Ein gelungenes Jubiläum
Nach 2016 und 2018 statte ich dem Party.San Metal Open Air in Schlotheim dieses Jahr bereits zum dritten Mal einen Besuch ab, allerdings zum ersten Mal als „Schreiberling“. Dieses Jahr steht das 25. Jubiläum an, und Line Up-technisch bietet die diesjährige Ausgabe für mich neben bekannten Grössen einige Bands die ich schätze, bisher aber noch Live gesehen habe. Zudem habe ich an dem Festival bisher auch immer Sachen entdeckt, die ich zuvor überhaupt nicht kannte. Und Genauso gespannt bin ich auf das Wetter: von Kälte mit Bodenfrost, Sonne, Regen bis zu einem Sandsturm habe ich hier schon alles erlebt. Manchmal innerhalb weniger Stunden… Wie es dieses Jahr war, erfahrt ihr in den nächsten Zeilen.
Meine Gruppe macht sich am sehr frühen Mittwochmorgen auf den Weg und trifft mitten im Nachmittag in Schlotheim ein. Da wir letztes Jahr wirklich tolle Nachbarn hatten und mit denen in Kontakt geblieben sind, wird gleich bei Ankunft Platz reserviert. Die Ordner sind freundlich und gestatten uns das ohne grosse Nachfrage. Kurz nach 17 Uhr stehen die ersten Zelte und der Pavillon. Jetzt erst mal Bänder holen und bei einem ersten Bier auf dem Zeltplatz auf unsere Kumpels warten. Diese treffen nach und nach ein, und so ist unser Camp kurz nach 21 Uhr schon gut besetzt. Auch mit den uns vorher noch nicht bekannten Nachbarn scheinen wir Glück zu haben, so ist keine komische Musik wie bei Duttis Besuch im Jahr 2017 (siehe Review) in der unmittelbaren Nähe auszumachen.
Zur Einstimmung auf die nächsten Tage geht es natürlich noch an die Warm-up Party in Form der traditionellen Metal Disco. Im Zelt steht schon die Tent-Stage, welche in den nächsten Tagen von eher unbekannteren Acts und Nachwuchsbands bespielt wird. Heute gibt es aber noch keine Live-Musik, sondern grössere und kleinere Hits ab Konserve. Ungefähr bis 24 Uhr ist die Musik dem Anlass entsprechend eher härter, danach kommen die obligatorischen Party-Kracher der Kategorie „Holy Diver“ zum Einsatz. Leider schmeckt das Bier (Köstrizer) zumindest mir nach wie vor nicht so richtig gut, eine ziemlich bittere Angelegenheit. So gönne ich mir ein paar Cuba Libre, die es hier ebenfalls ab Zapfhahn gibt. Um 2 Uhr ist bereits fertig für heute, nach dem obligatorischen Schlusspunkt „Bohemian Rhapsody“ geht es zurück zum Zelt. Noch ein den Abend abschliessendes, feines Dosenbier aus der Schweiz, dann krieche ich in den Schlafsack.
Donnerstag, 8. August 2019 – Ein gelungener Eröffnungstag
Morgens weckt mich die Sonne etwas früher als gedacht. Da das Programm heute erst um 14.30 Uhr losgeht, hatte ich mir vorgenommen, nochmals richtig auszuschlafen. Die Temperaturen im Zelt sind aber dann bereits zwischen 8 und 9 Uhr kaum mehr auszuhalten. Einer der grossen Nachteile vom im Zelt übernachten… So stehen wir auf, gönnen uns aufgrund der noch relativ kurzen Warteschlange eine Dusche und verbringen die erste Hälfte des Tages unter dem Pavillon im Schatten und mit einem kühlen Bier in der Hand.
Slaegt
Für die Eröffnung des Festivals sind die Dänen von Slaegt zuständig. Ich habe mir die Jungs auf der Running Order angestrichen, da ich den Mix von klassischem Heavy Metal mit einer Prise Black Metal beim Reinhören ziemlich spannend fand. Nach einem ewig langen Intro geht es sehr schleppend los, fast doomig. Danach hauen uns die Jungs aber ein paar absolut geile Riffs um die Ohren. Trotz dem jungen Alter wirkt die Truppe sehr routiniert. Die Double-Leads der beiden Gitarristen machen genauso Spass wie das Top getaktete Drumming. Der Publikumsaufmarsch könnte Naturgemäss noch etwas grösser sein, ist aber keine allzu grosse Überraschung bei der ersten Band des Tages… Die Anwesenden goutieren den Auftritt mit viel Headbanging während der Show und einem ordentlichen Applaus danach. Guter Festivalauftakt von einer Band, die man auf dem Schirm behalten sollte.
Incantation
Nach einer kurzen Konzertpause, welche für die Begrüssung der Nachzügler unserer Gruppe und einen ausgiebigen Rundgang übers Innfield genutzt wird, bin ich für Incantation zurück vor der Hauptbühne. Frontmann John McEntee ist „fucking happy to be fucking back at fucking Party.San“. Rein von der Häufung des F-Wortes bei sämtlichen Ansagen während der gesamten Show könnte man meinen, der Gute steht in einem Konkurrenzkampf mit Children Of Bodom-Fronter Alexi Laiho…
Man merkt der Death Metal Band aus Johnstown, Pennsylvania deutlich an, dass sie bereits 1989 gegründet wurde. Das Ganze ist doch sehr Oldschool-lastig, nebenbei leider auch nicht extrem abwechslungsreich. Nichts desto trotz sind nun doch schon einige Leute vor der Bühne, und diese bekommen ein absolut solides Set geliefert. Definitiv kein schlechter Auftritt, so richtig aus den Socken haut es mich aber auch nicht. Da die Spielzeiten von Haupt- und Zeltbühne jeweils um 5 Minuten an Beginn und Ende der jeweiligen Show überschneiden, entscheide ich mich, mir den Schluss des Auftritts zu schenken und das für mich erste Zelt-Konzert des diesjährigen Festivals von Beginn weg in Angriff zu nehmen.
Devangelic
Das mystische Glocken-Intro würde auch zu Black Metal passen, aber die Italiener Devangelic legen ab Beginn die Messlatte für Härte am heutigen Tag etwas höher. Die 2012 gegründete Band aus Rom überzeugt mit hartem und technischem Death Metal an der Grenze zum Brutal Death. Frontmann Paolo Chiti hat eine sehr tiefe Stimme und dieser entlockt er richtig fiese Growls. Für mich „gesanglich“ – wenn man das so nennen will – absolut top! Und auch bei den kurzen Ansagen zwischen den Songs wirkt er absolut sympathisch. Nicht nur, dass er sich ganz offensichtlich freut hier zu sein, das Englisch mit dem klassischen „Super-Mario-Akzent“ tut sein Übriges dazu.
Das Zelt ist zwar ab Beginn ziemlich ordentlich gefüllt. Man merkt aber jeweils schon deutlich, wann die Show auf der Hauptbühne zu Ende ist, dann gibt es jeweils nochmals einen Schub Leute. Die Stimmung ist am Anfang eher verhalten, im Verlaufe der Show sind aber immer mehr Headbanger auszumachen und gegen Ende gibt es dann sogar einen recht ordentlichen Circlepit. Ein starker Auftritt, der mich gegen Ende sogar vergessen lässt, dass ich ja eigentlich pünktlich vor der Hauptbühne sein wollte… Die 25 Minuten waren jedenfalls sehr schnell vorbei.
Setliste Devangelic
- Plagued By Obscurity
- Disfigured Embodiment
- Eucharistic Savagery
- Of Maggots And Disease
- Abominated Impurity Of The Oppressed
- Desecrate The Crucifix
Soilwork
Auf besagter Hauptbühne stehen nun Soilwork aus Schweden. Ich habe zwar am Bang Your Head einen Teil der Bandmitglieder mit Ihrem Nebenprojekt The Night Flight Orchestra gesehen, die „Hauptband“ und ihr Melodic Death Metal ist mir aber bisher –zumindest Live – unbekannt.
