Volbeat reloaded – Kommerz oder bewährtes Konzept?
In ein paar Tagen ist es soweit, Volbeat veröffentlichen ihr siebtes Studioalbum. Viele Fans warten gespannt auf den neuen Silberling der Dänen. Die im Vorfeld veröffentlichen Single-Auskopplungen lassen vermuten, dass vieles beim Alten geblieben ist und sich am bewährten Konzept von Mastermind Poulsen nicht viel geändert hat.
Ich habe mich im Vorfeld der Veröffentlichung mal ein wenig in verschiedenen Foren umgeschaut und natürlich splitten sich die Meinungen zum kommenden Werk. Viele Fans glorifizieren natürlich den altbewährten «Boogie-Punk-Psychobilly-n` Roll»-Stil von VOLBEAT und freuen sich unendlich, dass bald wieder neuer Stoff und neue Ohrwürmer da sind. Dann gibt es natürlich die andere Seite, welche der Band vorwirft, dass keine Entwicklung stattfindet und auch der neue Longplayer nur bereits Bekanntes enthält und lediglich ein Konzept wiederspiegelt, dass bis jetzt bei den Fans ankam.
Persönlich stelle ich neutralerweise fest, dass es – wenn ich die Chronik der Band studiere – ein geniales Konzept ist. Die Band war noch vor 10 Jahren teilweise in Clubs unterwegs, in welchen vor ein paar Nasen gespielt wurde. Heute füllt Volbeat die grösseren Stadien dieser Welt und ist ein Begriff in der Musikwelt geworden. Natürlich auch durch die unerschöpfliche Bühnenpräsenz, welche die Band in den letzten Jahren an den Tag gelegt hat. Dies obwohl sich die Besetzung der Band ein wenig verändert hat und Mister Poulsen nun auch Vater einer zwei Jahre alten Tochter ist.
Tauchen wir also in den neuen Dreher ein und genehmigen wir uns eine kleine Vorschau, was uns erwarten wird.
Das Album startet mit dem Track «Last Day under the Sun», aus meiner Sicht eine typische Volbeat-Hymne. Dieser Song wurde bereits im Vorfeld der Veröffentlichung als Single ausgekoppelt. Potenzial für Ohrwurmqualität. Mich beeindruckt vor allem die positive Grundstimmung, welche der Song in mir erzeugt. Würde ich glatt als Powersong für meine Joggingrunden in meine Playlist setzen.
Weiter geht’s mit «Pelvis on Fire», jetzt geht die Post so richtig ab. Der Song hat Groove und ist ein wahrer Shaker. Michael Poulsen zeigt seine Qualitäten in Sachen Elvis n` Roll und ist kaum zu bremsen, Daumen hoch, gefällt mir. «Rewind to Exit» folgt im Nachgang, für mich auch nach mehrmaligem Genuss einer der Songs, welchen ich nicht auf die höchste Qualitätsstufe einteilen kann, dies sowohl musikalisch als auch von der Songstrukturidee her. Der gitarrenbetonte Mittelteil ist sicher das interessanteste Stück Musik in dieser Komposition. Sonst finde ich den Song recht langweilig…
Fanzit nach 3 Songs
So kennen wir die Songs von Volbeat. Ähnliche Songstrukturen, jedoch im Tempobereich sehr variabel gehalten, soweit so gut …
Weiter geht’s mit «Die To Live», wieder ein Song im Rock n‘ Roll / Boggie Gefilde, mit Klavier und Saxophon, variantenreich und interessant gestaltet. Dazu singt auch noch Neil Fallon (Sänger bei Clutch) in diesem Song mit. Sehr gut arrangiert. Wir sind noch nicht in der Hälfte des Albums; Das Album umfasst 14 Tracks in der Normalversion und ist mit einer Spielzeit von knapp 57 Minuten auch Spielzeitmässig im Normalbereich angesiedelt.
«When we were Kids» scheint mir persönlich wieder weniger einfallsreich. «Sorry Sack of Bones» im Wild-Western-Stil lässt mich dann wieder aufhorchen, haut mich jedoch auch nicht aus den Socken.
«Cloud 9» assoziiere ich zuerst mit dem früheren Hit von Brian Adams. Aber keine Angst, kein Cover des früheren Schmusehits. In Sachen Soft-Skills jedoch sicher einer der Songs bei welchem die Fan-Pärchen an den Konzerten dann einhängen und ein paar Küsschen austauschen können.
