Die beste Band der Welt am Openair St. Gallen
Sie haben sechs Jahre lang den anderen Bands den Vortritt gegeben, aber was anderes Gescheites kam dabei nicht raus. „Ach eigentlich sind wir wie alle anderen Bands, nur geben wir uns zum Unterschied zu allen anderen Mühe.“ Solche Worte können nur von den Meistern persönlich kommen. Richtig; die Ärzte. Ihr einziger Aufritt in der Schweiz am OpenAir St. Gallen in diesem Jahr nach einer echt langen Zeit ist mal wieder gespickt von Sarkasmus, Ironie und vielen spontanen Sprüchen. Dass die Ärzte fliessend Blödsinn sprechen, ist genauso bekannt, wie Farins immer besser werdende Versuche Schweizerdeutsch zu sprechen. Mit ihrer sympathisch-frechen und sehr natürlichen Art haben sie das Publikum sofort im Sack.
Die Ärzte
Wer die Ärzte schon einmal gesehen hat, weiss wie spontan das Trio ist. So passiert es halt auch mal, dass einer den Text vergisst und dann einfach dem Publikum das Singen überlässt. Bela wird mit seinen blinkenden Schuhen vom Publikum trotzdem mit ausgestreckten Armen und „Ich will ein Kind von dir Rufen“ empfangen, als er für einen Song von der Bühne steigt.
Das Publikum ist den Ärzten gerne hörig, denn sie bringen einfach immer wieder gute Ideen. Als sie die Leute darum bitten, das Handy mit Taschenlampenfunktion für etwas Stimmung nach vorne zu nehmen, kommt mir zuerst der Gedanke: „Echt jetzt?“. Aber natürlich reicht es bei den Ärzten nicht, einfach nur die Natels in die Höhe zu halten. Nein, das Publikum wird zur neuen Lichttechnik ernannt. Alle sollen sich doch jeweils im Takt um 90 Grad drehen. Nice!
Etwas altbacken wirkt hingegen das Verschwinden und Wieder-auf-die-Bühne-kommen für eine Zugabe. Aber die Herren sind ja nun auch schon etwas Älter und benötigen vielleicht eine kurze Verschnaufpause? In diesen 3 Minuten hätten sie von mir aus lieber noch Mein Baby war beim Frisör oder 3-Tage-Bart gespielt. Ansonsten kann ich mich über die Setlist echt nicht beschweren. Von allen Alben kommt wohl etwas und vor allem kommt auch Himmelblau. Genial an ihren Auftritten finde ich auch immer, dass sie spontan die Lyrics abändern und das Publikum so locker, lässig, unverkrampft miteinbeziehen. So bekommen wir zum Beispiel auch die Aufgabe den Song Westerland karaokemässig zu singen. Und obwohl nirgendwo der Text zu sehen ist, funktioniert es einigermassen.
Nach so viel Jubel, Mitsingen, Rumgehüpfe auf der staubtrockenen Wiese und dem ganzen Tag in der Hitze, ist mein Körper gegen Ende der Show langsam durch. In den vorderen Reihen sehne ich mich nach etwas Flüssigem. Gleichzeitig wünsche ich mir jedoch, dass der Auftritt noch ewig weitergehen wird. Aber manch Gutes geht halt mal zu Ende und so spielen auch die Ärzte ihren letzten Song und schliessen mit einem kleinen Feuerregen und den Worten: „Ha, das können wir auch! Rammstein wir sind euch auf den Fersen“. Ok auch das sind natürlich nicht die letzten Worte, weil irgendwie jeder der Ärzte noch das allerletzte Wort haben möchte. Aber genau darum lieben wir sie ja und hoffen auf ein baldiges nächstes Konzert!
Für mich waren die Ärzte der Hauptgrund ans St. Galler zu pilgern. Das Openair ist ja sonst ein rechtes Potpourri an diversen Musikstilen. Ich denke, Mann oder Frau geht ans St. Galler zum Feiern und nicht primär um eine bestimmte Band zu sehen. Darum funktionieren Gute-Laune-Sänger wie Bosse oder Schweizer Künstler wie Nemo und Dabu Fantastic genauso wie die Stimmungsmacher Royal Republic, welche es sich nicht nehmen lassen, noch ein bisschen Metal zu bieten. Und so brodelt es im Sittertobel für eine kurze Zeit am Samstagnachmittag zu den Tönen von Battery, denn anscheinend sind noch andere Metalheads unter dem bunten Volk.
Echt cool finde ich, dass man am St. Galler keine nervigen Security-Checks innerhalb des Geländes hat. Vom Zelt, das wegen unserer eher späten Ankunft, natürlich wieder schräger als schräg am Hang steht, können wir direkt zu den Stages laufen. Spitze finde ich auch, dass sich die eine Bühne unter einem Riesenzelt befindet. Bei der Hitze ein klasse Schattenspender! Perfekter als perfekt, wenn man dort noch eine Rückenmassage geniessen kann; so nebenbei erwähnt. Und wenn‘s dann echt zu heiss wird, kann man sich ja immer noch in der Sitter abkühlen. Wofür man aber echt viel Zeit einplanen muss, wenn man keinen VIP-Zutritt hat, ist der Pipiboxbesuch. Ich werde mich für die nächsten 3 Jahre nicht mehr beim Greenfield über das Thema Klo beschweren, wenn ich mich an diese Schlangen zurückerinnere. Auch nicht so toll ist der Fakt, dass man für Duschen extra bezahlen muss.
Das Fanzit – Die Ärzte am Openair St. Gallen
Das Openair St. Gallen bietet auch dieses Jahr wieder Tausenden von Partyhungrigen ein reichhaltiges Buffet. Mit dem einzigen Ärzte-Aufritt in der Schweiz haben die Veranstalter für einen Ueeeeee-ich-muss-dahin! gesorgt und ein Ueeee-ich-bin-völlig-aus-dem-Häuschen geliefert.