Frontmann Björn „Speed“ Strit ist auf der Bühne sehr aktiv und auch ein wirklich starker Vocalist. Neben Growls wird auch immer wieder Klargesang mit eingestreut, und auch sonst ist das Ganze für Melodic Death Metal teilweise fast etwas poppig. Musikalisch erinnert es mich immer mal wieder an In Flames. Stellenweise hat die Gruppe wirklich starke Melodien zu bieten, gewisse Parts sind aber eher weniger mein Ding und auch etwas langweilig. Die Stimmung im Publikum ist nicht schlecht und es gibt zwischendurch auch kleinere Pits zu sehen, mich überzeugt der Auftritt aber nicht vollends. Komischerweise haben mir die doch einiges poppigeren Night Flight Orchestra sogar ein kleines bisschen besser gefallen. Also wieder ins Zelt und der nächsten Nachwuchs-Band eine Chance geben.
Taphos
Das mit Nachwuchs ist bei Taphos durchaus wort-wörtlich gemeint. Die Band aus Kopenhagen wurde erst 2016 gegründet und die Mitglieder sehen auch ziemlich Jung aus. Musikalisch bieten die Dänen zwar eigentlich Death Metal, der Sound enthält allerdings auch eine grosse Portion Black Metal. Grad die Vocals sind nicht so wirklich mein Fall, zudem finde ich das was H, D, M und U – so die Pseudonyme der Bandmitglieder – hier bieten nicht wirklich abwechslungsreich. Ab und zu sticht einmal ein überraschendes Riff raus, ansonsten eine eher eintönige Geschichte. So beschliesse ich, erstmal eine kleine Essens-Pause einzulegen.
Nervochaos
Mit Nervochaos steht für mich als nächstes wieder ein Zelt-Konzert auf dem Programm. Die Band aus Sao Paolo Brasilien existiert seit 1996, ist also eher kein Newcomer. Mir war die Gruppe bisher trotzdem nicht bekannt, was sich nun definitiv ändert: nach einem ersten eher schleppenden instrumentalen Stück legen die Jungs los wie die Feuerwehr! Guiller und Diego teilen sich sowohl die Gitarren-Arbeit, als auch die Vocals. Die beiden Stimmen unterscheiden sich und passen trotzdem perfekt zusammen. Und auch musikalisch werden hier absolut keine Gefangenen genommen. Der Sound geht grösstenteils ziemlich schnell nach vorne, gekonnt wird aber mit langsameren Parts auch etwas Abwechslung und Dynamik reingebracht. Durch das teilweise einstreuen von einigen wenigen brasilianischen Elementen und auch etwas Black Metal entsteht eine sehr interessante und vor allem auch eigenständige Mischung, die mich wirklich überzeugt. Gerne hätte ich von der Band mehr als die 30 Minuten gesehen. Werde ich mir in Zukunft falls sich die Chance ergibt definitiv wieder anschauen.
Ascension
Nun geht es wieder zur Hauptbühne. Mit Ascension aus Sachsen-Anhalt folgt eine der grösseren Black Metal-Bands von Deutschland. Ich muss ganz ehrlich zugeben, dass ich mit einem grossen Teil dieses Genres nichts anfangen kann, und so geht es mir auch hier bei diesem Auftritt. Ein Blut-verschmierter Frontmann, der so ein bisschen zombie-mässig über die Bühne strauchelt und kreischt. Songs, die alle so ein bisschen gleich tönen. Ich höre mir das Ganze rund die Hälfte des 45-minütigen Gigs an, da es mich aber wirklich nicht überzeugt geht’s via Bierstand zurück zur Zeltbühne.
Beheaded
Da folgt mit Beheaded aus Malta eine echte Brutal Death Metal Legende. Die Band existiert seit 1991 und hat ganz offensichtlich schon einige Fans hier, so ist das Zelt bereits bei Beginn brechend voll. Nach einem Intro mit klassischer Musik ab Band geht es los – und wie! Nicht nur die Gruppe gibt sofort Vollgas, auch im Publikum ist ab dem ersten Ton verdammt viel Action vorhanden. Wilde Pits, Crowdsurfer und jede Menge Headbanging begleiten den drückenden Sound von Anfang an. Frontmann Frank Calleja zeigt bei den kurzen Ansagen zwischen den Songs sichtlich Freude am grossen Publikumsaufmarsch. Seine Aussage, dass sie nicht jeden Tag so eine Show spielen, glaubt man aufs Wort. Schade, dass auch Beheaded als „Zelt-Headliner“ des heutigen Tages nur eine halbe Stunde zur Verfügung haben. Man hat das Gefühl, dass sowohl Band als auch Publikum gerne auch die doppelte Spielzeit genommen hätten… Ganz starker Auftritt!
Setliste Beheaded
- Beast Incarnate
- Crossing The House Of Knives
- The Charlatan’s Enunciation
- A Greater Terror
- Elapsed In The Vortex Of Extinction
- Esoteric Kin
Belphegor
Somit verpasse ich den Beginn des wohl bekanntesten Extrem Metal Exports unseres östlichen Nachbarlandes Österreich. Die Band um Helmuth Lehner zieht ordentlich Leute vor die Hauptbühne; so voll war es heute noch nie. Zusätzlich zum wie immer sehr beeindruckenden Bühnenaufbau mit den zwei grossen Skelett-Figuren, ist heute während der kompletten Show einiges an Feuer-Effekten am Start.
Bei den Salzburgern bin ich musikalisch immer etwas hin und her gerissen. Einige Songs gefallen mir sehr gut, andere eher weniger. Den Auftritt heute finde ich im Grossen und Ganzen aber sehr gelungen, wozu die optischen Effekte sicher auch beigetragen haben. Die Atmosphäre, welche Belphegor sowieso zu einem guten Teil ausmacht, wird durch Feuer in der Dunkelheit noch zusätzlich unterstützt und kann sich voll entfalten. Die Show vergeht wie im Flug, 45 Minuten ist für so eine Gruppe dann wohl doch eher knapp…
Setliste Belphegor
- Sanctus Diaboli Confidimus
- The Devil’s Son
- Swinefever – Regent of Pigs
- Belphegor – Hell’s Ambassador
- Conjuring The Dead / Pactum In Aeternum
- Virtus Asinaria
- Baphomet
Hellhammer played by Triumph Of Death
Nach gut 20 Minuten Umbaupause kommt aus Schweizer Sicht der Höhepunkt des Abends: die Band Hellhammer existierte nur von 1982 bis 1984, danach wurden die Songs der drei Demos und der EP nicht mehr Live performt. Nun hat Mastermind Tom G. Warrior quasi eine Tribute-Gruppe zusammengestellt, um die Lieder nach 35 Jahren den Leuten wieder Live präsentieren zu können. Neben dem Frontmann besteht diese aus Mia Wallace am Bass, André Mathieu (Punish) an Gitarre/Backing Vocals und Alessandro Comerio (Forgotten Tomb) am Schlagzeug.
Gestartet wird natürlich mit einem klassischen „Ugh“, wie man es von Tom kennt. Die Band spielt die ganzen Klassiker von den Demos und natürlich auch „Revelations Of Doom“ und „Messiah“ von der legendären „Death Metal-Compilation. Ich bin einige Jahre zu Jung, um die Sachen richtig mitbekommen zu haben. Es ist zudem auch nichts, was mich im Nachhinein so richtig gepackt hätte. Das nun Live-Gehörte gefällt mir aber nicht schlecht. Teilweise erinnern mich die Songs ein bisschen an ganz alte Sodom-Releases, eine Mischung aus schnellem und rumpligem Thrash und Venom-Einflüssen. Die vorderen Reihen des Publikums feiern das Ganze definitiv ab, weiter hinten ist immerhin wohlwollendes Kopfnicken fest zu stellen.
Der zweitletzte Song des Sets, „Visions Of Mortality“, war gemäss Ansage von Tom der letzte Hellhammer-Track der geschrieben wurde, veröffentlicht wurde das Stück dann allerdings erst von Celtic Frost. Auch das seine Mutter den Song nicht so mochte lässt uns der Frontmann wissen, allgemein wirkt er heute sehr sympathisch in seinen Ansagen. Nach etwas weniger als einer Stunde war es das dann, die Band verbeugt sich und verlässt die Bühne. Auch wenn mich das jetzt nicht vollends umgehauen hat, der Auftritt war gut und hat viele ältere Fans mit strahlenden Gesichtern zurückgelassen.
