Schwedische Invasion in den USA
Zwei Schwergewichte des Powermetals – Sabaton und HammerFall – spannen zusammen und wollen die USA erobern.
Sabaton sind bei uns allerspätestens mit ihrem aktuellen Werk „The Great War“ (siehe Review) zu den grössten Acts aufgestiegen. Und dank HammerFall lebt diese Art von Mucke heute noch. Anfang Oktober startet eine knapp fünfwöchige Invasion der Schweden. Beginnend in Ft. Lauderdale, Florida – endend einen Monat später in Silver Spring, Maryland. So ein Package darf man sich eigentlich nicht entgehen lassen. Und so beginnt das Pläne schmieden schon im Sommer. Ein heftiger Autounfall, in den Sabaton nach einem Videodreh Ende August in Tunesien verwickelt sind, wirft plötzlich dunkle Schatten auf den Trip. Zwar sind die Bandmitglieder verletzt und müssen Shows absagen. Insgesamt ist es jedoch dann verhältnismässig glimpflich abgelaufen, für die US Tour kommt jedenfalls bald Entwarnung. Schlussendlich passt also alles – somit heisst es am 2. Oktober: Ab nach Florida!
Zu zweit machen wir uns auf den Weg. Wir – das sind Kollege Oli sowie meine Wenigkeit. Im Flieger sind die Rotwein-Vorräte lange vor der Landung in Miami aufgebraucht und auch anschliessend im Hotel müssen wir uns die Müdigkeit antrinken. Vorfreude pur auf was da kommt! Doch bevor wir uns endgültig dem Metal zuwenden, schnappen wir uns noch ein Mietauto und fahren nach Key West. NFL schauen in Florida – das endet bei mir selten gut. Seien es die SuperBowls, die man auf der Cruise schaut oder jetzt das Donnerstagsspiel. Die Resultate entsprechen fast nie meinem Geschmack. Doch was soll’s. Wir sind aus anderen Gründen hierher gereist!
Freitag, 4. Oktober 2019 – Revolution Live, Ft. Lauderdale
Also verlassen wir Key West und nehmen die Fahrt nach Ft. Lauderdale in Angriff. Das Hard Rock Cafe liegt praktisch auf dem Weg, nach diesem Zwischenstopp checken wir im Hotel ein und zumindest ich geniesse noch den Pool. Denn es herrschen hochsommerliche Temperaturen mit einer enormen Luftfeuchtigkeit. Im Gegensatz zu mir findet das Oli nicht ganz so cool…
Die Location ist nur wenige Gehminuten von unserer Unterkunft entfernt. Als wir da eine Stunde vor der Türöffnung antraben und unsere Pässe holen, steht da schon eine beachtliche Schlange am Eingang! Uns bleibt dann auch nichts anderes übrig, als uns da brav hintenanstellen. Was mir hingegen schnell Sorgen macht sind Gespräche und Aussagen von anderen Schlangenstehern, dass noch zwei Vorgruppen spielen würden. Öööhm – DAS müsste nicht sein! Ist es dann auch nicht, es entpuppt sich alles als dummes, wichtigtuerisches Geplapper. Dann ist da noch ein etwa 16-jähriger Teenie, der sich bei gefühlt allen mit Namen vorstellen muss und jedem auf die Nase bindet, dass dies heute sein allererstes Konzert ist. Nicht nur Sabaton, sondern generell. Richtig peinlich wird es, als diese Nervensäge seine Lehrerin (!!) weiter vorne entdeckt und lauthals nach „Mrs. Keine-Ahnung-wie-die-heisst“ ruft… Immerhin werden wir also beim Warten „gut“ unterhalten. Und unsere Lästereien auf Schweizerdeutsch versteht hier eh keiner!
