Licht in dunklen Zeiten
Wenn man die letzten Monate aufmerksam die Postings von Appearance Of Nothing auf Social Media verfolgt hat, konnte man schon ahnen, was die Basler Progressive-Metal-Band präsentieren werden. In Sachen Marketing, hat man also einiges gelernt und macht die kritische Zuhörerschaft (das sind Prog-Metal Fans nun mal) neugierig.
Das Genre ist international mit herausragenden Bands gut vertreten, aber national hat das Angebot noch Wachstumspotenzial. Wer allerdings schon seit Jahren zur Prog-Speerspitze gehört, sind die Basler Appearance Of Nothing, die mit früheren Alben auch schon mal mit Symphony X verglichen wurden. Das ist natürlich ein grosses Lob, das allerdings hohe Erwartungen mit sich bringen kann.
Die Musiker
Lang ist’s her, dass man von Appearance Of Nothing was hörte. Man war live eher wenig unterwegs und die zwei Besetzungswechsel (Gitarre und Vocals) trugen dazu bei, dass die Basler mehr Zeit im Proberaum verbrachten, als Live zu zeigen, was sie können. Adäquate Musiker in der Schweiz zu finden ist ein schwieriges Unterfangen und so gestaltete sich die Neubesetzung der vakanten Posten, als eine nicht zu unterschätzende Aufgabe. Wie hat man da abgeschnitten? Manuel Meinen ersetzte den scheidenden Peter Berger. Glücklicherweise konnte man in Sachen Leadgesang in den eigenen Reihen Ersatz finden. Den Job des abgetreteten Pat Gerbers übernahm Omar Cuna, neu also in der Rolle des Lead-Sängers und Bassisten. Für den Job des Lead-Gitarristen konnte man als neuestes Mitglied Albert Imbahimaj (Surrilium, DE) verpflichten. Mit einer solch nicht zu unterschätzenden Umstrukturierung stellt sich auch die Frage:
Wird das was?
Nun, der neue Tonträger «In Times Of Darkness» liegt vor und der mittlerweile vierte Durchgang liegt hinter mir. Die Eingangsfrage kann ich eindeutig mit einem klaren und überzeugenden Ja beantworten. Appearance Of Nothing sind definitiv zurück und das mit einem neuen Album, das internationale Vergleiche nicht scheuen muss. Genauso muss eine Metal Scheibe beginnen: Hart, kompromisslos und dennoch anspruchsvoll. Vor allem aber macht das Album Spass und ist ausgesprochen abwechslungsreich. In Times Of Darkness ist mehr als ein Sammelsurium aneinander gereihter Songs. Es ist eine Handschrift erkennbar und vor allem ist das Album eindeutig dieser Band zuzuordnen. Dies hat in erster Linie damit zu tun, dass Keyboarder und bescheidener Kopf der Band, Marc Petralito für das Composing und beinahe für alle Texte federführend war.
Die Gäste
Er war es übrigens auch, der es ermöglichte, dass namhafte Gastmusiker auf dem Album vertreten sind. Zum einen ist da Devon Graves (Psychotic Waltz, Deadsoul Tribe) als Gastsänger zu erwähnen und genauso hochkarätig darf man Anna Murphy (Ex-Eluveitie, Cellar Darling) zu den Unterstützern zählen, die weitaus mehr leistete, als nur ihre Stimme zu leihen. Gesang, Recording, Mixing – die Dame scheint ebenfalls ein Multitalent zu sein. Für die Growling Passagen konnte man Ex-Scar Symmertry Sänger Christian Älvestam verpflichten und für die klassischen Einlagen auf dem Cello übernahm Tina Guo (Hans Zimmer) die musikalische Verantwortung.
Jetzt stellt man sich natürlich die Frage, wie AON dies Live bewerkstelligen wollen, denn die Gastmusiker stehen ja nicht permanent zur Verfügung. So musste leider auch auf der Release Party (Konzert Review ist hier zu lesen) auf die Gäste verzichtet werden, was für Frontmann Omar Cuna eine zusätzliche Aufgabe darstellte.
Doch zurück zu «In Times Of Darkness». Man darf Appearance Of Nothing mit grossem Respekt begegnen, denn der schon seit Monaten angekündigte Tonträger übertrifft die Erwartungen. Das Songmaterial ist unglaublich gereift und präsentiert sich als international konkurrenzfähig. Wer Abwechslung sucht, findet sie, wer die obligate Härte möchte, wird ebenfalls bedient und wer auf Harmonien und sanfte Passagen steht, kommt ebenfalls auf seine Kosten. «In Times Of Darkness» ist alles andere als Provinz-Metal und mit diesem Album katapultiert sich Appearance Of Nothing an die Spitze helvetischer Prog-Kunst.
Das Fanzit
Als Prog-Metal Fan freut es mich ganz besonders, wenn in einem der schwierigsten Genres überhaupt, Landsleute ein solches Album abliefern. Doch auch den Heimat-Bonus ausser Acht lassend, darf man ohne zu übertreiben sagen, dass Appearance Of Nothing mit «In Times Of Darkness» ein Masterpiece gelungen ist. Nun denn – mittlerweile ist Durchlauf Nummer 5 fällig.
Reinhören und portofrei bestellen
Line-Up Appearance Of Nothing
- Omar Cuna – Vocals & Bass
- Albert Ibrahimaj – Gitarre
- Manuel Meinen – Gitarre
- Marc Petralito – Keyboards
- Ronnie Wolf – Drums
Guests
- Christian Älestam – Growls
- Devon Graves – Vocals (auf „Disaster“)
- Tina Guo – Cello (auf „The Black Sea“ & „Deception“)
- Anna Murphy – Backing Vocals & Vocals (bei „Storm“ & „Lost“)