Folk Metal-Trio beehrt das Z7
Die «Tour From Hel» führte am Sonntagabend die Wikinger von Týr und ihre Gefährten Heidevolk und Dalriada in die Nordwestschweiz. Während die beiden Support-Acts durchgehend überzeugen konnten, wies der Auftritt des Headliners sowohl Hochs als auch Tiefs auf. Erschreckend war zudem der zahlenmässig himmeltraurige Publikumsaufmarsch. Die weiteren Details entnehmt ihr den nachfolgenden Zeilen.
Lieber schlechte Werbung als gar keine. Mit dieser Aussage wurde die Band Týr von den Färöer Inseln kürzlich wieder einmal in Verbindung gebracht. Die aktive Beteiligung von Frontmann Heri Joensen an der Grindwal-Jagd sorgt bei einigen Tierschutzorganisationen für rote Köpfe. 2016 kam es aufgrund dessen unter anderem in Deutschland zu einigen Konzertabsagen. Die Show im hiesigen Zuger Galvanik fand übrigens statt – trotz heftigen Protesten der Gegenseite. Das Grindadráp ist auf den Färöern eine alte Tradition. Zum Vergnügen wird jedoch nicht getötet, denn für die Färinger ist das Walfleisch schlichtweg Nahrung. Strenggenommen sind die Insulaner somit eigentlich vorbildliche Selbstversorger, die auf lokale «Produkte» zurückgreifen.
Organisationen wie Sea Shepherd versuchen auch wieder der aktuellen Týr-Tour Steine in den Weg zu legen. Boykotte und Proteste sind dieses Mal jedoch kaum auszumachen. Vor dem Z7 kann ich beispielsweise keine Demonstranten entdecken. Ich habe per se nichts gegen Tierschützer, aber da in unserer modernen Gesellschaft Dinge wie Veganer oder Vegetarier zu Statussymbolen geworden sind, bin ich nicht sicher, ob diese Leute lediglich einem momentanen Trend folgen oder wirklich mit Herzblut und Interesse hinter dieser Sache stehen.
Bevor wir zurück zu den musikalischen Darbietungen kommen möchte ich noch eine Sache anfügen: Geht es uns wirklich etwas an, was Heri Joensen in seiner Freizeit tut? Müssten wir dann nicht auch Shows von anderen Künstlern fernbleiben, die «spezielleren» Hobbys nachgehen? Gewisse Aktivitäten sind zurecht zu hinterfragen. Nichtsdestotrotz bezeichnen wir unsere Szene oftmals voller Stolz als tolerant. Die ist sicherlich Diskussionsstoff für andere Artikel, aber die kommenden Zeilen gehören jetzt effektiv den Konzerten.
Dalriada
Die folkloristische Rundreise beginnt in Ungarn – dem Heimatort von Dalriada. Dem Sextett bin ich vor ein paar Jahren zum ersten Mal begegnet. Der damalige Auftritt war eine solide Angelegenheit. Ob die Osteuropäer das heute wiederholen können? Jep, danach sieht’s definitiv aus. Angeführt von der attraktiven Frontdame Laura Binder schmeissen die Folk Metaller eine ausgelassene Tanzparty. Da steht in den lichten Publikumsreihen kaum ein Fuss still. In Sachen Diskographie kann die Truppe aus dem Vollen schöpfen. Seit ihrer Gründung im Jahre 1998 haben die fleissige Arbeitsbienen ganze zehn Studioalben veröffentlicht. Die aktuellste Scheibe «Nyárutó» ist seit Januar des vergangenen Jahres auf dem Markt. Anhänger von Eluveitie, Arkona oder Ensiferum werden sicherlich auch mit den Melodien von Dalriada etwas anzufangen wissen.
Heidevolk
Von Ungarn aus bewegen wir uns weiter in Richtung Holland. Von dort stammen Heidevolk, die meines Erachtens im Folk Metal-Sektor nach wie vor zu unterbewertet gehandelt werden. Ich würde diese Herrschaften wirklich gerne einmal im Rahmen einer Headliner-Show in Aktion erleben. Heute scheint mir dieser Wunsch zumindest teilweise erfüllt zu werden, denn die Band hat stolze 70 Minuten Zeit, die Zuhörerschaft für ihr musikalisches Schaffen zu begeistern.
