Rockharz Open Air 2019 - Ballenstedt D (Flyer)
Mi–Sa, 3.–6. Juli 2019

Rockharz Open Air 2019 – Amon Amarth, Children Of Bodom, Epica u.v.m.

Flugplatz Ballenstedt (Ballenstedt, DE)
08.10.2019
Rockharz Open Air 2019 - Ballenstedt D (Flyer)

Ein kleines Juwel unter den Metal-Festivals

Vom 3. bis 6. Juli fand die 26. Ausgabe des Rockharz Open Air in Ballenstedt statt. Das Festival im Osten Deutschlands lockte mit einem ansprechenden Line-Up und der Garantie, keine Band aufgrund von Zeitüberschneidungen verpassen zu müssen.

Tönt doch schon mal gut! Das Rockharz Open Air kann aber auch noch mit anderen Stärken auftrumpfen: Im Thema Sauberkeit spielt dieser Event zum Beispiel ganz vorne mit, in Sachen Organisation bleiben (fast) keine Wünsche offen und auch für Magen und Kehle ist mit einem breiten Angebot zu günstigen Preisen gut gesorgt. Doch alles der Reihe nach…

Mittwoch, 3. Juli: Anreise, Entdecken des Geländes und erste Konzerte

Anreise und Camping

Meine persönliche Anreise beginnt bereits am Dienstag, an welchem ich in der Nähe von Braunschweig mein Lager aufschlage, um am Mittwochmorgen das Gelände ohne weite Anreise gleich entern zu können. Offiziell könnte man auch am Festival selber schon am Dienstag anreisen. Hier soll es anscheinend riesige Autoschlangen und entsprechende Wartezeiten gegeben haben. Von 3, von 8, aber auch von über 10 Stunden ist da die Rede…

Doch wie gesagt, wir haben uns für den Mittwoch als Anreisetag entschieden. Die knapp einstündige Fahrt verläuft ohne Probleme (ausser, dass die Autobahnausfahrt gesperrt und dies nirgends deklariert ist) und so kommen wir kurz nach 9 Uhr beim Gelände an. Nach einer kurzen Wartezeit und Fahrzeugkontrolle (!) sind wir auf dem Camping und fahren zu unserem Camp, wo uns Freunde einen Platz reserviert haben. Dieses Jahr wurde die Anreise nämlich zum ersten Mal relativ strikt geführt und es durften keine grossen Flächen reserviert werden. Für uns hat aber alles hervorragend geklappt.

Zeitsprung: Hallo-Runde ist vorbei, Zelt ist aufgestellt, der Magen gestopft und das erste Bier getrunken. Unser Camp befindet sich wirklich fast direkt beim Eingang zum Infield und wir bekommen eine kurze Führung über den Campingplatz. Toiletten, Duschen, Infield-Eingang mit Blick auf die grosse Zwillingsbühne, Mini-Supermarkt. Wirklich fest unterscheidet sich das Rockharz-Camping bisher nicht von anderen Festivals. Es fällt zwar auf, wie sauber alles ist, aber es ist ja auch erste der zweite Tag… Erster Eindruck: Schön beschaulich, sehr übersichtlich, gute Atmosphäre.

From North, oder: Dosenwerfen und das Infield

Auf dem Weg zum Infield, wo ab dem späteren Nachmittag die ersten Konzerte stattfinden, gehen wir noch kurz Dosenwerfen. Eine Organisation sammelt das Dosenpfand für gute Zwecke; die Dosen werden durch eine Torwand geworfen. Aus der Anzahl getroffenen und überhaupt geworfenen Dosen wird eine Anzahl Stempel berechnet, welche man sich auf einem Stück Papier eintragen lassen kann. Ist die Karte voll, kann man an einem Wettbewerb mitmachen, wo Tickets fürs nächste Jahr, eigene Dixis im Camp und viele Merchandise-Preise winken. Coole Sache!

Fix durch die Sicherheitskontrolle – lange anstehen muss man hier nie – und aufs Infield! Dieses wirkt auf den ersten Blick eher klein. Den Kern bilden natürlich die grosse Zwillingsbühne, deren Techniktürme und der grosse Stehbereich. Auf der rechten Seite finden wir einen grossen Biergarten, neben welchem das Mutantenstadl steht; auf der linken Seite sind Meet&Greet-Stand, VIP-Ecke und Infopoint; hinten rechts befindet sich die Fressmeile; hinten links der grosse Markt. Mehr zu diesen einzelnen Orten später.

Hmm, die Überschrift trägt unter anderem den Namen der ersten Band. Dann sollten wir wohl auch einige Worte über diese verlieren… From North ist eine schwedische Folk Metal-Band und hat den nicht ganz einfachen Job, das Festival zu eröffnen. Allzu viele Leute stehen noch nicht vor der Bühne und viele Metalheads treiben sich entweder auf dem Markt oder noch auf dem Camping rum. Zudem gibt es für den heutigen Tag keine Tagestickets; nur Besucher mit Kombiticket dürfen heute das Infield betreten. Bespielt wird heute übrigens nur die rechte Bühne, die sogenannte Rock Stage. Die links stehende Dark Stage kommt dann morgen zum Einsatz. Doch nun wirklich zur Band… Die Musiker meistern ihren Aufgabe souverän und sorgen für eine gute Stimmung bei den anwesenden Metalheads. Mehr ist da für mich aber auch nicht dahinter; tatsächlich kenne ich ihre Musik aber auch nicht.