Irgendwann ist’s geschafft, wir sind drin. Und genau JETZT realisiert man, dass der schwedische Metal auf diesem Kontinent (noch) nicht die Macht, die Ausstrahlung und den Erfolg hat wie in Europa! Hier backen diese Bands deutlich kleinere Brötchen…
Der Club ist klein, man sagt mir später, dass 1‘400 Leute den Laden ausverkauft haben. Vor der Bühne gibt’s eine kleine Fläche, rundherum Emporen und oben noch einen Balkon. Dazu eine kleine Plattform, von wo aus man auch auf die Bühne kann. Ich kläre mit der superfreundlichen Security kurz die Regelungen für die Fotografen – und er erlaubt mir, dass ich danach von dieser Plattform aus weiter fotografieren darf. Die bekannte „3 Song Regel“ wird offenbar auch relativ grosszügig ausgelegt. Bei HammerFall nutze ich das etwas aus, bei Sabaton hingegen muss ich dann den Graben verlassen. Was aber natürlich ok ist.
Bei den Amis ist ja alles immer und überall extrem klimatisiert. Dass es an diesem Abend jedoch eine wirklich schlechte Idee war, deswegen lange Hosen zu tragen, merkt man lange vor Konzertbeginn. Das wird eine Sauna… Entsprechende Flüssigkeitszufuhr in Form von Hopfentee (so als Beispiel) gestaltet sich als extrem schwierig, denn noch bevor HammerFall überhaupt auf der Bühne stehen, gibt es kaum ein Durchkommen. Dabei sollte ich doch in den Fotograben… Ok, auf in den Kampf!
HammerFall
Pünktlich um 20h beginnt die Invasion! Mit dem „Dominion“-Doppelschlag „Never Forget, Never Forgive“ und dem bockstarken „One Against The World“ zeigen HammerFall den komplett durchstartenden Fans, wo der äähm: Hammer hängt! Sicher, die Atmosphäre in diesem Laden trägt das seine dazu bei, doch ich habe schon länger nicht mehr ein so fanatisches Publikum gesehen. Sprechchöre beim Support-Act – das ist sonst schon eher die Ausnahme. Aber ein Fun Fact am Rande: Vor 11 Jahren spielten Sabaton als Support von HammerFall im Z7. Auch da wurde die Vorgruppe mit Sprechchören gefeiert…
Mit dem schnellen (und in meinen Ohren immer noch überbewerteten) „Renegade“ heizen Joacim Cans und seine Mannen dem Publikum zusätzlich ein. Apropos „einheizen“ – es ist mittlerweile gefühlte 40 Grad mit gefühlten 90% Luftfeuchtigkeit… Aber in Florida ist man sich das offenbar gewohnt, denn die Energie, die von den Fans ausgeht, ist verdammt beeindruckend! Das sehen auch die Musiker so, die ebenfalls schon recht durchgeschwitzt aussehen. Band und Fans – zusammen sind sie „Blood Bound“!
