Warum?
Dies dürfte sich der Eine oder Andere nach einem Knorkator Auftritt fragen. Warum? Wieso? Weshalb? Doch «Warum» ist auch der letzte Song, den die Spass Metaller bei ihrem letzten Konzert im Zürcher Komplex 457 gespielt haben. Die letzte von 25 Oden an den Blödsinn.
Im September 2019 veröffentlichte ‘die meiste Band der Welt’, wie sie sich selbst bezeichnet, ihren neuesten Streich «Widerstand Ist Zwecklos». Nach einigen Singles als Kostprobe kam die Scheibe wie eine Erlösung für alle auf die Folter gespannten Fans. Das Album ist erfrischend anders, mit neuen Elementen, und doch unverkennbar knorkatrig.
Das Konzert im Oktober wurde schon lange zuvor angekündigt, nämlich nicht ganz 16 Monate vor dem Konzertdatum. Man munkelt, dass bereits ein Jahr vor dem richtigen Datum Fans vor der Location standen und sich fragten, wieso denn die Tore nicht geöffnet werden… Tja, Freunde, falsches Jahr. Auch ich hatte mir diesen Termin von Beginn an im Kalender fett angestrichen und fand mich deshalb pünktlich zur Türöffnung vor dem Komplex ein.
Der Merch-Stand
Wir berichten ja nicht oft darüber, wie die Verkaufsstellen fürs Band-Merchandise aussehen, eingerichtet sind, oder was sie anbieten. Was sich uns hier und jetzt bietet, muss aber zweifellos im Bericht erwähnt werden. Im Hintergrund hängen Dutzende verschiedene Merch-Artikel. Mit einem Bier gegen den Dursttod während dem Einkaufen betrachten wir das riesige Sortiment des ‘Kaufmannsladens’. Neben den üblichen Verdächtigen wie Shirts, Patches, Klebern etc. gibt es auch Fussabtreter, Bücher, Schals, Taschen, Unterwäsche und mehr. Als Motive halten natürlich verschiedene Referenzen aus den unzähligen Songs her. Ein Beispiel gefällig? ‘Fang mich doch, du Eierloch!’ Auf der rechten Seite stehen mehrere Automaten, aus denen man als Kind gerne Münze um Münze Süssigkeiten rausliess. Genau wie die Kinder von damals stehen wir nun vor den Automaten und kaufen den Kleinkram, der sich in den bunten Kugeln versteckt. Das Bier ist leer. Nochmals an die Bar, und dann ab zur Bühne.
Die Vorband… oder so…
Opener wurden keine angekündigt. Den Auftrag des Wartezeit-Verkürzens übernimmt heute ein Video auf einem Flachbildschirm. Gezeigt wird ein Konzert eines Orchesters, bei dem nicht ganz alles rund läuft. Nicht mehr, nicht weniger. Derweil füllt sich der Bereich vor der Bühne, auch wenn man mehr Leute als die schlussendlich Anwesenden hätte erwarten können. Bier fliesst reichlich, denn mit ein paar Hopfensäften im Magen sind Knorkator gleich noch eine Spur witziger.
Knorkator
Die Stimmung ist gespannt, als das Licht erlischt und die Protagonisten des heutigen Abends zu ihrem Pseudo-Fremdsprach-Track «Absolution» die Bühne betreten. Nach dieser ersten Sex-Hymne geht es mit «Du Nich» und «Es Kotzt Mich An» mit zwei energiegeladeneren Songs weiter, während welchen die Stimmung auf die nötige Betriebstemperatur gebracht wird. Hunderte von Fans grölen die Texte mit und sind bereits jetzt wunschlos glücklich.
Weiter geht es mit einem Trio des neuen Albums. Thematisiert werden darin unlösbare Probleme dieser Welt, eine nicht ganz ernst gemeinte Revolution (‘Scheisst alle in die Hosen, Leute! Und zwar sofort!’ – An dieser Stelle sei das Durchhören und genaue Studieren sämtlicher Knorkator-Texte empfohlen!), und eine nicht ganz angenehme Erkenntnis. Erneut möchte ich ein Lob für «Widerstand Ist Zwecklos» platzieren: Nicht nur musikalisch, sondern auch thematisch erfüllt die Köpenicker Spassband darauf sämtliche Erwartungen!
Mit «Alter Mann» folgt ein absoluter Klassiker. ‘Abgehtechnisch’ ist dies vielleicht bereits der Höhepunkt, doch das Konzert ist noch lange nicht fertig. Nach dem philosophischen Stück «Eigentum» verwöhnen erneut neue Klänge unsere Trommelfelle. Da Sänger Stumpen sich wahrscheinlich nicht einmal selber den Text von «Buchstabensuppe» verinnerlichen konnte (und das Publikum schon gar nicht), liest er diesen von einem Flipchart ab. ‘Biegen, Liegen, Liefen, Lieben, Sieben, Acht, Neun, Zehn, Elf, Alf, Buzz Dee, Raijko, Stumpen, Nick und Dick und Doof.’ Die Kunst, sinnfreien Blödsinn mit einer enormen Genialität zu kombinieren, meistern Alf Ator, Stumpen und ihre Mitstreiter zweifellos!
Weitere Höhepunkte auf der Setliste sind – nicht abschliessend – «Ich Bin Der Boss», das ebenfalls neue «Rette Sich Wer Kann», die Nihilismus-Hymne «Wir Werden Alle Sterben» und das neue, verschiedene Stile von Rap bis Black Metal vereinende «Zu Kurz». Showtechnisch sind noch ganz andere Stellen zu erwähnen: Neben ungewohnt glitzrigen Kostümen (keine Angst, Stumpen zieht sich schon noch aus…) und dem Bild einer riesigen Discokugel im Hintergrund überraschen die Fun Metaller heute mit zwei weiblichen Fans, die zwischenzeitlich als Keyboard-Ständer herhalten müssen, oder mit einem Nackte-Frau-Kostüm, in welches sich Stumpen hineinzwängt. Den Kontrast zu den Unsinn treibenden Bandköpfen Alf und Stumpen bilden wie gewohnt die auffällig angezogenen, aber ansonsten nicht übertrieben herausstechenden Mitmusiker Buzz Dee, Raijko und Nick Aragua.
Wie bereits erwähnt bildet «Warum» den Abschluss des heutigen Auftritts. Knorkator hinterlassen viele überglückliche und vom Abgehen müde Fans.
Setliste Knorkator
- Absolution
- Du Nich
- Es Kotzt Mich An
- Ein Wunsch
- Revolution
- Am Arsch
- Alter Mann
- Eigentum
- Buchstabensuppe
- Ring My Bell
- All That She Wants
- Ich Bin Der Boss
- Klartext
- Hardcore
- Ich Hasse Musik
- Krieg
- Rette Sich Wer Kann
- Böse
- Weg Nach Unten
- Für Meine Fans
- Wir Werden Alle Sterben
- Verflucht Und Zugenäht*
- Zähneputzen, Pullern Und Ab Ins Bett*
- Zu Kurz*
- Warum**
*Zugaben
Das Fanzit – Knorkator
Noch am nächsten Morgen frage ich mich, ob ich all den Blödsinn wirklich erlebt habe. Vergleiche mit früheren Knorkator-Gigs sprechen leider respektive zum Glück dafür, denn allzu fest hat die Band dieses Mal gar nicht übertrieben. Nichtsdestotrotz hat die Meiste Band der Welt erneut gezeigt, wer die Könige des Fun Metals sind!