Setliste Hellhammer played by Triumph Of Death
- The Third Of The Storms (Evoked Damnation)
- Massacra
- Maniac
- Blood Insanity
- Decapitator
- Crucifixion
- Reaper
- Aggressor
- Revelations Of Doom
- Messiah
- Visions Of Mortality
- Triumph Of Death
Hypocrisy
Als nächstes folgt mit Hypocrisy der Headliner dieses ersten Abends, und ein Blick ins Publikum lässt keine Zweifel an diesem Umstand aufkommen. Auch wenn bereits bei Triumph Of Death ordentlich Leute vor der Bühne waren, das hier toppt nun alles. Ich persönlich sehe die Band zum ersten Mal Live. Und Musikalisch holt mich die Gruppe gleich ab, der Sound kommt richtig druckvoll aus den Boxen und auch die Stimme von Peter Tägtgren klingt zu meinem Erstaunen richtig gut, da hatte ich von Ohrenzeugen früherer Shows auch schon anderes gehört. Zudem weiss die Setlist absolut zu überzeugen, so wird wirklich jede Schaffensphase der Band berücksichtigt. Dem Publikum gefällt der Auftritt offensichtlich auch gut, so bleibt die Stimmung von Anfang bis zum Schluss wirklich super.
Ein perfekter Auftritt also? Ich will nicht das berühmte Haar in der Suppe suchen, aber zu viele Sounds ab Band finde ich auch bei Hypocrisy nicht wirklich cool. Weit und breit kein Keyboarder auf der Bühne, aus den Boxen ist das Instrument aber zu hören. Sehr schade. Vor allem, weil ich mich dann immer gleich auch Frage, ob da sonst noch was ab Band kommt? Ist der Gesang wirklich so gut wie er Live wirkt, oder wurde da ebenfalls nachgeholfen? Natürlich will ich der Band nichts in die Richtung unterstellen. Trotzdem sind das Fragen, die mit einem Live-Keyboarder nicht oder zumindest viel weniger auftauchen würden…
Abgesehen davon wirklich ein gelungener Auftritt, der mit dem obligatorischen „Roswell 47“ nach knapp 75 Minuten den Höhepunkt und gleichzeitig das Ende erreicht. Ein würdiger Abschluss für einen sehr guten ersten Festivaltag!
Setliste Hypocrisy
- Fractured Millennium
- Valley of the Damned
- End of Disclosure
- Adjusting the Sun
- Eraser
- Pleasure of Molestation / Osculum Obscenum / Penetralia
- Apocalypse / The Fourth Dimension
- Carved Up
- Fire in the Sky
- War-Path
- The Final Chapter
- Roswell 47 (Zugabe)
Das Fanzit Party.San Metal Open Air 2019 – Donnerstag
Was für ein Start ins Festival. Auch wenn die Headliner gute Auftritte hingelegt haben, für mich waren die Tagessieger eindeutig die Zeltbühnen-Bands Beheaded, Devangelic und Nervo Chaos. Und das Wetter hat bisher auch mitgespielt, trotz ein bisschen Wind am späteren Nachmittag. Es gab doch auch einiges an Sonne und war vor allem trocken und nicht zu kalt. So kann es gerne weitergehen!
Freitag, 9. August 2019 – Wechselhafter Mittel-Tag
Auch heute ist es wieder die Sonne, die mich weckt. Der Tag startet mit ausgezeichnetem Wetter, und so ist an ausschlafen wieder nicht zu denken. Wenigstens für ein bisschen mehr Schlaf als die Nacht zuvor hat es aber gereicht… Zum Glück geht es heute bereits ab 12 Uhr los mit Konzerten, es bleibt gar nicht allzu viel Zeit von Campingfrühstück mit Toastbrot und Dosenbier bis zum Startschuss. Dieser erfolgt am Party.San Metal Open Air übrigens mittels «Esmeralda». So heisst eines der beiden Flakgeschütze, die neben der Bühne stehen. So weiss man auch immer gleich ab wann das Infield geöffnet ist.
Gutalax
Für den musikalischen Start ist am Freitag schon fast traditionellerweise eine spassige Grind/Porncore-Kapelle zuständig. Da hat es dann immer viele von witzig bis doof verkleidete Leute vor der Bühne. Die diesjährige Band sind sowas wie die Könige des spassigen Extrem-Sounds. Die Tschechen Gutalax überlassen das Verkleiden nicht nur dem Publikum, sondern sind selbst auch in sowas wie Tatort-Reiniger Überzüge gekleidet. Dass die Band bereits viele Fans hier hat, war in den letzten Tagen nicht zu übersehen. Das Logo mit den überkreuzten Klobürsten ist seit gestern sehr präsent auf diversen Shirts. So erstaunt es auch nicht, dass wir beim Einlass aufgrund des Ansturms etwas anstehen müssen.
Als das „Funkytown“-Intro erklingt, ist der Platz vor der Bühne wirklich sehr gut gefüllt. Die Band betritt die Bühne und wirft gleich mal jede Menge WC-Papierrollen ins Publikum. Auch vor der Bühne wird Konfetti und ähnliches rumgeschmissen. In Zusammenhang mit den verkleideten Leuten fühlt sich das echt ein bisschen wie Fasnacht an. Nur die Musik ist halt viel härter, und um ehrlich zu sein nicht extrem spannend. Klar, die Band kann durchaus spielen, und auch die Geräusche, welche Frontmann Maty seiner Stimme und dem Mikrofon entlockt, sind beeindruckend. So richtig gut ist das nicht, dafür umso unterhaltsamer. Gerade die Ansagen zwischen den Songs sind durchaus witzig. So wird etwa ein neuer Song angekündigt, mit der Bemerkung, dass das ja wohl kein Problem sein sollte, weil eh nur der Name anders ist als bei älteren Stücken. Auch vom Split-Album mit Black Sabbath wird erzählt, der als bisher komplexeste Song der Band angekündigte Titel – musikalisch auf Messhuggah-Niveau – dauert dann ganze 3 Sekunden. Und anstatt den letzten Song anzukündigen wird kurz vor Schluss darauf hingewiesen, dass die verbleibenden 7 Minuten noch für ungefähr 42 Lieder reichen werden. Dazu kommen natürlich noch gehaltvolle Songnamen wie „Fart Fart Away“, „Total Rectal“ oder „Robocock“.
Man kann das Ganze nicht nur albern, sondern auch doof finden. Aber nicht zu viel solche Band pro Tag im Programm sind, kann zumindest ich gut damit leben. Nach sehr kurzweiligen 30 Minuten ist der ganze Spass vorbei und die verkleideten Leute ziehen ab.
Defeated Sanity
So haben die direkt darauf folgenden Defeated Sanity die etwas undankbare Aufgabe, den Festivaltag quasi ein zweites Mal zu eröffnen. Auch wenn das Konfetti, Toilettenpapier und auch ein Teil der mitgebrachten Klobürsten noch hier sind – Publikum hat es leider viel weniger als bei der Vorgänger-Band.
Die Gruppe, welche bereits 1993 gegründet wurde, hat ihre Wurzeln zwar in Deutschland, mittlerweile aber auch US-Amerikaner in der Besetzung. Gespielt wird technischer Brutal Death Metal mit einigen progressiven Ansätzen. Das klingt musikalisch ziemlich spannend, teilweise aber auch etwas gar anstrengend nach dem doch eher simplen Sound von Gutalax, das passt nun in dieser Kombination nicht so richtig… Nichts desto trotz gefällt mir das Ganze wirklich gut, ich würde mir die Truppe definitiv auch wieder einmal anschauen. Nicht sehr spektakulär vom drumherum, dafür musikalisch spannend.
The Crown
Nun folgt mein erstes wirkliches Highlight des Tages: die Schweden von The Crown sind zwar eigentlich seit 1990 unterwegs, früher noch unter dem Namen Crown Of Thorns. Auf meinem Radar aufgetaucht sind sie aber erst mit dem letztjährigen „Cobra Speed Venom“, einem der besten Alben des letzten Jahres. Die Mischung von melodischem Death Metal und Thrash ist genau mein Ding und so bin ich gespannt, was die Gruppe heute abliefert.
