Der Prog-Abend
Es war wieder einer dieser Abende, wo man nicht wusste auf welche Band man sich freuen sollte. Zum einen waren da O.R.k., welche soeben einen neuen Tonträger Namens Ramagehead veröffentlicht haben. Zum anderen standen The Pineapple Thief als Headliner auf dem Programm, die seit 2018 ebenfalls einen neuen Release (Dissolution) anbieten. Beides hochkarätige Bands, die berechtigterweise immer grösseres Ansehen geniessen können.
Es gibt durchaus Gemeinsamkeiten zwischen den Bands. Beide haben herausragende Schlagzeuger im Line-Up, die nebenbei bei King Crimson spielen (da spielt übrigens noch ein Dritter, aber das ist eine andere Geschichte). Bassist Colin Edwin (O.R.k.) und Drummer Gavin Harrison (The Pineapple Thief) spielten zudem zusammen bei Porcupine Tree (sollte eigentlich jedem bekannt sein). Ergo – man kennt sich halt. Unterm Strich kann man sagen, dass sich so oder so hochkarätige Musiker auf der Z7 Bühne tummeln. Egal ob Vorband oder Headliner.
O.R.k. – der Supporter
Für O.R.k. als Supporting Act legte man beim Mix ausgesprochen Wert auf tiefe Frequenzen. Das ist durchaus nicht üblich, schliesslich soll der Headliner unbedingt besser klingen als der Einheizer. Das Problem war aber, dass vorliegende bzw. vorspielende Band selber Headliner Qualitäten hatte. Einem Pat Mastelotto einen schlechten Drum Sound zu verpassen wäre abgesehen davon in höchstem Mass unpassend gewesen. Als hoch etablierter Bassist, durfte Colin Edward ebenfalls den Vorzug eines fetten Bass-Sounds in Anspruch nehmen. Resultat: ein breiter gut abgestimmter Sound, der auch die Feinheiten der Band transparent wiedergab. Wer O.R.k. nicht kannte, hatte die wohl beste Möglichkeit, Einblick in diese durchaus spannende und nicht ganz einfache Musik zu bekommen. Es lag wohl am Namen bzw. am Renommee eines Pat Mastelottos, dass der Fokus zeitweise zu oft und zu lange auf dem Schlagzeuger lastete. Trotzdem war der Auftritt von O.R.k. erstklassig und man darf gespannt sein, was in Zukunft noch kommen wird,
Nach dem Verteilen von Lorbeeren für die Rhythmus-Fraktion von O.R.k. stellt sich die Frage, wieviel von besagten Lorbeeren noch übrig sind, denn The Pineapple Thief haben in Ihren Reihen einer der besten Schlagzeuger der Welt. Gavin Harrison steht einem Pat Mastelotto in nichts nach und sein Spiel wird auch von namhaften Schlagzeugern, wie beispielsweise einem Graig Blundell (Steven Wilson Band, Frost, Pendragon), in höchsten Tönen gelobt. Harrison ist zwar weniger verspielt (oder Percussion orientiert) und tendiert daher eher zum Vollblut Rock-Drummer als sein Pendant bei O.R.k., aber er gilt als einer der virtuosesten und abwechslungsreichsten Schlagzeuger der Zeit. Anfänglich noch temporär angestellt, ist Gavin inzwischen fester Bestandteil von The Pineapple Thief und genau diese verzeichnen einen stetig wachsenden Erfolg.
The Pineapple Thief – der Headliner
Einige Musik-Kenner nennen die Briten als Nachfolger von Porcupine Tree – kann man, muss man aber nicht. Persönlich tendiere ich dazu, solche Bands nicht zu sehr in Vergleich zu bringen. Im vorliegenden Fall muss man jedoch gestehen, dass es gar nicht so abwegig ist, The Pineapple Thief als die Band zu bezeichnen, die der Musik von Porcupine Tree am nächsten kommt. Wer diesen Vergleich nicht scheut, mag vielleicht ein wenig vorbelastet sein und macht sich dadurch womöglich keinen Gefallen. Allerdings muss man ganz eindeutig sagen, dass sich The Pineapple Thief einen solchen Vergleich sicher nicht fürchten müssen – sie bestehen ihn problemlos. Die Band ist einfach zu gut.
Egal! Was The Pineapple Thief live leistet ist im Moment so oder so in oberster Liga angesiedelt. Das liegt zum einen sicher am Über-Drummer Harrison, anderseits hat man mit Bruce Soord einen beständigen und charismatischen Frontmann und Sänger, der die Truppe exzellent anführt. Das Schöne an The Pineapple Thief ist, dass man bei Live-Auftritten der Band und bei den Studioproduktionen einfach nicht danebengreifen kann. Zu sehen, dass das Z7 am Sonntagabend so gut gefüllt war, zeigte eindeutig, dass da wohl noch viele andere Musikliebhaber derselben Meinung waren. Ich erinnere mich an den Gig 2017 in Zürich, wo bei weiten nicht die Hälfte an Publikum zugegen war wie an diesem Auftritt in Pratteln.
Das Fanzit
Wer sich entschied, den Sonntagabend lieber vor der Glotze sass und sich Tatort reinzuziehen, hatte definitiv die falsche Entscheidung getroffen. Das wirklich spannende fand auf der Bühne des Z7 statt. Einmal mehr bestätigten sich The Pineapple Thief als Garant für tolle Musik und eine tolle Show. Ein Hammer-Interview mit Bruce Soord und Gavin Harrison könnt ihr übrigens bald exklusiv hier auf Metalinside lesen – es wird spannend, garantiert!
Setlist The Pineapple Thief
- Try As I Might
- In Exile
- Alone At Sea
- Threatening War
- Far Below
- No Man‘s Land
- That Shore
- Uncovering Your Tracks
- Shed A Light
- 3000 Days
- Part Zero
- White Mist
- Nothing At Best
- Not Naming Any Names
- The Final Thing On My Mind
- Snowdrops