Ultha
Die vielleicht untypischste deutsche Black Metal-Platte des Jahres 2018 kommt von den Kölnern Ultha. Das mag für Hardliner keine Überraschung sein, für den Rest der Metal-Welt hingegen schon. Mit THE INEXTRICABLE WANDERING bei Album drei angekommen, schaffen Ultha tatsächlich eine flirrende Neudefinition der Black Metal-Parameter – und das sogar gänzlich ohne überstrapazierten „Post“-Button am Revers.
Stattdessen übertragen sie bewährte Phänomene – schwebende Monotonie, schneidende Kälte, Schwärze, verlorene Aura und gequältes Kreischen – auf eine gänzlich Genre-fremde Sound-Welt, die viel eher an Post Punk und, ernsthaft, Noise Rock denken lässt. Darauf spannen die Kölner (in deren Line-up Andy Rosczyk mit diffuser, unterschwelliger Elektronik für zusätzliche Tiefe sorgt) überlange, dräuende, unmittelbare Songs von gehöriger Sogwirkung.
Es ist nicht so, dass Namen wie Emperor oder Satyricon keinerlei Auswirkung auf diese Band gehabt hätten; es ist eben einfach so, dass The Cure oder Dinosaur Jr. denselben Stellenwert zugestanden bekommen. Deswegen ist THE INEXTRICABLE WANDERING auch nicht unbedingt besser oder schlechter als das unglaubliche CONVERGING SINS (2016). Es ist eine verfeinerte, kompromisslos weitergedachte, klaustrophobische Sound-Verdichtung mit der wahrscheinlich besten, saftigsten, transparentesten Black Metal-Produktion des Jahres.
Thron
2018 ist das zweite Werk der Band erschienen. THRON lassen direkt mit dem ersten Track „Beyond the Gates“ keine Zweifel daran, welche Bands auch für ihr neues Album „Abysmal“ Pate gestanden haben. Erinnerungen an DISSECTION und NECROPHOBIC werden wach. Entsprechend ausufernd und abwechslungsreich sind die Songs. Melodischer Black-Death-Metal auf technisch gehobenem Niveau wuchtet glasklar produziert aus den Boxen. Zudem besitzt „Abysmal“ eine dichte Atmosphäre, die den Zuhörer förmlich einsaugen kann.
ColdCell
COLDCELL wurde 2012 aus der Asche von ATRITAS, einem Basler Black Metal-Urgestein, gegründet, welches sich zu einem kompletten musikalischen und konzeptionellen Neustart entschloss. Die Musik basiert nach wie vor auf Black Metal, die Ernsthaftigkeit liegt – trotz des ironischen Anstrichs des Terminus‘ Swiss-German Extreme Rock’n’Roll – in der musikalischen Grenzenlosigkeit von COLDCELL: egal ob Doom, psychotisch-psychedelische Synthie-Passagen, Industrial-Elemente oder simple Rock Patterns: Solange es der musikalischen und konzeptionellen Vision zuträglich ist, ist alles (Extreme) erlaubt.