Hellvetica - Met-Bar Lenzburg 2019
Sa, 7. Dezember 2019

Hellvetica, GurD, Burn Our Hometown

Met-Bar (Lenzburg, CH)
03.01.2020
Hellvetica - Met-Bar Lenzburg 2019

Hellvetica rocken die ausverkaufte Met-Bar!

Samstagabend, und schon wieder steht eine EP-Taufe in der Met-Bar an. Zwei Wochen nach Contorsion sind nun Hellvetica aus Lenzburg an der Reihe. Klar, die Band hat hier ein Heimspiel und alleine deswegen ist mit einem grossen Andrang zu rechnen. Mit den legendären Baslern von Gurd sowie Burn Our Hometown aus Bern sind aber noch zwei weitere Gruppen am Start, die durchaus auch eine eigene Fangemeinde haben. Es darf also mit einer vollen Hütte gerechnet werden.

Aufgrund von weiteren Verpflichtungen am Nachmittag treffen wir erst kurz vor Showbeginn in unserer Lieblings-Location ein. Und kurz darauf wird tatsächlich bereits das „Sold Out“-Schild an der Türe angebracht. Wer jetzt noch kommt hat also besser den Vorverkauf benutzt… Was eigentlich auch selbstverständlich sein sollte. Bei grossen Internationalen Bands holt man sich sein Ticket ja meist auch im vornherein. Bei einem solchen Highlight heimischen Schaffens gibt es dank unkompliziertem Eventfrog-Vorverkauf keinen Grund sich seinen Eintritt nicht schon im Voraus zu sichern. Und es ist heute wirklich richtig voll. Also schnell ein Bier holen und dann versuchen so weit wie möglich nach vorne zu kommen.

GurD

Auf der Bühne haben sich die Herren von Gurd bereits aufgestellt. Da im Vornherein keine Running Order bekannt war und ich damit gerechnet hatte Hellvetica als letzten Act heute zu sehen, befürchte ich kurz, wir hätten Burn Our Hometown verpasst. Aber Entwarnung, die Berner werden nach den Lokalmatadoren die Bühne entern und den Abend abschliessen. Puh, Glück gehabt…

V.O. Pulver und seinen Mit-Streitern gebührt somit die Ehre den Abend zu eröffnen. Die Band ist mittlerweile seit 25 Jahren für Konzerte im In- und Ausland unterwegs und noch kein bisschen Müde. Der Mix aus Thrash und Groove Metal überzeugt mich seit Mitte der 90er Jahren, sowohl auf Tonträger als auch Live.

Gestartet wird der Abend mit „Get Up“ vom selbstbetitelten ersten Album aus dem Jahr 1995. Ein sehr geiler Einstieg und genau das Richtige um ins Konzert zu starten. Die Band zeigt sich heute sehr spielfreudig, und auch der nahezu perfekte Sound in der Met-Bar soll an dieser Stelle wieder einmal erwähnt werden.

Im Laufe des Sets kommen fast alle Alben der Gruppe zum Zug. „Fake“ vom gleichnamigen Album aus dem Jahr 2014 wird von Frontmann V.O. allen Politikern gewidmet, das direkt anschliessende „I.O.U. Nothing“ vom Debüt den ehemaligen Plattenfirmen der Band. Das Ganze wirkt aber definitiv eher augenzwinkernd als irgendwie verbittert oder so…

Als zum Schluss mit „Skin Up“ auch noch einer der geilsten Songs meines Lieblingsalbum „Down The Drain“ von 1998 zum Zuge kommt bin ich restlos begeistert. Ich hoffe inständig auch den Titeltrack dieses Meisterwerkes wieder einmal Live erleben zu dürfen. Aber auch ohne diesen persönlichen Lieblingssong bleiben am Schluss 50 sehr starke Minuten von einer Band die nicht nur aus sehr guten Musikern besteht, sondern vor allem auch jede Menge starke Songs in der Hinterhand hat. Beide Daumen nach oben!

Hellvetica

Die Pause zwischen den Bands ist für mich heute fast ein bisschen zu kurz. Wo ich sonst an Konzerten manchmal etwas ungeduldig bin, gibt es in der ausverkauften Met-Bar naturgemäss viele Freunde und Bekannte zu begrüssen. Das hält mich aber nicht davon ab, bei Showbeginn wieder direkt vor der Bühne zu stehen. Schliesslich erwartet uns eine der momentan absolut besten Live-Bands der Schweiz, und da gilt es keinen Moment zu verpassen.

Als Intro erklingt heute „Punk Rock Song“ von Bad Religion. Da ich die neue EP schon gehört habe – die kleinen Privilegien eines Hobby-Schreiberlings – weiss ich bereits, wie gut das passt. Die Scheibe ist nämlich ausgesprochen punkig ausgefallen. Hellvetica hat ihrem Thrash Metal eigentlich schon immer eine gute Portion Hardcore beigemischt, so haben sie aber noch nie geklungen. Das Review zur EP folgt demnächst auf diesem Kanal.

Zum Start gibt es aber mit „Bitchslap“ erstmal alt-bekanntes auf die Ohren. Und das ist durchaus verständlich, das Publikum kennt den Song schon. So ist die Stimmung ab Beginn sehr gut und es gibt bereits etwas Bewegung vorne. Und auf der Bühne sowieso, Frontmann Roman ist generell bekannt für seine energetischen Performances. Bei „Against The Odds“ hält es ihn bereits zum ersten Mal nicht mehr auf der Stage, es folgt ein Ausflug auf die Bar.

