Flammen in die Nacht – SpiteFuel präsentieren ihr neues Album
Heilbronn’s Finest melden sich zurück! Im Rahmen einer Album-Release-Show in der Rockfabrik Bad Friedrichshall präsentieren SpiteFuel zum ersten Mal ihre neuen Songs (siehe auch Album-Review) im Live Gewand. Und wenn man schon freundlich eingeladen wird, dann fährt man doch auch gerne wieder mal Richtung Schwabenländle…
Nach einer verdammt kurzen Nacht (am Tag zuvor war das Swiss Glam Rock Fest in Solothurn…) geht’s gegen den Mittag schon wieder los. Kurz das Ende des Rugby WM Finals schauen (zur grenzenloser Freude meiner besseren Hälfte holt sich Südafrika den dritten Titel) und dann ab auf den Zug. Die DB zickt für einmal nicht rum und so marschiere ich pünktlich um 17h in der Rockfabrik ein. Was mir zu diesem Zeitpunkt nicht bewusst ist: Showtime ist erst um 21 Uhr…
Doch das ist egal. Die Zeit vertreibe ich mir mit rumquatschen, auch für ein richtiges Interview nehmen sich SpiteFuel Zeit und ansonsten trifft man alte und neue Bekannte. Jens und Lena vom WGM Festival sind da und erzählen spannende Dinge über Festivalorganisation, Zusammenarbeit mit den Behörden und Starallüren von Metalbands. – erstaunlich, dass es sowas gibt! Der Bohn-Clan (befreundete Jungs von SpiteFuel) marschiert auf – mit Backpatches vom neuen Album! Einer wird der Band gerahmt als Erinnerung überreicht, eine richtig coole Aktion!
Out Of Order
Die Spite-Jungs sind heute natürlich nicht die einzige Band. Zwei Vorgruppen stehen auf dem Programm, um 21 Uhr darf die erste beginnen. Mit Out Of Order stehen nun richtiggehende Lokalmatadoren auf der Bühne. Seit 1991 aktiv ist die Truppe aus dem Grossraum Heilbronn. Mit gebührendem Sicherheitsabstand verfolgen die zahlenmässig noch wenigen Fans das Treiben auf der Bühne. Zu Beginn sind beim Sound durchaus Maiden-Einflüsse zu hören, danach geht’s doch sehr in die Richtung «Thrash Metal». Und zwar die Art, die mir nicht zusagt… Über die Performance von Out Of Order kann man nichts Schlechtes sagen, mir gefällt das halt nur nicht – und so bin ich rasch wieder draussen. Zumal die Lichtverhältnisse absolut bescheiden sind, sodass man auch kaum gescheite Bilder knipsen kann…
Dragonsfire
Der Name der zweiten Band – das verheisst Gutes. Hoffe ich jedenfalls… Und in der Tat: Das ist nun deutlich eher nach meinem Gusto. Power Metal, allerdings in ungewohnter Formation: Da sind doch wirklich drei Gitarristen auf der kleinen Bühne am Werk! Rechts und links stehen am Bühnenrand zwei grosse Pommesgabeln, ein kleineres Exemplar hat zudem Fronter Dennis Ohler, welches er als Luftgitarre braucht… Wobei «Luftgitarre» nun natürlich so nicht mehr korrekt ist…? Nun, es scheint jedenfalls klar, dass sich Dragonsfire selber nicht ganz ernst nehmen. Ähnliches kennt man ja von Grössen wie Gloryhammer oder Alestorm.
Das Bugs Bunny Intro ist ein weiterer Beleg für die humoristische Seite. Dann sind die Hessen wohl die einzige Band, die ich kenne, die einen Song über Aale gemacht hat… «Steel Eel (Hungry Beast)» nennt sich das und Ohler wedelt da auch mit einem aufblasbaren Exemplar herum, während Drummer Jan Müller am liebsten NUR Songs über diese Fische machen würde…
Mittlerweile sind auch etwas mehr Leute in den Club marschiert, ein gewisser Sicherheitsabstand zwischen Bühne und Fans existiert jedoch auch jetzt. Dutti, du siehst – das ist nicht unbedingt ein Schweizer Phänomen… Müller schafft es gegen Ende jedoch, dass wenigstens für das Schlussbild die lichten Reihen etwas gefüllt werden – denn er «will den Leuten, die 2005 ins Gästebuch der Homepage geschrieben haben, beweisen dass tatsächlich Leute an die Shows kommen»…!
Nun, musikalisch haut mich das zwar auch nicht komplett um, aber es ist dennoch recht unterhaltsam. Da gibt’s zweifellos schlimmeres… Schlussendlich ist es vielleicht einfach auch der falsche Abend, denn irgendwie wollen doch heute alle nur den Headliner sehen… Aber Dragonsfire würde ich mir bei anderer Gelegenheit jedenfalls schon wieder geben.
SpiteFuel
Es ist spät am Abend, mittlerweile geht’s gegen Mitternacht zu. Dennoch ist es nun in der Rockfabrik richtig voll – der Headliner hat hier sichtlich eine grosse Fanbase, die gierig auf das neue Material wartet. Phil, Tobi, Timo, Matze und BJ lassen sich nicht länger bitten und legen nach dem Intro „Flame To The Night“ mit „Stand Your Ground“ richtig los. Der Rausschmeisser wird zum Opener: Kann man so machen, denn es funktioniert auch auf diese Weise… Dieser Track eröffnet auch das Album und wurde ja bereits vor einem Jahr per YouTube der Öffentlichkeit präsentiert. Ebenfalls bereits unter das Volk gebracht ist „Trick Or Treat“. Zum fraglos härtesten Track existiert seit kurzem ein Videoclip. SpiteFuel lassen es hier zu Beginn richtig krachen!