Eine Stunde Spielzeit haben HammerFall hier zur Verfügung. Da muss man sich schon überlegen, wie das Programm aussehen soll. Man kann das nun natürlich so oder so sehen – die Jungs setzten verständlicherweise jetzt etwas auf eine Art „Greatest Hits“. Hier macht das wohl durchaus auch Sinn, denn hier auf Tour zu gehen ist keine Alltäglichkeit. Dass nun aber auch wirklich die geilsten der „Greatest Hits“ gespielt werden, treibt nicht nur meine Nackenmuskeln in die Verzweiflung. „Hector’s Hymn“, „Last Man Standing“, „Hammer High“ – drei meiner absoluten Favoriten sorgen für fliegende Schweisstropfen und Moshpits (… äähm, ja…). Bei der Ansage zu „Let The Hammer Fall“ kommt die obligate Frage, wer denn HammerFall „for the very first time“ sieht. Da staune ich nun schon: Das ist die ganz grosse Mehrheit! Hätte ich dann doch nicht gedacht…
Mit der Hymne („We Make) Sweden Rock“ (welche live ein absoluter Brecher ist!) und dem unvermeidlichen „Hearts On Fire“ beenden HammerFall ihre erste von insgesamt über 20 Shows. Erschöpft, aber mit einer grossen Zufriedenheit im Gesicht verabschieden sich Joacim, Oscar, Pontus, Fredrik und David, begleitet von tosendem Applaus und Sprechchören, von ihren Fans. Was für ein Auftakt! Hier hätte nun manch ein Headliner allen Grund dazu, die Hosen voll zu haben…
Setliste HammerFall
- Never Forgive, Never Forget
- One Against the World
- Renegade
- Blood Bound
- Any Means Necessary
- Hector’s Hymn
- Last Man Standing
- Let the Hammer Fall
- Hammer High
- (We Make) Sweden Rock
- Hearts on Fire
Sabaton
Ich habe es schon angetönt: Der Club ist nicht sehr gross… Die Bühne ist klein, es hat wenig Platz für das spektakuläre Bühnenbild des Headliners. Ein paar Munitionskisten und gerade mal der halbe Panzer seitlich aufgestellt – zu mehr reicht’s hier nicht. Doch immerhin hat der grosse Videoscreen Platz gefunden. Wobei der Zweck schwer erfüllt werden kann, denn Hannes‘ Drumkit nimmt schlussendlich den grössten Teil der Sicht. Nun, es gibt Bands, die kriegen ohne grosse Produktionen gar nichts hin. Denn wenn die Mucke sagen wir mal „Durchschnitt“ ist, tja – dann muss man mit Spektakel davon ablenken. Ja – die Hater würden wohl Sabaton genau auch in diese Kategorie werfen. Doch die schwedische Kampfmaschine straft an diesem Abend solche Kritiker Lügen! Aber gehen wir der Reihe nach…
Irgendwie kaum vorstellbar – aber als ich mich vor Showbeginn (mit Bier bewaffnet – eine meiner besseren Ideen an diesem Abend….) Richtung Fotopit kämpfe, scheint das „Revolution“ NOCH voller zu sein. Und da spaziert ein Fan ins Publikum in einer ziemlich stilechten Uniform des ersten Weltkriegs! Zum Glück ist es ja nicht tropisch warm, sonst würde man wohl noch schwitzen in dieser Verkleidung… Boah, ich frag mich, wie der das aushält! Ich liebe ja diese tropischen Temperaturen – aber die heutigen Verhältnisse erinnern mich schwer an den legendären Gig im Komplex vor drei Jahren, als es von der Decke ins Bier tropfte…
Um halb Zehn beginnt das Intro. Hier wäre es hilfreich, wenn man sehen könnte, was auf dem Videoscreen alles gezeigt wird. Eine gewisse Ladung US-Patriotismus muss da dabei sein, denn plötzlich schreien hier alle „USA! USA!“. Oder vielleicht hat man grade „Hacksaw“ Jim Duggan gezeigt… Für Aussenstehende sind solche „Ausbrüche“ jedenfalls schwer nachzuvollziehen. Anyway – mit dem allseits bekannten „Ghost Divison“ startet der zweite Teil der Invasion. Während die Fans bereits jetzt total ausflippen, präsentieren sich auch Sabaton in bester Laune. Tommy und Chris spurten über die Bühne, selbst Pär ist deutlich agiler als auch schon. So zufrieden habe ich ihn schon eine Weile nicht mehr gesehen. Joakim ist Joakim – eine Rampensau, ein unglaublich charismatischer Fronter. Und versteckt hinter seinen Kesseln treibt Hannes diesen Haufen an.