Brothers Of Metal

Der nächste Act ist einer DER Newcomer in der aktuellen Metal-Welt. Die aus Falun stammenden Musiker spielen ihren ‘True Heavy Metal’ mit folkigen Einflüssen in einer mann(frau)starken Besetzung: Mit drei Sängern (eine davon weiblich), drei Gitarristen sowie einem Bassisten und einem Drummer stehen die Metalbrüder doch zu acht auf der Bühne. Verwöhnt werden unsere Ohren mit Songs von ihrem Debut «Prophecy Of Ragnarök». Auch wenn die Abmischung ganz am Anfang noch ein wenig hapert, springt der Funke sofort auf das Publikum über. Ich glaube, die Band ist selber ein wenig erstaunt über die Menge der anwesenden Metalkrieger. Auch wenn ich die Band schon kannte, bin ich überrascht und freue mich auf weitere Begegnungen mit den Brüdern.

Setliste Brothers Of Metal

  1. The Death Of The God Of Light
  2. Prophecy Of Ragnarök
  3. Tyr
  4. Son Of Odin
  5. Siblings Of Metal
  6. Yggdrasil
  7. The Mead Song
  8. Defenders Of Valhalla
  9. Fire, Blood And Steel.

Vader

Zuletzt habe ich Vader letzten Januar am Winter-Meh Suff! im Zürcher Dynamo gesehen, wo sie mich leider nicht vollends überzeugen konnten. Entsprechend begegne ich diesem Auftritt mit gemischten Gefühlen. Heute machen die Polen aber alles richtig und spielen eine richtig gute Ladung Thrash Metal über das Rockharz-Gelände. Insbesondere das etwas neuere «Triumph Of Death» geht richtig ab und somit ist mein Vader-Eindruck gerettet.

Combichrist, oder: Die Bühnenhöhe

Erneuter Stilwechsel; es geht weiter mit dem sehr elektronisch geprägten Sound von Combichrist. Diese abrupten Stilwechsel werden dann ab morgen noch schlimmer, wenn zwischen den einzelnen Konzerten keine Umbauzeit mehr eingeplant ist und die Pausen nur fünf Minuten dauern! Combichrist ist leider nicht so meins und so hole ich mein erstes Biergarten-Bier und beobachte das Geschehen von weiter weg. Dies ist dank dem aufsteigenden Gelände und den sehr hohen Bühnen, welche wohl so manchem Fotografen Kopfschmerzen bereiten, gut möglich. Die Sicht auf die Bühne ist praktisch vom ganzen Gelände aus sehr gut – ausser von den vordersten Reihen, von hier aus sieht man die Musiker nur, wenn sie sich fast ganz vorne am Bühnenrand aufhalten. Auf jeden Fall liefern auch Combichrist richtig ab und das vor den Bühnen stehende Publikum scheint Spass zu haben.

J.B.O.

Habe ich Stilwechsel gesagt? Genau, denn jetzt geht es weiter mit sinnfreiem Spass Metal der gröberen Art. Die Herren in Pink, deren Anhänger schon den ganzen Tag dank pinken Shirts und anderen Kleidungsstücken auszumachen sind, sind mit ihrem neuesten Werk «Deutsche Vita» unterwegs. Dieser Auftritt ist anscheinend – wenn auch musikalisch nicht besonders hochstehend – der geheime Höhepunkt des heutigen Tages. Die J.B.O.-Fans sind allen anderen Fans (auch U.D.O.) zahlenmässig massiv überlegen. Dies äussert sich nicht nur anhand der Shirts, sondern auch anhand dem Publikumsauflauf bei den Konzerten. Das James Blast Orchester liefert einen starken Auftritt ab, nach welchem sehr viele Leute das Infield verlassen. Ich verstehe die Welt nicht mehr… Verdient für J.B.O., schade für U.D.O.!

U.D.O.

So müssen Udo Dirkschneider und seine Band also vor einem massiv dezimierten Publikum spielen. Das tut der Stimmung bei den Ausharrenden aber keinen Abbruch; schliesslich liefern U.D.O. wie gewohnt einen genialen Auftritt ab. Er mag zwar das Niveau vom letzten Z7-Konzert im Februar nicht ganz erreichen, aber doch wird sehr souverän ein Hit nach dem nächsten herausgehauen. Es ist nicht mehr ganz warm, doch die Wärme erspielt sich das Publikum mit dem wilden Drehen ihrer Köpfe. Mit den wunderbaren «Man And Machine» und «They Want War» ist dann fertig und auf dem Weg zum Camp hört man hie und da den Refrain des letzten Songs als Chor nachhallen.

Donnerstag, 4. Juli: Beginn der Staubschlacht, Konzerte Schlag auf Schlag, Wikingerkrönung

Bloodred Hourglass

Ab heute beginnen die Konzerte schon zwischen 11 und 12 Uhr und es gibt keine wirklichen Pausen, bis das letzte Konzert in der Nacht fertig ist. Das kann ja heiter werden! Für Bloodred Hourglass begebe ich mich daher schon vor dem Mittag ins Infield. Ich finde den Auftritt der Finnen ein bisschen besser als beim letzten Mal, als ich sie gesehen habe und kann diesen daher als guten Start in den Tag bezeichnen. Zustimmen können mir nicht allzu viele Besucher, denn das Infield ist noch praktisch leer.

