Metalinside.ch - SpiteFuel mit der Bohn Gang - Bad Friedrichshall 2019 - Foto Kaufi
Sa, 2. November 2019

SpiteFuel – Interview mit der ganzen Band

Heavy Metal, Modern Metal
30.12.2019
Metalinside.ch - SpiteFuel mit der Bohn Gang - Bad Friedrichshall 2019 - Foto Kaufi

Noch zwei Shows bis Neujahr!

Anfang November wird’s wieder laut in Heilbronn. SpiteFuel veröffentlichen ihr neues Studioalbum, betitelt ist es „Flame To The Night“. An einem kalten, unfreundlichen Novemberabend macht sich die Band bereit, um in der Rockfabrik in Bad Friedrichshall (einige Kilometer ausserhalb von Heilbronn) den Fans ihr Werk zu präsentieren (siehe Review). Doch zuvor bittet Metalinside zum Gespräch – und wie immer kriegt man hier nicht den „Gitarristen“ oder den „Sänger“: Nein, hier bekommt man die ganze Bande – Sänger Phil, die Gitarristen Tobi und Timo, Basser Matze und Schlagzeuger Björn. Dumme Sprüche und Spass sind garantiert…

Und kaum läuft das Aufnahmegerät, flüstert einer „Erste Frage: Ist das euer Ernst, dieses Album?“ was zu erstem Gelächter führt. Und so hake ich ein: „Erste Frage: Ist das euer Ernst, das Album?“ – was mit einem lauten „JA“ beantwortet wird. Ok, das war es dann, danke schön….

Der Split

Doch nun gehen wir die Sache mal wirklich etwas ernster an. Zuerst einmal interessiert es mich halt doch, was denn vor eineinhalb Jahren innerhalb der Band passiert ist und warum Fronter Stefan Zörner SpiteFuel wirklich Knall auf Fall verlassen hat. Gitarrist Tobi beginnt zu erklären: „Ja, was war der Grund? Nun, wir hatten unter anderem musikalisch andere Vorstellungen. Wir wollten grundsätzlich verschiedene Dinge und bevor wir uns in eine unermessliche Form anfangen zu streiten und wir uns gegenseitig beschimpfen – das wollten wir nicht. Das wollte er nicht und so hat er dann verkündet, dass er aussteigt.“ Drummer Björn ergänzt: „Bevor jetzt fünf Leute irgendwelche Kompromisse eingehen müssen, dieser will das spielen, dieser will jenes spielen – kann dann das Bandgefüge diese musikalischen Wünsche zusammenhalten?“

Einen Nachfolger für Stefan haben SpiteFuel dann bald einmal rekrutiert. Doch wie haben sie Phil Stahl überhaupt gefunden? Der Sänger ergreift das Wort: „Ich würde sagen, ich habe die Jungs gefunden! Die Band hat eine Anzeige geschaltet in den sozialen Medien und ein Kumpel von mir, der auch ein gemeinsamer Freund ist, hat das dann geteilt. So habe ich mal geschrieben, dass ich Bock hätte da einzusteigen. Wir haben uns danach mal getroffen und geprobt, dann war ziemlich schnell klar, dass wir gut zusammen passen – gehen wir den Weg zusammen weiter!“ Dass es passt, sieht man auch an Phils Tattoo…