Genau wie Dalriada setzen auch Heidevolk bei ihren Songs auf die eigene Landessprache. Einzige Ausnahme bildet hierbei der Song «A Wolf In My Heart» vom aktuellen Album «Vuur Van Verzet». Dieser wird im Rahmen des heutigen Gigs allerdings ebenfalls in niederländischer Sprache vorgetragen und somit heisst es dann eben «Een Wolf In Mijn Hart». Die mächtigste Waffe der Männer aus der Provinz Gelderland ist wie gewohnt der zweistimmige Gesang von Lars NachtBraecker und Jacco de Wijs. Zusätzlich werden sie mit Backing Vocals von Basser Rowan Roodbaert unterstützt. Dieses einzigartige Klangbild zieht einen sofort in seinen Bann. Hymnen wie «Urth», «Saksenland» oder «Nehalennia» werden gewohnt bärenstark performt. Abermals eine kleine Machtdemonstration der Holländer.
Týr
Segel setzen! Wir reisen zur letzten Destination des heutigen Konzertabends. Auf zu den Färöer Inseln! Auf zu Týr! Das neue Werk «Hel» will selbstverständlich intensiv promotet werden und stellt somit in der Setliste die Song-Mehrheit. Insgesamt ist die Performance der Färinger leider eine durchzogene Angelegenheit. Während die temporeichen Nummern gut ankommen und abgefeiert werden, rufen die gemächlicheren Geschichten beinahe schon Müdigkeitserscheinungen hervor. Fairerweise muss man erwähnen, dass das Quartett schon immer eine leicht progressive Ader besessen hat. Doch auch bei den ruhigeren Geschichten tummelt sich die eine oder andere populäre Hymne. «Sinklars Vísa» und «Hail To The Hammer» würde ich beispielsweise definitiv zu dieser Kategorie dazuzählen. Nach 90 Minuten heisst es für die Thor-Metaller schliesslich Schicht im Schacht.
Das Fanzit
Dalriada und Heidevolk gaben heute Abend eindeutig den Ton an. Týr konnte dagegen leider nicht von A bis Z überzeugen. Die nächste Chance mich umzuhauen folgt jedoch bald, denn das gesamte «Tour From Hel»-Package wird ebenfalls am Ragnarök-Festival in Lichtenfels auflaufen. Dort werden sich sicherlich alle drei Bands an mehr Publikum erfreuen dürfen. Für die heutige Veranstaltung hätte das Mini Z7 als Austragungsort wohl bereits ausgereicht.
Setliste – Dalriada
- Intro
- Thury György Balladája 2. Rész
- Napom, Fényes Napom
- Áldás
- Ígéret
- Amit Ad Az Ég (Álmos Búcsúja)
- Komámasszon
- Hajdútánc
Setliste – Heidevolk
- Ontwaakt
- Ostara
- Een Wolf In Mijn Hart
- Einde Der Zege
- Onverzetbaar
- Yngwaz‘ Zonen
- Britannia
- Naar De Hal Der Gevallenen
- Winter Woede
- Dondergod
- Urth
- Het Gelders Volkslied
- Hulde Aan De Kastelein
- Tiwaz
- Saksenland
- Vulgaris Magistralis (Normaal-Cover)
- Nehalennia
Setliste – Týr
- The Lay Of Thrym
- Hall Of Freedom
- Mare Of My Night
- Grindavísan
- Sunset Shore
- Another Fallen Brother
- Ramund Hin Unge
- Gates Of Hel
- Northern Gate
- Sinklars Vísa
- Fire And Flame
- Blood Of Heroes
- Ragnars Kvæði
- By The Sword In My Hand
- Shadow Of The Swastika
- Hail To The Hammer
- Hold The Heathen Hammer High