Stam1na, oder: Metal Market

Während Stam1na auf der rechten Bühne ihren Sound ins Publikum jagen, begebe ich mich nun zum Metal Market. Dieser bietet, wie es bei solchen Märkten üblich ist, alles Mögliche an szenekompatiblen Kleidern und Accessoires: Schuhe, Hosen, Shirts, Patches, Taschen, Trinkhörner, Fingerringe, Ketten, Gürtel… Selbstverständlich findet man auch den einen oder anderen Stand, den man von anderen Festivals schon kennt. Zwischen Market und der linken Bühne findet sich übrigens auch die einzige Trinkwasser-Stelle im ganzen Infield, bei welcher ich diese Tage gerne mal mein Trinkhorn fülle. Für kommende Jahre wäre wohl ein zusätzlicher Wasserspender auf der rechten Infield-Seite nützlich, vor allem bei Temperaturen und Trockenheiten, wie wir sie dieses Jahr erleben…

Nervosa

Pünktlich für Nervosa stehe ich wieder vor der linken Bühne. Der weibliche Thrash Metal-Dreier aus Brasilien liefert auch heute ab, was man von anderen Nervosa-Shows kennt: Gnadenlose Riffs, unterstützt von schnellem Drumming und den bösen Schreien aus der Kehle von Sängerin Fernanda. Songs wie «Into Moshpit» und das ganz starke «Enslave» stehen für diesen genialen Auftritt, zu welchem sich bereits ein beträchtliches Publikum angesammelt hat. Mehr gibt’s nicht zu sagen, einfach nur geil! Auch künftig sind die Mädels für mich ein Muss!

Lacrimas Profundere und The Unguided, oder: Der Biergarten und das Mutantenstadl

Die nächsten beiden Bands gönne ich mir wieder von weiter hinten, resp. von weiter rechts, nämlich vom Biergarten aus. Dieser verfügt über ganz viele Tische sowie eine grosse Bar im Erdgeschoss des Mutantenstadls. Das Stadl gehört ebenfalls zum Biergarten und erinnert ein wenig an eine Skihütte. Im oberen Stock gibt es einen Balkon sowie eine Cocktail Bar. Doch ich bleibe unten und geniesse die hier angebotene Bierauswahl. Im Biergarten gibt es nämlich neben dem auf dem ganzen Gelände verfügbaren Krombacher Lager auch noch Alternativen wie Dunkel und Alt. Zudem bietet sich insbesondere auf die rechte Bühne eine ganz akzeptable Sicht, sodass man sehr gut während einem Gespräch mit dem Tischnachbar neue Bands entdecken kann.

Van Canto

Auch der längste Aufenthalt im Biergarten hat sein Ende und so stehe ich für Van Canto wieder im Publikum bereit. Der Anblick der Bühne ist natürlich schon speziell, wenn da ausser einem Schlagzeug erst einmal gar nichts steht. Mehr braucht die A Cappella-Band auch nicht; der ganze Rest wird mit Mikrofonen gemacht. Ob es um eigene Songs wie «To Sing A Metal Song» oder um Covers wie «Rebellion» von Grave Digger oder das nur in einem Medley angespielte «Master Of Puppets» von Metallica geht, Van Canto sorgen für eine gute Stimmung. Da die Musiker nur mit Mikro bewaffnet jeweils eine Hand frei haben, kümmern sie sich alle zusammen um die Animation des Publikums, was dann zwischendurch wie das Gewusel in einem Ameisenhaufen wirkt. Um gewisse Crowdsurfer-Szenen zu filmen – da steht doch tatsächlich eine Surferin auf ihrem menschlichen Surfbrett – werden dann sogar von Seite Musiker die Handys gezückt. Nach 45 Minuten geht ein sehr gelungener (jedoch zu kurzer) Auftritt zu Ende, bei welchem ruhig auch das eine oder andere Cover mehr («Wishmaster», «Battery», «Kings Of Metal»?) gespielt hätte werden dürfen.

Coppelius

Kammercore… Tönt ja schon mal witzig, aber was genau ist denn das? Das von den Berlinern gespielte Genre vereint Schlagzeug, Kontrabass, Klarinette und Cello. Oha! Leider ist die Abmischung ein wenig zu leise und die Stimmung kommt auch nur bedingt auf. Ein interessantes Konzept also, für mich aber eher ein Pausenslot, um für die gleich folgenden Krieger des Mets wieder bereit zu sein. Zum Zeitpunkt des Berichte verfassen habe ich mich schon mehr in die Coppelius-Musik reingehört und meinen Gefallen daran gefunden, und bin daher gespannt auf allfällige Wiedersehen mit der Band.

Feuerschwanz

Wer kennt ihn nicht, des Hauptmanns geiler Haufen? In den letzten Jahren haben sich Feuerschwanz auf den Bühnen des deutschsprachigen Raums einen Namen gemacht und so mancher Bühnenbereich war während ihrem Konzert überraschend voll. Man denke an den Auftritt letztes Jahr in Wacken, wo das Wackinger Village trotz Überschneidung mit Headliner Judas Priest rammelvoll war… Auch heute übernehmen Feuerschwanz wieder die Rolle des Publikumsmagneten und spielen vor einem grossen Publikum. Während 50 Minuten gibt es ein Sauflied nach dem anderen und es wird getanzt und gelacht. So muss!

Overkill, oder: Whiskey-Degu im Camp

Während Overkill wollte ich mich eigentlich nur kurz ins Camp zurückziehen, um etwas zu holen, und danach gleich wiederkehren; doch es kam anders… Auf dem Campingplatz begann gerade eine private Whiskey-Degu, von welcher ich mich nicht wieder davonschleichen wollte. Mit einem edlen Tropfen in der Hand geniesse ich also den Schatten, der im Infield doch eher karg ist, und höre die amerikanischen Thrasher doch noch ein wenig aus der Distanz. Fazit: So lässts sich leben!

