Heftiger Dienstagabend im KIFF
Mein lieber Scholli, Veranstalter Metalmayhem lotste mitten in der Woche ein übles Fünfergespann angeführt von Nile nach Aarau. Die anwesenden Nackenmuskeln kassierten praktisch durchgehend Prügel. Das primär durch Todesmetall dominierte Billing wurde zusätzlich noch durch eine Prise Metalcore ergänzt. In den nachfolgenden Zeilen wird verraten, welche Truppe wie abgeschnitten hat.
Heute bin ich in einer Location zu Gast, die bisher nicht sonderlich häufig auf meinem Radar aufgetaucht ist. Die Rede ist vom KIFF in Aarau. Meine Premiere feierte ich gar erst Mitte April dieses Jahres, als Napalm Death ein Gastspiel gaben. Doch eigentlich würden für die Anhänger der «gitarrenlastigen» Musik hier regelmässig vielversprechende und interessante Events stattfinden. Somit könnten sich meine Aufenthalte in der Futterfabrik durchaus häufen. Da Ende dieser Woche Kollege Phil Campbell mit seinen «Bastard-Goofen» vorbeischauen wird, liegt mein nächster Pflichttermin also bereits in gar nicht mehr allzu weiter Ferne. Nichtsdestotrotz wollen wir den Fokus jetzt zuerst einmal auf den heutigen Abend und die damit verbundenen Darbietungen richten.
Stattfinden wird die ganze Angelegenheit im Saal, der im zweiten Obergeschoss angesiedelt ist und über 500 Nasen Platz bietet. Rappelvoll muss es meines Erachtens nicht unbedingt werden. Ich habe nämlich schon vernommen, dass dieser Raum in solchen Fällen zu einer höllischen Sauna mutieren kann. Auf der rechten Seite haben sich die Merch-Verkäufer eingerichtet und links wird für das flüssige Wohl gesorgt. Erfahrungsgemäss werde ich im Verlaufe des Abends sicherlich an beiden Orten einen oder mehrere Zwischenstopps einlegen.
Fallcie
Um 18.20 Uhr geht die erste Kapelle an den Start. Da viele Besucher wahrscheinlich in irgendeiner Feierabend-Blechlawine feststecken, bleibt die Kulisse bisher noch arg überschaubar. Das altbekannte Risiko eines frühen Veranstaltungsbeginns. Andererseits kann man unter der Woche auch nicht bis in alle Nacht hinein feiern und lärmen.
Fallcie stammen aus St. Petersburg in Russland und haben sich dem Metalcore verschrieben. Auf den Flyern des heutigen Abends waren sie übrigens nicht einmal erwähnt. Female Fronted-Bands aus Osteuropa erleben zurzeit ja gerade so etwas wie einen Boom. Infected Rain und Jinjer sind nur zwei Beispiele, die mir da gerade spontan in den Sinn kommen. Und genau auf diesen Spuren wandeln auch Fallcie. Mit dem Niveau der zuvor genannten Truppen können die Russen jedoch (noch) nicht mithalten. Der Gesang – respektive vor allem die Growls – von Rotschopf Valentina Lavrinenko sind viel zu leise. Dafür vermag Klampfer Alexander Korsak mit seinem «Rasta-Propeller» zu beeindrucken. Nach lediglich 25 Minuten ist der Arbeitseinsatz des Fünfers bereits wieder vorbei.
Omophagia
Pünktlich zum Showbeginn des helvetischen Vertreters im heutigen Line-Up ist der Saal glücklicherweise ein bisschen besser gefüllt. Zürichs tödlichste Versicherungsvertreter übernehmen nun das Zepter. Weshalb Versicherungsvertreter? Tja, mit ihren Standardoutfits (weisses Hemd und rote Krawatte) sehen die Jungs eben einfach so aus – also zumindest wenn man die Blutspritzer ausklammert. Heute setzt der Fünfer allerdings auf schwarze Bekleidung. In dieser Kluft wirken sie wie düstere Versionen der Zeugen Jehovas, die an deiner Türe klopfen und mit dir über Death Metal diskutieren möchten. Im Gegensatz zu den Originalen würde ich Beni und seinen Kumpels in einer solchen Situation aber definitiv ein offenes Ohr leihen.
Die Zürcher nutzen die ihnen zur Verfügung stehenden 30 Minuten und liefern dem Publikum den erwartungsgemässen Abriss. Schnell, hart, gnadenlos und brutal – da bleiben keine Nackenwirbel verschont. Erste Hörproben des neuen Silberlings «646965» werden ebenfalls bereits zur Verfügung gestellt. Die Scheibe wird dann übrigens am 16. November in der Lenzburger Met-Bar offiziell getauft. Besetzungstechnisch war offenbar etwas Rotation nötig, denn Omophagia agieren heute mit den Aushilfsmusikern Simon Burri (Gitarre / The Kate Effet, AEONS) und Roger Merki (Bass / Frozen Gate). Beide machen aber einen tadellosen Job. Die witzigste Anekdote folgt zum Schluss und stammt vom «Fratzenbuch»: Scheinbar hat Beni den Schnarch-Wettbewerb für sich entschieden – sofern man Erik Rutan von Hate Eternal Glauben schenken möchte. Und der gute Mann hat immerhin über 30 Jahre Tour-Erfahrung.
