Thrash-Hoffnung aus Neuseeland
Metallische Klänge mit der Māori-Kultur zusammenführen? Ob das gut gehen kann? Im Falle von Alien Weaponry würde ich dies definitiv mit «Ja» beantworten. Die junge Truppe – bestehend aus den Gebrüdern Lewis und Henry de Jong sowie Basser Ethan Trembath – stattete am Mittwochabend dem Zürcher Quartier Altstetten einen Besuch ab. Die Wände des Komplex Klubs wurden ordentlich zum Beben gebracht. Für den Support waren die unermüdlichen Aargauer Comaniac zuständig.
Plötzlich waren sie da – wie aus dem Nichts. Die Rede ist von der neuseeländischen Thrash Metal-Kapelle Alien Weaponry, die insbesondere seit dem vergangenen Jahr in aller Munde zu sein scheint. Für viele Experten gelten die «Kiwi-Mähnenschüttler» als grosse Genre-Hoffnung. Das Trio konnte in seiner noch relativ frischen Karriere bereits einige beachtenswerte Erfolge feiern. So durften die Jungs beispielsweise die legendären Slayer supporten und konnten sich ebenfalls schon über Auftritte in Wacken und auf dem Summer Breeze erfreuen. Im Rahmen des Festivals in Dinkelsbühl bin ich erstmals auf Alien Weaponry gestossen. Meine Fresse, die haben dort die Camel Stage aber einmal so richtig weggeblasen! Selbstverständlich wurde das Debütwerk «Tū» nach dieser genialen Performance umgehend käuflich erworben. Beim späteren Hören im Auto hat es meinem Kumpel beinahe die Boxen um die Ohren gedonnert. Mal schauen, wie die ganze Geschichte heute Abend im Komplex-Keller abgehen wird.
Comaniac
Bevor die Gäste aus dem weit entfernten Ausland das Zepter übernehmen, gibt’s allerdings zuerst eine nationale Dresch-Dosis zu hören. Keine Ahnung, wie Jonas Schmid und seine Kumpels das anstellen, aber in letzter Zeit heimsen sie einen Support-Slot nach dem anderen ein. Gut, wer sich fleissig bewirbt, soll selbstverständlich auch entsprechend für seine Bemühungen belohnt werden. Zuletzt kreuzten sich unsere Wege ja beim Overkill-Gig in Winterthur. Dort hat das Quartett aus Aarau aber einmal richtig abgeräumt. Selten war ich so überzeugt von der Leistung der thrashigen Gefährten. Jungs, haut doch bitte gleich nochmals einen solchen Abriss raus.
Leider wird bereits nach den ersten paar Nummern klar, dass daraus heute nichts wird. Instrumental klingt’s zwar nicht übel, aber die Mikros sind einfach viel zu leise eingestellt. Der Gesang ist kaum zu hören. Werden Comaniac hier etwa gerade Opfer eines «Klassikers»? Der Support-Act muss ja leider oftmals mit einer schlechteren Soundqualität vorliebnehmen. Glücklicherweise lassen sich die «Die-Hard»-Fans in der ersten Reihe davon nicht abschrecken und zeigen beim Headbangen viel Engagement. Das nenn’ ich doch einmal löblichen Einsatz. Nach rund 45 Minuten beenden Comaniac mit «Cut Throat» ihren Arbeitsalltag.
Alien Weaponry
Die Mitglieder der Headliner-Kapelle machen aus ihren Wurzeln effektiv keinen Hehl und beginn ihre Set mit einer Art Haka-Tanz, der einigen von euch vielleicht von den «All Blacks» (der neuseeländischen Rugby-Mannschaft) her bekannt sein dürfte. Die Grimassen, welche die Jungs dabei schneiden, sind schon beeindruckend. Einige Leute im Publikum versuchen die ganze Sache direkt zu imitieren.
Danach weicht das rituelle Getanze allerdings dem Thrash Metal. Die «ausserirdischen Waffen» knüppeln sich sauber durch ihre Song-Auswahl. Stimmung und Temperatur in der Location steigen ungefähr gleichermassen. Fronter Lewis findet dann sogar heraus, dass sich ein «Kiwi» unter der Zuhörerschaft befindet. Also wenn der werte Herr effektiv die weite Reise auf sich genommen hat, nur um die Band hier in der Schweiz zu sehen, dann verdient er definitiv meinen tiefsten Respekt.
Auf die Soundqualität möchte ich ebenfalls noch rasch zu sprechen kommen. Diese ist bei Alien Weaponry tatsächlich ein paar Stufen besser als beim Support-Act. Metalinside-Kollege Luke ist übrigens ebenfalls vor Ort. Er findet die ganze Geschichte allerdings nicht sonderlich berauschend. Das sei alles irgendwie zu berechenbar und der ganz grosse Knall fehle ebenfalls. Tja, so können Geschmäcker variieren – und das soll auch so sein. Mich persönlich kann das Trio, welches grob geschätzt zusammen vielleicht etwa 54 Jahre alt ist, abermals überzeugen.
Möglichkeiten für packende Show-Elemente sind in diesem kleinen Raum kaum vorhanden. Den Scheinwerfereinsatz finde ich phasenweise nichtsdestotrotz absolut genial, denn es sieht so aus, als ob blau oder gelb leuchtende UFOs an die Decke projizieret werden würden. Dies passt wiederum hervorragend zum Bandnamen. Die 75 Minuten dauernde Show findet schliesslich mit «Rū Ana Te Whenua» ihr Ende.
Das Fanzit – Alien Weaponry
Alien Weaponry konnten bei ihrem ersten Schweizer Gastspiel definitiv für Furore sorgen. Sie wären also jederzeit wieder willkommen. Mal schauen, wohin die Karriere der jungen Kiwis gehen wird. Der Komplex Klub war vom Publikumsaufmarsch her sicherlich die korrekte Wal. Fürs Füllen von grösseren Locations – insbesondere in der Position des Headliners – reicht’s zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht. Die Soundqualität hätte dafür – speziell im Falle von Comaniac – ungeniert besser sein können.
Setliste – Comaniac
- Coal
- Suborned
- 1, 2, Rage
- Secret Seed
- Instruction For Destruction
- Solitude
- Cut Throat
Setliste – Alien Weaponry
- PC Bro
- Holding My Breath
- Rage – It Takes Over Again
- Te Ara
- Hypocrite
- Urutaa
- Nobody Here
- The Things That You Know
- Ahi Ka
- Kai Tangata
- Raupatu
- Whispers
- Rū Ana Te Whenua