Lordi

Aufgrund besagter Degustation verpasse ich dann auch schier den Auftritt einer meiner Favoriten, der finnischen Monster-Band Lordi. Gerade noch während dem Opener «Sexorcism» betrete ich das Infield und suche mir während «Would You Love A Monsterman?» einen guten Platz. Ui, ist das teilweise schon staubig hier. Ich bin einerseits ein wenig schockiert darüber, wie sehr sich das Infield wieder gelichtet hat, und andererseits darüber, wie viele der Anwesenden die Band nicht wirklich gut zu kennen scheinen, sondern vielleicht einfach aus Neugier vorbeischauen. Während ich das auch auf der letzten Club-Tour gespielte Bass-Solo, welches das Rockharz als Techno-Festival erscheinen lässt, dann erneut als ‘unnötig’ abstemple, freue ich mich über Songs wie «Blood Red Sandman» und «The Riff». Die Setliste fällt natürlich auch hier mit nur 50 Minuten Spielzeit karg aus und es reicht auch nicht für die zahlreichen Showeinlagen, welche Lordi an eigenen Konzerten jeweils auftischen. Die Songs sind allerdings gut gewählt und ich freue mich bereits auf den nächsten Auftritt, welcher noch in den Sternen steht. Erst einmal gibt es dann die in Pratteln gedrehte Live-DVD…

Setliste Lordi

  1. Sexorcism
  2. Would You Love A Monsterman?
  3. Blood Red Sandman
  4. It Snows In Hell
  5. Naked In My Cellar
  6. Bass Solo
  7. Hug You Hardcore
  8. The Riff
  9. Who’s Your Daddy
  10. Devil Is A Loser
  11. Hard Rock Hallelujah

Hämatom

Es geht nahtlos weiter, denn Hämatom spielen auf der linken Seite. Nachdem sie vor drei Wochen ihren Auftritt am Greenfield Festival im Berner Oberland aufgrund einer Sturmwarnung abbrechen mussten, freue ich mich nun darüber, die ganze Show sehen zu können. Ich wage zu behaupten, dass die Setliste ein wenig umgekrempelt wurde. Zuhause wurde z.B. das neue Queen-Cover «I Want It All» eher zu Beginn gespielt, während es hier weiter hinten an die Reihe kommt. Bräuchte es meiner Meinung nach live gar nicht… Ich bin gespannt, wieviel Hämatom im neuen Album noch drin stecken wird und wie sehr sich die Band noch weiter von ihrem ursprünglichen Stil entfernen will. Auf jeden Fall flog das fast schon als Tradition zuletzt gespielte «Leck Mich» schon mal von der Setliste… Etwas muss man den maskierten Freaks jedoch lassen: Das Publikum haben sie absolut auf ihrer Seite, kreative Einlagen wie das «Drum-Surfen» machen Laune und sie sorgen immer und immer wieder für einen riesigen Abriss! Und der Staub bleibt schon jetzt nicht mehr nur am Boden, sondern findet seinen Weg in die Luft. Staubfestival ahoi!

Amon Amarth

Nach Wintersun und Cradle Of Filth, während welchen ich mich wieder im hinteren Teil des Infields aufhalte, ist der Headliner an der Reihe. Die schwedischen Wikinger Amon Amarth erobern auch die Bühne des Rockharz Open Air gekonnt und dürfen hier im 75 Minuten dauernden Headliner-Slot den einen oder anderen Song mehr auspacken als noch am Greenfield oder am Graspop. Die Wirkung ist jedoch dieselbe: Die Truppe mit Aushängeschild und Fronter Johan Hegg ist packender denn eh und je. Unterstützt wird die Show mit jede Menge Feuer und einigen Einlagen mit auf der Bühne kämpfenden Wikingern. Die Band übertrifft sich auf der aktuellen Festival-Tour selber und hinterlässt so manchen Fan mit strahlenden Augen. Amon Amarth werden in Zukunft definitiv auch noch grössere Festivals als Aushängeschild vertreten dürfen. Yippie!

Setliste Amon Amarth

  1. The Pursuit Of Vikings
  2. Deceiver Of The Gods
  3. First Kill
  4. The Way Of Vikings
  5. Asator
  6. Cry Of The Black Birds
  7. Fafner’s Gold
  8. Crack The Sky
  9. As Loke Falls
  10. Legend Of A Banished Man
  11. War Of The Gods
  12. Death In Fire
  13. Shield Wall
  14. Raven’s Flight
  15. Guardians Of Asgaard
  16. Raise Your Horns
  17. Twilight Of The Thunder God

Witt, oder: Nightlife auf dem Campingplatz

Witt? Darauf kann ich gerne verzichten; viel mehr treibt es mich heute auf den Campingplatz, um das Nightlife darauf zu entdecken und mit anderen Festivals zu vergleichen. Auch wenn in vielen Camps noch das Gute-Nacht-Bier (oder auch mehrere) genossen werden, fällt doch auf, wie ruhig es auf dem Platz ist. Spätestens, als der letzte Auftritt zu Ende ist, sind kaum mehr irgendwelche Feten mit übertriebener Soundanlage zu hören. Einem erholsamen Schlaf steht also nichts im Wege…

Freitag, 5. Juli: Teufelsmauer, noch mehr Konzerte und Feiern bis in die späte Nacht

Teufelsmauer, Sauberkeit, Rammstein-Vorverkauf und Elvellon

Tagwache! Heute steigen wir früher aus den Federn als gestern, denn ein Ausflug auf die Teufelsmauer steht an und um 11 Uhr wollen wir wieder im Camp sein, um Rammstein-Tickets für nächstes Jahr zu kaufen.