Fanzit nach der Hälfte des Albums
Ich bin als eher «grosser» Volbeat-Fan ein wenig zwiegespalten. Ich stelle fest, dass ich bis jetzt einige Perlen auf der Rille ausmache, ich aber bereits jetzt auch schon behaupte, dass dieses Album einiger vorangegangen Veröffentlichungen nicht das Wasser reichen kann / wird.
«Cheapside Sloggers» wurde bereits vor dem Veröffentlichungstermin inklusive Video der Fangemeinde geschenkt. Das Video zu diesem Song soll sich der eingefleischte Volbeat-Fan sicher mal anschauen, witzige Idee. Musikalisch gewohntes Konzept mit mystischen Anleihen, hier gefallen mir die Riffs und die Härte im mittleren Teil des Tracks, Headbangen erlaubt.
«Maybe I Believe» überzeugt mich. Hier ist er wieder dieser Ansatz zu den fantastischen Hymnen, welche das Volbeat-Universum in den letzten Jahren so geprägt hat. Gutes Tempo, Ohrwurmmässiger Gesang, Mitsingpassagen, melodiöse Gitarrenverläufe. Rockt! Was Volbeat mit dem Song «Parasite» vorhaben, ist mir trotz diversen gelesenen Erklärungen weiterhin unergründlich, es scheint eine musikgewordene Studio-Schnappsidee zu sein…
«Leviathan» ist die Sorte von Songs, welche sicher in der Live-Setlist von Volbeat Platz finden wird. Eingängiger Refrain gepaart mit doppelten Gitarrenläufen und typischen Poulsen-Gesang. Auch «The Awakening of Bonnie Parker» gesellt sich in diese Sparte.
«The Everlasting» ist wohl der erste Song, der bereits zu gewissen Teilen auf den letzten Volbeat-Touren entstand. Jedenfalls spielten Volbeat diesen Song diverse Mal an verschiedenen Konzerten an, um den Fans einen kleinen Vorgeschmack zu geben und zu zeigen, dass bereits wieder an neuem Material gearbeitet wird. Schöner Wechsel zwischen melodiösen Gesangsparts und der tollen Gitarrenarbeit von Rob Caggiano.
«7:24» rundet den Reigen der Songs ab. Dieser Songs hat Michael Poulsen (siehe Titel) seiner Tochter gewidmet. Deshalb scheint es mir klar, dass die Stimmung dieses Songs eher locker-flockig mit einem Schuss Geborgenheit und Vatergefühle daherkommt. Versöhnlicher Abschluss des Albums.
Gesamt-Fanzit zu Volbeat – Rewind Replay Rebound
Mir fällt es normalerweise nicht so schwierig ein Fazit zu ziehen. In diesem Fall jedoch schon. Ich bleibe dabei: Das Album ist qualitativ gesehen sicher ok. Sowohl musikalisch, auch die Produktion finde ich wie gewohnt druckvoll und auf einem qualitativ hohen Level. Für mich jedoch wohl maximal ein «Zwischen»-Album zu einer weiteren Karrierestufe. Wie bereits geschrieben, es hat einige Songs – vor allem die ersten paar Tracks – welche wirklich Lust auf mehr machen, leider flacht aus meiner Sicht diese Vorfreude während der Spielzeit immer wie mehr auf ein «höre ich mal nebenbei»-Niveau ab. Trotzdem gibt es auch im zweiten Teil des Albums den einen oder andren Song, der passt. Gesamthaft bleibt aber festzuhalten, dass aus meiner Sicht eher an «Härte» eigenbüsst wurde und einige der Songs doch eher schon recht «poppig» daherkommen. Nichtsdestotrotz gehört auch ein solches Album zu einem normalen Verlauf einer Karriere. Volbeat kann sich dies verdientermassen auch einfach leisten, denn sie haben bereits Musikgeschichte geschrieben und es wird wohl nicht das letzte Album der Dänen sein.
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Trackliste Volbeat – Rewind Replay Rebound
- Last Day Under The Sun
- Pelvis On Fire
- Rewind The Exit
- Die To Live (feat. Neil Fallon)
- When We Were Kids
- Sorry Sack of Bones
- Cloud 9
- Cheapside Sloggers
- Maybe I Believe
- Parasite
- Leviathan
- The Awakening of Bonnie Parker
- The Everlasting
- 7:24