Overkill bringen das Gaswerk ins Schwitzen
Die New Jersey-Thrasher Overkill statteten am Freitagabend der Eulach-Stadt Winterthur einen Besuch ab. Sie sorgten im Gaswerk für unzählige Schweisstropfen, Moshpits und sogar einen Crowdsurfer. Von den beiden Support-Truppen konnte mich eine besonders überzeugen – und damit hätte ich im Vorfeld ehrlich gesagt überhaupt nicht gerechnet. Alles Weitere entnehmt ihr wie gewohnt den nachfolgenden Zeilen.
Das Konzert-Triple wird komplettiert. Nach Crowbar und KISS darf ich mich heute auf ein Heimspiel mit einer meiner favorisierten Bands freuen. Die Rede ist von der fiesen, grünen Thrash-Killermaschine namens Overkill. Knapp vier Monate sind seit dem letzten Besuch der Amis im Kanton Zürich vergangenen (siehe Review). Damals haben sie den Dynamo Saal gemeinsam mit Destruction, Flotsam And Jetsam und Chronosphere zum Beben gebracht. Beim heutigen Handkuss kommt nun also Winterthur zum Handkuss – genauer gesagt das Kulturzentrum Gaswerk im Stadtteil Töss. Die Veranstalter haben somit vor der Sommerpause nochmals einen ziemlich dicken Fisch an Land gezogen. Ich hätte nie gedacht, dass ich Bobby «Blitz» Ellsworth einmal in meiner Heimatstadt live in Aktion erleben darf.
Wie bei allen Club-Gigs der letzten Wochen erweisen sich die hochsommerlichen Temperaturen als ziemliche Herausforderung. Je länger man sich im Saal aufhält, desto mehr Schweissperlen laufen einem das Gesicht herunter. So wird sich das getrunkene Bier kaum eine Ewigkeit im eigenen Körper aufhalten. Nicht wenige Besucher setzen sogar auf Wasser. Für einmal zweifelsohne keine allzu schlechte Idee. Nun bin ich allerdings gespannt, was die beiden Vorgruppen zu bieten. Grossartig einheizen müsste man zwar ehrlich gesagt niemandem mehr.
Megaton Sword
Über Akteur Nummer eins liess sich im Vorfeld des Events praktisch nix herausfinden. Die Band scheint allerdings aus Winterthur zu stammen und nimmt heute Abend ihren allerersten Live-Auftritt in Angriff. Nicht übel, wenn man sich dabei direkt mit einer solchen Legende wie Overkill die Bühne teilen darf. Name, Backdrop und die Outfits lassen auf einen Sound aus den Bereichen Heavy und Power Metal schliessen. Aufgrund dessen figurieren Megaton Sword in diesem Billing eher als Exoten.
Die Jungs erweisen sich in den 40 Minuten, die sie zur Verfügung haben, als solider Opener. Ich glaube beinahe, dass ich eine neue Genre-Bezeichnung ins Leben rufen muss: «He-Man Metal». Fronter Uzzy Unchained funktioniert seinen Mikrofonständer nämlich gerne des Öfteren zum Schwert um. Zwischen den einzelnen Stücken erzählt er immer wieder Geschichten über ein Königreich namens «Niralet» – und dies konsequent in englischer Sprache. Erinnert phasenweise fast schon an Thomas Winkler bei Gloryhammer. Einige zeigen sich jedoch über den Gesang von Uzzy nicht sonderlich begeistert. Ich persönlich find’s okay.
Man darf jedenfalls gespannt sein, wohin die Reise für diese junge Kapelle noch gehen wird.
Comaniac
Ohje, schon wieder Comaniac… Mit den Thrashern aus dem Kanton Aargau bin ich bisher leider nie wirklich warm geworden. Aber irgendwie kommen die Jungs immer wieder an irgendwelche Support-Slots. Sie bemühen sich effektiv, ihre Musik unters Metalhead-Volk zu bringen. Mitte des Monats folgt dann übrigens bereits der nächste Gig. Comaniac werden Alien Weaponry im Komplex Klub unter die Arme greifen.