Leider hat die Band und besonders Sänger Johan Lindstrand am Anfang mit ziemlichen technischen Probleme zu kämpfen, nach dem Opener „Death Explosion“ muss sogar das Mikrofon ausgetauscht werden. Danach wird der Sound besser, auch wenn die Gitarren immer etwas unterschiedlich laut zu sein scheinen. Der Stimmung tut das aber keinen Abbruch, die Band selbst ist bestens gelaunt und auch im (leider nicht allzu zahlreichen) Publikum kommt der Gig gut an. Ich persönlich hätte mir noch mehr Songs vom aktuellsten Album gewünscht, so werden zum Beispiel von „Deathrace King“ aus dem Jahr 2000 vier Songs berücksichtigt, von der neuen LP hingegen nur zwei. Da in den vorderen Reihen mehr Oldschool-Fans zu sein scheinen, werden aber grad diese älteren Songs besonders abgefeiert, somit bin ich wohl der Einzige, der daran etwas zu meckern hat. Mein zweiter (kleiner) Kritikpunkt ist, dass The Crown die auf der Running Order aufgeführte Spielzeit von 45 Minuten nicht ausnützen, sondern bereits nach 40 Minuten verschwinden. Ansonsten ein guter Auftritt einer wirklich starken und meiner Meinung nach etwas unterschätzten Band.
Setliste The Crown
- Death Explosion
- Executioner
- In The Name Of Death
- Face Of Destruction – Deep Hit Of Death
- Blitzkrieg Witchcraft
- Under The Whip
- Black Lightninig
- Iron Crown
- Total Satan
Midnight
Da die Sonne nun doch ziemlich runterbrennt, entscheiden wir uns nach The Crown für einen kurzen Besuch im Camp zum Umziehen. Kutte und schwarzes Shirt weg, zum Glück gibt es auch weisse Bandshirts. Scheint ein richtig sommerlicher Tag zu werden, so gar nicht passend zu Midnight.
Fast pünktlich zum Beginn der Show sind wir zurück, das Glocken-Intro hallt über den Platz als wir zur Hauptbühne eilen. Athenar und seine beiden Mitstreiter betreten in Ihren gewohnten Kapuzen und Lederjacken die Bühne und legen los. Und wie, da ist einiges an Bewegung vorhanden. Commandor Vanik schwingt seine Gitarre durch die Gegend, so das man manchmal wirklich Bedenken hat, ob der Gurt das aushält. Ich mag den räudigen Stilmix von Speed, Black und Thrash Metal sowieso, habe die Band bisher aber nie auf der Bühne erleben dürfen. Nun weiss ich, wieso so viele Leute von den Live-Qualitäten des Trios schwärmen.
Das Infield ist mittlerweile einiges besser gefüllt, und auch die Stimmung ist zum ersten Mal seit Gutalax richtig super. Diverse Crowdsurfer beschäftigen die Security vor der Bühne. Somit sind diese wohl nicht allzu böse, als auch hier bereits nach circa 40 Minuten Schluss ist. Schon während der Show waren die Ansagen eher spärlich, kurz und knapp. Und auch am Schluss werden einfach die Instrumente vor die Boxen gestellt und zum Rückkopplungs-Geräusch die Bühne verlassen. Mehr braucht es ja auch nicht… Ein gutes Set einer starken Live-Band.
Krisiun
Auf Midnight folgt gleich das nächste Power-Trio. Die drei Brüder Alex, Max und Moyses aus Brasilien sind mit Ihrer Death Metal-Band Krisiun seit 1990 aktiv und auf den Bühnen dieser Welt unterwegs. Und das merkt man, die Band ist unglaublich eingespielt und schafft einen verdammt fetten Sound. Besonders dafür, dass sie „nur“ zu dritt am Spielen sind, drückt das ganz schön vor der Bühne.
Vom letztjährigen Album „Scourge Of The Entroned“ wird nur der Titeltrack berücksichtigt, ansonsten greift die Band vor allem auf Klassiker aus früheren Jahren zurück. Das Publikum ist zwar etwas weniger zahlreich vorhanden als noch bei Midnight, trotzdem ist die Stimmung ganz ordentlich. Am meisten Freude kommt bei vielen auf, als die Jungs „Ace Of Spades“ anspielen. Für mich ist das dann das Zeichen zu gehen. Erstens habe ich den Song langsam in genügend Versionen gehört, und zweitens geht es damit wohl sicher dem Ende zu, da will ich mir meinen Platz vor der Zeltbühne doch lieber rechtzeitig sichern gehen. Bis dahin aber ein wirklich guter Auftritt, der mich zwar nicht komplett umhaut, aber doch während gut 40 Minuten bestens unterhält
Setliste Krisiun
- Kings Of Killing
- Combustion Inferno
- Blood Of Lions
- Scourge Of The Enthroned
- Slaying Steel
- Descending Abomination
- Vengeance’s Revelation
- Ace Of Spades (Motörhead cover)
- Ominous
Traitor
Der Grund, warum ich rechtzeitig vor der Nebenbühne sein will, heisst Traitor und kommt aus Balingen. Ich hatte die Gruppe aufgrund guter Plattenkritiken schon vorher auf dem Schirm, beim Heimspiel am Bang Your Head!!!-Festival habe ich die junge Thrash-Band aber zum ersten Mal Live erleben dürfen. Damals haben sie die Hauptbühne am zweiten Tag eröffnet, mussten gegen Regen und ein nicht allzu zahlreiches Publikum anspielen, welches zudem nicht als äusserst Thrash-affin bekannt ist. Nun folgt also ein Auftritt hier, an einem Festival wo die Band musikalisch einiges besser hin passt.
Und tatsächlich ist das Zelt bereits bei Beginn sehr gut gefüllt. Nach dem hörspielartigen Intro mit dem Soundmann, welcher das richtige Tape sucht, legt die Band los wie von der Wespe gestochen. Ich bin erneut mehr als nur beeindruckt von Andreas Mozer, welcher nicht nur ein supertighter Drummer ist, sondern daneben auch noch den Lead-Gesang auf beeindruckende Art und Weise übernimmt. Keine Ahnung woher er den Atem dafür nimmt, es klingt aber wirklich gut. Seine Vorder-Mannschaft wirbelt derweil wie wild über die Bühne. Auch im Publikum ist die Stimmung wirklich grossartig, da sind praktisch ständig irgendwelche Pits am brodeln und Crowdsurfer unterwegs.
Auf lange Ansagen wird bewusst verzichtet, anstatt Gelaber gibt es hier ein Thrash-Brett nach dem anderen. Wie die Band später auf Facebook postet, ist das der bisher kürzeste Gig ihrer Karriere. Und ganz ehrlich, 25 Minuten Spielzeit ist auch wirklich wenig. Wieso man den Bands nicht aller-mindestens eine halbe Stunde zugesteht, verstehe ich nicht ganz. Und im Falle von Traitor hätte es von mir aus gerne auch noch mehr sein dürfen. Die Band strotzt nur so vor Spielfreude und auch vom Publikum wären kaum Wiederworte gegen eine Verlängerung gekommen. Der Auftritt ist ein einziger Triumphzug, und wohl nicht nur ich hoffe auf ein baldiges Wiedersehen mit den vier sympathischen Süddeutschen. Durchgeschwitzt und hungrig geht’s nun erstmal zurück zum Camp.
Setliste Traitor
- Intro
- Knee-Deep In The Dead
- Thrash Command
- Ebola
- Teutonic Storm
- Reactor IV
- Traitor
- Fuck You And Die
Stillbirth
Die Pause beim Camp war etwas länger als geplant, beim gemütlichen Grillieren geht die Zeit manchmal ziemlich schnell vorbei. Da Night Demon bereits in den letzten Tönen sind und ich die Band auch schon zur Genüge Live gesehen habe, entschliesse ich mich, gleich wieder der Tent-Stage einen Besuch abzustatten. Da folgt mit Sillbirth eine Gruppe, die ich zwar bisher nicht kannte, die mich beim reinhören aber hat aufhorchen lassen. Die 1999 gegründete Band aus Hagen spielt eine Interessante Mischung aus Brutal Death Metal, Slam und Deathcore.
