Mit Metal Storm Concerts Ostern böse einläuten
Die «Europe Under Black Death Metal Fire»-Tour gastierte am Gründonnerstag in der Luzerner Schüür. Gnadenlos wütete sich das Fünferpaket bestehend aus Suffocation, Belphegor, God Dethroned, Nordjevel und DarkRise durch den Abend. Gefangene wurden definitiv keine gemacht. Sämtliche Details entnehmt ihr den nachfolgenden Zeilen.
Anhänger der schwarzmetallischen Klänge verbringen die Osterfeiertage bevorzugterweise am Dark Easter Metal Meeting in München. Dank Veranstalter Metal Storm Concerts kommen meine Kollegen und ich nun zwei Tage davor in den Genuss eines optimalen Einstimmungsprogramms für diesen Event. Dazu ist eine Pilgerreise nach Luzern notwendig. Bereits im Zug werde ich kritisch beäugt. Komplett schwarzgekleidete Gestalten sind der Mehrheit unserer Gesellschaft offenbar nach wie vor ein Dorn im Auge. Bei solch sommerlichen Temperaturen und Sonnenschein könnte man sich ja auch etwas farbenfroher kleiden. Okay, okay, eventuell wirkt mein Marduk-Shirt (inklusive Petruskreuz, einer nackten Nonne und 666-Symbolik) ausgerechnet am heutigen Tag besonders provokativ. Habe ich daran gedacht, als ich das Ding am Morgen aus meinem Schrank hervorgekramt habe? Joa, könnte sein. Tja, die Leute müssen sich sowieso daran gewöhnen, denn wenn hier am 27.04. Marduk höchstselbst aufschlagen werden, können die Luzerner gleich noch mehr dieser düstere Shirts bestaunen.
Aber richtigen wir nun den Fokus wieder auf den heutigen Event, der sich für Black und Death Metal-Befürworter als wahres Schlaraffenland entpuppen dürfte. Die Österreicher von Belphegor stehen bei mir seit unseren letzten Begegnungen verdammt im Hoch. Die Vorfreude auf ihre Abriss-Messe ist riesig. Suffocation und God Dethroned sind mir ebenfalls bekannt. Diese beiden Truppen werden den Nackenmuskeln des Publikums sicherlich einiges abverlangen. Nordjevel und DarkRise haben es hingegen bisher noch nicht auf mein Radar geschafft. Da die Kehle befeuchtet werden möchte, folgt zuerst einmal ein Abstecher an die Bar. In der Schüür fühlt man sich einfach wohl. Nichtsdestotrotz würden mit In Flames im Zürcher Komplex und Ektomorf in der Lenzburger Met-Bar durchaus interessante Konkurrenz-Veranstaltungen auf dem Plan stehen. Allerdings bin ich davon überzeugt, dass ich meine persönliche Wahl nicht bereuen werde.
DarkRise
Den Anfang machen die aus Lausanne stammenden Brutal Death Metaller DarkRise um 18.55 Uhr – etwas früher als ursprünglich geplant. Wie vermutet müssen sie mit wenig Publikum auskommen, da die meisten wohl erst im späteren Verlauf des Abends in der Schüür eintreffen werden. Cool zu wissen, dass eine Schweizer Band Teil dieses bärenstarken Tour-Packages ist. Obwohl die Romands lediglich 25 Minuten Spielzeit zur Verfügung haben, legen sie einen soliden Einheizer-Auftritt aufs Parkett. Basser Wil ist zweifelsohne der Grimassenkönig der Kapelle. Es sieht phasenweise beinahe so aus, als würde er selbst ab seinen Tieftöner-Klängen erschrecken. Zwei Drittel der kleinen Setliste bestehen aus Songs des Anfang April veröffentlichten Albums «Circles Of Failure». DarkRise sind abermals ein Beweis dafür, dass die Schweiz über ein unglaubliches Spektrum an talentierten Bands verfügt.
