Ein neuer Anfang mit Reternity
Rückblick vor Reternity: Januar 2018 – SpiteFuel spielen ihren ersten Gig in der Schweiz, am Ice Rock Festival. April 2018: SpiteFuel veröffentlichen mit „Dreamworld Collapse“ eines der besten Alben des Jahres.
Mitte Juni 2018: Aus heiterem Himmel kommt die Nachricht, dass Sänger Stefan Zörner bei SpiteFuel aussteigt. SpiteFuel finden relativ rasch einen Nachfolger. Auch Zörner meldet sich bereits im September wieder und präsentiert erste Details zu seiner neuen Band. Doch dann wird’s wieder recht ruhig. Aber im Hintergrund, fernab der Öffentlichkeit, ist einiges passiert…
Im letzten Sommer hat sich die Frohnatur mit dem Gitarristen Carsten Sauter zusammen getan und Reternity gegründet. Verstärkung liefern der zweite Gitarrist Semen Brik und Schlagwerker Sascha Beul. Ein Plattendeal ist ebenfalls sehr rasch in trockenen Tüchern und so zimmert die Truppe das erste Album zusammen, welches Ende Mai nun veröffentlicht wird. Auf der faulen Haut liegen ist zweifellos etwas, was Zörner nicht kann! Und so darf ich nun meine Eindrücke von „Facing The Demon“ mitteilen…
Das erste Album
Vorab – es ist nicht immer leichte Kost, die Reternity hier präsentieren! Stilistisch ist der Erstling sehr breit gefächert. Das geht von fast gemütlichen Gute-Laune-Rockern wie „I Love The Night“ über zügigen Metal der Marke „Facing the Demon“, als Kontrast gibt es auch mal sanfte Gitarrenklänge, andererseits geht es hin bis zu Thrash Metal-mässigen Passagen beim Opener „Last Days Of War“. Abwechslung wird zweifellos sehr gross geschrieben. Allerdings kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass diese Abwechslung auch eine Spur Orientierungslosigkeit enthält. Das ist jetzt nicht so böse gemeint, wie es vielleicht tönt! Es geht eher in die Richtung, dass die Jungs möglicherweise noch etwas auf der Suche nach ihrer Identität sind.
Ein ruhiges Intro eröffnet das gut 40-minütige Debüt, bevor Reternity ein erstes Mal den Hammer auspacken. „Last Days Of War“ ist ein heftiger Fetzen purer Heavy Metal, welcher – wie angetönt – teilweise richtig thrashig daherkommt und geprägt ist von Stefans Gesang. Der Schrei gegen Ende ist verdammt beeindruckend! Mit massig Speed kommt auch „Tomorrow’s History“ daher, ebenfalls mit eingeschobenen Double-Bass Passagen. Der eher im Midtempo angesiedelte Refrain überzeugt vollends, will allerdings dann jedoch nicht so richtig zum Rest des Songs passen.
Ein kurzes Spoken Word Intermezzo ist die Einleitung zum (in meinen Ohren) besten Song. „I Love The Night“. Hier stimmt alles: Melodie, Stimmung, Refrain – ein richtiger Ohrwurm! Der dürfte live für beste Laune sorgen…
Doch die Truppe kann auch düster! „Down. Not. Broken.“ Oder „Stone To Mouth“. Songs wie diese meine ich mit der eingangs erwähnten „schweren Kost“. Aber vielleicht liegt es auch nur daran, dass mir diese Art Sound nicht so zusagt? „Stone To Mouth“ ist zudem so oder so der mit Abstand speziellste Track. Er beginnt mit der deutschen Rezitation eines Gedichts durch Chantal Freier, im Mittelteil bilden diese Zeilen ein Duett von Stefan und Chantal, bevor der „normale“ englische Text wieder aufgenommen wird. Mir ist das alles allerdings etwas zu chaotisch.
Da gefällt mir die erste Single „Suicide Butterflies“, die bereits im letzten Jahr präsentiert wurde, einiges besser. Eigentlich eine Nummer, die durchaus auch Zörner’s ex-Band SpiteFuel gut zu Gesicht stehen würde. Ebenfalls auf der Plus-Seite notieren darf man den Titeltrack. Bei „Facing The Demon“ erhält Stefan zudem gesangliche Unterstützung von Michaela Eichhorn, was dem Track eine zusätzliche coole Note verleiht.
Das Fanzit – Reternity – Facing the Demon
Selten war es für mich so schwer, ein Fazit zu ziehen. „Facing The Demon“ bietet viel geilen Metal, einige richtig gute Songs – und dann halt auch Dinge, die entweder nicht passen wollen oder schlicht und einfach mir selber nicht passen. Ich verbleibe jetzt mal mit 7 von 10 Punkten. Und empfehle dem interessierten Hörer „I Love The Night“, „Facing The Demon“ und „Last Days Of War“ als Anspieltipps. Damit hat man einen guten und repräsentativen Eindruck für das ganze Album. Schlecht ist das Debüt von Reternity jedenfalls nicht und ich freue mich darauf, das Material hoffentlich bald auch mal live zu hören!
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