Die total sechs Mitglieder kommen Oben ohne und in den mit Logo verzierten Surfshorts auf die Bühne. Der Sound geht direkt nach vorne und ist sehr druckvoll. Zwei Gitarristen sind ja nichts Ungewöhnliches, dass hier aber auch zwei Bassisten auf der Bühne stehen, entfaltet definitiv seine Wirkung. Dazu kommt Frontmann Lukas Swiaczny mit seiner wirklich beeindruckenden Stimme. Das Zelt ist Rappelvoll und explodiert ab dem ersten Ton. Auf und vor der Bühne ist richtig viel Action vorhanden. Frontmann Lukas springt mitsamt einem grossen, aufblasbaren Flamingo in die Menge und startet eigenhändig eine Wall Of Death. Seine Bandkollegen zelebrieren währenddessen Instrumente-spielend den eigenen Circle Pit auf der Bühne. Die Spielfreude der gesamten Truppe ist hier in jeder Sekunde spürbar.
Obwohl es draussen unterdessen ziemlich bewölkt ist, herrschen im Zelt durch den ganzen Sonnenschein am heutigen Tag und die viele Bewegung immer noch sehr hohe Temperaturen. In Verbindung mit dem durch die ganzen Pits aufgewirbelten Staub hat man Zeitweise das Gefühl sich in einer Wüste zu befinden. So ist man nach 30 Minuten immerhin froh um frische Luft, abgesehen davon hätte das Konzert gerne länger dauern dürfen.
Rotting Christ – und der grosse Regen
Nach der Stillbirth-Show erst einmal raus aus dem Zelt. Praktischerweise ist der Merchandise-Stand hier direkt neben der Hauptbühne. So kann man sich während man Merch der vorherigen Band holt auch gleich noch einen ersten Eindruck vom Act auf der Hauptbühne verschaffen. Nur merke ich schnell, dass der Sound der Griechen nicht wirklich etwas für mich ist. Neben ein paar Interessanten Parts und der eigentlich guten Stimme von Sakis Tolis ist mir das Ganze zu atmosphärisch und dramatisch. Beim vierten Song fängt es dann auch noch an zu Regnen. Da ich aufgrund des guten Wetters am Morgen keinen Regenschutz mitführe und auch nicht das Gefühl habe bei Rotting Christ riesig etwas zu verpassen, geht es erstmal zurück zum Camp. Zum Glück noch nicht komplett Nass schaffen wir es unter den Pavillon und bemerken dann wie der Regen stärker wird. Gerade noch rechtzeitig gegangen…
Deicide
Da der Regen doch länger dauert als erst gehofft machen, wir es uns im Trockenen noch etwas Gemütlich. Unser Dosenbier-Vorrat leidet zwar, so richtig motivieren in der Nässe nach vorne zu gehen können wir uns aufgrund der momentan spielenden Bands dann aber doch nicht. Leider hört es auch bis zu Deicide nicht auf und die will ich definitiv nicht verpassen. Also heisst es Regenschutz montieren und ab nach vorne. Schon beim hinlaufen hören wir den Soundcheck, was schon einmal ein gutes Zeichen ist. Da die Death Metal-Legende aus Florida schon zweimal fürs Party.San angekündigt wurde – 2007 und 2012 – aber beide Male abgesagt hat, gibt es schon das ganze Wochenende jede Menge Sprüche unter den Besuchern zu hören. Es wissen alle: ganz definitiv ist der Auftritt erst, wenn die Band auf der Bühne steht und loslegt.
Kurz darauf ist es dann aber wirklich soweit! Glen Benton begrüsst das Publikum mit einem «Good Evening Motherfuckers» und dann geht es los. Leider ist die Stimme von Glen in der ersten Hälfte etwas gar leise abgemischt. Die Screams hört man noch relativ gut, die tiefen Growls versinken aber teilweis in der Soundwand der Instrumente. Schade. Im Verlaufe des Gigs wird das dann aber glücklicherweise besser. Es hat nun sehr viele Leute vor der Bühne, trotz Regen. Scheinbar sind Regenschirme am Party.San Metal Open Air im Infield erlaubt, wobei ich nie werde verstehen können wie man mit einem Schirm bei einem Open Air in die Crowd stehen kann. Der Hintermann freut sich sicher…
Die Songauswahl ist heute ziemlich vielseitig, so kommen Tracks von Total sieben Alben zum Zug, wobei die Klassiker-LPs «Deicide» von 1990 und «Once Upon The Cross» von 1995 mit je drei Songs die Nase vorne haben. Mir gefällt die Setliste gut, es kommen auch zwei Stücke vom letztjährigen «Overtures Of Blasphemy» zum Zuge, und die fallen neben den älteren Klassikern definitiv nicht ab. Glen Benton hält sich wie gewohnt zurück mit Ansagen und es gibt auch keine Verabschiedung. Nach nicht ganz 50 Minuten verlässt die Band die Bühne und das wars dann. Ein guter Auftritt, der zwar nicht sonderlich viel Action bietet, dafür jede Menge Klassiker. Eine legendäre Gruppe, die man einfach einmal Live gesehen haben muss.
Setliste Deicide
- Dead By Dawn
- When Satan Rules His World
- Scars Of The Crucifix
- They Are The Children Of The Underworld
- Once Upon The Cross
- Serpents Of The Light
- Seal The Tomb Below
- Oblivious To Evil
- Dead But Dreaming
- Trifixion
- Excommunicated
- Kill The Christian
- Sacrificial Suicide
- Homage For Satan
- New Order
- Formation
Testament
Nach Deicide leert sich das Infield merklich, so muss Testament leider vor etwas weniger Publikum ran. Chuck Billy scheint das aber nichts auszumachen, zudem hört der Regen pünktlich zum Showbeginn endlich auf. Wie gewohnt ist der sympathische Front-Indianer praktisch während des gesamten Gigs am Grinsen. Sein Mikrofon-Halter dient ihm derweil bei sämtlichen Instrumental-Passagen als Luftgitarre. Und Stimmlich ist der Mann auch mit 57 Jahren noch absolut auf der Höhe. Aber auch Instrumental stimmt hier einfach alles. Ich habe von Testament generell noch keine schlechte Show gesehen und damit fängt die Band auch heute offensichtlich nicht an.
Die Bay Area-Legende berücksichtig heute fast jedes ihrer Alben mit mindestens einem Song. Da schlechte Platten genau so wenig zum Repertoire gehören wie schlechte Live-Auftritte, ist das auch absolut super so. Meiner Meinung nach ein sehr gelungener Mix. Die vorderen Reihen feiern die Band völlig zurecht richtig ab, weiter hinten ist etwas weniger los. Man merkt den Leuten teilweise auch an, dass sie einen langen Tag und etwas viel Regen hinter sich haben… Zum Glück ist bei der Band nichts davon zu spüren. In den nicht übertrieben ausführlichen, aber gewohnt sympathischen Ansagen von Chuck merkt man die Freude hier zu sein deutlich. Er betont, wie gerne er immer in Europa und speziell in Deutschland ist und zeigt sich selber erstaunt, das Testament dieses Jahr zum ersten Mal auf dem Party.San Metal Open Air spielt.
Nach 75 Minuten ist eine gute Show vorbei, und viele die es nicht noch in die Metal Disco zieht gehen erst mal trockene Klamotten anziehen. Nachdem es nochmals kleinere Schauer gegeben hat bei Testament, scheint nun tatsächlich eine trockene Nacht vor der Tür zu stehen.