Ein neuer Stil

Stilistisch hingegen kann man den VfB Stuttgart-Fan sicher nicht mit seinem Vorgänger vergleichen. Der deutlich aggressivere Gesang hat natürlich ziemlich Einfluss auf das neue Album (siehe auch Review dazu). „Dreamworld Collapse“ war 2018 eines meiner absoluten Top-Alben. Jetzt dieser drastische Wechsel auf „Flame To The Night“, der wohl nicht nur mich ziemlich überraschte. Obwohl man es natürlich erahnen konnte – „Stand Your Ground“ zeigte diesen Weg schon vor einem Jahr vor. Schlagwerker BJ grinst: „Es ist ja noch kein Black Metal!“, was zur nächsten Lachattacke aller Beteiligten führt. „NOCH“… Das Album ist härter, moderner, aber die Melodien sind dennoch nicht verschwunden. Tobi stellt klar: „Die Melodien werden auf jeden Fall immer da bleiben! Es ist härter – ja. Es ist direkter – ja. Es ist aggressiver – ja. Das war alles ein Prozess, der bewusst so gewählt ist, der hat sich schon bei der „DWC“ rauskristallisiert. „DWC“ ist sehr verspielt, sehr tiefgehend… Wie hat mal jemand gesagt? Wenn ich schlechte Laune habe und mir diese Platte anhöre, dann werde ich danach nicht besser drauf sein.“ Er lacht, und irgendwie kann ich das selber auch nicht nachvollziehen. Nun gut – das ist eine Meinungssache. Bestätigt auch der Blondschopf, als er weiter ausführt: „Klar, auf der Platte sind keine „Gute-Laune-Ballermann-Mitmach-Songs“. Wir haben gemerkt, dass es ganz, ganz schwierig ist, die Platte live so rüberzubringen, weil uns da einfach auch die Möglichkeiten fehlen. Von der Grösse, mit all den Orchesterpassagen und so weiter. Das ist live nicht umsetzbar, denn dann müssten wir sampeln, und das wollen wir definitiv nicht. Da war es also schon klar, dass wir jetzt eine Platte machen wollen, die live umsetzbar ist, die live funktioniert und Energie hat, die sofort greift und einen mitreisst. Das war der Plan dahinter. Und ich denke mit Phil… mit seiner Stimme hat er den Rest getan!“

Geschichten aus dem Leben

„Dreamworld Collapse“ war ja ein Konzept Album, eine Fantasy Geschichte. Zwar kenne ich die neuen Texte noch nicht, aber die Songtitel scheinen nicht wirklich viel mit Fantasy zu tun haben. Wer schreibt denn nun die Texte? Phil? „Ja, genau!“ bestätigt der Sänger. „Ich würde sagen, dass die meisten Ideen dazu beim Autofahren oder im Fitnessstudio entstehen, wenn man runterfährt und den Tag so ein bisschen reflektiert. Da kristallisieren sich dann so Alltagsthemen heraus, die einem auf dem Herzen liegen.“ Richtige Geschichten aus dem Leben halt. „Es sind ganz alltägliche Dinge, die einem unter den Nägel brennen, die einem wichtig sind“ ergänzt er. „„Till I Die“ geht um Musik, immer weiterzumachen… Wir haben das wohl alle schon mal erlebt, dass man in einer Sackgasse steckt und es geht nicht weiter. Doch die Aufgabe, die Mission ist, immer weiter zu machen, egal was einem in den Weg gelegt wird – oder man sich auch mal selber im Weg steht. „Stand Your Ground“ geht diesbezüglich in die gleiche Richtung. Selber Aussage, andere Stimmung!“ Saitenhexer Tobi mischt sich ein: „Wobei „Stand Your Ground“ einen deutlich positiveren Ansatz wählt. Und zwar steh für das ein, was Du willst und lass Dich nicht unterkriegen! Das ist mehr oder weniger die Aussage von „SYG““.

Mit „Trick Or Treat“ („Das hat nichts mit Halloween zu tun, das war einfach grad so ein lustiger Gag, der zum Release gepasst hat“) haben SpiteFuel gleich auch den härtesten Song als erste Single veröffentlicht. Auch das ist dann wohl Kalkül… BJ grinst: „Ja. Und dann kannst Du Dir sicher vorstellen, was als zweites rauskommen wird?“ Kann mir bitte mal einer rasch die Tracklist geben…? Der zweite Gitarrist Timo wirft ein: „Die Setlist ist vorbereitet“, was die nächsten Lachsalven auslöst und mir kurzfristig ein grosses Fragezeichen ins Gesicht meisselt. Hier wird man ja auch noch verarscht, unglaublich… Doch zurück zum Thema. Nachdem man mich von der langen Leitung geschubst hat, ist klar, dass mit „Till I Die“ der „softeste“ Song als Videoclip Nummer zwei herhalten wird. Kontrastprogramm!

