Cellar Darling - The Spell (CD Cover Artwork)
Fr, 15. Februar 2019

Cellar Darling – Interview mit Anna Murphy

Folk Rock, Progressive Metal
13.03.2019
Cellar Darling - The Spell (CD Cover Artwork)

«The Spell»: This Is The New Sound!

Nachdem sich Cellar Darling 2017 mit ihrem Debut «This Is The Sound» vorstellten, gibt es im kommenden März den Nachfolger auf die Ohren: das Konzeptalbum «The Spell». Musikalisch hat sich die Band auf jeden Fall weiterentwickelt und tummelt sich jetzt im progressiven Bereich (siehe Albumreview). Für Metalinside.ch habe ich mich mit Anna Murphy über diesen Wandel, den Songwriting- und Aufnahmeprozess sowie anstehende Live-Auftritte unterhalten.

Zum Album: Inhaltlich handelt «The Spell» von einem Mädchen, das in eine Welt voller Schmerz geboren wird, welche durch die sie bewohnenden Menschen zerstört wurde. Auf der Suche nach dem Sinn des Lebens trifft sie plötzlich den personifizierten Tod und verliebt sich in ihn. Es folgt ein offenes, mehrdeutiges Ende, welches der Hörer für sich selber interpretieren muss.

Metalinside.ch (Domi the Stick): Anna, danke dass du dir für dieses Gespräch Zeit nimmst. Einsteigerfrage: Am 22. März erscheint euer neues Album «The Spell». Wie fühlt ihr euch vor diesem Release?

Anna Murphy: Sehr gut, wie du dir bestimmt vorstellen kannst. Es ist immer so eine Sache mit Releases, denn für uns ist das Album schon lange fertig, wir haben es eigentlich auch schon totgehört und so viel Arbeit reingesteckt, und dann muss man immer noch ein paar Monate warten. Dies ist immer ein bisschen… Man ist halt gespannt auf die Reaktionen und würde es am liebsten sofort raushauen, wenn die Ideen auch noch frisch sind. Aber ja, wir freuen uns extrem! Wir haben ja auch schon ein bisschen einen Vorgeschmack gegeben…

MI: Gleich als Follow-Up Frage: Seid wann ist denn das Album fertig? Seit wann ist alles aufgenommen, gemischt und im Kasten?

AM: Ehm… Seit Dezember… Moment, ich muss gerade kurz in den Kalender schauen; ich habe null Zeitgefühl. Hey, das war schon vor Dezember sogar! Wir haben das Album schon Ende November abgegeben. Es braucht halt extrem Vorlaufzeit. Vor allem wegen der LP, das braucht jeweils wirklich mehrere Monate Vorlauf. Das können sich die Leute jeweils gar nicht vorstellen. Man wartet dann «uh huere lang», bis es dann das Tageslicht erblickt.

MI: Mit eurem Debut «This Is The Sound» habt ihr ja einen recht eigenen Sound definiert, den ihr jetzt aber mit dem neuen Release massiv weiterentwickelt habt. Wie geht es soundtechnisch nach «The Spell» weiter?

AM: Oh, das wissen wir noch nicht. So fest planen wir eigentlich nicht. Wir haben wie schon bei «This Is The Sound» einfach mal drauf los komponiert. Dieses Mal natürlich mit einem roten Faden wegen dem Konzept. Also, wir haben die Musik eigentlich anhand des lyrischen Geschehens geschrieben. Wir touren jetzt mal mit diesem Album, machen sicher ein paar Coversongs und sind ja eigentlich immer am Spielen. Dann schauen wir, was es als Nächstes so rauskommt. Geplant ist nichts! Das passiert oft von alleine… Plötzlich steht man dann mit etwas da und man ist dann jeweils selber überrascht, von wo es kommt.

MI: Jetzt muss ich gleich eine Frage vorziehen, die für später geplant war: Du hast Coversongs angesprochen. Ihr habt ja unter anderem schon «The Prophet’s Song» von Queen aufgenommen und auch live gespielt. Gibt es auch weiterhin Covers, oder war dies ein ganz spezieller Fall?

AM: Es wird weiterhin Covers geben.

MI: Habt ihr schon Ideen, in welche Richtung es gehen wird?

