Metalinside.ch - Wolfsnacht - Powerwolf - Posthof Linz 2019 - Foto Kaufi
Do–Sa, 5.–7. Dezember 2019

Wolfsnächte – Powerwolf, Gloryhammer

Festhalle (Bea Expo) (Bern, CH)Music Hall (Innsbruck, AT)Posthof (Linz, AT)
13.01.2020

Der Wolfsnacht-Hattrick

Zwei meiner liebsten Powermetal Truppen – Powerwolf, Gloryhammer – zusammen auf Tour? Das darf ich nicht verpassen! Aber ganz so einfach, wie das tönt war das mit der Wolfsnacht anfangs allerdings nicht…

Auf der 70’000 Tons of Metal 2019 hörte ich das erste Mal davon, dass im Herbst Powerwolf und Gloryhammer zusammen auf grosse Tour gehen. Auch ein Schweizer Konzert ist eingeplant: Am 7. Dezember! Das traf mich wie ein Magenbox, denn da hat die Schweizer Legende Krokus ihre allerletzte Show im Hallenstadion angekündigt… Also braucht es Alternativen! Tourplan studieren und mangels deutschen Daten zwei Shows in Österreich auswählen. Linz und Innsbruck sollen es sein.

In der Zwischenzeit haben Gloryhammer eines der Top Alben des Jahres auf den Markt gebracht und eine eigene Headliner Tour im Januar / Februar 2020 angekündigt. OHNE Schweizer Datum – da sie ja eben im Dezember in Bern sind. Somit ein weiterer triftiger Grund, die Shows in Österreich definitiv in Betracht zu ziehen. Also Hotels buchen, Züge reservieren – das obligate Vorbereitungsprogramm nimmt seinen Lauf. Und damit es schlussendlich nicht langweilig wird, gibt’s am Vorabend noch CoreLeoni und Maxxwell im Z7 als Aufwärmprogramm, danke schön… Somit stehen vier Konzerte an vier Tagen in meinem Terminkalender. Das sind ja schon fast dutti-mässige Ausmasse…

Wenige Tage vor der Reise hat’s mir nach vielen Diskussionen den Deckel gelupft bezüglich Krokus. Ursprünglich als «Letzte Show ever» angekündigt, hat mich die Bestätigung auf der Monsters Of Rock Cruise im Februar 2020 schon madig gemacht. Die Solothurner verkündeten dann, dass es immer klar war, dass es «die letzte Show in Europa» sei. Nun gut – den Brexit haben sie dann wohl etwas wörtlich genommen, im März 2020 spielen sie nun mit Saxon auf der britischen Insel. Ich gebe mein Ticket für das Hallenstadion ab und entscheide mich für die Wolfsnacht in Bern! Und da Austria ja gebucht ist, gibt’s jetzt halt das Wolfsnacht-Triple!

Donnerstag, 5. Dezember 2019

Nach sechseinhalb Stunden Zugfahrt erreiche ich Linz. Es ist saukalt hier, somit sofort ins Hotel und dann mal auf Futtersuche, bevor es zur Halle geht. «Posthof» nennt sich die heutige Location. Ein gemütlicher, recht modern aussehender Club im Hafengebiet der oberösterreichischen Landeshauptstadt. Die Kapazität im Saal, der auch eine Tribüne für vielleicht 200 bis 250 Leute beinhaltet, dürfte um die 1’200, 1’300 Leute liegen. Und heute ist «ausverkauft» gemeldet. Ich nehme es vorweg: Ein volles Z7 ist eine Wohlfühloase gegenüber diesem proppenvollen Laden! Ähnlich wie in der Samsung Hall ist der Einlass seitlich – und als ich nach dem Fotografieren da rein will, ist das schlicht unmöglich, nur die Flucht auf die Tribüne ist da noch möglich… Auch eher ungewöhnlich ist zudem, dass man die Leute zuerst nur ins Foyer lässt und erst etwa eine halbe Stunde vor dem effektiven Beginn die Türen zum Innenraum öffnet. Andere Länder, andere Sitten…?