Setliste Testament
- Brotherhood Of The Snake
- The Pale King
- More Than Meets The Eye
- N.R. (Do Not Resuscitate)
- Eyes Of Wrath
- Legions of the Dead
- Low
- The Preacher
- Into the Pit
- Electric Crown
- Over The Wall
- Disciples of the Watch
- Practice What You Preach
- The New Order
- The Formation of Damnation
Das Fanzit Party.San Metal Open Air – Freitag
Was für ein komischer Tag, rein Wetter-Technisch. Da startet man mit richtig viel Sonne in den Tag, hat bei den ersten Konzerten richtig heiss und dann kehrt das Ganze komplett. Leider habe ich durch den Regen ein paar Bands verpasst, die ich mir sonst angeschaut hätte. Meine wirklichen Highlights habe ich zum Glück aber gesehen. Und ich wurde auch nicht enttäuscht, eigentlich haben alle Bands die ich unbedingt sehen wollte abgeliefert. Meine persönlichen Highlights heissen heute Testament, Midnight und Stillbirth.
Samstag 10. August 2019 – Stürmischer Abschluss
Bereits in der Nacht wurde auf der offiziellen Facebook-Seite des Festivals gepostet, dass es am Samstag trocken bleiben, dafür etwas windig werden soll. Und beim ersten Erwachen zieht tatsächlich ein ziemlicher Wind ums Zelt. Da ich vollstes Vertrauen in den Zeltbauer unserer Gruppe habe, lasse ich mich davon aber nicht beeindrucken. Viel mehr geniesse ich es, dass es am Morgen für einmal nicht so heiss wird… So schlafe ich etwas länger als die letzten Tage, dadurch fallen die Frühschoppen-Bands für mich aus. Seit zwei Jahren bespielen jeweils Bands ab morgens um 10 die Zeltbühne und eröffnen den Samstag mit Sludge, Doom oder Stoner. Eigentlich eine schöne Idee, nur bisher immer zu früh für mich. Wenigstens stehe ich früh genug auf für den ersten Hauptbühnen-Act.
Vulvodynia
Dieser ist Vulvodynia aus Südafrika. Bevor die Band die Bühne betritt kommt der Ansager des Festivals auf die Bühne, wie übrigens alle 3 Tage vor dem ersten Auftritt. Als auch er vor starkem Wind warnt, machen wir uns schon langsam etwas Gedanken, schliesslich haben wir letztes Jahr erlebt wie stark es hier stürmen kann… Nun stürmt aber erstmal Vulvodynia los – und wie! Die Gruppe aus Durban liefert Slam / Brutal Death Metal vom Feinsten. Zwar eine eher harte Geschichte, aber durchaus auch mit einigem Groove.
Die Band scheint auch Spass zu haben, da ist immer mal wieder ein Grinsen auf den Gesichtern zu erkennen. Fast wie gestern bei Stillbirth starten die drei Saiten-Instrumentalisten auch hier ihren eigenen Circle Pit auf der Bühne. Apropos Stillbirth: Sänger Lukas hat beim dritten Song einen Gastauftritt, Stilecht wieder in die band-eigenen Badeshorts gekleidet. Im Publikum tobt ein für die Uhrzeit relativ grosser Pit. Auch die Soundqualität soll an dieser Stelle mal noch gelobt werden, wie bei den meisten Gigs drückt das auch hier richtig geil aus den Boxen.
Nach 30 Minuten ist die Show vorbei, und sowohl auf als auch vor der Bühne sind zufriedene Gesichter zu sehen. Ein Auftakt nach Mass von einer Band, die ich definitiv im Auge behalten werde. Da der Wind nun doch ziemlich stark bläst geht’s zur Sicherheit doch mal zurück zum Camp. Lieber nochmals überprüfen ob auch wirklich alle Heringe richtig im Boden und alle Schnüre gespannt sind…
Setliste Vulvodynia
- Feast
- Mob Justice
- Unparalleled Insubordination feat. Lukas (Stillbirth)
- Famine
- PDZ
- Nyaope
- Reclaim The Crown Part I: The Burning Kingdom
- Drowned In Vomit
Jungle Rot
Durch den kurzen Ausflug nach hinten verpassen wir leider den Anfang von Jungle Rot. Schon beim Eintreffen im Infield fällt auf, dass der Platz vor der Bühne nun doch schon recht gut gefüllt ist für den frühen Nachmittag. Kein Wunder, steht mit der Band aus Kenosha, Wisconsin doch eine altgediente Truppe vor der Crowd. Seit 1992 macht Frontmann Dave Matrise mit seinen Mitstreitern die Bühnen dieser Welt unsicher. Der Old School Death Metal knallt ordentlich. Und das mit dem Old School scheint dem Sänger durchaus wichtig zu sein, er lässt es in praktisch alle Ansagen mit einfliessen – ob er nun fragt wo denn hier die Old School Fans sind, einen Old School Circle Pit fordert oder einen Old School Song ansagt…
Nicht ganz so Oldschool ist allerdings die Setliste, ausser zwei Stücken vom «Dead And Buried»-Album aus dem Jahr 2001 kommt eher Material neueren Datums zum Zug. Ob alt oder neu ist dabei aber eigentlich egal, das wichtigste ist, dass die Songs passen. Und hier tun sie das definitiv. Auch das Publikum honoriert das entsprechend, während des ganzen Gigs gibt es massig Crowdsurfer und Circle Pits. Ein wirklich guter Auftritt von einer – einmal sei es mir noch erlaubt – Old School Death Metal Band, die richtig was auf dem Kasten hat.
Setliste Jungle Rot
- Doomsday
- Worst Case Scenario
- A Burning Cinder
- Voice Your Disgust
- Terror Regime
- Strangulation Mutilation
- Eat Fuck Kill
- Paralyzed Prey
- Stay Dead
- Psychotic
Suicidal Angels
Als nächstes steht meine liebste Band aus Griechenland auf der Bühne. Die seit 2001 aktiven Suicidal Angels um Bandkopf Nick Melissourgos sind meiner Meinung nach eine der besten europäischen Thrash Bands und normalerweise Live eine Bank. Bei der letzten Show die ich von der Band gesehen habe auf der Headbangers Ball-Tour in Lausanne, haben sie mich allerdings nicht restlos begeistert, so bin ich gespannt, ob sie mich heute wieder abholen können.
Nach dem Intro von «Der Weisse Hai» geht es los. Anfangs sind die Gitarren leider etwas gar leise und verschwinden fast ein bisschen hinter Bass und Drums, zum Glück pendelt sich das aber schnell ein. Das Publikum ist zwar nicht mehr ganz so zahlreich vor der Bühne wie noch bei Jungle Rot, trotzdem ist die Stimmung gut. Gus Drax an der Leadgitarre und Aggelos Lelikakis am Bass sind wie gewohnt die Aktivposten und wirbeln über die Bühne, während sich Sänger und Gitarrist Nick wie immer eher etwas weniger bewegt. Bei ihm hat man auch öfters ein bisschen das Gefühl, er sei eher übel gelaunt, kann aber natürlich auch täuschen. Im Grossen und Ganzen legt die Band jedenfalls einen super Auftritt hin, kein Vergleich zur letzten Show. In dieser Stärke jederzeit gerne wieder Live.
Vomitory
Nun sind die Schweden Vomitory an der Reihe. Für mich ist die Band ein bisschen ein Spezialfall: eigentlich mag ich sowohl Schwedentod als auch den US Death Metal, der ebenfalls ein grosser Einfluss der Gruppe ist. Nur: mit Vomitory kann ich trotzdem nicht so richtig viel anfangen. Irgendwie zünden die Songs bei mir Live einfach nicht. Da ich anfangs Show noch relativ weit hinten stehe fällt mir nochmals auf, wie windig das es heute ist. Der Sound wird richtiggehend verweht. Vorne bei der Bühne klingt zumindest der Mix besser, die Musik der Band packt mich aber auch da nicht. Und so entschliesse ich mich zu einer kleinen Runde aufzubrechen. Die bisherigen Tage hatte ich noch nie richtig Gelegenheit mich nach CDs, Patches und ähnlichem umzusehen; das hole ich nun wenigstens ein bisschen nach…
Satan
Richtig gespannt bin ich auf die nun folgenden Satan. Auch wenn ich grundsätzlich nicht der grösste NWOBHM-Fan und Kenner bin, hat mir die Gruppe aus Newcastle beim Reinhören nicht so schlecht gefallen. Die Band legt los, und irgendwie tönt das anders als bei besagtem Antesten. Klang das nicht alles irgendwie fetter? Des Rätsels Lösung folgt bei der ersten Ansage von Sänger Brian Ross, der übrigens stilsicher im Batman-Shirt auf der Bühne steht. Scheinbar war die Anreise der Band ein einziger Horror-Trip: nach etlichen Problemen und gecancelten Flügen, musste Gitarrist Steve Ramsey die Reise leider wegen Rückenproblemen abbrechen, weswegen die Band nun nur zu viert anstatt zu fünft hier ist. Er richtet von Steve aus, dass dieser gerne hier wäre, allerdings nicht ohne anzumerken, dass es ganz und gar nicht so geklungen habe letzte Nacht. Typisch britischer Galgenhumor…
Nach dieser längeren Einleitung bemerkt Brian dann, dass er der Versuchung eine lange Einleitung zu machen wiedersteht, auch wenn er gerne eine Rede halten würde. Und so geht es weiter mit Musik. Diese ist auch mit nur einer Gitarre durchaus passable, zumal mit Russ Tippins natürlich auch ein Top-Instrumentalist auf der Bühne steht. Ich denke aber, mit zwei Gitarristen wäre das ganze einfach nochmals ein Stück besser. Die Stimme von Brian klingt ebenfalls gut, auch wenn die ganz hohen Töne nicht so richtig mein Fall sind.