Mit dem Titeltrack vom aktuellen Werk „The Great War“ hauen die Schweden sehr früh ein richtiges Highlight raus. Ich hab vor lauter Headbangen grad etwas Mühe mit Fotografieren… Apropos Fotografen: Die hiesigen Verhältnisse sind mir zwar nicht so geläufig. Aber neben mir – als Schweizer notabene! – ist genau noch ein einziger Vertreter der knipsenden Zunft anwesend..! Media Coverage in den USA. Die könnten glaubs noch sowas wie Metalinside vertragen, hähähähä…
Doch zurück zum Wesentlichen. Joakim kriegt eine Gitarre in die Hand gedrückt, da weiss der geneigte Fan, dass es Zeit ist für „Resist And Bite“. Dann folgt eine erste Verschnaufpause. Die können Band wie Fans gut gebrauchen – denn es wird immer wärmer hier drin. Ich kämpfe derweil zurück zur Plattform (immerhin ist da ein Zwischenhalt an der Bar möglich), während die Schweden mit „Fields Of Verdun“, dem geilen „The Attack Of The Dead Men“ und dem vielumjubelten „The Red Baron“ gleich drei weitere Neuheiten präsentieren. Nun ist es ja nicht so, dass Sabaton erst mit „The Great War“ den ersten Weltkrieg thematisieren. Da gibt’s natürlich noch älteren Stoff – und zur Freude von ganz vielen Fans findet nun das düstere „The Price Of A Mile“ nach langer Abstinenz wieder einmal den Weg ins Programm. Direkt im Anschluss kommt der Song, der es leider nicht auf das neue Album geschafft hat: Das Kriegsschiff „Bismarck“ ist während dem zweiten Weltkrieg im Einsatz gewesen. Dennoch geht das Publikum nun kollektiv steil! Fraglos ein ganz grosses Highlight des Abends – und irgendwie dann doch überraschend, da es den Song eigentlich nur auf den sozialen Medien gibt. Aber ja, wer heute kein Spotify hat ist wohl „out“…
Ein Doppelpack von „Carolus Rex“ steht an. „The Lion From The North“ hat sich auch zu einem sicheren Wert gemausert. Und der Titeltrack gehört sowieso zu den absolut besten Songs der Band überhaupt – ein Konzert ohne „Carolus Rex“ ist eigentlich unvorstellbar geworden. Joakim staunt immer wieder über die Energie und die Standfestigkeit der Fans in diesem unglaublichen Glutofen. Nicht zu Unrecht sagt er, dass man das als Einheimischer wohl eher aushält, als wenn man aus dem kalten Schweden kommt…
Ein Triple von „The Last Stand“ ist nun angesagt: „Shiroyma“ (ebenfalls heftigst abgefeiert – wohl der grösste Moshpit des Abends…), „The Lost Battalion“ (thematisch wieder passend zum aktuellen Silberling) sowie der „Schweizer“ Song, „The Last Stand“. Unterbrochen wird dieses Dreierpack einzig vom ultraschnellen „Night Witches“, bevor dann nochmals etwas der amerikanischer Patriotismus angeheizt wird mit „82nd All The Way“. Wieder laute „USA! USA!“ Rufe… Dann ist die Show vorbei und ich staune über die Fans. Vorher die pure Energie, schweisstreibend, laut – und nun? Grabesstille. Keiner der nach Zugaben ruft, keiner der pfeift, keiner der sonst wie Lärm macht um die Band zurück zu holen. Doch dann passiert es doch: Einer beginnt erneut mit den „USA! USA!“ Rufen – und plötzlich schreien hier alle mit. Irgendwie beängstigend. Das ist der Moment, in dem mir sogar „Noch Ein Bier“ lieber wäre…
Die Zugaben sind dann schnell erzählt. „Primo Victoria“ ist zurück am angestammten Platz als Nummer 1. Das Publikum beginnt mit dem „Swedish Pagans“ (das war heute kaum ein Thema!) und Tommy steigt dankbar ein. Joke „nervt“ sich, sagt wie knapp sie davor gewesen seien, den NICHT zu spielen und zeigt dem „armen“ Gitarristen die ausgestreckten Mittelfinger. Klar – wer die Jungs schon öfter gesehen hat, weiss natürlich, dass man das nicht so ernst nehmen darf. Ebenfalls keine Überraschung ganz zum Ende, dieser Slot ist seit einiger Zeit für „To Hell And Back“ fest reserviert. Doch zuvor holt Joakim wieder einmal den Metal Nachwuchs auf die Bühne. Bei uns auf der Plattform steht ein 8-jähriger Junge mit seinem Vater. Der wird nun reich beschenkt. Also der Junge, nicht der Vater… Sonnenbrille, Drumstick, Plecks von allen. Irgendwie schon eine coole Geste, die auch zeigt, dass die Jungs trotz ihrem Erfolg bodenständig geblieben sind.