Die Teufelsmauer ist eine Felsanordnung, welche gleich neben und einige Meter über dem Festivalgelände liegt. Sie ist nicht Teil des Festivalgeländes und kann dadurch auch von Nicht-Rockharzern besucht werden; allerdings gibt es für Rockharzer einen direkten Zugang vom Campinggelände aus. Nach einem kurzen Anstieg erklimmt man den ‘Gipfel’ und kann die Mauer über die Steinstufen betreten, um die Aussicht über das Naturschutzgebiet und das Festivalgelände geniessen. Für viele Besucher ist dies tatsächlich ein täglicher oder zumindest jährlicher Fixpunkt.

Auf dem Weg zurück zum Campinggelände sticht mir schon zum x-ten Mal das Thema Sauberkeit ins Auge. Ohne zu übertreiben muss ich den Veranstaltern in Sachen Sauberkeit ein ganz dickes Lob aussprechen! Mit der Verteilung eines Luftbild-Posters, für welches man einen vollen Müllsack abgeben muss, bringt man die klischeemässig dreckigen und unordentlichen Metalheads schnell dazu, auf ihren Müll Acht zu geben. Dazu kommt, dass niemand einen sauberen Boden verdrecken will (wenn eh schon alles voller Müll ist, macht ein Kartonteller keinen Unterschied, aber auf den sauberen Boden wollen ihn die wenigsten werfen). In Kombination mit einigen Müllsammlern, welche den wenigen herumliegenden Müll noch einsammeln, sorgt das Rockharz Open Air somit für eine Sauberkeit, welche man nur auf wenigen Festivals erleben kann.

Über das Roaming buchen wir dann noch unsere Rammstein-Tickets für die Europe Stadium Tour 2020. Wieso muss der Vorverkauf dafür auch mit einem Festival und dann auch noch mit dem Elvellon-Auftritt zusammenfallen? Die Band, deren Debüt-Album ich letztes Jahr bewerten durfte, tönt von weit ganz gut; für ein Urteil aus nächster Nähe muss ich das nächste Wiedersehen abwarten. Nächster Termin auf meinem heutigen Zeitplan: Warkings!

Setliste Elvellon

  1. Dreamcatcher
  2. Until Dawn
  3. The Puppeteer
  4. Born From Hope
  5. Oraculum

Warkings

Da sind sie wieder, die vier offiziell noch anonymen Gestalten aus der Menschheitsgeschichte, welche von Odin zurückgesandt wurden, um uns ihre Geschichten zu erzählen. Kreuzritter an Gitarre, Spartaner an Schlagzeug, römischer Tribun am Mikro und Wikinger am Bass; das sind die vier Kriegskönige, welche uns Hymne um Hymne auf die Ohren ballern. Leider ist auch der heutige Schwachpunkt wieder die Stimme von Georg Neuhauser, welche live einfach nicht genug zu überzeugen mag. Zum Glück schaut dann für «Sparta» wieder die Westschweizerin Melissa Bonny (a.k.a. Queen Of The Damned) vorbei und grunzt ihren Teil ins Mikro. Im September sehe ich die Truppe bereits wieder und bin gespannt, ob sich die Stärken und Schwächen der Auftritte konstant halten (Spoiler-Alarm: werden sie nicht!).

Elvenking

Es ist noch früh und so stehen auch bei Elvenking auf der rechten Seite noch nicht allzu viele Leute rum, wodurch ich mir einen Platz ganz vorne (noch im Schatten der Bühne) ergattern kann. Noch bevor die Elfenkönige das Brett betreten dürfen, erscheint jedoch der als Singer-Songwriter bekannte Mutz, welcher hier auf der Bühne mitarbeitet. Er erzählt, dass The Night Flight Orchestra ‘mal besser den Nachtflug genommen hätten’, denn mit dem Tagesflug haben sie Verspätung. Konsequenz: Abtausch mit Omnium Gatherum. Alles klar, dadurch fällt für mich zwar ein Meet & Greet flach; dies ist aber nicht weiter schlimm. Doch nun zu Elvenking: Die in Italien gegründete Band spielt die Warkings musikalisch mal ganz schnell kurz an die Wand; doch die Stimmung war bei beiden Bands sehr gut. Schade, dass bei solch qualitativ hochwertigen Acts um diese Zeit jeweils noch so viele Leute auf dem Campingplatz sind (auch wenn dies bei dieser brennenden Sonne und dem ganzen Staub verständlich ist).

Setliste Elvenking

  1. Draugen’s Maelstrom
  2. Pagan Revolution
  3. Elvenlegions
  4. Under The Sign Of A Black Star
  5. The One We Shall Follow
  6. The Divided Heart
  7. 3 Ways To Magick
  8. Neverending Nights
  9. The Loser

Mr. Irish Bastard, oder: Helikopter-Rundflüge

Mr. Irish Bastard fand ich live tatsächlich auch schon besser. Vielleicht bin ich einfach noch nicht betrunken genug, aber der Funke zündet irgendwie nicht so richtig. Aus reiner Neugier begebe ich mich also auf der linken Infield-Seite durch den Tageseingang in die ‘Aussenwelt’ und checke den Stand der Helikopter-Rundflüge. Für einen grösseren zweistelligen Betrag kann man sich hier für einen Rundflug über das Gelände anmelden. Dieses Angebot wird auch rege benutzt; immer wieder starten die Helis und wenn man interessiert ist, muss man sich einen Slot im Zeitplan reservieren. Nun ja, vielleicht ein ander Mal, aber jetzt stehen Omnium Gatherum auf dem Plan…

Omnium Gatherum

Glücklicherweise sind die Finnen kurzfristig in den Slot von The Night Flight Orchestra eingesprungen, ansonsten hätten wir jetzt keine musikalische Unterhaltung. Mit viel Einsatz zelebriert die Band ihren epischen Melodic Death Metal. Die Nackenmuskeln werdens mir danken… Ich weiss schon, wieso diese Band so früh spielt: Nach dem Meet & Greet laufe ich ihnen am Abend während dem Headliner-Auftritt über den Weg und kaum mehr einer kann gerade laufen. Sieht schon witzig aus, vor allem im Kontrast zu diesem genialen, von Bühnenpräsenz nur so strotzenden Auftritt!

