Everybody’s Darling?
Die Schweizer Band Cellar Darling, welche sich herausgelöst von Eluveitie formiert hat, weckte mein Interesse zunächst nur aus einem Grund: Die Sängerin Anna Murphy hatte einen nicht gerade unbedeutenden Einfluss auf den aktuellen Release einer meiner Lieblingsbands «Appearance Of Nothing».
Ehrlich gesagt hat es viel Zeit in Anspruch genommen, bis ich mich mit dem Stil von Cellar Darling anfreunden konnte. Zunächst reagierte ich gar ablehnend, desinteressiert und kam mit dem Gesang von Anna Murphy gar nicht klar. Besonders mit dem aktuellen Release «The Spell» machte es mir Cellar Darling nicht sehr leicht. Obwohl ich mich eher zu den Musikliebhabern zähle, die vor Komplexität und anspruchsvollem Songwriting nicht zurückschrecken, erschloss sich mir das Album vorerst nicht. Ihr Debutalbum «This Is The Sound» ist zwar viel zugänglicher, aber auch dieses Album ist lustigerweise an mir vorbeigezogen. Keine grosse Überraschung, bei der grossen Anzahl an Veröffentlichungen, die monatlich auf den Markt drängen.
Manchmal lohnt es sich einfach neugierig zu sein und vielleicht beim einen oder anderen Künstler genauer hinzusehen bzw hinzuhören. Und ja, manchmal sollte man sich auch einfach von der Musik verführen lassen und offen sein. So geschehen beim Gig von Cellar Darling im Kofmehl. Mit einer eher bescheidenen Erwartungshaltung aber dennoch mit einer gehörigen Portion Neugierde pilgerte ich nach Solothurn. Und, es hatte sich absolut gelohnt. Dieser Meinung waren offensichtlich auch viele andere Musikliebhaber, denn obwohl man „nur“ im kleinen Club spielte, war dieser mehr als nur gut besucht.
«Ich bin instabil, liebe das Chaos und habe kein Geld»
Ein Zitat aus einem Interview mit Anna Murphy aus dem Tracks Magazin beweist mir, diese Künstlerin ist ehrlich, authentisch und weiss genau was sie musikalisch erreichen möchte. Sie möchte Geschichten schreiben und die Hörer von Cellar Darling dazu animieren, sich mit den Texten und der Musik auseinander zu setzen. Diesem Wunsch von Anna Murphy bin ich scheinbar unbewusst nachgegangen und wurde nicht enttäuscht.
Das eigentliche Trio, neuerdings live unterstützt vom Appearance of Nothing Keyboarder Marc Petralito, zeigte eindrücklich, dass man mit Cellar Darling zukünftig rechnen muss. Wer jetzt denkt, dass die Band ein billiger Abklatsch von Eluveitie ist, täuscht sich gewaltig. Cellar Darling überzeugte auf der ganzen Linie präsentierte sich als starke und eigenständige Kombo. Natürlich erinnerte der Einsatz der Leier und Flöte schon ein wenig an die Ex-Band der Protagonisten. Die eingängigen Melodien und der überzeugende Gesang der Frontfrau Anna Murphy, wuschen solche Gedanken aber schnell weg.
Cellar Darling überzeugten
Ich hätte es mir einfach machen können und mich einfach auf den Job als Konzert-Fotografin konzentrieren können. Allerdings hätte ich dadurch einen energiegeladenen Auftritt verpasst und vor allem hätte ich wohl den Zugang zu einem wirklich tollen Album verwirkt. Ich darf mit Freude beichten, dass «The Spell» im Moment das wohl meist gehörte Album in unserem Haus ist und dies zurecht! Es lohnt sich also, sich intensiver mit einem Künstler auseinanderzusetzen und so manche Band erschliesst sich erst mit dem dritten oder vierten Durchgang. Insbesondere bei Cellar Darling hat es sich gelohnt, sich einfach mehr Zeit zu nehmen und Musik zu entdecken als nur zu konsumieren.
Das Fanzit
Die Musik von Cellar Darling ist dramatisch und die Texte sind voller Poesie. Ohne Zweifel darf man der Band ein „Kränzchen“ binden. Das anspruchsvolle Songmaterial von „The Spell“ so überzeugend Live wiederzugeben, ist kein einfaches Ding. Man spürte, dass viel Leidenschaft und Herzblut dahintersteckt. Die sympathische Art von Anna Murphy sorgte zudem für eine grossartige Stimmung und machte den Abend zu einem wahren Highlight.