Düstere Klänge in der Konzertfabrik
Die portugiesischen Gothic Metal-Grafen von Moonspell brachten am Donnerstagabend ihre schwarze Melancholie nach Pratteln. Unterstützt wurden sie dabei von Rotting Christ und Silver Dust. Welches Mitglied dieses Trios die ansprechendste Performance abgeliefert hat, wird euch in nachfolgenden Zeilen verraten.
Metalinside-Boss pam scheint Ende des Jahres ebenfalls eine proppenvolle Agenda zu haben. Aufgrund dessen sind wir heute beide im Z7 im Einsatz. Während er zur Kamera greift, muss ich in meinem Schädel die wichtigsten Ereignisse für das spätere Verfassen dieses Artikels abspeichern. Doch zur Einstimmung will zumindest selbstverständlich meine Kehle mit einem Hopfentrunk aus der Dose befeuchtet werden. Anschliessend wird in gewohnter Manier nahe meines Pfostens Stellung bezogen. Auf der Homepage der Location war abermals lediglich der genaue Zeitpunkt der Türöffnung zu entnehmen. Ich vermute, dass der Konzertreigen irgendwo um 19.00 Uhr herum seinen Anfang nehmen wird.
Aber was steht denn überhaupt auf der musikalischen Speisekarte? Unsere welschen Kollegen von Silver Dust werden die Angelegenheit ins Rollen bringen. Sie sind – leider – mal wieder als Support-Act mit von der Partie. Weshalb diese Unlust meinerseits? Das liegt ganz simpel daran, dass mich die Herrschaften aus Porrentruy noch nie vom Hocker gehauen haben. Zwei Mal durfte ich sie hier in diesen vier Wänden als Einheizer für Lordi in Aktion erleben. Bei beiden Begegnungen habe ich das Show-Ende stets rasch herbeigesehnt. Ob sich dies erneut wiederholen wird? Die zweite Band ist hingegen ein absolut sicherer Wert. Rotting Christ setzen mit ihren episch-finsteren Hymnen immer wieder Ausrufezeichen. Hoffentlich dürfen sich die Griechen ausgiebig austoben. Und zu guter Letzt wären da noch Moonspell, die Mitte Februar 2018 – auch in dieser Stätte – eine sackstarke Performance hinlegten. Am Ende des Abends lagen sie gleichauf mit den genauso genialen Cradle Of Filth. Diese Topleistung kann im Rahmen der heutigen Séance nur allzu gerne nochmals abgerufen werden.
Silver Dust
Die Romandie-Gothic Rocker starten um 19.20 Uhr mit ihrer Darbietung. Wie üblich tragen die Akteure Steampunk-Outfits. Auf kleinen Leinwänden zeigen sie gelegentlich unheimliche Filmsequenzen. System Of A Down trifft auf Moonspell – etwa so könnte der Sound von Silver Dust bezeichnet werden. Gute Ansätze sind zwar auszumachen, aber mehrheitlich ist das schlichtweg zu wenig, um die Zuhörer ins Staunen zu versetzen. Manchmal entpuppt sich die Mucke sogar als ziemliches Durcheinander. Fronter Lord Campbell scheint sich zudem nicht für eine Sprache entscheiden zu können und hüpft während seinen Ansagen munter zwischen Französisch, Englisch und Deutsch hin und her. Seine Growls sind dafür nicht von schlechten Eltern. Vielleicht möchte pam ja noch ein paar Worte ergänzen, denn ihm gefällt die Vorführung offenbar.
pam: Ja, im Gegensatz zu Dutti gefielen mir Silver Dust als Vorband besser als der Headliner Lordi vor ein paar Jahren in Buchs (siehe Review). Ich mag die Jurassier. Grad auch wegen den Ansagen in den verschiedenen Sprachen – auf Deutsch spielen sie ihren fraansösisschen Aksont mit viel Charme aus – und dem Stilmix. Klar, wenn man die Band sieht, hört man nicht unbedingt das, was man erwartet (Gothic/Dark Rock). Sie sind musikalisch schwer einzuordnen und manchmal übertreiben sie es mit den Potpourri aus Porrentruy schon ein bisschen. Visuell aber eine Augenweide: Der Screen im Spiegelook sowie die Bühne im Ganzen ist Hollywood-Horror fürs Nachtgschichtli. Ich finds kurzweilig und für eine Vorband bieten sie eine ganz coole Show. Gerne wieder.
