Tool – kommt mit in eine andere Welt
„Mal kurz eben Tool live anschauen, könnte noch interessant sein.“ Wer mit diesem Vorhaben zum Konzert ins Hallenstadion kam, war wahrscheinlich hoffnungslos überfordert. Tool ist nicht einfach eine abgefahrene düstere Metal Band. Musikalisch tummeln sich die Amerikaner auf einem hohen Niveau. Ich denke, ich übertreibe nicht, wenn ich sage, Tool ist fast schon ein Kunstwerk – wie Bowie vielleicht. Auch wenn es musikalisch nicht viele Parallelen gibt.
Faszinierend ist, dass die Band ihren letzten Release 2006 feierte und jetzt nach 13 Jahren ohne neues Album auf Tour geht und die Hallen füllt. Wir reden nicht von Clubs, wir reden von Hallen! Die Begeisterung ist trotz sperrigem Sound und jahrelanger Abstinenz ungebrochen.
Doch nicht nur die Musik von Tool ist komplex und von ungewohnten Songstrukturen geprägt. Auch Sänger Maynard James Keenan ist bekannt dafür, nicht ganz so umgänglich zu sein. Das zelebrierte er während der Live-Show, in dem er sich eher im Hintergrund der Bühne im Dunkeln tummelte. Der Mittelpunkt der Show war also nicht der Frontmann wie so üblich, sondern definitiv die Visuals, die optisch mit der Musik verschmolzen. Anstössige Gestalten, biomechanoide Wesen und Laserstrahlen faszinierten mich persönlich an diesem Abend am meisten. Die Musik war irgendwie nur Nebensache.
Auffällig jedoch war das dominante Schlagzeugspiel von Danny Carey. Bei dieser Live-Show brach man mit der Norm und drehte das gewohnte Konzept eines Rock-Konzertes einfach mal auf den Kopf. So, wie es auch King Crimson schon bestens umsetzen konnte. Auch bei der Zugabe lies man keinen Stein auf dem anderen und entschied sich für einen auf der Leinwand angezeigten Countdown von knapp 12 Minuten. Zeit um ein Bier zu holen, um danach den Abend ausklingen zu lassen.
Besonders möchte ich mich bei Tool für das konsequente Durchsetzen des Handy-Verbotes bedanken. Ich habe ganz vergessen, wie angenehm es sein kann, ein Konzert nicht durch das Display des Vordermanns anschauen zu müssen.
Fanzit – Tool
Tool hat all meine Vorlieben für Musik und Kunst erfüllt. Warum bei mir am Ende der grosse Jubel ausgeblieben ist, kann ich bis heute nicht erklären. Vielleicht hatte ich mich noch nicht genug im Vorfeld mit der Band auseinandergesetzt? Vielleicht war es zu heiss? Vielleicht war das Hallenstadion nicht der optimale Ort? Ich lasse es mal so im Raum stehen und bin gespannt auf das neue Album, welches nun endlich am 30. August 2019 in den Läden stehen wird.