Gloryhammer

Kurz vor 20h ertönt «Delilah» von Tom Jones aus den Boxen, dann wird’s dunkel und zu dem Intro tauchen nach und nach der Hootsman, Grandmaster Ser Proletius, Ralathor und Prince Angus McFife auf, die mit «The Siege Of Dunkeld (In Hoots We Trust)» mit Vollgas loslegen. Nur der Bösewicht Zargothrax lässt sich etwas Zeit und erscheint erst später – sehr zum Ärger von Erzfeind Angus McFife! Der geneigte Leser merkt schon: Hier wird ein Comic live auf die Bühne gebracht. Mit «Gloryhammer» geht es im gleichen Stil weiter, denn ein fieser, grüner, widerlicher Goblin schleicht sich mit Hammer auf die Bühne, doch selbstredend, dass der Held Angus mit dieser Kreatur kurzen Prozess macht! Schliesslich hasst er Goblins, wie er später mit Nachdruck erwähnt. Und macht vor, wie es tönt, wenn sein Hammer ein grünes Mönsterli im Weltall zerschmettert… Doch erstmal begrüsst er die Fans im «Land der Wiener Schnitzel»…

Aber lassen wir den Comedy-Aspekt mal ausseracht. Denn auch wenn alle neue, leicht aufgemotzte Kostüme tragen, so sind Gloryhammer weit mehr als eine Spasstruppe, hier wird auch richtig guter Powermetal gespielt. Das erwähnte «Gloryhammer» ist ein erstes Ausrufezeichen, schlicht eine saugeile Hymne.  Als Frontmann Thomas Winkler (respektive sein Alter Ego Angus McFife) Biernachschub für den Hootsman fordert, wird auch die Stimmung im Publikum immer  besser. Und spätestens als genau dieser Hootsman (Basser James Cartwright) «The Hollywood Hootsman» ankündigt, ist zumindest in den vorderen Reihen mächtig was los.

Ich bin ja bekanntlich schwer begeistert vom Album Nummer 3 der aussergalaktischen Krieger, welches nach wie vor locker zu den drei besten Outputs dieses Jahres gehört (siehe Review). Gloryhammer haben auf dieser Tour ganze fünf Stücke eingebaut – höchst erfreulich! Dies ist natürlich auch dem Umstand geschuldet, dass die Schotten hier eine ganze Stunde Spielzeit erhalten! Neben den neuen Tracks brilliert vom älteren Material einmal mehr der «Hootsman» sowie «Angus McFife» und selbstverständlich die Einhorn-Invasion aus Dundee (inklusive «Schlacht» zwischen Angus und Zargothrax), welche den Rausschmeisser macht. Bei der abschliessenden «National Anthem Of Unst» mit der Krönung des Hootsman haben sich jedoch dann alle wieder lieb… Gloryhammer werden mit viel Applaus zu den Klängen von «Rockin’ All Over The World» von der Bühne entlassen. Zweifellos ein guter Start in den Abend!

Powerwolf

Ein grosser Vorhang hängt nun vor der Bühne. Während wir neben dem Eingang zum Fotopit warten, können wir einen ersten Blick auf das imposante Bühnenbild werfen. Es herrscht irgendwie eine gewisse Nervosität bei der Crew. Warum auch immer…

Um 21.30h ertönt «Mr. Crowley» von Ozzy, bevor nach dem richtigen Intro «Lupus Daemonis» bei «Fire And Forgive» der Blick für die Fans freigegeben wird. Und die geben vom ersten Ton an mächtig Gas! Boah, sowas sieht man nicht alle Tage… Da werden schon sehr früh zwischen den Songs «Powerwolf! Powerwolf!»-Sprechchöre angestimmt, welche die fünf Musiker sichtlich zum Staunen bringen. Doch das soll erst mal nur der Anfang sein – da kommt noch mehr, versprochen.

«Army Of The Night», «Incense & Iron» (bei dem Attila mit zum Glück leeren Weihrauchkesseli rumfuchtelt) und «Amen & Attack» sind die nächsten Tracks, somit ist zumindest der Beginn identisch mit den Shows aus dem Vorjahr. Da es wie eingangs erwähnt im Innenraum dermassen voll ist, dass da keiner mehr rein kommt, verziehe ich mich «notgedrungen» auf die Tribüne und sehe, wie ein grosses Kreuz zu «Killers With The Cross» den Saal erhellt. Beeindruckend.

Und immer wieder die Fans, die eine unglaubliche Stimmung produzieren. Attila hat teilweise fast Mühe, dass seine Ansagen gehört werden. Und als er explizit die Frauen zum Schreien auffordert, besteht ohne Ohrenstöpsel akute Tinnitus-Gefahr. «Demons Are A Girl’s Best Friend»! Das ist geil, anders kann man das kaum ausdrücken.