Rotting Christ
Für meine Kumpels und mich folgt nun fraglos das Highlight des heutigen Abends. Die Rede ist von den verrotteten Christen aus Athen. Sakis Tolis (Gesang, Gitarre) und sein Bruder Themis (Drums) treiben unter dem Namen Rotting Christ seit 1987 ihr Unwesen in der Szene. In diesem Zeitraum haben sie stolze 13 Studioalben veröffentlicht. Das neuste Werk nennt sich «The Heretics» ist seit Februar dieses Jahres in den Plattenläden eures Vertrauens erhältlich. Damit das packende Material anständig rübergebracht werden kann, operieren die beiden Herren während Live-Auftritten mit Verstärkung in Form von Kostas Heliotis (Bass) und Kostis Foukarakis (Gitarre).
Mein lieber Scholli, die Hellenen setzen Moonspell aber verdammt arg unter Druck. Abermals ein überragender Gig, der meinen Kiefer pausenlos Bodenkontakt haben lässt. Wow! Von «Χ Ξ Σ (666)» bis zum abschliessenden «Non Serviam» – diese Setlist lässt wahrlich kaum Wünsche offen. Sakis wird auf der Bühne von zwei fleischgewordenen Propellern flankiert. In den Publikumsreihen werden ebenfalls zahlreiche Mähnen geschüttelt. Beim nächsten Gastspiel auf helvetischem Grund erwarte ich das Quartett also als Headliner. Sie haben unter anderem schon im Gare de Lion in Wil bewiesen, dass sie mit dieser Position keine Mühe bekunden.
Moonspell
Um 21.30 Uhr übernehmen dann die Portugiesen das Zepter. Angeführt von Sänger Fernando Ribeiro, der in einem früheren Leben sicherlich Graf Dracula höchstpersönlich gewesen ist, schreiten die düsteren Gothic Metaller zur Tat. Bedauerlicherweise wird uns allen bald einmal bewusst, dass die Herren von der Iberischen Halbinsel heute Abend nicht gegen ihre Tour-Begleiter Rotting Christ ankommen werden. Einige Stücke kommen ziemlich schwerfällig daher. Wenn überhaupt sind es die älteren Kompositionen, die für leichte Bewegungen bei den Fans sorgen. Namentlich wären das unter anderem «Opium» oder «Vampiria». Nach meinem Geschmack ist die grandiose Scheibe «Night Eternal» aus dem Jahre 2008 viel zu schwach in der Setlist vertreten. Es gibt genau gesagt lediglich den Titel-Track auf die Lauscher. Dabei würden sich massenhaft Hits auf diesem Teil befinden. Beim nächsten Konzert sollte das Quintett dieses Mal unbedingt wieder intensiver berücksichtigen.
Das Fanzit
In einem mittelmässig besuchten Z7 stellte am heutigen Abend der griechische Vertreter alles und jeden in den Schatten. Eine weitere Rotting Christ-Show, die verdientermassen mit dem Prädikat «Überragend» ausgezeichnet werden kann. Dagegen blieben sowohl Silver Dust als auch Moonspell vergleichsweise blass.
Setlist – Rotting Christ
- Χ Ξ Σ (666)
- Dub-Sag-Ta-Ke
- Fire, God And Fear
- Kata Ton Daimona Eaytoy
- Apage Satana
- Dies Irae
- The Forest Of N’Gai
- Societas Satana (Thou Art Lord-Cover)
- In Yumen-Xibalba
- Grandis Spiritus Diavolos
- Non Serviam
Setlist – Moonspell
- Em Nome Do Medo
- 1755
- In Tremor Dei
- Opium
- Awake!
- Night Eternal
- Abysmo
- Breathe (Until We Are No More)
- Everything Invaded
- Evento
- Mephisto
- Vampiria
- Alma Mater
- Todos Os Santos*
- Full Moon Madness*
*Zugabe