Ein Vierteljahrhundert Tempesta
Die Wollerauer Rock-Truppe Tempesta schmiss am Samstagabend im Hall Of Fame anlässlich ihres 25-jährigen Bestehens eine ausgiebige Fete. Ihr Auftritt dauerte über zwei Stunden und wurde durch eine regelrechte Armada von «Special Guests» zusätzlich bereichert. Das Aufwärmprogramm bestritten Jester Swill und The Three Sum. Sämtliche Bands konnten sich an einem beachtlichen Publikumsaufmarsch erfreuen.
In letzter Zeit ist um die Ruhmeshalle in Wetzikon etwas stiller geworden. Doch so langsam scheint der Veranstaltungskalender von Pasquale Salatino und Co. wieder Fahrt aufzunehmen. Ein erstes Highlight geht heute Abend über die Bühne: Die Silberhochzeit von Tempesta! Stolze 25 Jahre hat die Schwyzer-Gitarrenfraktion inzwischen auf dem Buckel. Das ist alles andere als selbstverständlich, denn heutzutage halten es Musiker leider oftmals nicht mehr allzu lange miteinander aus. Klar, auch die von Reto Thalmann angeführte Mannschaft wurde ab und an Opfer des Personalkarussells. Nichtsdestotrotz darf das Quartett zurecht als verschworene Einheit bezeichnet werden. Der jüngste Neuzugang – Basser Ruedi Kälin – mischt schliesslich auch schon seit über eine Dekade im Gefüge mit.
Für die anstehenden Festivitäten haben sich die Herren einiges einfallen lassen: Für Fans aus der Heimat wurde ein Shuttle Bus bis vor die Pforten des Hall Of Fame organisiert, zudem haben Tempesta gleich mehrere Ehrengäste (unter anderem Manu Burkart vom Cabaret-Duo DivertiMento) aufgeboten und ehe der Headliner dann selbst zur Tat schreitet, dürfen die Kapellen The Three Sum und Jester Swill den Leuten einheizen. Ich bringe mich samt Hopfentrunk in der Nähe des Absperrgitters in Stellung und warte gespannt auf die erste Darbietung des Abends.
The Three Sum
Möglicherweise liegt’s an meinem verdorbenen Oberstübchen, aber The Three Sum klingt für mich wie «Threesome» (zu Deutsch: «Flotter Dreier»). Es steht zwar tatsächlich ein Trio auf der Bühne, aber die Jungs dürften in der kommenden halben Stunde eher an Verrenkungen an der Gitarre als an irgendwelchen Bettsport-Aktivitäten interessiert sein.
Musikalisch bewegt man sich mehrheitlich auf der «punkigen» Schiene. Vor allem beim Gesang von Flavio Lamberti kommen mir ziemlich rasch Green Day in den Sinn. Die gelegentlichen Screams sitzen nicht so ganz, aber der Rest wirkt solide. Irgendwie hat das Gespielte ferner Parallelen zum Soundtrack der «American Pie»-Filme. Die Truppe betont weiters, dass das Ziel des heutigen Abends eh Alkohol und Party seien. Beides würde das Publikum sicherlich aus der Reserve locken, aber bisher hält sich die Zuhörerschaft bedauerlicherweise eher zurück. Hoffentlich liegt in diesem Bereich in den kommenden Stunden noch eine ordentliche Steigerung drin.
Jester Swill
Vorgruppe Nummer zwei vertrödelt immens viel Zeit beim Soundcheck. Wenn sich das am Ende einmal nicht rächen wird… Irgendetwas scheint einfach nicht zu passen. Des Weiteren agieren die Protagonisten aus Einsiedeln zunehmend chaotischer. Doch dann fassen die Jungs einen Entschluss: Volles Risiko und los geht’s!
