Phil Campbell And The Bastards Songs - KiFF Aarau 2019 (Flyer)
Fr, 20. September 2019

Phil Campbell And The Bastard Sons, Hathors, Simia Sapiens

KiFF (Aarau, CH)
12.11.2019
Phil Campbell And The Bastards Songs - KiFF Aarau 2019 (Flyer)

Ex-Motörhead-Klampfer Phil Campbell zu Gast in Aarau 

Der walisische Saitenhexer Phil Campbell ist nach Ende der Motörhead-Ära definitiv alles andere als untätig geblieben. Gemeinsam mit seinen Söhnen und dem befreundeten Sänger Neil Starr rief er 2016 ein neues Projekt ins Leben: Phil Campbell And The Bastard Sons. Mit diesem schaute er am Freitagabend im KIFF vorbei. Als Support-Acts figurierten die helvetischen Truppen Simia Sapiens und Hathors. 

Es gibt unzählige «Snaggletooth»-Jünger auf diesem Planeten. Ich staune jedes Mal wieder, welchen Kultstatus die britischen Hard Rock-Legenden in unserer Szene innehaben. Lemmy Kilmister und seine Gefährten haben gefühlsmässig an jeder Ecke irgendjemanden geprägt. Leider weilt der kultige Bass-Maestro seit ein paar Jahren nicht mehr unter uns; was auch die Auflösung von Motörhead zur Folge hatte. Drummer Mikkey Dee versucht sein Glück inzwischen bei den Scorpions. Doch in diesem Artikel geht es nicht um ihn, sondern um den anderen Ex-Motorschädel: Phil Campbell. Eigentlich hatte er schon vor längerer Zeit von einem Soloalbum gesprochen. Dies soll nun endlich Realität werden. Fix-Datum: 25. Oktober 2019. Das gute Teil wird den Namen «Old Lions Still Roar» tragen und soll ihm Rahmen dieser Tour den Massen ein bisschen nähergebracht werden. Die zwei ersten veröffentlichten Stücke («These Old Boots» und «Swing It» ) lassen aufhorchen, denn auf diesen geben sich unter anderem Dee Snider und Alice Cooper die Ehre. Die Setliste wird aber garantiert auch Songs von Phil Campbell And The Bastard Sons und selbstverständlich Motörhead enthalten. Bevor es soweit ist, dürfen jedoch zwei Schweizer Vorbands ran.

Simia Sapiens

Den Anfang machen die Lokalmatadoren Simia Sapiens mit ihrem Stoner Punk Rock. Die junge Truppe hat erst drei Jahre auf dem Buckel. Nichtsdestotrotz konnte die inzwischen als Trio agierende Band mit «Wake Up Or Die» und «Embrace Finality» bereits zwei Studioalben produzieren. Die Jungs agieren sehr solide. Im Fokus steht Trommler Bob, der ebenfalls auffällig viel Gesangsarbeit verrichtet. Seinen Aussagen nach zu urteilen, scheint er nicht aus der Schweiz zu stammen. Ich würde jetzt spontan auf Grossbritannien tippen. Das Publikum fühlt die Mucke sichtlich. Wer auf eine coole Stoner-Dosis aus ist, sollte sich Simia Sapiens bei Gelegenheit definitiv einmal zu Gemüte führen.

Hathors

Als Beobachter ist man immer stolz, wenn Truppen aus der eigenen Stadt auf der Bühne bestaunt werden können. So geht es mir mit den Hathors aus Winterthur. Sie setzen auf einen speziellen und praktisch undefinierbaren Stil. Das Dargebotene könnte am Ehesten noch irgendwo in den Bereichen Stoner, Doom und Sludge eingeordnet werden. Leider reissen mich diese 40 Minuten gar nicht vom Hocker. Zudem hat sich vor der Bühne inzwischen eine grössere Lücke gebildet. Sorry Jungs, aber das «Duell» der Vorgruppen geht eindeutig an Simia Sapiens.

Phil Campbell And The Bastard Sons

22.10 Uhr – Zeit für den Headliner! Locker und motiviert betreten die Musiker die Bühne. Ich muss gestehen, dass es schon eine geniale Sache ist, eine Grösse wie Phil Campbell in einer verhältnismässig kleinen Location live zu erleben. Der Gitarrist zeigt überhaupt keine Berührungsängste. Er ist einfach eine coole, Kaugummi kauende Socke! Aber auch seine Söhne und Sänger Neil Starr scheinen den Auftritt sichtlich zu geniessen. Keine Spur von Überheblichkeit. Die wollen einfach nur spielen – so sollte es doch eigentlich immer sein, oder?

