Die 13 als Glückszahl
Freitag, 13. März: Gotthard veröffentlichen ihr Studioalbum Nummer 13. Das Werk heisst: „#13“, es enthält – natürlich! – 13 Tracks. Wird die 13 die neue Glückszahl für die beste Schweizer Band? Auf geht’s zum intensiven Albumcheck!
Freude herrscht! Schon bei den ersten Tönen des Openers „Bad News“ kann ich gar nicht anders, als die Lautstärke aufzudrehen. Da sägen die Gitarren, da hämmern die Drums, Nic brilliert mit grossartigem Gesang und die Hammondorgel dient als Soundteppich. Übrigens hat hier Eric Bazilian von den Hooters die Finger beim Songwriting im Spiel gehabt…
Im gleichen Stil geht’s mit „Every Time I Die“ weiter. Auch das rockt richtig, bewegt sich in Uptempo Gefielden und überzeugt mit schönen „ohohoho“-Parts und einem richtig geilen Gitarrensolo. Gotthard finden auf „#13“ sehr früh in die Pfade zurück, die sie nach „Bang!“ zumindest stellenweise verlassen haben.
Tja, wer nun denkt, dass die Tessiner das komplett durchziehen, der sieht sich nun getäuscht. Orientalische Klänge eröffnen „Missteria“, der ganze Track bewegt sich trotz teils sägenden Gitarren mehrheitlich in dieser Stilrichtung. Eigentlich kann ich mit solchen Durchmischungen wenig bis nichts anfangen, aber ich muss zugeben, dass nach etwas Angewöhnungszeit auch diese Nummer durchaus ihre Reize hat. Es ist sicher nicht mein absoluter Favorit, doch als Farbtupfer funktioniert das prima. Mitgearbeitet hat hier übrigens kein Geringerer als Francis Rossi von Status Quo…
„10‘000 Faces“ – DAS ist dann wieder mehr nach meinem Gusto. Hier wird vor allem im Refrain gerockt ohne Ende, während Nics Gesang in den Strophen verzerrt und modern tönt. Live dürfte das für kräftiges Training der diversen Nackenmuskeln sorgen. Einziger kleiner Wermutstropfen: Der bislang beste – und härteste – Song ist gleichzeitig auch der kürzeste der 13…
Ich mag ABBA. Die Schweden Pop-Ikonen haben in den 70ern grossartige Musik gemacht. Gotthard haben in der Vergangenheit immer mal wieder Coverversionen von verschiedenen grossen Künstlern aufgenommen. Über Sinn und Unsinn solcher nachgespielter Songs muss man hier nicht diskutieren. Fakt ist: Die Südschweizer haben sich von ABBA „S.O.S.“ vorgenommen. Das Positive: Es ist einer der eher unbekannteren Tracks. Das nicht ganz so Positive: Gotthard machen daraus fast eine Ballade. Natürlich ist es generell kein allzu hartes Lied. Aber ich muss ehrlich sein – aus meiner Sicht ist dies der Schwachpunkt des Albums.
„Another Last Time“ kommt dann völlig anders um die Ecke. In gemächlichem Tempo, aber dennoch mit mächtig Groove geht’s hier zur Sache. Vielleicht etwas untypisch, nichtsdestotrotz richtig gut, vor allem auch weil zwischendurch die Saitenfraktion richtig brilliert. Direkt im Anschluss das nächste Highlight. „Better Than Love“ beginnt mit Orgelklängen und entwickelt sich dann schnell zu einem herrlichen Stampfer. Genau die Sorte Songs, die ich liebe, genau die Sorte Songs, die ich auf „Silver“ vermisst habe. SO muss Hardrock tönen!
Ein fast schon punkiges Riff bildet die ersten Sekunden von „Save The Date“, bevor das Ganze in einen gemütlichen Gute-Laune-Rocker mündet. Bei „Man On A Mission“ hingegen zeigen Gotthard wieder einmal ihre bluesige Seite. Der Beginn könnte auch von Great White aus „Psycho City“-Zeiten stammen… Doch trotz dieser Stilrichtung, überzeugt der Track auch mit genügend Power. „No Time To Cry“ ist dafür deutlich moderner, da ist keine Spur von dem 70-er Feeling mehr vorhanden. Vor allem das Gitarrensolo sägt recht massiv…
Doch halt: Bei Gotthard gibt es natürlich auch Balladen. Dieses Mal sind es „nur“ zwei – was ich grundsätzlich schon mal positiv finde. Ein zweites „Heaven“ oder „One Life, One Soul“ darf und soll man eigentlich nicht erwarten. Doch speziell „Marry You“ ist ein absoluter Volltreffer! Nur Akustikgitarre, nur Nics kraftvoller, emotionaler Gesang, später noch dezente Klaviertöne. Ein wirklich herrlich emotionaler Track, den übrigens ebenfalls Eric Bazilian geschrieben hat. Wunderschön! Bei Slow Track #2, „I Can Say I’m Sorry“, ist dann die volle Instrumentierung gefragt. Allerdings bleibt der Song im Vergleich zu „Marry You“ etwas blass.
Fehlt noch #13. Der Abschluss des dreizehnten Silberlings heisst „Rescue Me“ und ist zweifellos der Titel, der am meisten Aufmerksamkeit braucht. Nicht nur, weil er auch die längste Spielzeit hat… Mit Akustikgitarren geht’s los, dezente Drums setzen ein, Rhythmus dominiert, bevor auch ein erstes Mal der Bass ins Spiel kommt. Richtige Ohrwurm-Melodien sind hier mehrheitlich Fehlanzeige. Dafür geht’s nach vier Minuten in Sphären, die man von den Südschweizern kaum je gehört hat: Schwere, tonnenschwere Riffs, wie man sie sonst eigentlich von Black Sabbath kennt. Rückkoppelnde Gitarrenklänge setzen anschliessend das letzte Ausrufezeichen – eine weitere Hommage an die 70er Jahre.
Das Fanzit Gotthard – #13
Gotthard sind zurück in der Spur! Nachdem man auf „Silver“ die wirklichen Hardrock Songs vermisste und danach die „Defrosted 2“ Kampagne die Tessiner für längere Zeit beschäftigte, fokussieren sich Leo und seine Mannen endlich wieder auf ihr Kerngeschäft. Richtig geilen harten Rock! Ja, das dreizehnte Werk hat auch stilistische Ausreisser dabei, doch als Gesamtpaket funktioniert das dennoch tadellos. Einzig das ABBA-Cover gefällt mir nicht wirklich, das hat mir schlichtweg zu wenig Pfupf. Was man von den meisten der anderen Songs glücklicherweise nicht behaupten kann. Und wenn mir dann sogar noch eine der Balladen richtig gut gefällt… Insgesamt mag „Bang!“ noch eine Spur stärker sein, aber 8.5 Punkte sind mehr als gerechtfertigt für die beste Band der Schweiz!
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