Nordjevel
Da scheint wohl jemand irgendeine Zeremonie geplant haben, denn auf der Bühne werden überall Kerzenständer platziert. Zwei eiserne umgedrehte Kreuze an den Seiten des Drumsets dürfen ebenfalls nicht fehlen. Die Zuschauer dürfen sich auf eine düstere Dosis Black Metal aus – wie könnte es auch anders sein? – Norwegen freuen. Nordjevel treiben allerdings noch nicht lange ihr Unwesen in der Szene. Die Truppe wurde erst 2015 ins Leben gerufen. Das Personal ist jedoch alles andere als grün hinter den Ohren. Gewisse Mitglieder haben sich ihre Sporen bereits in Bands wie Myrkskog oder Morbid Angel verdient.
Leider haben auch Nordjevel bloss rund 25 Minuten Zeit, ihr musikalisches Schaffen der Zuhörerschaft näherzubringen. Liebe Freunde, hierbei handelt es sich um Schwarzmetall vom Allerfeinsten! Eine äusserst überzeugende Geschichte. Die Songs sind beinahe so beeindruckend, wie die monströse Nieten an den Armen von Fronter Doedsadmiral. Der aktuelle Silberling «Necrogenesis» wird fleissig beworben. Die Norweger sind für mich ganz klar ein Highlight und DIE Entdeckung des Abends.
God Dethroned
Die nächste Station in diesem Multikulti-Band-Paket sind die Niederlande. Dort sind nämlich God Dethroned beheimatet. In gewohnt souveräner Manier spielt sich der Vierer durch sein 50-minütiges Set. In der inzwischen gut gefüllten Schüür fliegen munter Haare durch die Luft. Der weisse, mit dem Bandlogoschriftzug verzierte Bass von Jeroen Pomper ist ein echter Hingucker. Mit Dave Meester hat die Truppe einen talentierten Live-Klampfer am Start, der mit packenden Soli zu überzeugen vermag. Wir können definitiv dankbar sein, dass sich Henri Sattler und seine Kollegen nach der Trennung 2012 doch nochmals zusammengerauft haben. Andernfalls wäre wohl leider erneut ein starker Death Metal-Act für immer von der Bildfläche verschwunden.
Hopfentee-Konsum hat bekanntermassen gelegentlich Toiletten-Besuche zur Folge. Doch beim Betreten des Erdgeschosses traue ich meinen Augen kam. Hier findet nämlich gerade eine «Latino Cubana Dance Night» statt. Mehr Kontrastprogramm geht nicht. Also, rasch Platz für eine neue Blondine schaffen und dann nix wie zurück in den Bühnensaal. Nicht, dass man mich hier unten am Ende noch zum Tanz auffordert. Da bleibe ich definitiv lieber beim Headbangen.
Suffocation
Die Technical Death Metal-Legenden von Suffocation gehen um 21.35 Uhr ins Rennen. Offenbar figurieren die Amis und Belphegor auf dieser Europarundreise als Co-Headliner. Ich habe überhaupt nix dagegen, dass die Österreicher heute Abend für das Finale zuständig sind. Aber zuerst lauschen wir gespannt den Klängen von Gitarrist Terrance Hobbs und seinen Kumpels. Mit ihrer fulminanten Darbietung bringen sie die Publikumsreihen regelrecht zum Ausrasten. In der Raummitte tobt schon bald ein wilder Pit. Nackenbrecher wie beispielsweise «Cataclysmic Purification» oder «Pierced From Within» erledigen schliesslich den Rest. Der Fünfer sammelt mit der abwechslungsreichen Setliste definitiv Punkte.
Seit rund einem Jahr hat Ricky Myers wieder den Job am Mikro inne. Bei den Fans fällt aber trotzdem immer wieder der Name Frank Mullen. Das Gründungsmitglied konnte jedoch schon seit ein paar Jahren beruflich bedingt nicht mehr für längere Zeit mit der Band auf Tour gehen und gab im vergangenen Jahr schliesslich seinen endgültigen Austritt bekannt. Aus meiner Sicht leistet sein Nachfolger Ricky allerdings sehr gute Arbeit. Aufgrund dessen werden wir sicherlich auch in Zukunft noch einiges von den Amis zu hören bekommen.
