Hardcore (auch) für Metalheads
Bereits am 16. Mai 2019 ist das neuste Album von einer der besten Hardcore-Bands des Landes erschienen. Da ich der Meinung bin, dass dieses Werk definitiv auch dem einen oder anderen Metalhead gefallen dürfte, folgt hier mit Verspätung eine kurze Besprechung.
Bereits auf «Stone Cold Heart» – dem Vorgänger aus dem Jahr 2016 – hatte ich teilweise das Gefühl, dass die Band immer mehr Metal-Einflüsse in ihren Sound einfliessen lässt. Dieser Trend scheint sich mit dem neuen Langspieler zu bestätigen. Bereits der Opener «Inexorable Doom» überzeugt mit tonnenschweren Gitarren im schleppenden Intro und Outro, welche auch einer Metal-Band gut zu Gesicht stehen würden. Dazwischen liegt ein schneller Mittelteil, alles in allem sehr eine geile Nummer.
Auch die nächsten Stücke halten das Niveau permanent hoch. «The Lost & The Lonely» ist mit 3:07 nicht nur die längste Nummer des Albums – dazu später mehr – sondern überzeugt auch durch einen sehr Interessanten Aufbau und eine starke Hook. «Get Real» erinnert mich teilweise fast ein bisschen an Body Count. Ein richtiger HC-Kracher mit halb-gerappten Vocals in den Strophen. «Brick By Brick» und «Turn The Tide» sind zwei Songs, die ich in Sachen gesellschaftskritischer Lyrics hervorheben möchte. Die Forderung das eigene Handeln zu reflektieren wie im erstgenannten Track ist sicher nicht neu, nur leider aktueller denn je. Vale Tudo war immer eine Band, die in den Texten etwas zu sagen hatte, diese Tradition wird auch auf der neuen Scheibe beibehalten.
«Fuck You Part 4» ist ein Diss gegen falsche Leute und sozusagen eine Fortsetzung, bis auf «Hardcore Heavyweights» war bisher auf jedem Album der Gruppe ein „Fuck You“-Teil zu hören. Dem Titel entsprechend gibt es 40 Sekunden richtig auf die Fresse. Bei «Let The Bubble Burst» dürfte nochmals allen Metallern das Herz so richtig aufgehen. Was für Gitarren, was für ein Solo! Als Rausschmeisser fungiert das interessante und quasi zweiteilige «Seeds», danach wars das leider schon. Nach 11 Anspielpositionen und einer Spielzeit von gerade mal 24 Minuten und 18 Sekunden ist schon das Ende erreicht. Ich bin mir durchaus bewusst, dass diese Spielzeit fürs Genre Hardcore nicht soo aussergewöhnlich kurz ist. Grundsätzlich sind kurze und knackige Lieder, welche gleich auf den Punkt kommen, auch nichts Schlechtes. Ich hätte aber absolut nichts gegen ein paar Songs mehr auf diesem Niveau einzuwenden gehabt…
Das Fanzit Vale Tudo – Troubled Times
Die Zürcher haben meiner Meinung nach generell noch kein schlechtes Album veröffentlicht. «Troubled Times» steht der bisherigen Diskografie in absolut nichts nach. Songs wie «Inexorable Doom», «Get Real», «Brick By Brick» oder «Let The Bubble Burst» gehören für mich zum Besten, was die Band bisher veröffentlicht hat. Am Open Air Gränichen hat die Gruppe auch bereits bewiesen, dass die neuen Stücke sich perfekt ins Live-Programm zwischen den bisherigen Klassikern einfügen. Gespielt – und von Publikum abgefeiert – wurden total 5 neue Songs an der Zahl.
Die Attitude der Jungs ist klar Hardcore, es finden sicher aber auch immer mal wieder Riffs und sonstige Elemente, welche zu einer Metal-Band genauso gut passen würden. Für Hardcore-Fans ist die Scheibe sowieso Pflicht, ich empfehle aber auch allen Metalheads, ein Ohr zu riskieren. Bis auf die relativ kurze Spielzeit habe ich definitiv nichts zu bemängeln. Starkes Album, und auch das Artwork des schönen CD-Digipacks ist sehr ansprechend gemacht. Ein Kauf lohnt sich also definitiv.
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Trackliste Vale Tudo – Troubled Times
- Inexorable Doom
- Prejudice
- The Lost & The Lonely
- Evil Souls
- Get Real
- Brick By Brick
- Turn The Tide
- Fuck You Pt. 4
- Hands Down
- Let The Bubble Burst
- Seeds