Caliban, oder: Besuch am Meet & Greet-Stand

Night Flight schenke ich mir also und auch von den küssenden Dynamitstangen bin ich bekanntlich kein grosser Fan, wodurch also erst einmal eine kurze Campingplatz-Pause drin liegt. Als ich wiederkomme, ist das Infield schon deutlich voller. Ich stelle mich am Meet & Greet-Stand für Saltatio Mortis und Omnium Gatherum an, während vorne auf der linken Bühne Caliban ihren Core ins Publikum schmettern. Ich weiss nicht, ob ich in der ersten Reihe Gefallen daran finden würde, doch als Hintergrund-Musik am M&G-Stand ist der Sound schon nicht schlecht!

Dragonforce

Nach Soilwork sind dann die englischen Power Metaller Dragonforce an der Reihe. Die Truppe um Gitarren-Legende Herman Li spielt die üblichen Songs und ist dann erstaunlich schnell wieder weg. Wie eine Stunde kam mir das nicht wirklich vor… Langsam verstehe ich gewisse Kritiken an Marc Hudsons Stimme, welche mit ein bisschen mehr Kraft doch viel besser rüberkäme. Ich glaube, das war vor einigen Jahren noch besser. Auf jeden Fall macht auch dieser Auftritt mächtig Spass und ich staune erneut darüber, wie das Rockharz Open Air so viele gute Bands zusammenbringen konnte. Danke dafür!

Setliste Dragonforce

  1. Ashes Of The Dawn
  2. Heroes Of Our Time
  3. Seasons
  4. Judgement Day
  5. Black Winter Night
  6. Cry Thunder
  7. Fury Of The Storm
  8. Through The Fire And Flames

Saltatio Mortis

Hypocrisy bekomme ich wieder nur aus der Distanz mit, doch für Saltatio Mortis stehe ich wieder weit vorne. Zu meiner grossen Freude schafft es ein ‘nicht-aktueller’ Song mehr auf die Setliste als an anderen, vergangenen Konzerten. Die Spielleute sorgen wie so oft für eine extrem gute Tanz-und-Mitsing-Stimmung. Nichtsdestotrotz spüre ich bei einigen Anwesenden heraus, dass ihnen die neuen Songs ebenfalls schon fast zum Hals raushängen und vermehrt auch wieder andere Stücke gespielt werden dürften. Gerne verweise ich auf Amon Amarth, welche nicht mehr als eine Handvoll neue Songs spielen und es trotzdem schaffen, das aktuelle Album vernünftig zu promoten. Ich werde also auch in Zukunft an Festivals und dem MPS bei SaMo vorbeischauen, aber bei eigenen Club-Konzerten zweimal überlegen. Mit dem «Spielmannsschwur» bleibt mir für den Rest des Abends trotzdem noch ein wunderbarer Ohrwurm.

Setliste Saltatio Mortis

  1. Grosse Träume
  2. Dorn Im Ohr
  3. Wo Sind Die Clowns?
  4. Brot Und Spiele
  5. Wachstum Über Alles
  6. Europa
  7. Besorgter Bürger
  8. Heimdall
  9. Totus Floreo
  10. Mittelalter
  11. Brunhild
  12. Ich Werde Wind
  13. Nie Wieder Alkohol
  14. Spielmannsschwur

Dimmu Borgir

Die norwegischen Black Metaller von Dimmu rocken den heutigen Headliner-Slot. Ich war schon von ihnen überrascht, als sie auf der letzten Tour vor Kreator spielten und schon dort richtig absahnten, doch die heutige Show stellt alles von ihnen bisher Dagewesene in den Schatten. Auch wenn die nach einem isländischen Lavafeld benannte Band ein bisschen der Kommerzialisierung ihrer Musik bezichtigt werden, wird eine gnadenlos starke Black Metal-Show gezeigt. Dieses düstere Subgenre ist ja ansonsten nicht wirklich dafür bekannt, als Festival-Headliner zu taugen, aber Dimmu Borgir holen alles heraus. Ich bin geflasht, wow!

Russkaja

Ich habe eingangs die Stilbrüche erwähnt, richtig? Nun hätten wir wieder ein Paradebeispiel dafür! Von Black Metal zu Fun-Polka in gefühlt nullkommanix. Russkaja sorgen für die nötige Aufmunterung nach der vorhergehenden Schwarzmetall-Show. Mit den witzigen Ansagen des obersympathischen Fronters Georgij und Nummern wie dem circlepitartigen Traktorspiel bei «Psychotraktor» holen die Wiener auch viele Leute ab, die eigentlich auf dem Weg zum Zeltplatz waren. Zum Glück muss ich jetzt noch nicht schlafen gehen; zu hoch wäre dafür der Adrenalin-Pegel.