Wer nun erwartet, dass die Heilbronner einfach mal ihr Album von A-Z runterspielen, sieht sich rasch getäuscht. Mit „Tainted“ folgt ein Klassiker, der auch entsprechend von den Fans gefeiert wird, bevor es mit „Till I Die“ das erste und einzige Mal etwas ruhiger wird. Mit „Bad Boy“ und „Two Faced“ folgen zwei Tracks, die ihre Live-Premiere bereits gefeiert haben – nämlich in der Schweiz beim „Rock The Ring“-Festival. Speziell die bösen Jungs funktionieren hier hervorragend. Und während „Two Faced“ steht ein Typ mit beachtlicher Haarpracht am Bühnenrand und propellert damit, was das Zeug hält! Beeindruckende Bilder, leider mit der Kamera nicht festzuhalten…
Ein persönliches Highlight bildet natürlich „Under Fire“ als einziger Vertreter des überragenden „Dreamworld Collapse“ Albums vom letzten Jahr. Apropos „DWC“: Wenige Minuten später verschenken SpiteFuel ein riesiges Backdrop von eben diesem Werk. Wie kommt’s? Ich habe es zu Beginn erwähnt, dass hier viele Fans und Bekannte der Band hier sind, unter anderen der „Bohn-Clan“. Und hier schreitet nun der Gründer plötzlich auf die Bühne und übernimmt das Mikrofon von Phil. Sichtlich nervös bittet er seine Freundin zu sich, welche überglücklich seinen Heiratsantrag annimmt. Herzlichen Glückwunsch euch beiden! So lassen sich SpiteFuel dann eben nicht lumpen und überreichen das besagte Backdrop als verfrühtes Hochzeitsgeschenk…
Doch nun genug der Romantik und Sentimentalitäten! Tobi kündigt es an: „Wollen wir wieder Musik machen?“ Aber ja doch! Und damit die Stimmung grad wieder zum Kochen kommt, gibt’s mit dem alten „Never Surrender“ gleich richtig einen vor den Latz, bevor die nächste Ladung an neuen Tracks beginnt. „Through The Shades“ ist die Übernummer, die mich auch im Live-Gewand nicht restlos packt. „Firewater“ und vor allem „Machines“ zünden da deutlich besser, letzterer ist auch schon in Hinwil im Set gewesen. DIE Überraschung bildet jedoch „Silent Guard“. Auf CD fand ich den ein „naja“-Song – doch live fährt der unheimlich ein! Zweifellos ein Highlight des Abends und seitdem hör ich den auch ab Konserve mit anderen Ohren…
Wenn man bei SpiteFuel von einem „Hit“ reden darf, dass ist dies sicherlich „Sleeping With Wolves“, bei dem zudem die ganze Band noch vorgestellt wird. Die Stimmung ist grossartig und wir bekommen mit einem furiosen „Try To Hate Me“ nochmals ein richtiges Brett geliefert, bevor der Fotograf das Schlussbild macht.
Moment mal: Das war’s ja wohl noch nicht! Gut – alle Tracks der neuen CD sind gespielt worden, doch es gibt ja sicher noch mehr von diesem älteren Stoff…? Aber hallo! „Purified“ und das affengeile „Devils Darling“ bilden nach 90 Minuten den perfekten Abschluss unter diese CD-Release Party! Oder soll ich jetzt noch jammern, dass „Whorehouse Symphony“ nicht gespielt wurde? Ach was – es hat auch so gepasst!
Das Fanzit
SpiteFuel machen’s wie die Römer: Sie kamen, sahen und siegten! Eine richtig starke Show, welche hier die fünf Jungs auf die Bretter legen. Phil singt insgesamt zudem einen Ticken zahmer als auf CD, was mir persönlich natürlich entgegenkommt. Dennoch ist es klar, dass er Dreh- und Angelpunkt ist – eine Rampensau erster Güte! Die Spielfreude ist ihm wie auch seinen Mitstreitern im Gesicht abzulesen, speziell Timo (heute wieder mit seiner „Wicked Sensation“-Klampfe am Werk!) strahlt immer wieder über alle Barthaare.
Schlechtes lässt sich auch über die Performance der Supportacts Out Of Order und Dragonsfire nicht sagen. Sie hatten jedoch schon einen etwas schwereren Stand als der nachfolgende Headliner. Dem zum Trotz mangelte es sicher nicht an der Motivation!
Alles in allem hat sich die Reise nach Süddeutschland trotz extrem wenig Schlaf gelohnt. Danke vielmals an dieser Stelle an Phil, Tobi, Matze, BJ und speziell an Timo für die Gastfreundschaft! Man sieht sich bald – hoffentlich dann wieder in der Schweiz…
Setliste SpiteFuel
- Flame To The Night (Intro)
- Stand Your Ground
- Trick Or Treat
- Tainted
- Till I Die
- Bad Boy
- Two Faced
- Under Fire
- Never Surrender
- Through The Shades
- Firewater
- Machines
- Silent Guard
- Sleeping With Wolves
- Try To Hate Me
- Purified*
- Devil’s Darling*
*Zugaben