Skillet - Komplex 457 Zürich 2019 (Flyer)
Mi, 4. Dezember 2019

Skillet, Devour The Day

Komplex 457 (Zürich, CH)
02.02.2020
Skillet - Komplex 457 Zürich 2019 (Flyer)

Ausverkaufte Hütte dank Skillet 

Skillet und Devour The Day rockten am Mittwochabend das ausverkaufte Komplex 457-Gebäude in Grund und Boden. Ich hatte die Popularität der Amis richtiggehend unterschätzt. Das Publikum war von Anfang an mit vollem Einsatzwillen bei der Sache. Speziell die erste Showhälfte des Headliners hat mich völlig weggeblasen. Da bekam man für die investierte Kohle wirklich etwas geboten. Allerdings gab’s auch schwächere Momente – doch mehr dazu in der nachfolgenden Review. 

Alter Schwede! Eine solch gigantische Warteschlange habe ich persönlich vor dieser Location schon länger nicht mehr gesehen. Die Leute stehen bis zu Bushaltestelle. Mit einem solchen Ansturm hätte ich niemals gerechnet. Nichtsdestotrotz bin ich äussert gespannt, was der heutige Abend so alles bereithalten wird. Von Skillet habe ich bisher viel Gutes gehört. Mal schauen, was die Truppe alles auf dem Kasten hat. Zahlreiche «Sold Out»-Events und Plattenverkäufe in Millionenhöhe sprechen jedenfalls eine deutliche Sprache. Des Weiteren sind die Musiker christlich angehaucht. Dies sei an dieser Stelle einfach einmal fürs Protokoll erwähnt. So lange sie während des Gigs ihre Glaubensgeschichten beiseitelassen, ist mir dies ziemlich egal. In ihrer Freizeit können John Cooper und seine Mitstreiter meinetwegen gerne problemlos derjenigen Religion nacheifern, die sie bevorzugen. Auf der Bühne möchte ich von Ihnen hingegen nur Rock und Nu Metal hören. Aber ich nehme nicht an, dass das Ganze in einem Gottesdienst enden wird. Ausserdem gibt’s für metallische Messen sowieso andere Experten.

Wie befürchtet ist die Situation im Innern der Hütte kaum besser. Menschenmassen wohin das Auge reicht. Doch der routinierte Konzertgänger bahnt sich immer irgendwie einen Weg zu den sanitären Anlagen oder zur Bar. Den Besuch der Mech-Ecke lasse ich dafür komplett aus. Da herrscht effektiv kein Durchkommen. Glücklicherweise geniesst man auf der linken Raumseite in der Nähe der Hopfentee-Ausschenkungszone ein bisschen Bewegungsfreiheit. Stellung beziehen und halten, so lautet nun mein Motto. Während des Beobachtungs-Modus’ fällt mir auf, dass heute ein äusserst gemischtes Publikums unterwegs ist. Tja, sobald eine Kapelle mit dem Mainstream liebäugelt, ist das gezwungenermassen die logische Folge. Und ja, Skillet sind freilich massentauglich. Daran ist grundsätzlich nix verwerflich, aber an und an schimmert bei mir eben schon der «Metal-Elitist» leicht durch.

Devour The Day

Wie so oft starten die musikalischen Darbietungen auch dieses Mal mit einem Support-Act. Dieser hört auf den Namen Devour The Day und ist in Memphis, Tennessee im Land der «Stars and Stripes» angesiedelt. Das Trio beschallt uns mit einer ordentlichen Alternative Rock-Dosis. Der eindeutige Aktivposten der Gruppe hält die Tieftöner-Position inne. Joey «Chicago» Walser ist ein fleischgewordener Wirbelwind. Der gute Mann fühlt sich auf der Bühne richtig wohl und tobt sich von A bis Z aus. Ronnie Farris zeigt sich derweil seine Stick-Jonglierkünste. Einzig Blake Allison braucht ein paar Zeigerumdrehungen, um richtig auf Touren zu kommen. Der zu Anfang durchzogene Gesang wird rasch besser. Die Zuhörerschaft haben die Jungs ab der ersten Sekunde auf ihrer Seite. Respekt – ich hätte niemals erwartet, dass bereits bei der Vorgruppe so toll mitgemacht wird.

Devour The Day entpuppen sich in den ihnen zur Verfügung stehenden 40 Minuten mehrheitlich als solide Einheizer. In gewissen Stücken tauchen sogar «Break-Down-Momente» auf, welche die Komplex-Wände erzittern lassen. Da haben die Verantwortlichen scheinbar wieder einmal ein passendes Band-Package zusammengestellt. Das Nirvana-Cover «Smells Like Teen Spirit» lässt die Besucher extrem ausflippen. Ich find’s dagegen nicht sonderlich berauschend. Zudem geht mir dieses ständige «auf-Nummer-sicher-gehen» auf de Sack. Weshalb müssen für solche Aktion ständig nur die allerbekanntesten Hits herhalten?

Skillet

Bezüglich US-amerikanischem Bundestaat bleiben wir für den Headliner zwar in Tennessee, wechseln dafür nun aber in die Hauptstadt Nashville. In erster Linie würde man in diesem Zusammenhang primär Country-Mucke erwarten; allerdings sind Skillet in deutlich härteren Gefilden unterwegs. Kleiner Fun-Fact am Rande: «Skillet» bedeutet auf Deutsch «Bratpfanne». Lassen wir uns überraschen, wen oder was die Amis in den kommenden 90 Minuten alles zum Brutzeln bringen werden.