Vitriol
Nun beginnt der US-amerikanische Reigen. Zum Auftakt geht’s nach Portland, Oregon – der Heimat von Vitriol. Unter diesem Namen sind die Herrschaften seit sechs Jahren aktiv. Vor etwas weniger als zwei Wochen haben sie ihr Debütwerk «To Bathe From The Throat Of Cowardice» veröffentlicht. Im Rahmen des heutigen Gigs gelingt es dem Vierer, die Scheibe zu zwei Dritteln vorzustellen.
Oha, die einzelnen Stücke gehen aber voll in die Kauleiste. Wohltuende Klänge für Death Metal verwöhnte Gehörgänge. Front-Biest Kyle Rasmussen strotzt nur so vor Energie. Die Brüllarbeit teilt er sich gemeinsam mit Basser Adam Roethlisberger. Merkt euch den Namen Viriol. Diese Truppe muss man zurecht auf dem Schirm haben. Ein anschliessender Abstecher zur Merchandise-Ecke ist definitiv Pflicht. Was für eine hammermässige Abrissbirne!
Gut zu wissen, dass die Amis bereits im März des kommenden Jahres in die Schweiz zurückkehren werden. Gemeinsam mit Krisiun und Gruesome werden sie dann die Wände des District 28 in Siebnen auf deren Stabilität austesten. Ich mache mir ehrlich gesagt jetzt schon Sorgen um den kleinen Club.
Hate Eternal
Der zweite «Stars And Stripes»-Vertreter stammt aus Tampa, Florida. Vor ein paar Jahren durfte ich Hate Eternal schon einmal in Aktion erleben. Damals haben sie unter anderem gemeinsam mit dem polnischen Todespanzer Vader dem Winterthurer Salzhaus einen Besuch abgestattet. Diesen Auftritt fand ich allerdings nicht sonderlich prickelnd. Und heute? Leider ein ähnliches Bild… Das Trio agiert mir einfach mehrheitlich zu monoton. Auf lange Sicht wirkt das einfach nicht fesselnd. Da hätte man ruhig Omophagia oder Vitriol etwas mehr Spielzeit geben können.
Nile
Anders als der Bandname vielleicht vermuten lässt, stammt der Headliner Nile ebenfalls aus den USA. Beheimatet sind Nile in Greenville, South Carolina. Seit 1993 bringen sie ihr bösartiges Gemisch aus Brutal und Technical Death Metal unters Volk. Bei ihnen ist ebenfalls eine neue Platte in Sicht. Das Teil wird «Vile Nilotic Rites» heissen und soll am 1. November via Nuclear Blast rausgehauen werden. Das wäre dann Studioalbum Nummer neun in der Diskographie der Amis. Mit «Long Shadows Of Dread», «Snake Pit Mating Frenzy» und dem Titel-Track selbst erhalten die KIFF-Besucher schon einmal einen brauchbaren Vorgeschmack darauf.
Nile knüppeln munter darauf los – und ziehen das auch bis zum Ende ihres Gigs durch. Insbesondere das Stimmorgan vom blonden Karl Sanders (dem einzig verbliebenen Gründungsmitglied der Truppe) geht einem durch Mark und Bein. Keine Ahnung, aus welchen Untiefen der werte Kollege seine Growls hervorkramt. Meine Fresse, die sind definitiv nicht von dieser Welt. Respekt, dass die Boxen diesen Tönen überhaupt standhalten. Das habe ich so auch noch nie gehört. Doch trotz aller Boshaftigkeit gibt sich das Quartett äusserst sympathisch. Wir erhalten sogar den Titel des anständigsten Publikums der Tour. Ob in dieser Aussage aufgrund der Schweizer Passivität allerdings eine Prise Sarkasmus steckt, lasse ich an dieser Stelle einmal offen. So schlecht machen die Leute aus meiner Sicht nämlich gar nicht mit. Nach circa 75 Minuten entlassen uns die Anhänger der ägyptischen Mythologie mit «Black Seeds Of Vengeance» schliesslich in den «Konzert-Feierabend».
Das Fanzit – Nile & Co.
Dank gebührt Organisator Metalmayhem für diesen – auf musikalischer Ebene – tödlichen Abend. Omophagia, Vitriol und Nile waren top! Bei den Vorgruppen hatte der Sound jedoch ab und zu noch Luft nach oben. Im Verlauf des Abends gab es einen ordentlichen Publikumszuwachs. Nichtsdestotrotz bleibt ein aus fünf Bands bestehendes Line-Up für einen normalen Wochentag eine heikle Sache. Entweder verpasst man die erste Kapelle oder muss während der Show des Headliners früher verduften. Glücklicherweise bin ich persönlich dieses Mal von beiden Szenarien verschont geblieben.
Setliste – Fallcie
- Voice Of Decay
- Rock’n’Rolla
- The Black
- Nemesis
- The Pulse Of Fallcie
- Nebula
Setliste – Vitriol
- I Drown Nightly
- Victim
- Crowned In Retaliation
- Legacy Of Contempt
- Violence, A Worthy Truth
- Pain Will Define Their Death
- The Parting Of A Neck
Setliste – Hate Eternal
- Bringer Of Storms
- Behold Judas
- Catacombs
- All Hope Destroyed
- Haunting Abound
- The Stygian Deep
- Upon Desolate Sands
- Nothingness Of Being
- I, Monarch
- King Of All Kings
Setliste – Nile
- Sacrifice Unto Sebek
- Kafir!
- Long Shadows Of Dread
- Call To Destruction
- The Blessed Dead
- The Howling Of The Jinn
- User-Maat-Re
- The Fiends Who Come To Steal The Magick Of The Deceased
- Vile Nilotic Rites
- Snake Pit Mating Frenzy
- Black Seeds Of Vengeance