Setliste Sabaton
- Ghost Division
- Great War
- Resist and Bite
- Fields of Verdun
- The Attack of the Dead Men
- The Red Baron
- The Price of a Mile
- Bismarck
- The Lion From the North
- Carolus Rex
- Shiroyama
- Night Witches
- The Lost Battalion
- The Last Stand
- 82nd All The Way
- Primo Victoria*
- Swedish Pagans*
- To Hell And Back*
*Zugaben
Direkt nach Konzertende tauchen die HammerFall Jungs an ihrem Merchstand auf. Speziell Oscar und Joacim sind beliebte Selfie-Motive und es zeigt sich, dass auch die Jungs aus Göteborg massenhaft Fans haben hier in Florida. Ich unterhalte mich derweil mit Gitarrist Pontus und Drummer David über Eishockey WM Finals (HammerFall haben ein Shirt im Angebot, welches Hector im Tre Kronor Trikot zeigt….), über den Headliner Sabaton und über die Shows der heutigen Bands auf dem Wacken Open Air (welche ich „nur“ am TV gesehen habe). Während sich der Club leert, zeigen sich auch bei HammerFall Anzeichen von Müdigkeit – die Truppe leidet sichtlich unter dem Jetlag.
Während sich also die erste Band auf den Weg Richtung „Schlaf“ macht, treffe ich draussen noch Johan, den Licht-Mann von Sabaton. Auch ein kurzer Schwatz mit Drummer Hannes gibt’s noch, während Chris, Tommy und Pär bereits abgeholt werden – Duschen ist angesagt. Diese Momente zeigen dann doch, dass zumindest organisatorisch Sabaton in einer anderen Liga spielen. Für mich heisst es nun ebenfalls „ab ins Hotel“.
Samstag, 5. Oktober – Jannus Live, St. Petersburg
Nach einer erneut recht kurzen Nacht machen wir uns auf den Weg Richtung West Florida. Zuerst mal noch etwas Zwischenverpflegung in einem Walmart besorgen (1kg Paket Haribo Gummibären – nicht geplant, kommt ins Gepäck…) und dann einmal quer durch den Staat. Wir nehmen es gemütlich und treffen am Nachmittag in St. Petersburg ein. Nur wenige Schritte neben der heutigen Location – wie uns die anwesenden Tourbusse von Sabaton und HammerFall zeigen. Doch noch ist Zeit, die wir vornehmlich mit der Einnahme von Flüssigkeiten vertreiben. Neben dem Hotel gibt’s einen Laden, der hat über 80 Biersorten zum selber zapfen! Oli probiert sich da durch die diversen IPA, ich halte mich an „normale“ Marken…
Dann wird es langsam Zeit für den Einlass. Aus welchen Gründen auch immer klappt es nicht mit dem Fotopass. Irgendwie komisch – denn ich sehe auch später eigentlich keinen einzigen anderen Vertreter der knipsenden Zunft. Naja, was soll’s. Dann geniessen wir die Show mal wieder wie früher und ohne sich dauernd um DAS Foto bemühen zu müssen. Etwas schade ist’s allerdings schon – denn die Location hat was! Heute findet das Konzert nämlich Open Air statt… Ein grosser Platz, eigentlich eine Art Innenhof, eine grosse Bühne (heute hat dann auch der ganze Panzer Platz!), es hat sogar Bäume und über dem Bereich vor der Bühne ist ein grosses Segeltuch gespannt, welches bei allfälligem Regen Schutz etwas Schutz bieten würde. Allerdings ist von sowas glücklicherweise nichts zu sehen – es ist tropisch warm. Herrlich!