Im Gegensatz zum Hathors-Gig ist das Publikum nun wieder voll da. Angestachelt vom «Flummiball» am Mikrofon kommt immer mehr Bewegung in die Runde. Aufgrund dessen lassen die Mosh Pits natürlich nicht lange auf sich warten. Da diese aber wie gewohnt eher in der Mitte stattfinden, kann ich am Seitenrand in Ruhe meinen Hopfen-Smoothie schlürfen. Wie erwartet flippt die Meute insbesondere bei den Motörhead-Hymnen, von denen wir heute ganze sechs zu hören bekommen, komplett aus. Auch bei mir meldet sich massenhaft Hühnerhaut an. «Ace Of Spades» wird dem gestern verstorbenen Larry Wallis gewidmet. Er figurierte in den Anfangstagen von Motörhead als deren Klampfer.

Sackstark, was die Briten hier zeigen. Todd Campbell beweist mit mitreissenden Soli regelmässig, dass er von seinem Vater effektiv die richtigen Gene mit auf den Weg bekommen hat. Für die tiefen Töne ist der mit einem prächtigen Vollbart ausgestattete Tyla Campbell zuständig. Er leistet tolle Arbeit und versucht in keinster Art und Weise Lemmy irgendwie zu imitieren – und das ist auch richtig so. Im Hintergrund gibt Dane Campbell an der Schiessbude jeweils brav den Takt vor. Motivator Neil am Mikrofon habe ich zwar bereits erwähnt, aber auf seine geniale Stimme muss man trotzdem noch zu sprechen kommen. Die passt effektiv wie die Faust aufs Auge zur Musik, welche das Quintett hier zum Besten gibt. Mit dem überzeugenden Zugaben-Block bestehend aus «Big Mouth» (von der gelungenen Debüt-EP) und dem Motörhead-Doppel «Lost Woman Blues» und «Killed By Death» verabschieden sich die Musiker schliesslich von ihren Schweizer Fans.

Das Fanzit – Phil Campbell And The Bastard Sons

Veranstalter Metalmayhem hat bewiesen, dass es nicht immer bloss metallische Events sein müssen. Die Zuhörerschaft wurde heute Abend nämlich zweifelsohne auch durch Hard Rock- und Stoner Punk-Klänge absolut zufriedengestellt. Einzig die Winterthurer Hathors tanzten ein bisschen aus der Reihe. Phil Campbell And The Bastard Sons halten das Motörhead-Vermächtnis in Tat und Wahrheit am Leben. Trotzdem sollte man sie keinesfalls als simple Tribute-Kapelle einstufen. Dafür ist ihr eigenes Material nämlich zu gut.

Setliste – Simia Sapiens

  1. Suffocate
  2. Where’s The Empathy
  3. Child Of Hope
  4. Dystopia
  5. Suffering Bastard
  6. Proud & Brainless

Setliste – Hathors

  1. Holy Shit
  2. Give It Away
  3. Evermore
  4. Where Were You
  5. Monopoly
  6. New York
  7. Sleepwalker
  8. Watching You
  9. Lucifer
  10. Loose Ends
  11. Brainwash TV

Setliste – Phil Campbell And The Bastard Sons

  1. Step Into The Fire
  2. Freak Show
  3. Rock Out (Motörhead-Cover)
  4. These Old Boots (neuer Song von bald erscheinenden Solo-Album von Phil Campbell)
  5. High Rule
  6. Born To Raise Hell (Motörhead-Cover)
  7. Dark Days
  8. Get On Your Knees
  9. Rockaway Beach (Ramones-Cover)
  10. R.A.M.O.N.E.S. (Motörhead-Cover)
  11. Straight Up (neuer Song von bald erscheinenden Solo-Album von Phil Campbell)
  12. Silver Machine (Hawkwind-Cover)
  13. Ace Of Spades (Motörhead-Cover)
  14. Ringleader
  15. Big Mouth*
  16. Lost Woman Blues (Motörhead-Cover)*
  17. Killed By Death (Motörhead-Cover)*

*Zugabe


Wie fandet ihr das Konzert?

12.11.2019
Weitere Beiträge von

Hathors, Phil Campbell And The Bastard Sons, Simia Sapiens