Und im gleichen Stil geht’s weiter. Attila will den Fans die vier Mitsingparts bei «Armata Strigoi» erklären. Das wird jedoch zum Selbstläufer – dem Wolfsrudel muss man hier nichts beibringen. Die ganze Halle singt alle Teile gleich zusammenhängend – was zwar anfangs noch etwas schräg tönt, aber dann auch die Band richtig beeindruckt. Herrliche Bilder! Der Oberwolf schafft es schlussendlich doch noch, eine kleine Trainingssession ins Ziel zu bringen, da ist er vor allem vom eigentlich schwierigsten Teil 3 begeistert, der beim ersten Versuch schon perfekt sitzt. Da kann man das also grad noch ein paar Mal wiederholen… Dass der Song danach zu einem Triumphzug wird, versteht sich von selbst. Grosses Kino!

Danach geht’s weiter mit «Stossgebet» (erneut mit dem grossen Kreuz), «Resurrection By Erection» und der Ballade «Where The Wild Wolves Have Gone», inklusive Schneegestöber für die vorderen Reihen. Dazwischen immer wieder die «Powerwolf! Powerwolf!» Rufe – der Posthof kocht. Erstaunlicherweise sind allerdings Crowdsurfer komplette Fehlanzeige (oder ich hab die immer verpasst – aber ich hab echt keinen einzigen gesehen!), es gibt dafür den einen oder anderen Moshpit, aber eigentlich hat’s dafür kaum Platz…

Gesegnet und besessen vom Heavy Metal – ja, das sind wir! Da braucht der Fronter gar nicht lange zu fragen – «Blessed & Possessed» ist richtigerweise die passende Hymne, bei der sich Keyboarder Falk wie üblich als Fahnenschwinger präsentiert. Nun folgt die einzig richtig grosse Änderung zur letztjährigen Rundreise: «Kiss Of The Cobra King». Dies ist eigentlich ein Track vom Debüt-Album der Wölfe, der jetzt neu aufgenommen wurde. Und das wurde mit Bravour gemacht – dieser Schlangenkuss macht auf Konserve wie auch live viel Spass!

«We Drink Your Blood» ist der nächste Hit, der die Halle zum Beben bringt, bevor die Ansage zu «Lupus Dei» komplett aus dem Ruder läuft. Attila spricht noch sein «Sehr verehrte Gemeinde», dann bricht die Hölle los. Pausenlose «Powerwolf! Powerwolf!»-Rufe lassen den Sänger kaum mehr zu Wort kommen. Nein, dieses Wolfsrudel heute Abend muss man nicht mehr bekehren – solch treue und (im positiven Sinne!) fanatische Fans sieht man nicht alle Tage. Sehr, sehr geil!

Natürlich war es das aber noch lange nicht. Bei «Sanctified With Dynamite» ist die Bühne in blutrot getaucht, dann gibt’s nochmals Geschrei der Fans. Der Sänger fordert die Frauen auf sich vorzustellen, dass er ein gutaussehender Rockstar sei – und so sollen sie für ihn schreien. Meine Ohren… Doch der nächste Track ist dann für die Männer! Nach «Demons» somit ausgleichende Gerechtigkeit mit «Coleus Sanctus».

Ein letztes Mal sind nun die Fans gefordert. Es beginnt das übliche Spielchen mit dem geteilten Publikum (welches sich in der Tat auch physisch teilt: Plötzlich ist da wie ein kleiner Durchlass in der Mitte!), welche Seite ist lauter («Schlegel!» «Dorn!») und das mündet schlussendlich in ein ausuferndes «Hu!» – «Ha!» Pingpong Spiel zwischen Powerwolf und dem Wolfsrudel. «Werewolves Of Armenia» ist somit der standesgemässe Abschluss dieser intensiven Wolfsnacht. Die dauert mit dem Outro «Wolves Against The World» sagenhafte zwei Stunden! Respekt, meine Herren – und Respekt auch an das unglaublich geile Publikum! Attila hat zuvor noch erwähnt, dass es immer wieder erfreulich ist, wie friedlich das alles jedes Mal abläuft. Recht hat er!

Das Fanzit Wolfsnacht #1

Gloryhammer zeigen den Fans, wo der Hammer hängt. 60 Minuten feinste Unterhaltung, sowohl musikalisch wie showmässig, einzig die Soundqualität hätte etwas besser sein dürfen. Zeitweise ist es überlaut, speziell «Masters Of The Universe» ist zu Beginn kaum zu erkennen. Abgesehen davon liefern Winkler & Co einfach ab!