HammerFall
Nun denn – lasset die Spiele beginnen! Als HammerFall pünktlich mit „Never Forgive, Never Forget“ loslegen, strömen nach wie vor Leute auf den Platz. Ich stehe derweil ziemlich an der Front und feiere mit vielen, vielen Fans die Band nach allen Regeln der Kunst ab. Die Person hinter mir, die (wie ich im Augenwinkel bemerke) dauernd ihr Handy in der Luft hat, dürfte keine Freude an mir und den Personen rund um mich herum haben…
HammerFall präsentieren sich auch heute bestens gelaunt. Die Musiker geniessen zudem sichtlich den etwas grösseren Spielraum, die etwas grössere Bewegungsfreiheit, im Vergleich zum Vortag. Joacim strahlt und kündigt an, dass sie nach der Show am Merch sein werden. „Dort kann man unsere neue CD kaufen. Wir haben auch Vinyl! Ich sehe – viele von euch wissen gar nicht was das ist… Aber sorry – auf Spotify kann ich leider keine Autogramme geben!“ Herrlich… Auch erwähnt er so ganz nebenbei, dass heute Joakim’s Geburtstag sei – aber man dürfe das nicht weitersagen..!
Die Setlist erfährt wenig überraschend keine Änderungen. Auch HammerFall lassen sich heutzutage nicht mehr auf Spielereien ein und haben schlicht ihr Programm, welches sie durchziehen. Das ist hier wohl auch weniger schlimm – ich denke mal, dass es aufgrund der Distanzen hier eher unüblich ist, mehr als eine Show zu schauen. Im Gegensatz zu Europa, wo das natürlich eher machbar ist.
„Blood Bound“, „Last Man Standing“ und „Any Means Necessary“ entpuppen sich heute als beliebteste Songs, wobei selbstredend auch bei „Hearts On Fire“ mächtig mitgesungen wird. Das Fazit ist heute kaum anders: Manch andere Band müsste sich hier (trotz den Temperaturen…) warm anziehen. Erneut eine ganz starke Leistung von Göteborg’s Finest!
Sabaton
Die Spannung steigt. Etwa 2‘000 Leute dürften hier auf dem Platz sein (ein Mitarbeiter hat von etwa 1‘700 verkauften Tickets im Vorverkauf gesprochen – „ausverkauft“ mit eben diesen 2‘000 wird erwartet) – und trotzdem ist es etwas entspannter als noch in Ft. Lauderdale. Wenn man nicht gerade wirklich mitten im Kuchen steht, hat man durchaus Bewegungsfreiheiten – sei dies zum Bier holen oder zum Rübe schütteln. Aufgrund der deutlich besseren Infrastruktur ist heute auch der Videoscreen besser zu sehen. Alles bekomme ich zwar dennoch nicht mit – das Intro muss irgendeinen Zusammenhang mit amerikanischen Streitkräften haben. Dies lässt sich alleine aufgrund des frenetischen Jubels des Publikums sagen…
Standardmässig wird als erstes Geschoss „Ghost Division“ auf die Meute abgefeuert, was schon für mächtig Bewegung im Publikum sorgt. „Great War“ und „Resist And Bite“ sind keinen Deut schlechter, die Fans verfallen in Euphorie – die Band steht auf der Bühne und staunt! Neben mir stehen zwei Jungs, die heute Sabaton das erste Mal erleben. Aber dank YouTube & Co kennen sie das Spiel mit „Swedish Pagans“… welches hier glücklicherweise kaum funktioniert. Und „Noch ein Bier“ ist überhaupt nie zu hören. Gut so… Hier regiert die Musik!
