momenten war mir sogar die Super Bowl schon fast wieder egal!
Accept – Pool
Kaufi: Der Bereich um die Poolbühne füllt sich zusehends. Auch oberhalb sind die besten Plätze längst besetzt. Genau da treffe ich auch Vicious Rumors Sänger Nick Courtney. Mit ihm diskutiere ich lange über Classic Metal, über den kommenden Headliner – und über schwedischen Panzer Metal. (pam: Du schreibst «Panzer Metal»? Kaufi: Das hab ich von DIR… schlimm, ich weiss!) Courtney outet sich dabei als beinharter Sabaton-Fan und erklärt, dass „The Last Stand“ zweifellos eines der besten Alben der Band ist. Tja – der Mann hat Geschmack und weiss wovon er redet!
Nun denn – beide warten wir wie der grösste Teil der Mitcruiser auf das, was nun startet. Den Status, den Accept in der Metal-Welt haben, ist riesig. So verwundert es denn auch nicht, dass hier wirklich fast jeder Fan den Headliner sehen will. Ja, eigentlich gibt’s ja keinen offiziellen Hauptact, doch Wolf Hoffmann und Co darf man dennoch durchaus als solchen ansehen, als sie kurz vor Mitternacht mit „Die By The Sword“ die letzte Show auf dem Pooldeck starten.
Was Accept nun vom Stapel lassen ist nichts anderes als das absolut beste Konzert der gesamten Cruise. (pam: Äh, äh, äh. Was hab ich oben gesagt?). Egal, was da pam vorhin erzählte! Da stimmt einfach alles. Mark Tornillo ist bestens bei Stimme und macht auch jetzt sogar kurze Ansagen. Wolf und Uwe zaubern an ihren Gitarren, Christopher sorgt für immensen Druck hinter seinen Kesseln und auch Ersatz-Tieftönter Danny fügt sich perfekt ins Gefüge ein. Die Fans feiern die Band entsprechend ab – hoch verdient!
Wer (so wie ich) nun denkt, dass Accept nun das gleiche Programm wie am Eröffnungstag vom Stapel lassen, der sieht sich bald schwer getäuscht. Ehrlich, was jetzt folgt, hätte ich nicht gedacht… „No Regrets“ und das lahme „Shadow Soldiers“ werden gekippt und durch die Hymne „London Leatherboys“ sowie das affengeile „Analog Man“ ersetzt. Letzterer fraglos einer der besten Songs auf dem aktuellen Album „Rise Of Chaos“, das sorgt bei mir für heftiges Nackentraining und heisere Stimme am nächsten Tag.
Nach dem obligaten „Princess Of The Dawn“ gibt’s die nächste faustdicke Überraschung und meine Wenigkeit flippt endgültig aus. „Monsterman“! Ja, wo gibt’s denn sowas? Accept spielen tatsächlich mal einen Song vom genialen „Russian Roulette“ Album? Eskalation – ist das geil! Da kann „Pandemic“ schlicht nicht mehr mithalten…
Das speedige „Fast As A Shark“ (für mich immer noch einer der überbewertetsten Tracks Accepts überhaupt – ja, jetzt gibt’s dann wohl Haue…) läutet das Finish ein, welches nun wieder ganz genau so ist, wie man es erwartet. Auf „Teutonic Terror“ folgt „Balls To The Wall“. Das war im Theater schon fantastisch, heute ist es nicht anders. Das sind ganz krasse Bilder: Zu sehen und zu hören wie diese Hymne hier abgefeiert wird, das ist unfassbar geil! Das ist kaum zu beschreiben, da muss man dabei gewesen sein.
Das war’s. Oder nicht? Nein – Accept haben noch einen Pfeil im Köcher! Zur grenzenlosen Freude gibt’s mit dem kurzen, knackigen „I’m A Rebel“ noch einen Nachschlag, den man auch kaum erwartet hat. Ja, SO spielt man als Headliner auf der geilsten Metal Cruise der Welt!
pam: Accept sind ohne Zweifel ein gute Live-Band. Sie wissen wie man post, wie man das Publikum abholt. Vor allem ein Wolf aka Bruce Willis. ABER, das ist kein Vergleich zu Elu eben. Wir vergleichen hier natürlich Äpfel mit Eiern, aber wenn man das Gesamtpaket wie Sound, Stimmung, Bandperformance, Choreo und Stage-Acting, Publikumszuspruch, Songs etc. anschaut, dann kommt eine klassische Heavy Metal Kapelle an ein Oktett in dieser Form und instrumentalen Zusammensetzung nicht dran. (Anm. Kaufi: Doch – jederzeit!) Tut mir leid. Und Headliner ist keiner und wenn dann waren es sicher Accept und Eluveitie, wenn man die Spielzeiten und -Längen anschaut.
Aber hey, am Ende des Tages, schön haben beide von unseren Favoriten geliefert und das ist was zählt. Die «Headliner» haben ihren Status bestätigt.