AM: Ja, wir nehmen jetzt Ende Monat eines auf. Dies wird aber eine Überraschung. Wir machen dies eigentlich noch gerne. Ich hätte das ehrlich gesagt nie gedacht, denn ich war nie ein Fan davon, Covers zu machen. Es waren irgendwie immer genügend Ideen da, um selber etwas zu machen. Ich dachte immer, man könne es eh nicht so geil machen wie das Original – also, wenn man davon ausgeht, dass es ein super Song ist natürlich. Deshalb hatte ich immer eine solche Aversion, und die hat sich inzwischen irgendwie gelöst, vor allem mit dem «Prophet’s Song». Wir gehen es auch anders an. Wir versuchen nicht, den Song einfach nachzuspielen, das macht für mich keinen Sinn, denn so gut wie das Original wird es eh nicht sein und diese Magie wird es auch nicht haben. Wir machen wie etwas Eigenes daraus, also wie eine neue Interpretation. Ich finde, dies macht extrem Spass und wir werden auch die zukünftigen Covers so angehen.

MI: Spannend! «The Spell» beinhaltet total 13 Songs. Ist dies Zufall oder steckt etwas hinter dieser Zahl?

AM: Das ist ein sehr spannender Zufall. Wir sind eigentlich nur von 10 Songs ausgegangen. Die Tracklist hatten wir eigentlich schon vor dem Songs schreiben. Wir haben die Songs wirklich anhand der Tracklist geschrieben und dort hat sich dann einfach die Geschichte weiterentwickelt und es kamen noch mehr Sachen dazu. Dann hat sich die Tracklist ausgedehnt, und es war dann ein cooler Zufall, dass es gerade die Unglückszahl war, gerade weil das Album ja recht dunkel ist. Es ist einfach so passiert.

MI: Auf eurer Homepage erwähnt ihr, dass ihr zu jedem Song ein animiertes Video rausgeben werdet. (Anna stimmt zu). Wird Cellar Darling jetzt ein wenig zu einem audiovisuellen Projekt?

AM: Nein, es ist jetzt bei diesem Album so. Dafür haben wir uns entschieden, um dem Konzept nichts wegzunehmen. Ich finde… Die Geschichte spielt in einem völlig anderen Universum. Es ist wie ein Märchen, das ein wenig surreal ist und ich finde, die Band da reinzubringen, stört extrem. Die Geschichte soll wirklich alleine für sich stehen, und wir sind einfach der Überbringer dieser Geschichte. Deshalb haben wir uns dafür entschieden, dass es für dieses Album nicht passt, wenn man die Band sieht. Das muss aber nicht heissen, dass dies auch in Zukunft so sein wird. Es könnte sich für das nächste Album auch wieder völlig ändern.

MI: Die Artworks, die in den Videos vorkommen, und auch das Cover-Artwork hat ja Costin Chioreanu [u.a. Opeth, Wardruna, Ulver] entworfen (Anna und Domi witzeln darüber, wie man diesen rumänischen Namen jetzt wirklich ausspricht). Gehört er jetzt zur Familie Cellar Darling? Sind auch in Zukunft Kollaborationen geplant oder war dies jetzt etwas Einmaliges?

AM: Also, Costin gehört definitiv dazu. Ich bin schon lange ein Fan von ihm, schon seit… Shit, ich werde langsam alt… Schon seit 9 Jahren, und ich habe auch mal eines seiner Artworks tätowieren lassen, weil mir seine Arbeit so gefällt. Ich arbeite schon lange mit ihm zusammen. Ich habe auch schon mit anderen Projekten mit ihm zusammengearbeitet. Daher wussten wir jetzt: Das ist der Mann, der diese Geschichte visuell umsetzen muss. Er hat dies auch perfekt gemacht. Es ist, als wäre er in meinem Kopf gewesen und hätte die gleichen Sachen gesehen wie ich. Seine Arbeit ist genial! Ich weiss nicht, wieviel er in Zukunft noch für uns machen wird. Es steht in den Sternen geschrieben, was es sein wird, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass wir nicht mit ihm zusammenarbeiten. Eher im Gegenteil.

