Eine Legende kehrt zurück in die Schweiz
Anfang November besucht eine lebende Legende – das darf man zweifellos so sagen – interessierte Pressevertreter im Hallenstadion: Peter Maffay ist unterwegs für die Promotion seiner Tour, die im Frühjahr 2020 starten wird. Auch Metalinside lässt sich diesen Termin nicht entgehen.
Achtung: Wegen Corona musste das Konzert erneut verschoben werden.
Zugegeben – es ist eine überschaubare Anzahl Leute, die hier anwesend ist. Doch davon lässt sich Peter Maffay nicht sonderlich beeindrucken. So erzählt der wohl erfolgreichste deutsche Musiker die Motive für den heutigen Anlass. Einerseits geht’s um die neue Platte „Jetzt!“, welche im Sommer 2019 erschienen ist. Dies ist nebenbei sein 26stes Studioalbum – seine Tabaluga-Geschichten nicht eingerechnet! Andererseits stehen zwei Jubiläen im Fokus. Das eine „ist allerdings bereits wieder Vergangenheit – das war mein Geburtstag, ein Runder.“ Maffay wurde am 30. August 2019 70 Jahre alt! Das andere Jubiläum ist „50 Jahre unterwegs“. Das ist zweifellos ein Meilenstein, den es mit den Fans zu feiern gilt. Denn „gäbe es die nicht, gäbe es uns auch nicht!“ Simple, aber wahre Aussage.
„Jetzt“ wurde Ende August live den Hardcore Fans aus dem ganzen Bundegebiet an zwei Abenden in der an sich überfüllten Columbia Halle Berlin vorgestellt. Maffay erzählt von diesem spannenden und emotionsgeladenen Abend, der teilweise auch im Fernsehen zu sehen war. Die Leute hörten das erste Mal das neue Material – und für die Band war es die Möglichkeit die Leute zu beobachten, wie sie darauf reagieren. Der Start ist durchaus gelungen, denn das Album war eine Woche später Nummer 1 in Deutschland. Es ist das 19te Mal, dass ein Werk von Maffay ganz oben ist!
Das alles spiegelt sich wieder im Vorverkauf der kommenden Tournee. Die Auslastung bei den deutschen Shows liegt (Stand Mitte November 2019) bei über 90%. In Zürich kann man noch Hilfe gebrauchen, denn hier sind „erst“ etwa 60% der Tickets weg. Der Superstar verweist auf das Modell der Bühne, welche auf der Tour zum Zug kommen wird – und da wird er anschliessend sehr ausführlich erklären, was es damit auf sich hat. Maffay hat auch seinen technischen Leiter und weitere Helfer dabei, die hier weiterführende Erklärungen machen können. Doch erstmal gibt’s Musik in Form von „JETZT!“, aufgenommen an besagtem Konzert in Berlin.
Danach geht’s zum Bühnenmodell. Das hat die Form einer Gitarre – langjährige Maffay-Anhänger kennen das von der 96er Tour. Diese Bühne ist natürlich daran angelehnt, ist aber generell eine komplett neue Konstruktion. Der Ablauf der Show wird sehr straff sein (Peter: „Improvisiert ist nichts – ausser die Fehler, und wie man da wieder rauskommt!“), weil Ton und Licht natürlich immer passen müssen. Die ganze Show wird vorab im „Labor“ programmiert. Der Aufbau der Bühne dauert etwa zehn Stunden. Damit das klappt, wird auch der Routenplan entsprechend ausgetüftelt. Die Hallen werden deshalb etwa 18 Monate im Voraus gebucht!