Doch bei allem Respekt und aller Liebe zu Gloryhammer: Powerwolf sind da einfach zurecht der Headliner. Die Fans sind wegen den Wölfen hier und beide Parteien zeigen heute ihre Schokoladenseite. Das Resultat ist eine zweistündige Feier des Wolfsrudel! Wenn man was bemängeln möchte, dann höchstens noch die Tatsache, dass ausser «Kiss Of The Cobra King» keine Änderungen an der Setliste getätigt werden im Vergleich zum Vorjahr. Alles andere ist eigentlich perfekt. Da freut man sich darauf, dass da noch zwei weitere Wolfsnächte warten…

Fotos Powerwolf, Gloryhammer – Posthof Linz 2019

Freitag, 6. Dezember 2019

Die Tour geht weiter. Frühstücken, ab zum Bahnhof Linz und dann mit einem komplett überfüllten Zug nach Innsbruck. Ein Hoch auf die Platzreservation, so kann ich auf meinem Platz gemütlich NFL schauen. Das Resultat lässt allerdings zu wünschen übrig, aber egal. In Innsbruck erstmal ins Hard Rock Cafe, dann ans andere Ende der Stadt ins Hotel. Dieses entpuppt sich als 4-Sterne Schuppen, welcher schon fast in Richtung «Wellness» geht. Aber ich bin ja nicht hier zum Ferien machen… Also den fast 20-minütigen Fussmarsch bei einer Scheisskälte (fuck, wie ich den Winter hasse!) in Angriff nehmen und im angrenzenden Resti der Music Hall mal was futtern. Lustigerweise tauchen da noch Kollegen aus Bayern auf – mit Bierchen (und einem richtig guten Burger!) vertreiben wir uns die Zeit bis zum Einlass.

Die Music Hall ist wie der Posthof am Vorabend eine recht moderne Halle, deren Kapazität wohl ebenfalls um 1’300 liegen dürfte. Wenige Tage zuvor wurde auch hier «ausverkauft» gemeldet. Zumindest bei Beginn habe ich allerdings das Gefühl, dass es hier deswegen nicht so voll sein wird wie in Linz. Scheint so, als ob man den Fans etwas Luft zum Atmen lassen will…

An der Fotografen-Front ist heute sicher kein Stress zu erwarten. Ein Kollege, der in der Location bestens bekannt ist – und ich. That’s it. Schon erstaunlich, dass dieses Package nicht mehr mediale Aufmerksamkeit generiert… Nun ja, mir soll es recht sein! Dafür gibt’s dann halt auch keinen physischen Fotopass als Souvenir. Jä nu.

Gloryhammer

Keine grossen Änderungen sind bei Gloryhammer zu erwarten. Mit «Delilah» wird das Publikum mal etwas angeheizt (was vor allem die älteren Semester am Wellenbrecher zum Schunkeln verleitet), bevor es dann standesgemäss wieder mit «The Siege Of Dunkeld (In Hoots We Trust)» richtig losgeht. Die Fans in der an sich schon sehr anständig gefüllten Music Hall zeigen sich mehrheitlich noch etwas reserviert, und im Fotograben ist man über die Lichtverhältnisse nicht gerade begeistert.

Sowohl showmässig wie auch songtechnisch ist das Programm also identisch mit dem Vortag. Der Bierlieferant («In Österreich heissen doch alle Hansi oder Franzl?») wird heute crowdsurfend zur Bar gebracht – der gestern in Linz ging nämlich zu Fuss… Während nun generell die Crowdsurf-Aktivitäten starten, kommt der Alkoholtransport leider nun auch auf dem Landweg zurück. Sorry Österreich: DAS haben wir anderorts schon besser gesehen, diesbezüglich ist da noch Luft nach oben…

Die Stimmung unter den Fans ist zwar nicht schlecht. Winkler versucht auch, die Leute zu animieren («I, Angus McFive, invented Sound in Space!»), doch heute ist es eine etwas zähe Angelegenheit. Erst gegen Ende, als Gloryhammer das Universum abfackeln wollen, wird es doch noch richtig gut.  An der Performance der Band gibt es ansonsten nichts auszusetzen, die ist gewohnt stark. Der allerletzte Funke will heute allerdings einfach nicht springen, schade.

Powerwolf

Auch beim Headliner wird es heute kaum zu schwerwiegenden Änderungen im Programm kommen. Zumindest musikalisch ist es eins zu eins identisch mit dem Vortag. Und doch gibt’s einige spannende Dinge zu berichten…

Ein erster grosser Unterschied: Die Crowdsurfer. Da hat es heute einige, die wenigen Security-Leute fischen die auch alle schön brav raus. Weniger schön ist ein ziemlich betrunkenes Exemplar dieser Gattung, welches als Konsequenz für sein nicht gerade kooperatives Verhalten diskussionslos aus der Halle geworfen wird. Und tschüss.