MI: Neben dem Album und den angesprochenen Videos soll es auch ein Audiobook geben, welches die Story von «The Spell» vertieft. Wie seid ihr auf diese Idee gekommen?

AM: Wir sind auf diese Idee gekommen, weil… Es heisst immer, wenn man ein Album schreibt: «Und was ist mit Bonusmaterial?». Ich glaube, bei dieser Frage erschrecken viele Bands. Es ist nicht im Bewusstsein eines Musikers, dass er auch sonst noch etwas machen muss. Aus irgendeinem Grund muss man Bonusmaterial haben, ich weiss auch nicht, wieso. Uns hat es einfach nicht ins Konzept gepasst, irgendwelche Coversongs, Instrumentals oder Demo Versions oder was auch immer dort raufzuknallen, einfach weil es ein wenig die Wichtigkeit des Konzepts und der Geschichte wegnimmt. Deshalb wollten wir etwas machen, das wirklich passt, und das auch den Hörer nicht wieder in eine völlig andere Welt reinkatapultiert, nachdem er die Geschichte abgeschlossen hat beim Hören. Ich hatte dann diese Idee mit dem Hörbuch, denn ich wollte die Geschichte sowieso aufschreiben, quasi als Autorin. Dann hat es sich eigentlich gerade angeboten, die Geschichte aufzunehmen und mit Sound zu hinterlegen. Obwohl, ich muss sagen, das war extrem mühsam. Gesprochene Stimme aufzunehmen ist etwas so Schwieriges. Ich bin «würkli fast verreckt» und würde es wahrscheinlich nie mehr machen. Es gibt einen Grund, wieso es professionelle Sprecher gibt, und zwar einfach, weil es wirklich schwierig ist. Ich singe lieber!

MI: In den Video-Trailers, welche ihr veröffentlicht habt, erzählst du, dass der Songwriting- und der Aufnahmeprozess miteinander verschmolzen sind und ihr die Songs erst im Studio fertig geschrieben habt. Inwiefern hat sich dies auf das Endresultat ausgewirkt?

AM: Sehr positiv! Der Songwriting-Prozess war sehr speziell. Gewisse Songs hatten wir schon fertig, also auf die klassische Art, ein Album aufzunehmen. Man macht eine Demo und nimmt es dann, blöde gesagt, noch einmal besser auf. Dieses Mal sind wir aber auch mit vielen Skizzen ins Studio gegangen und haben diese mit Tommy Vetterli, unserem Produzenten, fertig geschrieben. Dies war extrem cool. Auch Fredy Schnyder, welcher Klavier und Hammond Organ spielt, hatte noch extrem viel Einfluss. Was ich einfach sehr cool finde, ist, wenn man spontane Ideen oder sogar diese First Takes, diese magischen Momente einfangen kann, damit diese auf die CD kommen. Was mir zum Beispiel auch passiert, ist, dass ich zuhause eine Demo mache und dann ist einfach dieser Gesangstake, oder diese Energie, die dort passierte, die ist irgendwie einfach magisch. Es ist dann fast unmöglich, dies im Studio zu reproduzieren. Man trauert dann mehr etwas nach, das man nicht brauchen kann. Das konnte jetzt bei vielen Songs gar nicht passieren, weil vieles erst im Studio entstanden ist. Es war ein enorm kreativer Prozess, weil auch so viele Leute mitgearbeitet haben und auch Tommy viel mitgeschrieben hat. Ich würde es auf jeden Fall wieder so machen!

MI: Zusammen mit den jetzt erscheinenden Songs habt ihr fast doppelt so viele Songs wie zuvor. Wisst ihr schon, welche Songs ihr sicher live spielen werdet, oder was eher nicht kommen wird?

AM: Ja, wir haben schon ein bisschen ein Set zusammengestellt für die nächste Tour. Es ist wirklich noch schwierig… Wir haben gedacht, das neue Album ganz zu spielen wäre noch cool, vor allem, weil es ein Konzeptalbum ist. Aber dann würde das Set einfach extrem lange gehen, wenn man auch die alten noch spielen will. Jetzt haben wir… Wir werden sicher mehrheitlich neue Songs spielen, und dann bestimmt noch die Singles vom letzten Album und natürlich jene, die uns am besten gefallen. Es wird dann eine gute Mischung sein. Ich finde, wenn man eine neue Band hat, welche jetzt das zweite Album bringt, kann man nicht einfach auf die Songs vom ersten Album verzichten. Das wäre ein Fehler, vor allem, weil uns ja wirklich viele Leute noch nie live gesehen haben. Ich hoffe mal, das Set wird cool, ich weiss es auch noch nicht genau (lacht).

