Von ® und offenen Augen
Ende März zog es mich wieder einmal ins Solothurner Kofmehl. Grund dafür? Oomph! und Heldmaschine waren zusammen auf Tournee und kamen unter anderem hierher. Neue Deutsche Härte im Doppelpack!
Oomph! sind ja live ganz schön cool. Auch wenn sie mich letztes Jahr am Greenfield nicht so ganz überzeugen konnten (ich war aber auch ganz hinten und pendelte zwischen ihrem Konzert und dem von Limp Bizkit), bin ich zuversichtlich, dass das heute ein gutes Konzert wird.
Noch viel begeisterter war ich aber von der Tatsache, dass Heldmaschine als Vorband fungieren durften. Ich hatte die Gruppe einige Jahre zuvor als Vorband kennengelernt und höre ihre Musik seither regelmässig. Als dann vor ein bisschen mehr als einem Jahr das Hämatom-Konzert in der Schüür verschoben werden musste, und die Band am Ersatztermin schon verplant war, fand ich das ehrlich gesagt schon ein bisschen doof. Nun denn, jetzt ist es so weit: Endlich gibt es ein Wiedersehen!
Heldmaschine
Während dem Intro tragen die Musiker aus Koblenz roborterartige Kleidung und Masken. Sänger René fährt gar auf einem langsam rollenden Brett auf die Bühne. Ganz schön viel Bühnenshow für eine Vorband! Doch dies sollte noch nicht alles sein.
Nach einer kurzen Einspielzeit, während welcher zum Glück noch ein wenig an der Abmischung geschraubt wurde, herrscht schon eine gute Stimmung. Ich bin mir nicht sicher, wie viele der anwesenden Besucher Heldmaschine schon auf dem Radar hatten, aber mit diesem Auftritt hat die Neue Deutsche Härte-Gruppe bestimmt einige Anhänger dazugewonnen.
Der aus der Rammstein-Tribute-Gruppe Völkerball entstandenen Band gelingt es insbesondere bei Songs wie «Radioaktiv» und «®», die Zuschauer zu viel Bewegung zu animieren. Während «Radioaktiv» kommt zudem ein weiteres Show-Element zum Einsatz. Aus einem ‘Rucksack’, den René auf dem Rücken trägt, fahren immer wieder grüne Laserstrahlen gen Himmel. Wenn er sich nun bückt, schiessen die Strahlen natürlich wunderbar übers Publikum. Ach ja, Show-Elemente? Hauseigene Heldmaschine-Geldnoten werden auch immer wieder herausgeworfen…
Nach nur acht Songs ist der Auftritt dann aber leider schon wieder fertig. Von mir aus hätte man da gerne noch eine halbe Stunde anhängen können, dann hätte es vielleicht auch ein «Propaganda» oder so auf die Setliste geschafft.
Setliste Heldmaschine
- Luxus
- Kein Zurück
- Springt!
- Radioaktiv
- Hertha
- ®
- Ich
- Weiter!
*Zugaben
Oomph
Nach einer gar nicht so langen Umbaupause ist es nun Zeit für den Hauptact. Ich dachte schon vorher, das Kofmehl sei anständig gefüllt; jetzt ist es insbesondere hier in den vorderen Reihen ein wenig enger geworden. Trotzdem hat man noch genügend Platz um sich herum.
Oomph! überzeugen mit jeder Menge Songs und vor allem einer abwechslungsreichen Setliste. Da passen auch mal zwei Akustik-Stücke (resp. ein Song und ein Medley) rein. Zwischendurch sind mir einige Blöcke leider ein wenig zu langatmig. Dann braucht es schon wieder einen Brecher wie «Tausend Mann Und Ein Befehl» oder «Gott Ist Ein Popstar», um aus diesem Trott rauszubrechen.
Die Trio-Struktur ist der Gruppe heute durchaus anzumerken. Während die Live-Musiker sich eher im Hintergrund halten, gehört die Show voll und ganz Sänger Dero und den beiden Gitarristen Andreas und Robert. Alle drei versuchen immer wieder, das Publikum zu animieren – und bleiben damit alles andere als erfolglos. Während der Pflichtnummer «Augen Auf!» wiederholt Andreas zwar immer wieder dieselbe Handzeichen-Abfolge, um von eins auf vier zu zählen, aber nach ein paar Runden macht es doch auch ziemlich Spass. Von Dero will ich gar nicht wissen, wie viele Schritte er auf dieser gar nicht übermässig grossen Bühne getätigt hat. Immer wieder läuft er hin und her, als wäre es ihm gar nicht möglich, am selben Ort stehen zu bleiben.
Um die voranschreitende Zeit in den Worten von Oomph! auszudrücken: Jede Reise hat ein Ende. Die heutige Headliner-Reise dauerte ganze 22 Songs und war mir persönlich, wie bereits erwähnt, teilweise zu langwierig. Als Heldmaschine-Fan bin ich natürlich der Meinung, da hätte man locker die Vorband 5-6 Songs länger spielen lassen dürfen…
Setliste Oomph!
- TRRR – FCKN – HTLR
- Labyrinth
- Träumst Du
- Jetzt Oder Nie
- Der Neue Gott
- Mein Herz
- Das Weisse Licht
- Tausend Mann Und Ein Befehl
- Niemand
- Kein Liebeslied
- Auf Kurs (akustisch)
- Fieber / Das Letzte Streichholz (akustisch)
- Gott Ist Ein Popstar
- Gekreuzigt
- Alles Aus Liebe
- Im Namen Des Vaters
- Jede Reise Hat Ein Ende
- Kleinstadtboy
- Sandmann
- Augen Auf!
- Mein Schatz*
- Als Wärs Das Letzte Mal*
Das Fanzit
In einem doch eher kleinen Rahmen wurden die Neue Deutsche Härte und verwandte Richtungen heute so richtig zelebriert. Heldmaschine legten einen durchaus würdigen Auftritt hin. Auch Oomph! sorgten danach für ganz viel Spass. Meiner Meinung nach haben Heldmaschine Oomph! sowohl musikalisch als auch showtechnisch unter den Tisch gespielt; eine Co-Headliner-Show hätte wahrscheinlich genauso gut funktioniert.