Heidevolk

Am heutigen, zweitletzten Festivaltag endet das letzte Konzert später als sonst – Grössenordnung 2 Uhr nachts. Mit ihrem epischen Sound und dem zweistimmigen Gesang schaffen es die Folk Metaller von Heidevolk, einen optimalen Bogen zwischen Russkaja-Party und Gute-Nacht-Stimmung zu schlagen. Ich schlendere erneut über den Metal Markt und geniesse die Atmosphäre. Der Bühnensound ist auf dem ganzen Gelände klar und in guter Qualität hörbar. Für die letzten paar Songs stelle ich mich dann in der Nähe des Lichtturms auf und gehe nach den letzten Tönen direkt ins Zelt. Der endlose Sonnenschein schafft auch die stärksten Metalheads…

Samstag, 6. Juli: Erste Wolken, Luftbilder und verfrühte Abreise

Follow The Cipher

Dieses Festival vermag es, mich jeden Tag schon für die erste Band ins Infield zu locken! Nachdem ich vom FtC-Debüt ziemlich überzeugt war und dann live zweimal eher enttäuscht wurde, bin ich heute natürlich gespannt auf mein drittes Rendezvous mit den Schweden. Die Menschenmenge ist circa gleich gross wie auch die letzten Tage um diese Zeit. Der leicht dunkle Boden fällt auf; zum Glück wurde dieser befeuchtet, um die Staubsituation wenigstens ein bisschen zu verbessern.

Kurz, aber schmerzlos: Die Musiker aus Falun sind leider auch heute nicht besser als die letzten beiden Male. Es fehlt irgendwie an der Fähigkeit, das Publikum zu begeistern, an Druck in der Musik (dieser ist auf dem Album durchaus vorhanden) und am Gesamtbild. So zieht dann doch der eine oder andere Metalhead von der Bühne weg zum Biergarten oder zurück zum Campingplatz. Schade! Trotzdem bin ich gespannt auf ein allfälliges Zweitalbum und ein durchaus mögliches Wiedersehen. Dass auch nach dem x-ten eher suboptimalen Konzert doch noch Wunder geschehen können, werde ich in ein paar Stunden bei einer anderen Band feststellen…

Visions Of Atlantis

Mein nächster Fixpunkt sind Visions Of Atlantis. Bisher haben sich die Symphonic Metaller immer mit anderen Bands überschnitten, so dass ich heute endlich mal einem ihrer Auftritte beiwohnen darf. Yippie! Die Band um Sängerin Clémentine und den letztes Jahr frisch hinzugestossenen Sänger Michele packt das Publikum! Mit einer starken Bühnenpräsenz, der Animation durch die beiden Leadsänger und dem Dauergrinsen aller Musiker schaffen Visions Of Atlantis also etwas, was bei anderen Bands leider nicht ganz klappen will. Die Österreicher – wenn die Mitglieder selber auch aus verschiedenen Nationen kommen, wie Clémentine betont – haben als Mittagband leider auch keinen allzu langen Slot und so ist dann nach acht Songs schon wieder Schluss. Doch ich weiss: Es gibt ein Wiedersehen!

Setliste Visions Of Atlantis

  1. The Deep & The Dark
  2. New Dawn
  3. Book Of Nature
  4. Heroes Of The Dawn
  5. The Last Home
  6. Memento
  7. A Journey To Remember
  8. Return To Lemuria

Freedom Call, oder: Das Mutantenstadl

Die nun auftretenden deutschen Power Metaller wollte ich mir eigentlich aus dem Biergarten reinziehen, aber die Treppe zum Mutantenstadl lockt dann zu einer Erkundungstour. Schwups, ums Haus also, die Treppe hoch, und ich finde mich in einer praktisch menschenleeren Holzhütte wieder. Neben einer Cocktail-Bar gibt es einige massive Holztische und -Bänke und einen Balkon. Mit einem Biergarten-Bier mache ich es mir also hier oben gemütlich und geniesse den Ausblick über das Gelände und auf die Bühne. Der Auftritt von Freedom Call? Optimal, um sich weiter hinten oder eben im Biergarten/Stadl herumzutreiben und die eine oder andere Konversation zu führen. In der Menschenmenge müsste ich jetzt aber nicht wirklich stehen.

Burning Witches

Für die brennenden Hexen zieht es mich wieder vor den Scheiterhaufen – äh, die Bühne – schliesslich kommen die fünf Mädels nicht nur aus der Schweiz, sondern quasi aus meiner Region. Nach dem kürzlich erfolgten Sängerinnen-Wechsel stellt sich selbstverständlich die Frage, wie die Witches diesen Auftritt meistern werden. Besatzungsänderungen am Mikro können bekanntlich schwerwiegende Folgen haben. Tatsächlich ist das Fehlen von Seraina spürbar, jedoch nicht nur negativ. Stimmlich gibt es zwar einige kleine Aussetzer, aber die neue Laura zeigt, dass sie alles geben will. Vielleicht war sie zu Beginn auch noch nicht ganz warm, denn spätestens in der zweiten Hälfte kommt der Auftritt ganz gut. Hexen-Gut eben… Wie auch bei anderen ihrer Auftritte fehlt mir zwischendurch eine gewisse Ernsthaftigkeit, welche die Mädels nicht unbedingt an den Tag legen. Alles in allem bin ich jedoch zufrieden und trete nun eine längere Pause an, denn…

Wetter-Krisensitzung!