Aber kehren wir zurück zum aktuellen Geschehen. Oha lätz, ich staune nicht schlecht! Jonas Schmid (Gesang, Gitarre) und seine Kumpels platzieren den Fuss von Beginn an auf dem Gaspedal. Tempodrosselungen sucht man während der gesamten Show vergebens. Heute überzeugt mich der Vierer von A bis Z. Instrumental passt alles (phasenweise schimmern sogar «slayer-artige» Riffs durch) und Jonas’ Gesang kann sich ebenfalls hören lassen. Viel Thrash Metal steckt zudem in gewissen Shirts auf der Bühne. Gitarrist Valentin Mössinger setzt beispielsweise auf Exodus.
Trotz engen Platzverhältnissen sind die Musiker äussert aktiv unterwegs. Die Energie färbt auch auf das Publikum ab, was sich mit der Zeit in ziemlich wilden Moshpits zeigt. Die heutige Show wird übrigens eine der letzten mit Basser Raymond Weibel sein. Er wird die Band verlassen. Bezüglich Nachfolgeregelung liegen mir momentan leider keine genauen Infos vor. Danke Comaniac für diese energiegeladenen 50 Minuten – dieses Mal habt ihr mich effektiv überzeugt!
Overkill
Glücklicherweise wird auf der linken Raumseite die grosse Tür in der Umbauphase aufgerissen. Dadurch kommt man in den Genuss des einen oder anderen kühlen Luftzuges. Sobald der Headliner zur Tat schreitet, werden wir dann aber wohl zurück ins «Schwitzerland» katapultiert.
Kleiner Dämpfer vorweg – Overkill setzten heute exakt Abend auf dieselbe Setliste wie im März beim Dynamo-Gastspiel. Falls die Songs allerdings professionell und mitreissend vorgetragen werden, kann ich gut damit leben. Und die Amis machen genau das. Insbesondere «Bastard Nation» und «Rotten To The Core» kommen verdammt gut rüber.
Die Künstler geben trotz Saunaverhältnissen vollen Einsatz. Fronter und Mittelfinger-Maestro Bobby fragt sogar einmal nach, ob wir uns zufälligerweise in Brasilien befinden würden. Bandana-Mann Derek Tailer scheint die extreme Hitze nicht wirklich zu mögen und wirkt sichtlich unmotiviert. Zudem reisst ihm bei einer Nummer dann ebenfalls noch der Gitarrengurt. Die Roadies kriegen ihn jedoch rasch wieder hin. Im letzten Drittel zeigt sein Gesicht sogar ab und an ein Lächeln.
Die schwarzgekleidete Zuhörerschaft wird immer wilder. In der Saalmitte toben inzwischen heftige Moshpits. Ein Kollege von mir mutiert zudem zum Crowdsurfer. Jep, alle diese Leute hier feiern den Overkill-Sound durchgehend. Nach 85 Minuten verlassen die Jersey-Drescher schliesslich die Bühne und lassen ein schweissgebadetes, aber glückliches Publikum zurück.
Das Fanzit
Sowohl Overkill als auch Comaniac haben heute auf beeindruckende Art und Weise abgeliefert und die Hütte abgerissen. Des Weiteren haben sich Megaton Sword bei ihrem ersten Auftritt ziemlich solide angestellt. Lob gebührt eigentlich den Bands und dem Publikum gleichermassen. Schliesslich haben beide Parteien der gnadenlosen Hitze getrotzt.
Setliste – Megaton Sword
- Vulva Of The Nightfall
- Pristine War
- Born Beneath The Sword
- Crimson River
- For Glory
- Realms To Conquer
Setliste – Comaniac
- Coal
- Suborned
- 1, 2, Rage
- Secret Seed
- Instruction For Destruction
- Solitude
- Self Control
- Cut Throat
Setliste – Overkill
- Last Man Standing
- Electric Rattlesnake
- Hello From The Gutter
- Elimination
- Deny The Cross
- Head Of A Pin
- Necroshine
- Under One
- Bastard Nation
- Mean, Green, Killing Machine
- Feel The Fire
- Rotten To The Core
- Ironbound*
- Fuck You (The Subhumans-Cover)*
- Welcome To The Garden State*
- Fuck You (Wiederaufnahme) (The Subhumans-Cover)*
*Zugabe