Belphegor
Ah, schau an, da die Umbauabreiten vor dem Belphegor-Gig ein bisschen länger dauern, liegen wir schlussendlich wieder voll und ganz im eigentlichen Zeitplan. Furchteinflössend ist die Bühnendeko allemal. In der Mitte stehen zwei riesige Knochenfiguren und die Schiessbude von Trommler Ravager wird auf beiden Seiten von hölzernen, blutverschmierten Petruskreuzen flankiert. Auf den Einsatz von Weihrauch scheint die Truppe dafür dieses Mal offenbar zu verzichten. Weniger wirkungsvoll ist das unheilige Ritual, welches der Vierer hier veranstaltet, deswegen jedoch nicht. Fasziniert verfolgen die Zuhörer das Treiben auf der Bühne.
Helmuth Lehners Stimme dringt einem problemlos durch Mark und Bein. Wenn einer diabolische Botschaften würdevoll rüberbringen kann, dann ist das dieser Mann. Glücklicherweise konnte der Fronter der Sense des drohenden Typhus-Todes vor ein paar Jahren gerade nochmals knapp entkommen.
Im Vergleich zum Gig am diesjährigen Meh Suff! Winter-Festival sind bezüglich der Setliste kaum Änderungen auszumachen. Ist das ein Problem? Auf gar keinen Fall. Die vorgetragenen Nummern – speziell jene von der «Totenritual»-Platte – sind eine echte Wucht. Belphegor kombinieren scheinbar mühelos Black und Death Metal-Elemente miteinander. Schade nur, dass die unheimliche Messe nach einer Stunde ihr Ende findet. Wie mir Fronter Helmuth aber nach der Show verrät, dürfen wir in der Schweiz sicherlich bald wieder einmal mit einem Besuch von Belphegor rechnen. Hail!
Das Fanzit – Belphegor / Suffocation
Erneut ein rundum gelungener Metal Storm Concerts-Event. Meine grossen Highlights am heutigen Abend waren Nordjevel und Belphegor. Gerade diese beiden Shows bestachen unter anderem wegen einer hervorragenden Soundqualität. Die Schüür kann diesbezüglich durchaus mit dem Schweizer Krösus Z7 mithalten. Ab dem Auftritt von God Dethroned konnte sich dann auch der Publikumsaufmarsch absolut sehen lassen. Selten wurden die Osterfeiertage derart teuflisch eingeläutet. Das Dark Easter Metal Meeting in München kann nun definitiv kommen!
Setliste – DarkRise
- And Then To Kill Myself
- Fire
- Papierkram
- Lobotomized
- Liar Liar
- Old Assholes
Setliste – Nordjevel
- Intro
- Sunset Glow
- Nazarene Necrophilia
- The Idea Of One-Ness
- Amen Whores
- Apokalupsis Eschation
Setliste – God Dethroned
- Serpent King
- Villa Vampiria
- The World Ablaze
- Soul Sweeper
- No Man’s Land
- Escape Across The Ice
- Poison Fog
- Boiling Blood
- Storm Of Steel
- Nihilism
Setliste – Suffocation
- Thrones Of Blood
- Jesus Wept
- Funeral Inception
- Cataclysmic Purification
- Surgery Of Impalement
- Effigy Of The Forgotten
- Breeding The Spawn
- Pierced From Within
- Liege Of Inveracity
- Catatonia
- Infecting The Crypts
Setliste – Belphegor
- Sanctus Diaboli Confidimus
- Totenkult – Exegesis Of Deterioration
- The Devil’s Son
- Swinefever – Regent Of Pigs
- Belphegor – Hell’s Ambassador
- Conjuring The Dead / Pactum In Aeternum
- Stigma Diabolicum
- Virtus Asinaria
- Lucifer Incestus
- Baphomet
- Gasmask Terror