Feinste «Swiss-Metal-Quality»
Sowohl der Headliner Pertness als auch die Support-Truppe Hedera bewiesen am Samstagabend in der Lenzburger Met-Bar wieder einmal, dass unsere Schweizer Metal-Szene etliche talentierte und vielversprechende Kapellen zu bieten hat. Details zu den beiden Auftritten werden in den nachfolgenden Zeilen ausführlich erläutert.
Beim Leitsatz «Support your local bands» war ich ehrlich gesagt vor meinem Engagement bei Metalinside ebenfalls alles andere als ein Harry Hirsch. Oftmals hat man seine schwer verdienten Brötchen nur für teure Shows der grossen, internationalen Namen ausgegeben, während Events von lokalen Künstlern im kleinen Pub um die Ecke tendenziell auf der Strecke blieben. Diese Denkweise wird jedoch wohl niemals komplett verschwinden. Allerdings sollte man sich bewusst sein, dass selbst Iron Maiden und Co. einmal ganz klein angefangen haben und auf massenhaft Unterstützung von Fans der ersten Stunde angewiesen waren. Ich persönlich versuche mittlerweile einfach eine einigermassen akzeptable Mischung in meinem Konzertkalender zu haben. Völlig auf Gigs von populären Genre-Ikonen zu verzichten und einzig auf der Aussenseiterschiene zu fahren kann nämlich keinesfalls die Ideallösung sein.
Mein heutiger Termin steht effektiv vollends im Zeichen des helvetischen Metalls. Man könnte das Ende des Novembers zwar an etlichen Orten ausklingen lassen, aber für mich stand schon seit längerer Zeit fest, dass ich in der dem Met huldigenden Bar im Kanton Aargau vorbeischauen werde. Pertness aus dem Berner Oberland sind zu Gast. Die vier Jungs werden sicherlich stets gerne an dieses Jahr zurückdenken. Schliesslich konnten sie unter anderem den «Blood Battle» in Lörrach für sich entscheiden und durften deshalb Mitte Juli das kultige Baden in Blut Open Air eröffnen. In absolut überzeugender Manier stimmten sie die dortigen Besucher auf Gruppen wie Wintersun, Sodom, Decapitated oder Parasite Inc. ein.
Heute teilen sich Pertness die Bühne mit Hedera. Hui…, ist schon etwas länger her, seit ich den Fünfer aus Bern und Fribourg zum letzten Mal live erlebt habe. Das dürfte wahrscheinlich im Oktober 2017 in der Wetziker Ruhmeshalle der Fall gewesen sein. Eine Gedächtnisauffrischung könnte wirklich nicht schaden. Da kommt die anstehende Darbietung ja wie gelegen.
Hedera
Die fünf tödlichen Folk Metaller dürfen um 21.10 Uhr mit ihrem Set loslegen. Meines Erachtens haben sich die Akteure definitiv gemacht. Von Beginn weg wirkt ihre Performance stark und routiniert. Während Mike die böse Variante des Gesangs bedient, vertraut Iris lieber auf ihre Elfenstimme. Ausserdem ist das Mädel ebenfalls für das Violinen-Spiel verantwortlich. Das Kontrastprogramm an den Mikrofonen funktioniert jedenfalls und kommt bei der Zuhörerschaft gut an.
Für den heutigen Auftritt haben Hedera sogar einen Gast mit am Start. Bei den Stücken «Harbinger Of Ruin» und «The Revenant» gesellt sich mit Martina Steiner eine weitere Dame auf die Bühne. Sie macht ihren Job nicht übel, wirkt jedoch ein bisschen nervös. Erleben wir hier etwa gerade das neuste Bandmitglied in Aktion? Oder war diese gemeinsame Aufführung lediglich eine einmalige Sache? Wahrscheinlich werden die kommenden Wochen Antworten auf diese Fragen liefern.
Immer wenn Mike seine fiesen Growls auspackt und Drummer Flo die Schlagzahl erhöht, bekommt das Publikum regelrechte Energieanfälle. Von passiven Salzsäulen fehlt hier glücklicherweise jede Spur. Einmal gibt’s vorne rechts obendrein eine Art «Stier-Circle-Pit» zu bestaunen. Für mich ein echtes Novum. Nichtsdestotrotz schön zu sehen, dass auch die Fans mit kreativen Adern gesegnet zu sein scheinen.