Auf dem Trittbrett des Wellenbrechers steht ein kleines Mädchen, vielleicht 9, 10 Jahre alt. Schwarz geschminkt, auf Goth gestylt, gibt die Gas wie kaum jemand sonst in der Halle. Ich kann mich grad kaum erinnern, dass sie ihre Hand mit den Horns jemals runtergenommen hat… Ah doch, ganz am Ende, als sie den Drumstick von Roel erhält – irgendwie muss man den ja halten…

Die Show der Wölfe wird heute aufgemotzt. Vor dem «Stossgebet» tauchen die Mönche auf und entzünden Feuerleisten am Bühnenrand und auf der Treppe zur Plattform zwischen Drums und Keyboards. Zusammen mit dem leuchtenden Kreuz wird es nun richtig hell… Auch das Piano bei «Where The Wild Wolves Have Gone» steht in Flammen. Naja, nicht ganz… Später im Programm gibt’s dann noch eine zweite Auflage dieser Feuer-Geschichte, zudem schreiten dann auch die Greywolf-Brüder stilecht mit Fackeln auf die Bühne. All das ist jedoch nur ein Vorgeschmack auf das, was dann am Folgetag in Bern auf die Fans zukommt, wenn die Saarländer in einer grossen Halle endlich mit ihrer kompletten Pyro-Show auffahren können…

Stimmungsmässig gibt es ebenfalls beträchtliche Differenzen zum Vorabend. Die «Gesangsstunde» vor «Armata Strigoi» ist heute nicht ganz so einfach, aber der Teil 3 funktioniert ebenfalls von Beginn weg perfekt. Was man von den anderen Parts nicht behaupten kann… Lustig ist diese Geschichte allemal! Sowohl für Fans wie auch für die Musiker, die da immer sichtlich Spass haben.

Auffallend ist, dass die Lieder selbst zwar mitgesungen und abgefeiert werden, doch zwischen den Songs ist es (vor allem in der ersten Hälfte des Abends) oftmals erstaunlich ruhig. Schon krass, wenn man denkt, was am Vortag unter gleichen Vorzeichen abging… Doch je länger die Show geht, desto besser wird die Atmosphäre, zum Ende hin ist es auch hier nun richtig laut. Und die Kleine am Bühnenrand springt und springt und springt. Unermüdlich.

Mit viel «HU!» und «HA!» endet meine zweite Wolfsnacht und ich bin einmal mehr beeindruckt von Powerwolf. Diese Truppe macht sehr, sehr viel richtig und trifft den perfekten Mix aus geilen Songs, Einbezug des Publikums und Unterhaltung. Ich treffe noch die Gloryhammer Jungs Thomas, Ben, Paul und Michael am Merch, bevor ich mich durch die nun noch kältere Nacht zurück ins Hotel begebe…

Das Fanzit Wolfsnacht #2

Musikalisch und showmässig vermögen beide Acts erneut zu überzeugen, da gibt es nichts zu bemängeln. Auch soundmässig ist es heute deutlich besser, auch weil es etwas leiser ist. «Laut» heisst schliesslich nicht immer «guter Sound»… Stimmungsmässig hingegen geht der Sieg glasklar nach Linz. Schlecht war das sicher nicht, aber da liegt schon noch einiges mehr drin. Der ultimative Beweis? Die Spielzeit bei Powerwolf ist heute – trotz 100% identischer Setliste! – mindestens 10, 12 Minuten kürzer als in Linz… Und das liegt nicht daran, dass Attila in Oberösterreich mehr gequatscht hätte… Bern, die Messlatte liegt jedenfalls hoch! Wir werden sehen, was die Schweiz nun zu bieten hat…

Fotos Powerwolf, Gloryhammer – Music Hall Innsbruck 2019

Samstag, 7. Dezember 2019

Auf der tutschpünktlichen Fahrt von Innsbruck nach Zürich (was bei der Österreichischen Bundesbahn weiss der Geier alles andere als selbstverständlich ist…) und weiter nach Bern, studiere ich schon rum an der dritten Wolfsnacht. Wie gross werden die Unterschiede nun wirklich sein? Die Show wird massiv grösser, Thomas Winkler hat mir schon bestätigt, dass die Wölfe mit ihrer kompletten Pyroshow aufmarschieren werden. Es wird zuschauermässig ebenfalls eine andere Stufe sein – und stimmungsmässig? Linz ist im Hinterkopf… Bald gibt’s die Auflösung.