Das Unglück nimmt seinen Lauf. Das Quintett erwischt effektiv einen miserablen Abend. Technische Probleme machen ihnen zu schaffen. Einmal verabschiedet sich beispielsweise das Mikrofonkabel. Dabei wäre Lorenz Ochsners Stimme zweifelsohne hörenswert. Bald kommt dann ebenfalls noch Zeitdruck hinzu. Hall Of Fame-Zeremonienmeister Mac N’ Roll signalisiert den Jungs mittels Smartphone-Stoppuhr, dass schon bald Schicht im Schacht ist. Da kennt er keine Gnade. Das Programm muss eingehalten werden. Aufgrund dessen haben Jester Swill nach nur 25 Minuten Feierabend. Vor den obligaten Abstechern zu den sanitären Anlagen und dem Bartresen erhasche ich einen letzten Blick auf den ausgestopften Steinbock-Kopf am Bühnenrand – interessante Deko!
Tempesta
22.00 Uhr – jetzt herrscht endlich Stimmung in der Bude! Alle sind gekommen, um gemeinsam mit dem Headliner zu feiern. Begleitet von epischen Intro-Klängen nehmen Reto Thalmann (Gesang/Rhythmus-Gitarre), Pascal Fuchs (Lead-Klampfe), Ruedi Kälin (Bass) und Armin Brühwiler (Drums) ihr Monster-Set in Angriff. Sie unternehmen gemeinsamen mit der Zuhörerschaft eine ausführliche Reise durch die eigene Diskographie. Im Rahmen der heutigen Veranstaltung soll ja auch die Platte «Best Of Tempesta – 25 Years Anniversary» würdevoll getauft werden. Damit zusammenhängend kommen wir sogar in den Genuss von brandneuem Material wie «Highlife». Ich persönlich sympathisiere eher mit den älteren, härteren Nummern der Herrschaften. Der Track «Fulltime Joker» ist ein echter Kracher! Holla die Waldfee! Damit machen Tempesta aus ihren US-amerikanischen Einflüssen (Metallica, Kid Rock) keinen Hehl.
Im Rahmen der Performance werden regelmässig Gäste auf die Bühne gebeten. Dazu gehört unter anderem Crystal Ball-Trommelmaschine Marcel Sardella. Aber auch die ehemaligen Tempesta-Mitglieder Renato Burkart und Nano Ghilardi dürfen sich im Rampenlicht präsentieren und gemeinsam mit ihren Kumpels in Erinnerungen schwelgen. Sogar der Band-Techniker Jürgen Broger darf einmal zur Saitenkönigin greifen – schöne Geste. Das unangefochtene Mega-Highlight tritt allerdings erst gegen Ende des Gigs in Erscheinung: Mister Manu Burkart vom Cabaret-Duo DivertiMento. Die fleischgewordene Rampensau fügt sich rasch ein und rockt die letzten paar Songs souverän mit. Dabei stellt er sich alles andere als ungeschickt an. Manu schlüpft obendrein während «Drag You Down» kurz in die Rolle seines Alter Egos «J. K. vo Spreitebach» – ganz grosses Kino. Nach 130 (!) Minuten (Respekt für diese Ausdauer) haben sich Tempesta das eine oder andere Feierabend-Bierchen freilich verdient.
Das Fanzit
Ein sehr gut besuchtes Hall Of Fame erlebte zwei solide Gigs von The Three Sum und Tempesta. Den Kollegen von Jester Swill muss ich ein anderes Mal nochmals eine Chance geben. Ihre Darbietung war leider nicht gerade das Gelbe vom Ei. Der Auftritt des Headliners vermochte mich zwar nicht durchgehend zu fesseln, aber das furiose Finale mit Manu hat dann nochmals alles und jeden wachgerüttelt. Die ganze Mannschaft der Rocker aus Wollerau hat äusserst sympathisch agiert. Auf die nächsten 25 Jahre – würde ich meinen!
Setliste – The Three Sum
- Every Soul You Take
- Run For Your Life
- Revolt
- Beautiful Heartbreak
- Just Crazy
- Waiting For Blood
- Feeling Virginia
- With You
- Kill The Beast
Setliste – Jester Swill
- Running
- Stoner
- Slutmachine
- Der Neue
- Blow (Ed Sheeran-Cover)
- When I’m Gone