UFO - Z7 Pratteln 2019
So, 16. Juni 2019

UFO, Nine Eyes Nation

Z7 (Pratteln, CH)
30.06.2019
UFO - Z7 Pratteln 2019

Noch ein letzter Flug

Es ist wohl eigentlich nicht ganz richtig, im Hinblick auf die Band «UFO» von «Flug» zu sprechen, oder Sprüche wie «das UFO landet noch ein letztes Mal» zu bringen – denn anders als es sich so mancher wohl vorstellen könnte, beruht der Name der Band nicht direkt auf den mysteriösen, unbekannten Flugobjekten.

Dieser leitet sich vom Name einer Bar ab, die in London während der 1960er-Jahre der einen oder anderen Band als, Entschuldigung, Start- und, nach einigem Alkoholkonsum, gewiss auch als Landebahn diente. Ob der Name des Clubs dafür auf den fliegenden Untertassen beruht? Das ist vielleicht nicht völlig abwegig, hier aber trotzdem nicht Thema. Und daher widmen wir uns jetzt wieder einem ganz und gar irdischen Ereignis – und das wohl wirklich noch ein letztes Mal.

Präambel

UFO gehören zu den Bands «der Rock-Antike», die ich seit klein auf kenne – und auch höre. Und mag. Und sie gehören zu den Bands, die ich, obwohl sie doch eher unregelmässig den Weg zu meinen Gehörgängen gefunden haben, trotz allem nie live gesehen habe. Ein Umstand, den es am Abend des 16. Junis 2019 endlich zu ändern galt. Und so pilgerte ich einmal mehr in den Rock- und Metal-Tempel der Schweiz, in die dunklen Hallen der Konzertfabrik Z7.

Nine Eyes Nation

Dort angekommen, spielte der Aufheizer Nine Eyes Nation bereits schon. Die ersten paar Songs habe ich also verpasst, womit ich nach reiflicher, aber dennoch sehr kurzer Überlegung erst mal die Bar aufsuchte, um mich mit einem isotonischen Hopfentee zu versorgen. Eine handvoll Songs gab es dann aber trotzdem noch auf die Lauscherchen – und das gehörte definitiv nicht zu den dümmsten Entscheidungen meines Lebens.

Nine Eyes Nation aus Deutschland sind zwar eine noch sehr junge Band, über Banderfahrung verfügt allerdings jedes Mitglied des Quintetts. Bühnenerfahrung kann man besonders auch Sänger Carsten Stepanowicz zuschreiben, der einen lockeren Umgang mit dem Publikum pflegt und durchaus als Charmeur bezeichnet werden kann – kurz: Der Mann versteht sein Handwerk. Das präsentierte Material darf als schnörkelloser, launiger Rock bezeichnet werden, der wunderbar auf die Stars des Abends vorbereitet hat. Eine Band, die man ruhigen Gewissens auf dem Radar behalten darf.

UFO

Was danach folgte, darf, nein muss man als Lehrstunde in Sachen Hard Rock bezeichnen. UFO sind ein allerletztes Mal im Z7 gelandet und haben mir mehr als ein zwei mal einen wohligen Schauer über den Rücken gejagt.

Phil Mogg, mittlerweile 71 Jahre alt und Gründungsmitglied von UFO (gegründet 1968!), war und ist immer noch erstaunlich gut bei Stimme und davon abgesehen ein kleiner Witzbold vor dem Herrn. Und auch wenn aufgrund und mitunter tragischen Vorkommnissen nicht mehr alle Originalmitglieder dabei sind: Das war schlicht und ergreifend eine mordsmässige UFO-Show.

Nicht zuletzt auch dank einer fantastischen Performance von Gitarrist Vinnie Moore, der wohl schon mit einer Klampfe in der Hand geboren wurde. Selten zuvor habe ich so wunderschöne und gefühlvolle Gitarrensoli gesehen – ohne dass es dabei zu sehr in eine One-Man-Show ausartete. Der nicht gerade heimliche Star war ohnehin Mogg, der absolut souverän, und zwischendurch eben auch witzig, durch den Abend geführt hat. Dabei wurde während knapp 100 Minuten praktisch nur hitverdächtiges Material gespielt, welches zwar eindeutig für die Band spricht, mich aber mehr oder weniger nachdenklich zurückliess, fristet die Band doch trotz allem ein irgendwie unterbewertetes Dasein.

Wie dem aber auch sei – grossartig ändern lässt sich das aufgrund der gegebenen Umstände jetzt natürlich nicht mehr. Was aber im Umkehrschluss wenig an diesem fantastischen Abend ändert. Nebst dem obligaten Doctor, Doctor wurden dann auch wahnsinnig toll gespielte Versionen von Love To Love (Hühnerhaut!), Rock Bottom (abartiger Soli/Instrumental-Part!), Shoot Shoot oder We Belong To The Night (!!) dargeboten. Und lasst mich euch sagen – in einigen dieser Songs schwinden die Grenzen Hard Rock und Heavy Metal nur so dahin.

Wenn ihr also noch irgendwie die Chance habt, diese Band mit einem Auszug ihrer über 50jährigen Geschichte zu sehen, dann tut euch bitte den Gefallen.

Das Fanzit – UFO

Wenn ich etwas in meiner Laufbahn als Rock- und vor allem Metal-Fan wirklich bereue, dann ist es die Tatsache, dass ich Ronnie James Dio nie live auf der Bühne bewundern durfte. Dafür könnte ich jetzt an dieser Stelle eine Reihe an Entschuldigungen und Ausflüchten präsentieren, belasse es aber mal dabei. Und das hat mit UFO jetzt was genau zu tun? Nun, ich bin schlicht und ergreifend froh, dass ich in einigen Jahren nicht dasselbe über diese Band schreiben muss. Und auch wenn ich hier jetzt keine Vergleichskonzerte aus dem Hut zaubern kann: Was UFO, und besonders Phil Mogg und Vinnie Moore geboten haben, war einfach magisch. Das bestätigten mir auch all die lächelnden Gesichter, die man beim Verlassen der Halle, kurz nachdem dieselbe mit den «OK Leute, geht nach Hause»-Lichtern geflutet wurde, sehen konnte. Ich verliess die Halle zusätzlich mit einem lachenden und weinenden Auge. Lachend, weil mir UFO einen tollen Konzertabend beschert haben und ich die Band nun doch noch von meiner Löffelliste streichen kann. Weinend, weil ich die Band nicht nur zum ersten, sondern eben wohl auch gleich noch zum letzten Mal gesehen habe. Und weil die Band die Bühnen dieser Welt im Rahmen ihrer 50th Anniversary Tour verlassen wird.

Danke, UFO.


Wie fandet ihr das Konzert?

30.06.2019
Weitere Beiträge von

Nine Eyes Nation, UFO