Leider hat es nicht ganz so viele Leute im Infield wie bei den letzten Bands, könnte auch am Musik-Stil liegen. Neben den restlichen Bands an diesem Festival wirken Satan dann doch eher Soft. Auch der Rest meiner Truppe ist längst Richtung Zeltplatz verschwunden. Mir selbst hat das aber erstaunlich gut gefallen, zudem finde ich positiv, dass Bands dieser Art für noch etwas mehr Abwechslung am Festival sorgen. Nun geht es aber auch für mich erstmal retour. Irgendwann etwas Essen, sich kurz hinsetzen und die Füsse etwas erholen lassen muss auch einmal sein. Erst Recht, wenn man bereits zwei Tage Festival in den Knochen hat…
Destruction
Pünktlich zu Destruction stehe ich wieder vor der Hauptbühne. Nicht nur, das man die legendären deutschen Thrasher sowieso Live sehen sollte, wenn man die Gelegenheit dazu hat. Durch Damir Eskic ist auch einer der besten Schweizer Gitarristen unterdessen Teil der Truppe. Und auch das neue Album „Born To Perish“ – erschienen gestern Freitag – feiert hier sowas wie seine Feuertaufe. Das mit dem Feuer ist dabei wörtlich gemeint, zu Showbeginn gibt es jede Menge Flammen-Effekte. Somit wird auch das Publikum von Anfang an Aufgeweckt, und die Stimmung ist sogleich ausgezeichnet. Crowdsurfer und Circlepits sind nun fester Bestandteil.
Auch die Band scheint gut gelaunt zu sein. Frontmann Schmier verspricht, sich in den Ansagen kurz zu halten, man will die Spielzeit lieber für Songs anstatt für Labbern nutzen. Es folgen jeweils nur ein paar Sätze zwischen den Liedern, ansonsten gilt die ganze Aufmerksamkeit der Musik. Und die hat es in sich! Neben vielen Klassikern kommen auch „Betrayal“ und der Titeltrack „Born To Perish“ vom neuen Album zu Zug. Die beiden Stücke beweisen, dass Destruction auch 2019 definitiv noch über einiges an Qualität verfügen, nicht nur Live. Damir passt perfekt zur Truppe, und der Sound drückt mit zwei Gitarren meiner Meinung nach schon noch ein Stück mehr als mit „nur“ einer. So endet nach 45 Minuten ein wirklich starker Auftritt mit dem fast schon obligatorischen „Beastial Invasion“, inklusive Äxte-Choreo von Schmier, Damir und Mike Sifringer. Ein Thrash-Abriss vom Feinsten!
Setliste Destruction
- Curse The Gods
- Nailed To The Cross
- Born To Perish
- Mad Butcher
- Live Without Sense
- Betrayal
- Total Desaster
- The Butchers Strikes Again
- Thrash Till Death
- Bestial Invasion
Undergang
Heute habe ich es noch nie zur Nebenbühne geschafft, das soll sich nun ändern. Mit Undergang spielt eine Gruppe aus Kopenhagen, die sich dem Old School Death Metal verschrieben hat. Leadsänger David Mikkelsen hat ganz schön tiefe Growls auf Lager, und die Ansagen der Songs erfolgen ebenfalls mit der entsprechenden Stimme. Er liefert zwischendurch aber auch immer mal wieder kaputte Screams, die eher an Black Metal erinnern. Musikalisch hat das ganze sowohl Ultra-Schnelle, als auch eher doomige Parts zu bieten. Irgendwie packt es mich aber trotzdem nicht. Bis auf die Wechsel im Tempo klingt das für mich alles etwas Gleichförmig, richtig überraschende Momente bleiben aus. Und es bleibt auch nichts wirklich hängen bei mir. Nicht richtig schlecht, aber irgendwie auch nicht so wirklich überzeugend. Also lieber zurück zur Hauptbühne.
Naglfar
So kriegt doch nochmals eine Black Metal-Band eine Chance von mir, zumal ich Naglfar auf Tonträger besser finde als andere Genre-Vertreter. Kein Wunder, sind doch auch einige Death Metal-Einflüsse vorhanden. Kristoffer W. Olivius und seine Mit-Kämpfer sind bereits zum dritten Mal beim Party.San, dementsprechend viele Fans haben sie hier auch schon. Der Platz vor der Bühne ist ganz ordentlich gefüllt. Allerdings zünden auch die Schweden heute nicht so Recht bei mir. Für mich zu viel Black und zu wenig Death, zudem ist man am dritten Festivaltag wohl auch bereits etwas verwöhnter als noch am Ersten… Nach drei Songs habe ich bereits genug und gönne mir nochmals eine kurze Pause vor den richtig grossen Namen des letzten Tages.
Legion Of The Damned
Nun folgt mit Legion Of The Damned nochmals eine Band, auf die ich richtig gespannt bin. Die Holländer Death/Thrash-Gruppe hat es zwar schon in meine CD-Sammlung geschafft, Live hat es aber irgendwie noch nie geklappt. Und nun also gleich auf der grossen Party.San Metal Open Air Bühne und praktisch zur Primetime. Dementsprechend furios ist auch der Auftakt, jede Menge Feuer eröffnet die Show auf der Bühne. Die Optik stimmt also. Nur leider die Musik zu Beginn so gar nicht, beim ersten Song ist der komplette Sound ziemlich matschig und sehr basslastig. Gerade als ich beim zweiten Song das Gefühl habe, nun werde es etwas besser, fällt der vorher zu dominante Bass komplett aus. Hektische Arbeiten hinten beim Verstärker sind die Folge. Bassist Harold Gielen ist heute gar nicht zu beneiden…
Leider ziehen sich die Probleme so ziemlich durch den ganzen Gig. Kaum kann man mal einen Song einigermassen störungsfrei hören, fällt beim nächsten Lied wieder ein Teil der Instrumente plötzlich weg. So ist es für mich natürlich auch schwierig, die Live-Qualitäten der Band wirklich beurteilen zu können. Und das schlägt auch etwas auf die Stimmung, obwohl der Platz vor der Bühne ordentlich gefüllt ist. Ich kann aber positiv anmerken, dass Sänger Maurice Swinkels und seine Mitstreiter trotzdem versuchen das Beste zu geben und teilweise auch schaffen zumindest ein bisschen Stimmung aufkommen zu lassen. Ich freue mich trotzdem, der Band in Kürze nochmals eine Chance geben zu können – am 3.11.2019 sind die Jungs in der Schüür in Luzern zu Gast, und da ist der Sound im Normalfall gut… Kurz vor dem Ende der Show verschiebe ich dann aber wieder zur Nebenbühne, da steht für mich nochmals ein Highlight an.