…nach vier sehr sonnenreichen und trockenen Tagen kündigt sich für diese Nacht ein Gewitter an. Wie sich viel Wasser auf trockenem Boden verhält, wissen wir alle, und so gibt es bei uns im Camp Überlegungen, schon heute Nacht nach Hause zu fahren. Nach kritischem Abwägen fällt dann der Entscheid: Wir schauen alle noch jene Bands, die wir sehen wollen, und fahren dann individuell los. Es herrscht also Abbruchstimmung – nicht nur bei uns, denn während unserem Camp-Abbau bemerken wir, dass ganz viele andere ähnliche Pläne haben.

Zeitsprung: Unser Camp ist geräumt, die Luftbilder sind geholt, die letzten Dosen wurden beim Dosenwerfen gespendet, die Autos sind abfahrbereit. Die letzten paar Bands, u.a. Kärbholz und Mono Inc., haben wir uns in gemütlicher Geselligkeit bei den Essständen und im Biergarten gegönnt. Nun stehen die letzten fünf resp. für uns drei Konzerte an – Die O’Rileys und das Orchester werden wir uns wohl schenken.

Epica

Epica geniessen einen Slot in der Abenddämmerung und glänzen wieder einmal so richtig! Mit einer unheimlichen Spielfreude – da mögen die Simone-Hater sagen, was sie wollen – sorgen die Niederländer für das musikalische Wohl der Fans. Stimmungsmacher Nr. 1 ist wie so oft Keyboarder Coen. Für den nötigen Kontrast zu den melodischen Klängen und dem sanften Stimmchen der Fronterin sorgen die bösen, schnellen Parts und der gutturale Gesang aus Gitarrist Marks Kehle. Da gibt es mehr als nur einmal Hühnerhaut! Mit «The Last Crusade» und dem Titeltrack ist heute auch das Album «Consign To Oblivion» vertreten, was mir persönlich grosse Freude bereitet. Wie, schon fertig? Wie schon viele Bands zuvor hören Epica ein bisschen zu früh auf. Dies schadet zwar der Umbaupause, welche mit fünf Minuten knapp berechnet ist, nicht wirklich, jedoch den Hoffnungen der Fans… Nun denn, auf zur linken Bühne, wo gleich Korpiklaani auftreten.

Setliste Epica

  1. Adyta
  2. The Last Crusade
  3. Storm The Sorrow
  4. The Essence Of Silence
  5. Kingdom Of Heaven
  6. Unleashed
  7. Martyr Of The Free Word
  8. Cry For The Moon
  9. Unchain Utopia
  10. Beyond The Matrix
  11. Deter The Tyrant*
  12. Consign To Oblivion*

Korpiklaani

Mit Korpiklaani hat es bei mir in der Vergangenheit immer ein bisschen gehakt. Sie gehörten für mich lange zu jenen Bands, die zwar geniale Songs liefern, diese aber live nicht richtig rüberbringen können. Nun denn, heute wird sich dies zum Glück ändern! Seien es der Rasta-tragende und barfuss herumturnende Fronter Jonne, der in Weiss gekleidete Violinist Tuomas oder sonst einer der sechs Finnen, heute überzeugt jeder Einzelne. Die Stimmung im Publikum ist ebenfalls grandios (und wird nicht nur von jeder Menge Besoffenen getragen) und somit gehört dieses Konzert zu einem der letzten Highlights dieses Festivals. À propos ‘tragen’: An Crowdsurfern mangelt es bei diesem Auftritt kein bisschen…

Children Of Bodom

Der Headliner des letzten Tages kommt ebenfalls aus Finnland und befand sich bei mir ebenfalls in der oben beschriebenen Band-Kategorie (im Studio genial, live nicht sehr überzeugend). In den letzten Jahren hat sich dies aber verbessert. Spätestens als dieses Jahr am Graspop-Festival mit «Are You Dead Yet?» gestartet und mit «If You Want Piece… Prepare For War» abgeschlossen wurde und auch dazwischen vieles gestimmt hat, gibt es nicht mehr viel zu nörgeln. Neben Fronter und Bandkopf Alexi vermögen es natürlich auch dessen Mitmusiker, den richtigen Funken zu zünden, der auf das Publikum überspringt. Dieses befindet sich derweil in einem Schleuder-Waschgang. Oder so. Als Handwäsche kann man diese Pits auf jeden Fall nicht abstufen… Mit dem bereits erwähnten «If You Want Piece…» endet für mich das Rockharz Open Air, und wir begeben uns auf den Heimweg.

The O’Rileys And The Paddyhats und Apocalpyse Orchestra, oder: Ab nach Hause

Nun, besagter Heimweg führt halt noch an der Fressmeile vorbei, wo wir uns zu der Mucke der O’Rileys und zu einem fairen Preis noch einmal einen Snack gönnen. Mit dem Auto haben wir erneut circa eine Stunde Weg, und fallen dann todmüde ins Bett.

Das Fanzit – Rockharz Open Air 2019

Ich versuche, mich kurz zu halten… Das Rockharz Open Air stach mir schon vor einigen Jahren ins Auge, als es mich an einige Festivals ausserhalb der Schweiz zog. Dieses Jahr war es endlich so weit und es hat mir echt gut gefallen! Eines meiner Highlights ist die Anordnung der beiden Bühnen als Zwillinge, wodurch man keine Bands verpassen muss – was bei einem Line-up, das meinem Geschmack so sehr entspricht wie das diesjährige, einfach nur Gold wert ist! Auch die Organisation (faire Preise, Sauberkeit, Ablauf, Einlass, WCs…), die Soundqualität und die generelle Atmosphäre im Infield und auf dem Campingplatz konnten sehr gut punkten. Was soll ich sagen? Ich bin nächstes Jahr wieder dabei!


Wie fandet ihr das Festival?

08.10.2019
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