Punkiger als zuletzt
Fiddler’s Green würzen ihr neues Album Heyday mit einem Schuss mehr Punk als bisher, was den Songs gut zu Gesicht steht, aber etwas zu Lasten der Einzigartigkeit geht.
Heisst das nun, dass die deutsche Irish Speedfolk-Combo zu Austauschware verkommen ist? Bei weitem nicht! Im vorliegenden Promotext erwähnen die Musiker, dass sie sich auf ihrem neuen Album nicht wiederholen wollen sondern ihr Spektrum „erweitern, verfeinern, ja perfektionieren“. Diesen Ausbau des bisherigen Sounds kann der Hörer auf Heyday sehr gut nachvollziehen. Gerade das erste Drittel der Scheibe mit Songs wie „The Freak of Enniskillen“ oder „Farewell“ profitiert von einer angenehmen Portion Punk, welche den Kompositionen ein sehr energiegeladenes Outfit verpasst. Besonders hervorzuheben ist auch „Limerick Style“, das sicher einer der Höhepunkte unter den fünfzehn Stücken darstellt. Die Kehrseite der Medaille ist die erwähnte Verringerung der Einzigartigkeit. So klingt das ein oder andere Stück manchmal recht stark nach Dropkick Murphys, was aber per se auch nichts Schlechtes ist. Fans der sehr folkigen Seite der Band werden jedoch möglicherweise nicht alle Songs auf Anhieb in den Himmel loben.
Beginnend mit „Born to be a Rover“ kommen im zweiten Drittel dann die typischen Fiddler’s Green Eigenheiten immer mehr zum Vorschein: der melodiöse Gesang, die Leichtigkeit der Melodien und die omnipräsenten folkigen Versatzstücke, was alles zusammengenommendie Musik der Band von anderen Vertretern des Genres abhebt. Der Hörer kriegt also durchaus auch das, was er von der Band erwartet, wird durch die wohl überlegte Ordnung der Tracklist aber erstmal mit neuem konfrontiert.
Das Schlussdrittel bietet schliesslich eine Mischung aus den beiden Ausprägungen der restlichen Songs, was dafür sorgt, dass Heyday wunderbar am Stück durchgehört werden kann, ohne dass es langweilig wird. Für unterhaltsame Abwechslung über das ganze Album hinweg sorgen zusätzlich die verstreuten etwas spezielleren Songs, sei es das von Gesang geprägte „John Kanaka“ oder auch das instrumentale „The Congress Reel“. Wo wir gerade bei der Instrumentalmusik sind; die Irish Folk-Einsätze der traditionellen Instrumente in allen Stücken sind einmal mehr eine der grossen Stärken der Deutschen, Die Parts sind allesamt sehr schön ausgearbeitet ohne dabei die für die irische Musik so typische Melancholie ausser Acht zu lassen.
Durch das leicht (wirklich nur leicht) rohere Soundgewand wirken die Lieder überdies geerdet und tönen nach guter Stimmung im Pub der Wahl in der Nebengasse. Den Gitarren wurde in der Produktion ein wenig mehr Aufmerksamkeit geschenkt, was sicher in Zusammenhang steht mit dem vorhandenen punkigen Einschlag. Dadurch tönt das Album etwas dichter als beispielsweise die Vorgängerscheibe, wirkt aber in sich stimmig.
Das Fanzit zu Fiddler’s Green – Heyday
Fiddler’s Green ist mit Heyday ein grundsympathisches Album gelungen, das ansprechend produziert ist und mit seiner abwechslungsreichen Struktur punktet. Hin und wieder geht die Einzigartigkeit etwas unter, was die Qualität aber in keiner Weise schmälert.
Ab Release reinhören und portofrei Deluxe Edition (vor-)bestellen
Video Fiddler’s Green – No Anthem