Deathrite
Deathrite haben die Ehre als letzte Band des Wochenendes im Zelt aufzutreten. Ich habe die Jungs aus Dresden letztes Jahr als Support von Mantar im Zürcher Werk 21 kennenglernt und war begeistert. Leider scheint die Zeltbühne nun der Hauptbühne zu folgen, auch hier ist der Sound Anfangs Show miserabel. An meiner ersten Position vorne in der Mitte höre ich nur Bassdrum, nach dem Wechsel nach rechts aussen immerhin noch etwas Bass. Erst als ich die perfekte Position gefunden habe – weit links und direkt vorne am Gitter – wirkt der Sound etwas besser. Keine Ahnung ob unterdessen die Abmischung stimmt, aber da es nun einigermassen gut klingt denke ich nicht mehr daran, die Position noch einmal zu wechseln…
Abgesehen von den angesprochenen Problemen gefällt mir der Auftritt aber ausgezeichnet. Ich finde die Band musikalisch sehr spannend, wie schon in Zürich. Auch wenn das Grundgerüst klar Death Metal ist, hört man da auch Momente von dreckigem Punk raus, es gibt Doomige Elemente und bei den Gitarren-Solis sagt auch klassischer Heavy Metal gerne einmal Hallo. Irgendwie eine Mischung aus Obituary, Discharge, Midnight und einer betrunkenen Black Sabbath-Coverband. Klingt schräg, ist es auch. Aber meiner Meinung nach definitiv ein Reinhören wert. Leider sehen das nicht alle Anwesenden so, obwohl das Zelt sehr gut gefüllt ist kommt nicht so richtig Stimmung auf. Keine Ahnung ob das am teilweise schlechten Sound liegt, oder daran das in den Songs manchmal fast zu viel passiert. Für mich hat das Ganze aber gut gepasst, eine Band die ich mir gerne auch ein weiteres Mal ansehen werde. Definitiv ein würdiger Abschluss der Zeltbühne für dieses Jahr.
Sólstafir
Mit den Isländern von Sólstafir folgt nun einer der beiden heutigen Headliner. Nach 2009, 2012 und 2014 ist die Band heute bereits zum vierten Mal am Party.San Metal Open Air – und so richtig begreifen kann ich das nicht. Klar, die Wurzeln der Band mögen im Viking oder Black Metal sein. Was da aber über den Platz schallt, als ich das Zelt der Nebenbühne verlasse, würde meiner Meinung nach an ein Gurtenfestival fast besser passen als ans Party.San Metal Open Air… Zumindest die ersten Songs, die ich nach dem Wechsel von der Zeltbühne ins Freie höre, sind eher Alternative Rock als Metal. Ich bin definitiv kein Purist, der seinen Metal möglichst true haben muss. Aber das hier spricht mich irgendwie einfach so gar nicht an. Auch wenn die Musik gut gemacht ist und im Laufe der Show doch auch ein paar härtere Momente folgen, ein grosser Fan der Gruppe werde ich wohl in diesem Leben nicht mehr. Allerdings hat es ziemlich viele Leute vor der Bühne, womit die Band an diesem Open Air definitiv nicht ganz verkehrt sein kann. Allerdings ist das auch die erste Show am diesjährigen Festival, wo ich zeitweise mehr Handyfilmer als Headbanger sehe….
So schaue ich mir die Show von weiter hinten noch etwas an, gönne mir ein Bier und geniesse nochmals die Open Air-Atmosphäre. Zum Schluss kommt auf der Bühne noch ein bisschen Feuer zum Einsatz und dann wars das. Würde ich mir definitiv nicht als Hallenshow anschauen, so als Überbrückung bis zur letzten Band aber durchaus erträglich.
Bloodbath
Diese letzte Band ist nun etwas mehr mein Fall: Bloodbath stehen für klassischen, schwedischen Death Metal. Die Allstar-Gruppe um Paradise Lost-Sänger Nick Holmes ist ebenfalls bereits zum dritten Mal zu Gast (nach 2008 und 2015) und somit ein würdiger Headliner für den letzten Abend der Jubiläums-Ausgabe. Der Anfang ist relativ unspektakulär: die Band betritt die Bühne, Nick begrüsst das Publikum mit dem Satz «Hello, We Are Bloodbath From Sweden» und dann geht es auch schon los.
Die Anzahl der Leute vor der Bühne ist wohl in etwa gleich wie bei der Band zuvor, allerdings ist ab Beginn einiges mehr an Stimmung vorhanden. Respekt an die Leute, die nach 3 Tagen Vollgas immer noch die Kraft für Moshpits und Crowdsurfing finden! Zumindest fürs Headbangen reicht es aber auch bei mir noch ganz knapp. Grosse Ansagen oder sonstige Action gibt es dagegen auf der Bühne nicht, die Band überzeugt musikalisch, das muss reichen. Und natürlich dürfen auch CO2-Fontänen und Feuersäulen nicht fehlen, ist schliesslich die letzte Show. Somit kann alles noch rausgeblasen werden was bisher übriggeblieben ist…
Bei mir macht sich trotzdem langsam etwas Müdigkeit breit. Irgendwie hätten mir bei Bloodbath nun für einmal 45 Minuten gereicht anstelle der 75 Minuten, welche der Headliner jeweils zur Verfügung hat. Keine Ahnung ob es an der generellen Müdigkeit nach 3 Tagen Festival liegt oder daran, dass ich die Band vor nicht allzu langer Zeit zum letzten Mal Live gesehen habe. Zudem zeichnet sich die Musik der Gruppe auch nicht durch extrem viel Abwechslung aus, irgendwie klingt da einiges doch zumindest ähnlich. Somit folge ich nach ungefähr 45 Minuten meinen Kollegen, die schon vor einiger Zeit zum Nachtlager zurückgekehrt sind. Trotzdem ein guter Abschluss-Auftritt, wenn auch kein Überragender.
Das Fanzit Party.San Metal Open Air 2019 – Samstag
Nach dem grossen Regen gestern ist der heutige Tag zum Glück wieder trocken über die Bühne gegangen, wenn auch teilweise etwas windig. Musikalisch haben mich vor allem Vulvodynia und Jungle Rot positiv überrascht. Und Suicidal Angels, Deathrite und Destruction haben wie erwartet abgeliefert. Ein würdiger letzter Tag für die Jubiläumsausgabe!
Das Fanzit – Party.San Metal Open Air 2019
Was für eine Jubiläumsausgabe! Nicht nur die Band-Auswahl hat dieses Jahr sehr gut gepasst, auch der Wettergott – oder beim Party.San Metal Open air wohl eher der Wettersatan – hatte für einmal ziemlich viel erbarmen. Klar, der Freitagabend war leider etwas verregnet und am Samstag musste man mit stellenweise ziemlich starkem Wind auskommen. Im Vergleich zu anderen Jahren war das Wetter aber im Grossen und Ganzen gut, oder auf jeden Fall besser als auch schon.
Die Organisation des Festivals war wie gewohnt super. Eine gute Auswahl an Essen und Getränken zu mehr als nur fairen Preisen. Absolut bezahlbare Tickets. Kurze Wege auf dem kompletten Gelände inklusive Zeltplatz. Sehr freundliche Security-Mitarbeiter. Das Einzige was noch besser sein könnte, wären mehr ToiToi-Kabinen auf dem Infield und Pissoirs bei den Zeltplatz-ToiTois. Zudem würde ich eine andere Biermarke bevorzugen, was wiederum Geschmackssache ist…
Auch vom anwesenden Publikum ist das Party.San Metal Open Air eines der angenehmsten Festivals. Man lernt immer wieder gute Leute kennen, und aufgrund der Grösse des Festivals besteht durchaus die realistische Chance, diese ein Jahr später wieder anzutreffen. So haben wir unterdessen spezielle Party.San-Freundschaften nach Berlin, Magdeburg, ins Wallis oder auch nach Nidwalden geschlossen. Und so freut man sich aufs Wiedersehen mit den entsprechenden Personen fast genauso wie auf die Konzerte.
Die nächste Ausgabe findet vom 6. bis am 8. August 2020 statt, ziemlich sicher auch wieder mit mir. Bisher schon bestätigt sind Dismember (in Originalbesetzung!), Infernal Majesty, Manegarm, Graceless und 1914. Allen Freunden der härteren Klänge kann ich einen Besuch nur wärmstens empfehlen!