Ziele

SpiteFuel sind noch eine recht kleine Band, die ausserhalb der Heimat sicher noch etwas mehr Bekanntheit vertragen kann. Was wollen denn die fünf Jungs denn in naher und nicht so naher Zukunft erreichen? Auftritte auf dem Bang Your Head und in Wacken lassen wir mal weg – DAS will sowieso jede Band mal machen. Timo dazu: „Einfach mal unsere Live Präsenz ausbauen“, Tieftöner Matze will „Einfach wieder mehr spielen, als wie bis jetzt getan haben“, während der Fronter „einfach das Album präsentieren“ will. Tönt alles „einfach“, und Tobi fasst das zusammen: „Wir wollen einfach diesen Schritt weiterkommen aus dem doch noch lokalen, regionalen Gebiet. Den grösseren Schritt, dass man uns – ich sag jetzt mal deutschlandweit, dreiländereckweit – kennt. Dass wir eine Institution werden, die beispielsweise in Hamburg bei einem Konzert auch ein paar Leute zieht. Das ist jetzt der Plan, wir wollen mit dem Album einfach Reichweite generieren. Einfach nur nach vorne!“

Album Nummer 4

Gibt es von SpiteFuel wieder ein Album im 2020? Drei Alben in drei Jahren – das ist beachtlich. Geht das so weiter mit Scheibe Nummer vier? Phil lacht: „Also jetzt bringen wir erst mal „Flame To The Night“ raus und hoffen, dass wir Gehör finden.“ Tobi stellt grinsend klar: „Ob es ein neues Album gibt, können und dürfen wir jetzt noch nicht sagen, aber wer uns kennt…“, bricht dann ab und einmal mehr herrscht schallendes Gelächter in der Runde. „Ich darf das Timo gegenüber nicht laut sagen, sonst werde ich gehauen“ lacht der Gitarrist. Und weiter: „Nein, wir sind ja Musiker, sogenannte Künstler. Anscheinend. Wurde mal gesagt. (Gelächter) Wir machen Musik, weil wir Bock haben, Musik zu machen! Deswegen werden immer Lieder geschrieben und es wird immer an Liedern gearbeitet. Natürlich steht im Moment anders im Fokus, doch in Zukunft werden wir natürlich weiter machen. Irgendwann. Vielleicht.“ Dass auch diese Aussage für allgemeine Erheiterung sorgt, versteht sich von selbst… BJ erklärt: „Jetzt machen wir erst mal die erste Show mit dem neuen Album.“ Und danach folgt die zweite Show mit dem neuen Album? BJ: „Genau!“ Und Tobi ergänzt: „Und dann kommt das nächste Album!“ Die Jungs kugeln sich schon fast vor Lachen… Der Drummer kennt zudem den Kalender: „Jetzt die erste Show, dann die zweite Show – dann ist es schon Neujahr! Hohoho!“ Die Zeit rast…

Famous Last Words von SpiteFuel

Der Plausch mit Timo, Tobi, Matze, BJ und Phil ist schon fast durch. Einmal mehr hat’s Spass gemacht, mit SpiteFuel zu quatschen! Und so überlasse ich den Süddeutschen das letzte Wort. Tobi bedankt sich da in erster Linie bei den Schweizern:  „Also die beiden Gigs, die wir bislang in der Schweiz hatten, an die werden wir uns immer erinnern! Wir spielen ja einige Gigs, aber die Gig-Situation in der Schweiz, so wie wir das erlebt haben – die beiden Konzerte beim Ice Rock (2018) und Rock The Ring (2019) (Anm. Kaufi: Berichte zu beiden Shows sind auf unserer Homepage zu finden) – das ist der Wahnsinn! Wie da auf einen eingegangen wird, wie sich gekümmert wird, die Wertschätzung, die man auch als kleine Band erhält – beispielslos. Also ich hab sowas in Deutschland noch nicht so erlebt! Sag ich ganz ehrlich!“ Da bleibt mir auch nur noch danke zu sagen an SpiteFuel und ganz speziell an Raiders-Fan Timo, der einem Rams-Fan nach der Show Asyl gewährt hat…

30.12.2019
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