MI: Also, welche Songs es konkret sein werden, wisst ihr noch nicht?

AM: Doch, wir wissen es schon ungefähr. Aber das wird dann auch eine Überraschung.

MI: Bei unserem letzten Interview im Sommer 2017 am See haben du und Ivo gesagt, dass ihr auch an anderen Projekten am arbeiten seid. Ivo hat sogar gesagt, er wolle noch im selben Jahr ein Album mit Forest Of Fog rausbringen. Wirklich gekommen ist aber nie etwas. Beansprucht Cellar Darling so viel Zeit?

AM: Ja gell, wollen ist immer etwas anderes als das, was man schlussendlich wirklich umsetzen kann. Cellar Darling ist sicher unsere Priorität und alles andere wollen wir zwar unbedingt machen. Aber Cellar Darling nimmt schon recht viel Zeit ein, vor allem haben wir letztes Jahr eigentlich extrem viel getourt. Wir wussten nicht, wie dies laufen würde, ob es überhaupt laufen würde, ob wir Angebote haben werden… Das weiss man nicht, und dementsprechend hatten wir keine Zeit, etwas anderes zu tun. Ich hoffe jetzt… Ich weiss, dass Ivo bei Forest Of Fog dran ist, und ich will eigentlich auch ein neues Fräkmündt-Album schreiben und dann auch noch ein neues Solo-Album. Aber eben, es braucht enorm Zeit, wenn man andere Prioritäten hat.

MI: Auf dem aktuell bekannten Tourenplan habt ihr drei Termine in der Schweiz: Das sind Winterthur und Solothurn im Mai und das Greenfield Festival im Juni. Spielt ihr generell lieber eigene Konzerte, in der Halle, wo ihr euren Abend habt, oder lieber Festivalauftritte?

AM: Ich glaube, jeder würde diese Frage ein wenig anders beantworten. Ich, ganz ehrlich, spiele lieber intime Clubshows, einfach weil ich mich wohler fühle auf der Bühne. Ich kann mit dem Publikum eine Verbindung herstellen und so einen Abend gestalten. Dies ist, finde ich, an einem Festival viel schwieriger. Es ist immer stressig, change over, zackzack, man hat keinen richtigen Soundcheck, und man weiss nicht, was läuft. Aber es ist natürlich auch geil. Ich will jetzt nicht sagen, dass ich nicht gerne an Festivals spielen will. Es ist einfach etwas völlig anderes, und ich glaube, man muss einfach gut genug sein, um sich auf beides einzustellen und beides gut umzusetzen.

MI: Es ist ja oft so, dass an den eigenen Konzerten Leute kommen, die euch schon kennen und wegen euch kommen. An den Festivals hat es auch viele Leute, die euch nicht oder nicht gut kennen, oder auch Leute, die euch und eure Musik zwar kennen, aber nicht aktiv hören. Habt ihr das Gefühl, Festivals sind eine Chance, euch bekannter zu machen?

AM: Genau, das ist das Spannende an Festivals. Ich finde, es ist auch eine coole Challenge, die Leute anhand des Konzerts zu überzeugen. Dies ist ja auch die Aufgabe einer Band, die Leute so zu überzeugen, dass sie dann auch in die Musik reinhören. Von dem her ist es schon sehr spannend.

MI: Wir sind bei der letzten, recht offenen Frage angekommen: Hast du irgendeine Message, die du euren Fans und unseren Lesern weitergeben willst?

AM: Natürlich das Übliche! Ich bedanke mich viel Mal für die Unterstützung und das Interesse. Kommt an die Konzerte in der Schweiz, es würde uns mega freuen. Wir arbeiten auch hart daran, dass ihr es nicht bereuen werdet!

MI: Noch einmal vielen Dank für den Einblick und das Gespräch. Wir sehen uns an euren Auftritten!

13.03.2019
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