Vor dem nächsten Song ist plötzlich der Met-Bar Soundmann Rico auf der Bühne zu sehen. Irgendwie ist er mit den Mikros beim Schlagzeug von Chregu nicht zufrieden, aber mit ein paar routinierten Handgriffen ist auch dieses Problem schnell behoben. Mit „Mohawk Spikes“ und „Liberty“ folgen nun die ersten beiden Tracks von der neuen EP. Besonders der erste kann mich auch Live mehr als nur überzeugen. Ein gute Portion Punk, aber das Shredding von Leadgitarrist Fedi ist trotzdem allerfeinster Thrash. Und die Solos werden von ihm heute wieder einmal mit einem richtig fetten Grinsen gezockt.

Auch Pascal an der zweiten Gitarre und Sonja am Bass haben fast durchgehend ein Lächeln auf den Lippen. Der Spass der Truppe ist auch bei dieser Show richtig spürbar. Roman hustet zwar immer mal wieder etwas zwischen den Songs und scheint generell ein bisschen Probleme mit der Stimme zu haben, liefert aber trotzdem wie gewohnt einen Super-Auftritt ab. Bei „Wake Up The Dead“ wagt er seinen schon fast obligatorischen Stage-Dive, mehrere Fans folgen seinem Beispiel. Und auch der Burn Our Hometown-Sänger Robin verlässt nach seinem kurzen Gastauftritt die Bühne auf diese Art und Weise. Allerdings erst nachdem er von Roman auf diese Option aufmerksam gemacht wurde…

Der eigentliche „Taufakt“ wird heute kurz und Schmerzlos abgehandelt: drei der neuen Scheiben werden mit Bier übergossen und anschliessend ins Publikum geworfen, und schon geht es weiter. Man will keine Zeit verschwenden, sondern so viel Musik wie möglich spielen. So kommen nochmals zwei neue Tracks zum Zuge, aber auch Altbekanntes. Nach etwas mehr als 50 Minuten ist die Show dann zu Ende. Nicht nur ich hätte gerne noch ein paar Songs mehr genossen, aber schliesslich soll auch noch Zeit sein für die dritte Band. Hellvetica haben mich – wenig überraschend – einmal mehr überzeugt Live. Ich glaube mittlerweile, dass es so etwas wie schlechte Konzerte bei den Lenzburgern gar nicht gibt… Um „Mohawk Spikes“ zu zitieren: „Raise Your Glass To Beer And Rock’N’Roll“!

Burn Our Hometown

Die nun folgenden Burn Our Hometown sind für mich ein praktisch unbeschriebenes Blatt. Auf Facebook erfahre ich das die Band aus Bern stammt und Metalcore beziehungsweise Post-Harcore spielt. Musikstile mit «Post» vorne angehängt treiben mich meistens in die Flucht, und auch Metalcore gefällt mir nicht in jedem Fall. Aber ich lasse mich gerne überraschen.

Und scheinbar ist die Gruppe vielen der Anwesenden Besuchern weniger unbekannt als mir selbst. Klar, ganz so voll wie beim Headliner direkt aus der Region ist die Met-Bar zwar nicht mehr. Es sind aber nicht nur eine beachtliche Anzahl Leute für die Berner geblieben, sondern wie es aussieht durchaus auch ein paar eigene Fans hier. Sehr erfreulich!

Musikalisch hat die Band ein paar richtig gute Melodien und vor allem interessante Breakdowns im Programm. Gewisse Parts gefallen mir somit wirklich gut. Der Klargesang von Sänger Robin ist aber absolut nicht mein Fall, ja teilweise fast ein bisschen schwer auszuhalten. Da ist nicht nur die Stimmlage nichts für mich, das klingt teilweise doch arg schräg.

Die Stimmung sowohl bei den Anwesenden Besuchern als auch bei der Band selbst ist aber gut, der Frontmann wagt gegen Ende des Sets auch noch einen Ausflug ins Publikum. Auch wenn die Gruppe sich nicht in meine persönliche Lieblings-Liste gespielt hat, im Grossen und Ganzen ist der Auftritt trotzdem als gelungen zu bezeichnen und ein würdiger Abschluss für diesen Abend.

Das Fanzit

Wieder einmal ein mehr als gelungener Abend in der Met-Bar! Ausverkauftes Haus, gute Stimmung und bestens gelaunte Bands, so soll es doch sein. Mit Gurd war heute ein Eröffnungs-Act am Start, der definitiv Headliner-Niveau hatte. Hellvetica stand dem aber in nichts nach, sie rockten ihr Heimspiel und zementierten Ihren Ruf als grossartige Live-Band ein weiteres Mal. Burn Our Hometown waren dann zwar nicht zu 100% mein Fall, sie sorgten aber ebenfalls für gute Stimmung. Keine einfache Aufgabe das Publikum nach zwei solchen Hammer-Gigs bei Laune zu halten, den Bernern ist es aber gelungen. Ein grosses Dankeschön ans Met-Bar Team und die drei Bands. Auf ein baldiges Wiedersehen!

Setliste Gurd

  1. Get Up
  2. Learn
  3. Just Give It Up
  4. Rule The Pit
  5. What Do You Live For
  6. Fake
  7. O.U. Nothing
  8. Your Drug Of Choice
  9. Bang!
  10. Never Fail
  11. Skin Up

Setliste Hellvetica

  1. Bitchslap
  2. Against The Odds
  3. Forever Revolution
  4. Mohawk Spikes
  5. Liberty
  6. Wake Up + Wall
  7. BFJ
  8. To The Gods
  9. Gate To Hell
  10. Roadkill

Setliste Burn Our Hometown

  1. Rough Times
  2. Oh Donald
  3. Trapped
  4. Distant
  5. Footprints in The Sand
  6. Canyons
  7. Brute Force
  8. Run

Wie fandet ihr das Konzert?

03.01.2020
Weitere Beiträge von

Burn Our Hometown, Gurd, Hellvetica