Die Show selbst wird aus drei Teilen bestehen. Der Kern wird das neue Album sein, welches fast komplett gespielt wird – mindestens zehn Tracks sind geplant. Ein zweiter Block wird aus Coversongs bestehen, die irgendwann im Leben des gebürtigen Rumänen eine Rolle gespielt haben, dies wird mehrheitlich akustisch sein. Maffay erklärt dennoch, dass „nichts auf dieser Bühne wirklich „akustisch“ sein wird. Das ist alles „plugged“!“ Auf der 96er Live Scheibe kann man einen Vorgeschmack erhalten, wie das wohl tönen wird. Und das ist – das sage ich als einer, der mit Coversongs mehrheitlich auf Kriegsfuss steht – wirklich stark! Um den dritten Block kann und will man nicht herumkommen: Das sind dann die Hits. Man kann sich nicht vorstellen, dass Maffay ohne „Sonne in der Nacht“ oder „Über sieben Brücken“ von der Bühne gehen wird… Die Show wird um die zweieinhalb Stunden dauern. Ausser „die Leute gehen früher zum Bier holen – dann läuft etwas falsch!“ Sagt’s und grinst in die kleine Runde…
Ein Punkt, den Maffay nicht vergessen darf: Man hat auf all den früheren Tourneen immer Gäste gehabt. Unter anderem war da auch mal Tony Carey dabei, den viele Hardrock Fans als Keyboarder von Rainbow kennen dürften. So spielte er auch beim Überalbum „Rainbow Rising“ an der Seite von Ritchie Blackmore und Ronnie James Dio. Doch dieses Mal dürften vor allem ehemalige Musiker Gastauftritte haben: Steffi Stephan zum Beispiel, der lange Jahre den Bass bediente. Oder Jean-Jacques Kravetz, der Tastenmann und Komponist von Hits wie „Eiszeit“ oder „Karneval der Nacht“ und Vater des heutigen Keyboarders Pascal Kravetz. Auch Saxophonist Eddie Taylor und Gitarrist Frank Diez werden sicher vor allem bei den älteren Fans sehr viel Applaus erhalten! Maffay erklärt, dass Diez neulich in Köln nur ein Solo gespielt hat, und das reichte um die ganze Lanxess Arena zum Stehen zu bringen.
Was auch eher ungewöhnlich ist: Die ganze Halle wird bestuhlt sein, es gibt keine Stehplätze. Auch dazu hat Peter eine Erklärung. „Natürlich lässt sich diskutieren, was besser ist. Doch ich glaube, dass die Euphorie zu stehen, nicht unbedingt gebremst wird. Wenn wir genügend Gas geben, werden die Leute stehen. Und wenn wir eine Ballade oder getragene Nummer spielen, können sie sich hinsetzen. Ist auch gut für die körperliche Fitness!“ grinst er. Er fährt fort: „Ich versuche das grad etwas schönzureden. Aber tragen wir dem Umstand Rechnung, dass die Leute von weit her kommen. Die stehen draussen an, kommen rein, warten bis es losgeht. Wenn sie nun mal was trinken wollen oder so, können sie das machen – der Platz ist immer noch da. Das ist der Vorteil. Aber ja – es ist vielleicht nicht ganz so rock’n’rollig wie eine stehende Situation. Aber die müssen WIR erzeugen! Darauf arbeiten wir hin.“
Nach gut 50 Minuten ist die Presseschar vollgestopft mit Informationen, was es alles zu einer solchen Show braucht. Da sind einige spannende Dinge dabei, welche die Fans kaum zu wissen bekommen. Sei dies von der technischen Seite, sie dies vom Aufwand der Proben her. Der Aufwand ist schon enorm gross für zweieinhalb, drei Stunden Unterhaltung pro Abend.
Übrigens: Wer Peter Maffay auch im Jahr 2019 als „Schlagersänger“ betitelt, der sollte endlich mal aufwachen. Denn „Schlager“ spielte der gebürtige Rumäne von 1970 bis 1973… Und auch wenn er stilistisch natürlich in seiner 50–jährigen Karriere in verschiedenen Wässern gefischt hat: Die besten Songs sind zweifellos jene, denen man das Label „Rock“ oder „Hardrock“ anhängen kann – und das ist der Bärenanteil! Die Show am 11. März 2020 im Hallenstadion kann man uneingeschränkt empfehlen…!