Pertness
Dank der tollen Leistung ihrer Vorgruppe dürfen Pertness schliesslich um 22.25 Uhr eine optimal aufgewärmte schwarze Masse in Empfang nehmen. Dass die Kilt-Metaller mittlerweile durchaus eine gewisse Reichweite haben zeigt die Tatsache, dass extra ein paar Anhänger aus Deutschland nach Lenzburg gereist sind, um sich den musikalischen Vortrag reinzuziehen.
Wie sage ich immer so schön? Der Sound der Berner Oberländer ist eine Mischung aus Iced Earth und Ensiferum. Die Jungs haben freilich einige Hymnen in ihrem Repertoire, die durchaus mit dem Liedgut der beiden erwähnten Vergleichsgruppen mithalten können. «Frozen Time» – mit welchem das Set eröffnet wird – ist beispielsweise direkt ein solcher Kandidat. Feinste Saitenhexer-Arbeit von den beiden Toms. Dafür könnte man das kurze Masken-Intro eigentlich langsam weglassen… Wahrscheinlich gehört das einfach zum fixen Show-Bestandteil.
Kommen wir lieber erneut auf die epischen Tracks zu sprechen. In diese Kategorie dürfen sich eindeutig auch «The Eye Of The Storm», «From The Beginning» (Killer-Riffs!) «My Prophecy», «Metamorphosis» und «Cold Wind Of Death» zählen. Ich kann euch nur wärmstens ans Herz legen, unbedingt einen Ausflug durch die Diskographie der Berner zu unternehmen. Da lassen sich effektiv jede Menge Perlen aufstöbern. Bei diesem Gig brennen sich meiner Wenigkeit zudem zwei weitere Stücke ins Gedächtnis ein: Das lachmuskelfördernde «Alle meine Entchen» und das Freunden der irischen Melodien bestens vertraute «The Star Of The County Down». Es handelt sich hierbei zwar um Cover-Versionen, aber unsere «Swiss Highland Metaller» versehen diese Geschichten problemlos mit einer eigenen Note.
Irgendwo im Verlaufe des Abends habe ich aufgeschnappt, dass die Herren scheinbar leicht angeschlagen seien. Das hindert sie keinesfalls daran, uns eine überragende Darbietung zu präsentieren. Schlichtweg bockstark! Konzerte in grösseren Hallen oder an Festivals würden absolut in Reichweite liegen. Am Baden in Blut hat man ja bereits gesehen, dass das locker hinhaut. Wie mir so nebenbei gerade auffällt, trägt Trommler-Mensch Tobi Hari übrigens dasselbe Aborted-Shirt, welches ich mir an besagtem Open Air gekauft habe. Tja, Geschmack verbindet, oder? Ohje, jetzt bin ich abermals vom Kurs abgekommen. Wo waren wir stehengeblieben? Ach ja, von Pertness dürfen weiterhin zurecht grosse Taten erwartet werden. Man würde es ihnen völlig gönnen, wenn sie als Band die nächste Entwicklungsstufe erreichen würden.
Das Fanzit – Pertness
Wieder einmal ein Abend, der viel Werbung für die helvetische Metal-Szene gemacht hat. Insbesondere der Pertness Abriss war allererste Sahne. An der Soundqualität in der Met-Bar gab’s ebenfalls nix zu bemängeln. Des Weiteren war die Veranstaltung hervorragend besucht. Den Rest könnt ihr gerne den Schnappschüssen von Metalinside-Boss pam entnehmen (Anm. v. pam: Tja, der Rest ist diesem Fall sehr bescheiden. Leider liess Licht, Equipment und vielleicht auch Talent – Friedemann hätte da sicher mehr draus gemacht – nicht viel zu. Von Hedera gar nichts zeigbares und von Pertness in keinster Weise deren grandiosem Sound gerecht. Drum ja, gerne mal grössere Halle, dann zieh ich mit den Fotos mit … ;-)).
Setliste – Hedera
- Scythe’s Blade
- Revenge
- Helical
- Heirs Of Sisyphos
- Game Of Thrones-Cover
- Harbinger Of Ruin (mit Martina Steiner)
- The Revenant (mit Martina Steiner)
- Moloch
- Culloden
- Ablaze
- Conclusion
- Charons Toll*
*Zugabe
Setliste – Pertness
- Intro
- Frozen Time
- Invisible Chains
- The Eye Of The Storm
- Darkness & Fire
- Alle meine Entchen (We Butter The Bread With Butter-Cover)
- Fortress
- Decline
- From The Beginning
- My Prophecy
- The Star Of The County Down (Irish-Cover)
- Metamorphosis
- Farewell To The Past
- Words Of Lies
- Cold Wind Of Death
- Seven Times Eternity
- Firestorm*
- Foggy Dew*
- Outro*
*Zugabe