Ab in die Zeitmaschine
Wir unternehmen heute eine kleine Reise in die Vergangenheit. Das gilt im doppelten Sinne, denn einerseits wurde das Debutalbum von Nidhoeggr bereits 2015 veröffentlicht und andererseits sind frühere Zeiten in grossem Masse präsent in den Texten darauf. Dieses Review erscheint also quasi „nach der Schlacht“ und genau das ist auch der Titel der selbstproduzierten Scheibe.
Die sechs Berner haben sich dem Folk und Viking Metal verschrieben, machen aber gleich beim eröffnenden „Eure Hoheit“ klar, dass sie gerne mal ein Auge in Richtung epische Stimmungen werfen. Nichts Neues, schiesst einem da vielleicht durch den Kopf und dieser Gedanke mag sich durchaus halten bis der vierte Track – „Wolfssage“ – beginnt. Da reisen die Gedanken erst nach Südamerika, um danach ins Tessin zu schweifen. Spannende Ideen, die das Sextett hier verarbeitet, wenn sie auch das Potential nicht ganz ausnutzen. Dasselbe gilt für das in der Mitte platzierte „Schicksal“, in dem Cowbell und etwas, das nach Temple Blocks klingt, für Akzente sorgen. Diese erfrischenden Farbtupfer sind definitiv hervorzuheben.
Leider schaffen es Nidhoeggr nicht, diese Ideen weiterzuspinnen und mehr daraus zu machen. In fast jedem Song findet sich ein starkes Element, aber dabei bleibt es dann meistens auch. So bietet beispielsweise „Entfesselt“ einen guten Aufbau zu Beginn, doch danach bleibt der Höhepunkt aus und das Lied schafft es nicht, im Gedächtnis hängen zu bleiben. Auch „Weltenbrand“ oder „Zeit“ besitzen einige solide Ansätze, aber es fehlt schliesslich an Schwung, um den Hörer richtig mitzureissen.
Den grossen Schwachpunkt bilden auf dem ganzen Album verteilt die Gesangslinien. Damit meine ich nicht, dass Sänger Janos Thomann schlecht singt, im Gegenteil: seine Growls haben ein schönes Volumen und sind dennoch angenehm verständlich. Vielmehr ziele ich auf die Art ab, was für Melodien er singt und welche Phrasierung die Band bei ihren Texten verwendet. Jene folgt nämlich in beinahe jedem Lied dem gleichen Versmass. Das zeigt sich darin, dass eigentlich sämtlicher Text aus dem Booklet problemlos über jede verwendete Melodie gesungen werden könnte. Und da die Gesangslinien und Texte einen grossen und wichtigen Teil von Nidhoeggrs Musik ausmachen, fällt das sehr stark ins Gewicht. Einen einzelnen Song stört das natürlich nicht, aber über das ganze Album hinweg gesehen, fehlt es dahingehend schlicht und einfach an Abwechslungsreichtum.
Die Ausnahme bildet das instrumentale „Mittsommer“. Hier bietet uns die Band mitreissendes Material mit tollen Melodien und zeigt, dass sie es schafft einen eingängigen aber dennoch spannenden Song zu schreiben. Überdies punktet hier vor allem die Gitarrenarbeit. Ich wünschte mir, Nidhoeggr würden sich dieses Stück als Beispiel nehmen für ihre weitere musikalische Arbeit. Daraus lässt sich nämlich durchaus etwas machen.
Überdies stimmt auch die Abmischung und Klangqualität der Scheibe, die alles bietet, was eine vernünftige Produktion an Qualitäten so bieten muss. Ebenfalls sauber wenn auch etwas unspektakulär kommt das Coverartwork daher.
Das Fanzit zu Nidhoeggr – Nach der Schlacht
Nidhoeggr haben 2015 ein sauber produziertes Album veröffentlicht, auf dem sie zeigen, dass sie interessante Ideen haben und bereit sind, diese auch entsprechend einzusetzen. Leider fehlt es in der Weiterführung noch an Konsequenz. Dass die Band auch anders kann wird bei einem konzentrierten Hördurchgang nämlich klar. Schaffen es Nidhoeggr, die erwähnten Elemente noch zu verfeinern und vor allem abwechslungsreiche Gesangsmelodien und Phrasierungen der Texte zu schreiben, können sie ihr Potential voll ausschöpfen. So verbleibe ich mit soliden 6.5 Punkten, die noch eine Steigerung in Zukunft offenlassen.