Ahoi und zum Wohl!
Seefahrt, Saufen und Metal! Welche Metalband verkörpert diese drei Dinge besser als die schottischen Seeleute von Alestorm? Zusammen mit den französischen Aephanemer besuchten sie auf der «Switzaly Club Tour» genau zwei Locations: eine bei unseren südlichen Nachbarn sowie unser geliebtes Z7.
Aephanemer
Dieses Mal kommen wir ohne grosse Worte gleich zur Sache; denn tatsächlich gibt es heute über Einlass etc. wenig zu berichten und auch über einen unpünktlichen Beginn darf ich dieses Mal nicht ablästern. Gefällt mir! Aephenemer bestehen aus zwei Jungs und zwei Mädels: Martin Hamiche als Bandkopf an der Leadgitarre, Marion Bascoul an Gesang und Rhythmusgitarre, Mickaël Bonnevialle am Schlagzeug und Lucie Woaye-Hune am Bass. Die junge Band (Gründung 2014) hat in ihrer Bestehenszeit schon einiges erbracht: So gibt es von ihnen bereits eine EP und zwei Studioalbum (siehe Review) und erst letztes Jahr durften sie Frankreich am Wacken Metal Battle vertreten.
Die vier langhaarigen Musiker stehen erst ein wenig unsicher auf der Bühne. Dies ändert sich jedoch schlagartig, kaum haben sie mit ihrem ersten Song, dem Titeltrack des diesen Frühling erschienenen Albums «Prokopton», begonnen. Die Tontechniker haben am Anfang zwar noch ein bisschen zu kämpfen, doch der französische Melodeath dröhnt von Beginn weg mit viel Wucht in die Menge. Hier geht sofort die Post ab, auch wenn noch nicht allzu viele Leute da sind. Anscheinend zieht die Band vor allem Zuschauer aus dem Welschen oder gar ihrem eigenen Land an; denn Deutsch spricht um uns herum niemand. Auch Rufe, Sängerin Marion solle ihre Ansagen auf Französisch machen, werden laut. Darauf meint sie entschuldigend, dies gehe nicht, da nicht alle im Saal Französisch verstünden…
Auf jeden Fall werden sowohl der Pit als auch die Nackenmuskulatur aufgewärmt. Aephanemer spielen schnell, hart und präzise, ohne dabei vom Melodischen abzudriften. So erstaunt es auch nicht, dass unsere Piraten-Hauptband den Support nach diesen beiden europäischen Shows auch gleich noch auf der anderen Seite des grossen Ozeans mit auf Tour nimmt. Unter grossem Applaus ihrer Fans verabschiedet sich der Opener und die erste und einzige Umbaupause beginnt.
Setliste Aephanemer
- Prokopton
- The Sovereign
- Unstoppable
- Snowblind
- Memento Mori
- Sisyphus
- Bloodline
- Path Of The Wolf
Alestorm
Vorneweg: Die schottischen Piraten haben auch schon mehr Leute angelockt. So stehen wir auch in den ganz vorderen Reihen angenehm locker. Dieser Zustand soll allerdings nicht lange wahren; wie von Alestorm und ihrem Publikum gewohnt wird es hier schon bald sehr wild. Kein Wunder, wenn man einen Blick auf die Setliste wagt… Nicht viele Bands vermögen es, die neueren Songs derart gut in den bestehenden Pool zu integrieren und zusammen mit den alten Songs zu einem Abriss-Paket werden zu lassen.
Von Beginn weg hauen Alestorm richtig viel Power raus. Christopher Bowes, den ich vor wenigen Tagen noch mit seinem ‘Plate Of Beans’ in Wacken sehen durfte, scheint auf jeder Menge Koffein (oder sonst was Aufputschendem) zu sein. Basser Gareth Murdock und Gitarrero Máté Bodor komplettieren die vordere Reihe und bringen reichlich Bewegung ins Spiel. In der zweiten Reihe sorgt Keyboarder Elliot Vernon zum Beispiel bei «Alestorm» für die nötigen harscheren Stimmen und Schlagzeuger Peter Alcorn bringt die nötige Geschwindigkeit in die Musik. Die Wechsel zwischen geradlinig nach vornetreibenden und alles und jeden ins Schunkeln versetzenden Rhythmen und Melodien gelingt hervorragend.
Eine erste, wenn auch nur kurze Verschnaufspause gibt es vielleicht beim nicht allzu wild gehaltenen Refrain von «The Quest». Wobei, verschnaufen gilt nicht, da muss man zwar nicht unbedingt wild abgehen, aber ganz bestimmt mitsingen. Dasselbe gilt für das gleich folgende «Nancy The Tavern Wench». «Rumpelkombo» verpasst man schier, wenn man nicht aufpasst. Und ab «1741…» und dem Taio Cruz-Cover «Hangover» ist es sowieso vorbei mit Erholung.
Ich muss es erneut einsehen. Wenn Alestorm die Bühne betreten und ihre wortwörtlich atemberaubenden Shows beginnen, wird von A bis Z, von Beginn bis Ende durchgezogen. Da gibt es keine Pause, kein Erbarmen. Der Alkohol fliesst, die Jungs spielen sich die Seele aus dem Leib, die Menge tobt. Dabei gestaltet sich das Ganze jedes Mal überraschend kurzweilig. Nach gefühlt einer halben Stunde wird die Endphase eingeleitet: Auf das geniale «Drink» und das Cover der lettischen 2008er Eurovision-Hymne «Wolves Of The Sea» folgt mit «Fucked With An Anchor» als Abschluss der Song, der vielleicht am besten klarmacht, für was die schottischen Piratengruppe steht: Jede Menge Blödsinn!
Setliste Alestorm
- Keelhauled
- Alestorm
- Magnetic North
- The Sunk’n Norwegian
- The Quest
- Nancy The Tavern Wench
- Rumpelkombo
- 1741 (Battle Of Cartagena)
- Hangover
- Black Sails At Midnight
- Mexico
- Pegleg Potion
- Bar ünd Imbiss
- Captain Morgan’s Revenge
- Shipwrecked
- Drink
- Wolves Of The Sea
- Fucked With An Anchor
Das Fanzit – Alestorm
‘The quest is neeeever eeeendiing…’ Auch auf das Pflanzen von Ohrwürmern verstehen sich Alestorm selbstverständlich. Alleine die Kurzweiligkeit der Konzerte dieser Hobbypiraten dürfte Bände sprechen. Ich fasse mich kurz: Wann kommt diese Band wieder zurück in die Schweiz?!