Gegen 18.30h marschieren wir (mein heutiger Gastgeber Dan und ich – danke an dieser Stelle nochmals fürs „Asyl!“) vor der Festhalle in Bern auf. Es hat sehr viele Leute – aber das liegt auch daran, dass gleichzeitig der SC Bern wie auch die Young Boys Heimspiele austragen. Schon krass – praktisch gleichzeitig finden da drei komplett unterschiedliche Events mit zusammen wohl um die 40‘000 Zuschauern statt…

Bei den erstaunlich wenigen Fotografen macht sich drinnen gleich mal etwas Unruhe breit. Man sagt uns, dass man bei beiden Bands nur den zweiten und dritten Song fotografieren darf. Wie meinen? Das dürfte wohl wirklich nur auf den Headliner zutreffen wegen den Pyros…? Ein kurzes Telefon und das Missverständnis ist geklärt. Diese Regelung gilt also nicht für Gloryhammer – Glück gehabt!

Gloryhammer

Um 19 Uhr tönt wieder Tom Jones aus den Boxen. Als wir in den Fotograben gehen, sieht man schon, dass es heute komplett anders sein wird als noch die letzten Tage! Der Pit ist riesig, die Bühne seeehr breit und auch relativ hoch – ja, physische Kontaktaufnahme zwischen Musikern und Fans ist da so gut wie ausgeschlossen. Von diesen deutlich verbesserten Bedingungen profitieren nun auch Gloryhammer. Angeführt von Prince Angus McFife, der auf dieser Tour offensichtlich massig berndeutsch gelernt hat, jagt der Fünfer den Fans ihre Hymnen über Goblins, böse Zauberer, fliegende U-Boote und Einhörner um die Löffel. Die Stimmung ist vom ersten Ton an hervorragend, auch Licht und Sound sind natürlich wesentlich besser als in den kleinen Clubs. Auch wenn einige Leute später monieren, dass es etwas „leise“ gewesen sei. Ich kann das so nicht bestätigen, ich finde auch die Lautstärke durchgehend als ziemlich perfekt.

Angus McFife respektive Thomas Winkler nimmt sich heute etwas zu Herzen, was ihm wohl schon mancher Schweizer gesagt hat: Er redet Dialekt! Der gebürtige Berner Oberländer hat heute schliesslich wirklich ein Heimspiel und so macht er schlussendlich sogar praktisch ALLE Ansagen in seiner Muttersprache! Später erklärt er, dass das eine recht spontane Sache gewesen sei – und das merkt man. Er muss immer einen Moment studieren, wie die einstudierten Ansprachen nun auf berndeutsch lauten – das tönt dann ab und zu mal etwas holprig, das aber mit ganz viel Charme! Nicht nur ich finde das spitze, dass der Sänger das so durchzieht. Highlight zweifellos, als er über die grünen Goblins wettert: „I hasse diä Sieche!“ Herrlich!

Apropos „Goblin“: So ein Fiesling kommt wieder bei „Gloryhammer“ auf die Bühne und wird selbstredend von Angus vertrieben. Später kommt er unterwürfig mit einem funkensprühenden Geburtstagskuchen zurück – denn der böse Zauberer Zargothrax hat heute seinen Jubel-Feier-Freud-Tag! Zum dritten Mal hintereinander nicht daheim, sondern auf Tournee – Keyboarder Michael geniesst seinen Tag trotzdem.

Eher schwach ist hingegen jener Auserwählte, der zum „Galactic Fortress“ (also zur Bar) crowdsurfen und dem Hootsman Sprit (Bier…) bringen soll. Er wird zwar vom Publikum weggetragen, aber irgendwie hat ihn Zargothrax wohl verzaubert oder er ist in ein schwarzes Loch gefallen – ich sehe jedenfalls niemandem mehr, der irgendwas in der Form von Gerstensaft laufend oder surfend Richtung Bühne bringt…

Aus musikalischer Sicht gibt es hingegen nichts Neues zu berichten. Gloryhammer ziehen ihr einstündiges Programm durch wie am Schnürchen. Ohne jetzt die Performance der anderen Musiker zu schmälern – aber Thomas ist heute schon eine Klasse für sich. Das Heimspiel scheint ihn wirklich zu motivieren, der will Friends & Family zeigen, was er draufhat. Das ist schon grosses Kino, was die Fans hier geboten bekommen! Es bleibt den Jungs zu wünschen, dass sie sehr bald auch mal als Headliner in solchen Venues auftreten können – die Möglichkeiten zu vielen weiteren Showelementen sind hier schier unerschöpflich. Hoots! Hoots! Hoots!

