Metal der alten Schule
Das Trio RAM, Vulture und Indian Nightmare machte am Samstag im Winterthurer Gaswerk ordentlich Lärm. Das Ganze hat zwar «bloss» im Foyer des Hauses stattgefunden, aber dieses war dann trotzdem sehr gut besucht. Es gab für einen Septemberabend jedenfalls genug Schweissperlen.
Gestern und heute würde eigentlich auch die Rocknacht Tennwil stattfinden. Die Veranstaltung im Aargauer Seetal hätte zweifelsohne ein attraktives Programm zu bieten. Nichtsdestotrotz habe ich mich für eine Alternative entschieden. Der Auftritt von RAM am diesjährigen Bang Your Head!!!-Festival will mir nämlich einfach keine Ruhe lassen. Mit riesiger Vorfreude wohnten wir damals der Show bei – und wurden bitter enttäuscht. Das war einfach ein Schuss in den Ofen. Ein Jahr zuvor haben uns die Schweden am Summer Breeze Open Air noch regelrecht aus den Latschen gehauen. Nun folgt am heutigen Abend also der wegweisende Gig in Winterthur. Werden sie mich nochmals überzeugen können – oder muss ich künftig einen grossen Bogen um ihre Konzerte machen? Bald gibt’s Gewissheit.
Indian Nightmare
RAM sind allerdings nicht alleine in die Eulachstadt gereist. Zwei Support-Acts leisten den schwedischen Schwermetallern auf ihrer Europarundreise Gesellschaft. Eine dieser Truppen hört auf den Namen Indian Nightmare und hat jetzt die Aufgabe, das Publikum auf Betriebstemperatur zu bringen.
Bereits nach wenigen Augenblicken führen einem die fünf Musiker wieder einmal deutlich vor Augen, weshalb man einem Konzertabend wenn immer möglich von Anfang an beiwohnen sollte. Sehr starke Performance, welche die Zuhörerschaft sogleich mitreisst. Wow! Dieses Gemisch aus Heavy Metal, Punk und Speed Metal hat es definitiv in sich. Angesiedelt ist die Band gemäss World Wide Web zwar in Berlin, aber die einzelnen Mitglieder stammen aus allen Ecken unseres Planeten. Das Quintett ist mit Nieten übersät. Tja, so sind sie, die waschechten Schwermetaller. Das Mikrofon von Fronter Poison Snake ist eine Art Knochenkreuz. Überragend sind eindeutig die hohen Screams, die der gute Mann zum Besten gibt.
Nach einer halben Stunde ist der wilde Ritt leider bereits wieder finito. Dass man anschliessend die Mehrheit der Besucher am Merchandise-Stand antrifft, spricht ganz klar für die Leistung von Indian Nightmare. Auch meine Wenigkeit kann sich ein Exemplar des aktuellen Ablegers «By Ancient Force» sichern.
Vulture
Die aus Deutschland stammenden Vulture mögen zwar erst seit vier Jahren existieren, aber ihr musikalisches Schaffen orientiert sich zweifelsohne an den 80er Jahren und an denjenigen Kapellen, die zu dieser Zeit für unsere Szene prägend waren. Anhänger von Speed und Thrash Metal müssten hier eigentlich vollends auf ihre Kosten kommen. Ich persönlich finde das Gezeigte aber nicht sonderlich berauschend. Das mag aber teilweise durchaus auch an den Nachwehen von Indian Nightmare liegen. Deren überraschend starke Performance will mich einfach nicht mehr loslassen.
RAM
Nochmals den Hopfentee-Vorrat an der Bar im Saal aufstocken, sich die Schweissperlen von der Stirn wischen, durchatmen – und dann ist man bereit für den Headliner des heutigen Abends. So meine Herren, jetzt gilt’s! Ich möchte die Schmach vom Bang Your Head!!!-Festival nämlich nur allzu gerne aus meinem Gedächtnis verbannen. Dazu brauchts nun aber einen rundum überzeugenden Auftritt.
Meine Zweifel lösen sich schon bald komplett in Luft auf. Der Fünfer aus Göteborg zeigt allen Anwesenden in souveräner Manier, wer der Chef im Ring ist. Der Gesang von Oscar Carlquist ist bestens abgemischt. In Balingen war dies nämlich eine regelrechte Entgleisung. Vielleicht sind RAM ja einfach eher eine Club- als eine Festival-Band. Heute überzeugen sie jedenfalls auf ganzer Linie. Nicht nur auf sondern auch vor der Bühne werden die Mähnen unermüdlich geschüttelt. Über mangelnde Stimmung oder ein passives Publikum kann sich hier wirklich keiner beklagen.
Der Über-Hit «Gulag» wird von den Fans gewohnt euphorisch abgefeiert. Mit «The Throne Within» haben die Nordmänner zudem erst vor acht Tagen ein neues Eisen geschmiedet. Vier Stücke davon bekommen wir im Rahmen der Show um die Lauscher geballert. Das klingt alles äusserst vielversprechend. Mit ziemlicher Sicherheit wird meine Geldbörse nach dem Konzert nochmals ein bisschen Gewicht verlieren.
Das Fanzit – RAM & Co.
Geschafft! RAM haben sich bei mir definitiv rehabilitiert. Neben den Schweden vermochten aber auch Indian Nightmare zu überzeugen. Es war eine schweisstreibende Angelegenheit, aber die Besucher wirkten zufrieden mit den gezeigten Darbietungen. Das Gaswerk ist effektiv immer wieder einen Abstecher wert.
Setliste – Indian Nightmare
- Circles Of Fire
- Warlords
- Serpent’s Eye
- Land Of The Damned
- Set The Spirit Free
- The Awakening
Setliste – RAM
- Return Of The Iron Tyrant
- Eyes Of The Night
- The Trap
- Blades Of Betrayal
- Gulag
- Defiant
- Ravnfell
- Violence (Is Golden)
- Usurper
- Machine Invaders
- Infuriator
- Flame Of The Tyrants
- Sudden Impact