Mit «Feel Invincible» findet umgehend die Revier-Markierung statt. Freunde, jetzt sind die Chefs im Haus – daran bestehen keine Zweifel. Fronter John Cooper vermag sowohl mit seinem prächtigen Bart als auch seiner Stimme zu beeindrucken. Der ist durch und durch eine Rampensau. Die Fans hat der charismatische Kollege sofort im Griff. Wobei…, sie sind heute Abend sowieso genial drauf. Ständig wird mitgehüpft und geklatscht. Darüber hinaus wirken alle verdammt textsicher. Da kann man einfach nur den imaginären Hut ziehen. Bisher fehlt von der oft gescholtenen Schweizer Passivität jede Spur.

Jen Ledger hilft übrigens ebenfalls tatkräftig am Gesang mit. Das Betreiben von Multi-Tasking zwischen Trommeln und Singen scheint ihr überhaupt keine Schwierigkeiten zu bereiten. Nebstdem ist sie ein recht attraktives Geschöpf, was insbesondere die Herren im Raum freuen dürfte. Beim nun folgenden «Not Gonna Die» (eines meiner Lieblingslieder der Truppe) kann sie sich von ihrer besten Seite zeigen. Krass, dass dieser Track bereits sieben Jahre auf dem Buckel hat. Manchmal vergisst man einfach, wie schnell doch die Zeit vergeht. Gut, Skillet treiben notabene seit über zwei Dekaden ihr Unwesen in der Szene. Veröffentlicht haben sie stolze zehn Studioalben. Das aktuellste Werk nennt sich «Victorious» und kam Anfang August dieses Jahres in die Plattenläden. Ich bin trotzdem froh, dass sich die Band für eine ausgeglichene Setlist entschieden hat. Aufgrund dessen erfreuen sich die Fans an sämtlichen Hits.

Bei «You Ain’t Ready» taucht John plötzlich mit Rauchkanonen an den Armen auf. Wie gesagt, showmässig wird einem hier einiges geboten. Fehlen eigentlich bloss noch die Pyro-Effekte, aber die scheinen leider kein Thema zu sein. Mit Tate Olsen hat das Quartett ausserdem einen Gastmusiker am Start. Sein Zuständigkeitsbereich umfasst das Cello. Witzigerweise sieht er tatsächlich wie ein Mitglied von Apocalyptica aus – passt also bestens.

Bedauerlicherweise flacht die mitreissende Performance in der zweiten Hälfte ab. Haben die Akteure ihre Kracher etwa allesamt zu früh verpulvert? Vielleicht hätten sie die Song-Reihenfolge etwas geschickter strukturieren müssen. Nichtsdestotrotz folgt schon noch das eine oder andere Highlight. Dazu zählt beispielsweise der Hühnerhaut-Garant «Stars». Ballade-Pur! Viel Applaus erntet auch Johns Rede vor «Victorious». Es ist eine Kampfansage gegen depressive Gedanken und zugleich eine Hommage an Chester Bennington von Linkin Park.

Zum Glück legen die metallischen Bratpfannen für den Schlussspurt nochmals die passenden Kadenz-Schalter um. Mit coolen Nummern wie «Monster» geht’s rasant Richtung Zielgerade. Gewisse Kreischattacken in den Publikumsreihen kann ich jedoch gar nicht verstehen. Beispiel gefällig? Kurz vor dem Ende küsst John Klampferin und Tastenfrau Korey Cooper. Hallo?! Das ist seine Ehegattin. Da werden solche Lippenbekenntnisse ja wohl noch erlaubt sein. Keine Ahnung, was daran eine solche Sensation sein soll. Mit «The Resistance» ziehen Skillet dann schliesslich den endgültigen Schlussstrich.

Das Fanzit – Skillet, Devour The Day

Beide Auftritte hatten freilich ihre guten und starken Momente. Schade nur, dass Skillet im zweiten Teil ihrer Darbietung etwas schwächelten. Ungeachtet dessen würde ich sicherlich wieder einmal einem ihrer Konzerte beiwohnen. Potenzial für noch grössere Taten wäre effektiv vorhanden. In der Heimat figuriert der Track «Victorious» ja bereits als Titellied der Wrestling-Sendung «WWE RAW». Tja, die «catchy» Songs werden wohl nicht so rasch von der Bildfläche verschwinden. Der von mir fälschlicherweise erwartete Predigt-Alarm blieb während des heutigen Auftritts aus – es stand wahrhaftig nur die Musik im Vordergrund.

Setlist – Devour The Day

  1. Respect
  2. Play Video
  3. S.O.A.R
  4. Faithless
  5. You And Not Me
  6. Headspill
  7. Smells Like Teen Spirit (Nirvana-Cover)
  8. The Censor
  9. The Bottom
  10. Lightning In The Sky
  11. Good Man

Setlist – Skillet

  1. Feel Invincible
  2. Not Gonna Die
  3. You Ain’t Ready
  4. Whispers In The Dark
  5. Legendary
  6. Awake And Alive
  7. Back From The Dead
  8. Save Me
  9. Hero
  10. Anchor
  11. Undefeated
  12. Victorious
  13. Stars
  14. Comatose
  15. Monster
  16. Rebirthing
  17. The Resistance*

*Zugabe


Wie fandet ihr das Konzert?

02.02.2020
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