Powerwolf

Es ist Zeit für meine dritte Metal-Messe innert drei Tagen. Und heute wird diese Messe ein komplett anderes Ausmass annehmen – die Vorfreude ist enorm! Die Festhalle in Bern ist mit etwa 4‘000 Zuschauern (unter anderem Ober-Ice Rocker Fridu mit Familie!) zu zwei Dritteln gefüllt. Und da die Fans auch schön brav aufschliessen, gibt es einen schönen kompakten Haufen, während der hinterste Teil der Halle praktisch leer bleibt. Das ist gut für die Stimmung – oftmals verteilt sich dann das Publikum zu sehr und schon wird mehr gequatscht statt geschaut. Schön, dass dies hier nicht der Fall ist!

Wie schon angetönt dürfen wir Fotografen zu Beginn nicht in den Graben. Das ist äussert schade, denn als Powerwolf mit „Fire And Forgive“ loslegen, brennt die Bühne. Im wahrsten Sinne des Wortes! Funken sprühen, Flammen schiessen allerorts in die Höhe und Fronter Attila kommt auch noch mit zwei mobilen Flammenwerfern daher – ein richtiges Spektakel, welches hier beginnt. Die Fans kochen bereits – nicht nur wegen der Hitze…

Ja, die Messe unterscheidet sich inhaltlich nicht so sehr von denen der Vortage. Oberpriester Dorn sucht seine „Army Of The Night“ und wedelt vor „Incense & Iron“ mit seinem Weihrauchkübel herum. Widerlich, wie das müffelt…

Ein Highlight jagt nun das nächste. Die Fans feiern die Band zu „Amen & Attack“ und „Killers With The Cross“ (mit leuchtendem Kreuz), als ob es kein Morgen gäbe. „Demons Are A Girl’s Best Friend“ ist einer der besten Tracks überhaupt und wird wiederum den Frauen gewidmet. Und dann staune ich schon etwas: Als der Frontmann seinen obligaten Gesangsunterricht abhalten will, reagiert das Wolfsrudel so wie jenes in Linz. Tausende Fans singen in einem Go alle vier Parts von „Armata Strigoi“ durch – sehr zum „Ärger“ des Lehrers! Beeindruckende Bilder… Hätte ich so irgendwie nicht erwartet. Schliesslich bestechen die heimischen Fans des Öfteren durch gesittete Zurückhaltung – davon ist hier nichts, aber rein gar nichts zu spüren! Das Publikum dreht am Rad…

Massenhaft Zweideutigkeit gibt’s beim „Stossgebet“ und bei „Resurrection By Erection“ („Wir feiern heute den Tag einer besonderen Auferstehung!“), bevor die Bühne in Flammen getaucht wird für die live wirklich überzeugende Ballade „Where The Wild Wolves Have Gone“.

„Seid ihr BESESSEN vom Heavy Metal??“ Was für eine Frage… „Blessed & Possessed“ wird zum Selbstläufer, bevor mit „Kiss Of The Cobra King“ der neue alte Song an der Reihe ist. Gestern hab ich den etwas mau gefunden, heute reiht er sich jedoch problemlos ins Set ein und heizt die eh schon gute Stimmung weiter an. Die Messe entwickelt sich zum Triumphzug! Ok – fast. Denn zumindest der Auftakt von „We Drink Your Blood“ geht sowas von in die Hose, weil die Fans zwar klatschen, aber keiner schreit „BLUT“ dazu. Attila muss da die Spielregeln nochmals erklären… Herrlich! Mit den Gebrüdern Greywolf als Fackelträger und im Funkenregen beenden die Wölfe nach weit über 90 Minuten mit „Lupus Dei“ den Hauptteil der Show. Doch das Publikum fordert natürlich vehement nach mehr…

Mit viel Feuer, einer kleinen Dankesrede sowie dem Abschluss-Triple „Sanctified With Dynamite“, „Coleus Sanctus“ und „Werewolves Of Armenia“ endet nach gut 110 Minuten auch diese Wolfsnacht. Die Fans feiern Powerwolf noch minutenlang, die Stimmung ist bis ganz zum Ende fantastisch. Die Saarländer können mehr als zufrieden sein mit diesem furiosen Abschluss der „Sacrament Of Sin“-Tour 2019!