Setliste Accept – Pool
- Die by the Sword
- Stalingrad
- Restless and Wild
- London Leatherboys
- Analog Man
- Final Journey
- Princess of the Dawn
- Monsterman
- Pandemic
- Fast as a Shark
- Metal Heart
- Teutonic Terror
- Balls To The Wall
- I’m A Rebel
Fotos Accept – Pool (Kaufi)
Kaufi: Während Accept sich noch feiern lassen, kündigt Fronter Mark den Skipper an. Andy Piller verkündet der feierwütigen Meute Datum und Destination für 2020, stellt sich für das obligate Schlussbild auf – und geht danach grad noch etwas Crowdsurfen!Fotos Skipper’s Thank You 2019 (pam)
Kaufi: Für die ganz hartgesottenen gibt’s im Theater mit Fleshgod Apocalypse noch einen musikalischen Nachschlag. Meine Wenigkeit muss jetzt aber erst etwas runterfahren. Übers Deck laufen, ein allerletztes Bier schlürfen, die angenehme Nacht etwas geniessen… Und schon träumen vom nächsten Jahr!Das war’s mit Tricks und Gags von meiner Seite. Wir legen am frühen Morgen in Fort Lauderdale an und auch dieses Jahr ist vor dem Heimflug noch ein Besuch im Rock’n’Roll Ribs der allerletzte Programmpunkt. (pam: Same procedure as every year – same here). Leider zeigt sich uns der Chef – Iron Maiden Drummer Nicko McBrain – nicht. Tja, dann vielleicht nächstes Jahr… pam, hast Du noch was zu melden zum Abschluss?
pam: Ja, ich hatte den gleichen Plan, Schlummi und dann noch ein bisschen schlafen, bevor es dann schon wieder ans Ausschiffen geht (damit mein ich jetzt nicht das Bier). Doch erstens kommt es anders und zweitens sind da noch Mitcruiser … labil wie ich bin, wird’s ein, zwei Bierchen und Drinks mehr. Wir sind jetzt alle ganz hinten auf dem Oberdeck. Während der Bereich der Poolbühne schon abgesperrt ist – noch in der Nacht wird die ganze Bühne wieder komplett abgebaut – ist die letzte Nacht eben hier hinten Karaoke Night und Open-Air Bar.
Es kommen die letzten Gespräche auf dem Schiff oder die ersten über die 70’000 Tons of Metal 2020 zu Stande. Einerseits mit der Pöch-Gang und andererseits nochmals mit den CMM Mädels und -Jungs. Und so komm ich einmal mehr wieder zu fast keinem Schlaf und wer denkt, man oder pam schläft im Nachtflug nach Hause … leider auch nicht. Und so komm ich am Dienstagmittag mit fast keinem Schlaf seit zwei Nächten nach Hause … und kann den herrlichen Bedingungen mit halben Meter Pulver und Blue-Sky nicht widerstehen. Lande, schreibe und zwei, drei Stunden später bin ich auf dem Brett, dass die Welt bedeutet. So hab ich meinen Winter innerhalb einer Woche wieder zurück. Das passt doch.
Open Air Karaoke – 70’000 Tons of Metal 2019 (pam)
Das Fanzit zur 70’000 Tons of Metal 2019
pam: Eigentlich ist ja alles gesagt und die Cruise hat wie immer erfüllt. Dennoch war es für mich einer der besseren Jahrgänge. Vor allem gegenüber dem letzten Jahr. Aber das liegt wohl auch grad so an meiner eigenen Performance. Es gab für mich einige Highlights: Die Folk-Metal Sektion mit Týr, Ensiferum und über allem Eluveitie haben absolut geliefert und für maximale Stimmung bei sehr gut besuchten Konzerten gesorgt. Für schöne Momente in jeder Hinsicht waren Delain und Visions of Atlantis zuständig und im weiteren Sinne des Symphonic Metal auch Rage mit ihrem Lingua Mortis Orchestra. Bei den Old Skullern gilt es Obituary, Coroner, die Caveleras und insbesondere Sodom – die Neuentdeckung für mich – zu erwähnen. Als einzig wahres Tieflicht erhält einzig der Wind die Laterne. Der kann von mir aus, im nächsten Jahr mal zu Hause bleiben. Apropos nächstes Jahr? Gebucht! Kaufi, du darfst gerne noch ergänzen 😉.
Kaufi: Tja, Band-mässig ist diese Cruise wahrlich nicht das beste Festival der Welt für meine Ohren. Jedes Jahr sind für meinen Geschmack zu viele „Lärm-Bands“ dabei. Doch die einmalige Atmosphäre und die Tatsache, dass wirklich immer auch absolute Faves dabei sind, zieht mich dann halt doch jedes Jahr wieder nach Florida. Klare Highlights bei der Ausgabe 2019 sind die überragenden Accept, Delain im Theater und Gloryhammer bei der Poolbühnen-Eröffnung. Und mit Dragony hab ich auch bei der persönlichen Fahrt #7 wieder was Neues entdeckt. Und ja – 2020? I’ll be back!
Mit Gastbeitrag: Sandro Burri