Genauso wie HammerFall zuvor haben Sabaton ihr Programm für diese Tour. Also gibt es auch hier keine wirklichen Überraschungen. Dafür Highlights en Masse! 18 Songs – und keinen einzigen Schwachpunkt! Keine Verschnaufpause, über 100 Minuten Vollgas. Persönliche Favoriten für mich sind wie immer „Carolus Rex“ und „Bismarck“ sowie „Great War“.
Zusammen mit Oli und 70‘000 Tons Survivor Robert (mit dem ich dieses Jahr am gleichen Tisch bei der SuperBowl gesessen bin – die Welt ist ein Dorf!) gibt’s noch ein Bier (…), während wir auf den Zugaben-Block warten. Der zieht sich heute etwas in die Länge. Denn natürlich wird jetzt noch Joakim’s Geburtstag gefeiert! Mit entsprechendem Bild auf dem Video Screen und einer grossen Torte, die auf die Bühne gebracht wird… Dass Tommy danach das Riff von „Swedish Pagans“ anspielt, verleitet das Geburtstagskind zu zwei ausgestreckten Mittelfingern. Der einzige Running Gag, der hier wirklich weiter lebt und zelebriert wird. „To Hell And Back“ verlangt den Fans als Abschluss nochmals alles ab und nicht nur meine Stimme ist nun endgültig hinüber. Was für eine Party, was für ein saugeiles Konzert!
Die Fans strömen dem Ausgang entgegen und HammerFall zeigen sich wie versprochen an ihrem Merchstand. Die Security findet das recht schnell nicht mehr ganz so cool und so werden einigen Fans die Erinnerungsfotos mit der Band verwehrt, weil die Jungs weggeschickt werden. Der Bühnenabbau ist offenbar wichtiger – als ob es deswegen Probleme gegeben hat… Sabaton lassen sich hingegen nicht blicken, die feiern natürlich Joke’s Birthday. Richtig so! Und wir gehen zur nächsten Biertränke…
Heimreise
Wenig Schlaf – das Markenzeichen dieses Trips. Wir düsen noch nach Tampa und dann nach Tampa Bay für den Heimflug am Sonntagabend. Der Tour-Tross ist währenddessen wohl bereits in Atlanta eingetroffen, wo die nächste Show ansteht. Ich bin überzeugt, dass auch diese und alle weiteren Konzerte zum Triumphzug werden. Gerne hätte ich noch das eine oder andere Konzert mitgenommen… Aber ich will nicht jammern!
Das Fanzit – Sabaton, HammerFall (Florida)
Denn zum Jammern gibt es keinen Grund! Ich habe wieder einmal die Möglichkeit gehabt, Sabaton in einem kleinen Rahmen zu sehen. In Europa ist die Band endgültig viel zu gross, als dass sie noch in Clubs wie dem Z7 oder dem Kofmehl auftreten könnten. In den USA ist das noch möglich – doch die Frage ist klar: Wie lange noch?
Eines haben Joakim, Pär, Chris, Hammes und Thommy hier dennoch klar gezeigt: Die Band braucht keine spektakuläre Show. Die Band braucht keine Pyros, keine Laser, keine Konfettikanonen, eigentlich auch keinen Panzer (auch wenn der in St. Petersburg auf der Bühne steht). Nein – Sabaton machen es schlicht und einfach mit der MUSIK! Mir würden auf die Schnelle einige Bands in den Sinn kommen, die gnadenlos abstinken würden, wenn man ihnen alle Showelemente wegnehmen würde. Hier ist das weiss der Geier nicht der Fall. Das beweist auch die Tatsache, dass man jemand wie HammerFall als Support mitnimmt – was eine totale Win-Win Situation ist. Für Sabaton, für HammerFall – und natürlich vor allem für die Metal Fans in Nordamerika!