Das Fanzit Wolfsnacht #3

Dass es hier und heute Unterschiede gibt zu den Clubshows war natürlich offensichtlich. Doch es ist schon sehr massiv – im positiven Sinne! Ähnlich wie die schwedischen Kollegen von Sabaton, zeigen auch Powerwolf kaum Schwächen, egal wie gross die Bühne ist. Allerdings sieht man schon, dass sie sich auf der grösseren Spielwiese so richtig austoben können. Beeindruckend zudem die Fans, welche hier durchgehend für eine geniale Stimmung sorgen!

Auch Gloryhammer können auf der grösseren Stage überzeugen, keine Frage. Und dass Thomas seine Ansagen wirklich fast komplett auf Berndeutsch macht, kommt beim Publikum natürlich ebenfalls sehr gut an. Er ist nach der Show auch klar der gefragteste Mann, als sich die ganze Band am Merchstand einfindet – jeder will irgendwie noch rasch ein Selfie mit ihm machen. Selbst wenn er „nur“ komplett verschwitzt und im Gloryhammer-Zipper unterwegs ist… Doch zufrieden ist er allemal und er erklärt dann auch, dass die berndeutschen Ansagen sehr spontan waren. Darum hat das stellenweise etwas komisch getönt – doch das war wie gesagt heute irgendwie auch genau das Salz in der Suppe!

Alles in allem also ein rundum gelungener Abend – den wir noch kurz inmitten feiernder SCB Fans in einer Bar neben der Halle ausklingen lassen…

Fotos Powerwolf, Gloryhammer – Festhalle Bern 2019

Setliste Gloryhammer

  1. Into the Terrorvortex of Kor-Virliath (Intro)
  2. The Siege of Dunkeld (In Hoots We Trust)
  3. Gloryhammer
  4. Angus McFife
  5. The Land of Unicorns
  6. Questlords of Inverness, Ride to the Galactic Fortress!
  7. The Hollywood Hootsman
  8. Goblin King of the Darkstorm Galaxy
  9. Hootsforce
  10. Masters of the Galaxy
  11. Universe on Fire
  12. The Unicorn Invasion Of Dundee
  13. National Anthem Of Unst (Outro)

Setliste Powerwolf

  1. Fire and Forgive
  2. Army of the Night
  3. Incense & Iron
  4. Amen & Attack
  5. Killers With the Cross
  6. Demons Are a Girl’s Best Friend
  7. Armata Strigoi
  8. Stossgebet
  9. Resurrection by Erection
  10. Where the Wild Wolves Have Gone
  11. Blessed & Possessed
  12. Kiss of the Cobra King
  13. We Drink Your Blood
  14. Lupus Dei
  15. Agnus Dei / Sanctified With Dynamite*
  16. Coleus Sanctus*
  17. Werewolves Of Armenia*

*=Zugaben

Das Fanzit Wolfsnächte Dezember 2019

Nachdem ich eigentlich wegen der erwähnten Terminkollision mit Krokus ja nur die beiden Shows in Österreich besuchen wollte, bin ich im Nachherein richtig froh, dass ich mir die Zugabe in Bern auch noch gegeben habe. Nur schon um innert 24 Stunden mal die Unterschiede zwischen Clubshow und grosser Produktion zu sehen, hat sich das gelohnt.

Gloryhammer sind auf dem richtigen Weg. Das Konzept, die Musik – das ist alles richtig gut und durchdacht aufgezogen. Showmässig ist natürlich noch Luft nach oben, aber das kommt zweifellos dann, wenn die Jungs den nächsten Level erreicht haben. Und das wird bald sein, keine Frage!

Und Powerwolf? Deren Aufstieg in die Champions League des Heavy Metal ist nur noch eine Frage der Zeit. Natürlich bringt der Erfolg auch Neider (fragt mal Sabaton….), doch Attila, die Greywolf Brüder, Falk und Roel haben ihr einzigartiges Konzept nahezu perfektioniert. Dieses funktioniert zudem in kleinen Clubs (Linz, Innsbruck), in grösseren Hallen (Bern) – und auch auf den grossen Festivals, wie man letztes Jahr beim Bang Your Head!!! oder dieses Jahr auf Wacken feststellen konnte. Sicher – das Gesamtpaket polarisiert und nicht jeder muss das auch gut finden, was die Wölfe da machen. Doch sie verdienen den Respekt dafür, dass sie sich nicht verbiegen vor irgendwem. Der Erfolg sei ihnen gegönnt!


Wie fandet ihr das Konzert?

13.01.2020
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