Nordisches Metalpaket
Finnischer Melodic Death Metal, schwedischer Progressive Death Metal und dänischer Folk Metal: Wenn das mal nicht nach Spass tönt! Auf ihrer «The Burning Cold Continues…»-Tour beehrten uns Omnium Gatherum zusammen mit In Mourning und Heidra im Pratteler Metal-Konzerttempel Z7.
Ich muss zugeben, dass Heidra und In Mourning für mich zwei neue Namen sind. Omnium Gatherum hingegen begeistern mich schon seit längerer Zeit und spätestens seit einer gemeinsamen Party-Nacht mit Markus und Tuoma auf der Full Metal Cruise sowie dem Wiedersehen in einem Toiletten-Container am Rockharz schwingt auch mehr als nur die Freude an der Musik mit. Brav höre ich also auch bei den Vorbands rein und bin vor allem von Heidra sehr begeistert. In Mourning dünken mich noch ein wenig langatmig; doch dies sollte sich spätestens am Konzert ändern…
Heidra
Noch sind seeehr wenige Besucher anwesend und noch weniger haben sich in einer angemessenen Nähe zur Bühne eingefunden. Entsprechend bleibt den Bereitstehenden jedoch Platz fürs Headbangen, und genau dieser ist von Anfang an nötig. Nach wenigen Sekunden ist die Abmischung schon sehr gut und der melodiöse Folk Metal der teilweise ausgeprägt bärtigen Musiker dringt ohne Probleme in die Gehörgänge. Was die Studioaufnahmen versprachen, ist absolut gar nichts gegenüber dem hier live Dargebotenen! Spontan erinnere ich mich nur bei Infected Rain im März an eine solche krasse Steigerung zwischen Aufnahme und Darbietung.
Speziell die Gesangsqualitäten von Fronter Morten Bryld (die extrem imposante Stimme und die gekonnten Wechsel zwischen klarem und gutturalem Gesang) hauen mich mehrmals fast aus den Konzertstiefeln. Hinzu kommt eine enorme Freude von Seiten der Musiker, welche sich kompromisslos auf die inzwischen schon zahlreicher vor der Bühne versammelten Zuschauer überträgt. Ich weiss schon jetzt, dass die Klänge von Heidras Musik in nächster Zeit vermehrt aus meinen Lautsprechern und Kopfhörern dröhnen werden…
Nach nur fünf Songs (einige davon allerdings in beachtlicher Länge) ist bereits Schluss mit dem Gig des Openers und in der Pause bietet sich die Möglichkeit für einen kurzen Quatsch mit den Musikern. Genau dafür und für ein Selfie mit Band begeben wir uns also zum Merch-Stand. Hier kann – wer denn will – für eine nicht ganz kleine Summe Schweizer Franken ein einmaliges Merch-Paket bestehend aus Shirts, Alben, Drum Sticks und alten Instrumententaschen erwerben. Tatsächlich findet sich dafür ein begeisterter Konzertbesucher und die Dänen kriegen sich vor Freude darüber kaum ein. Neben den Merchandise-Einnahmen bleibt für Vorgruppen oft nicht viel Finanzielles hängen… Dies und einige weitere Anekdoten zum Beispiel über italienische Toiletten erzählen uns Heidra im fröhlichen Gespräch und auf die ersten Töne von In Mourning begeben sich sowohl die Band als auch wir wieder nach vorne zur Bühne.
Setliste Heidra
- Prelude
- Awaiting Dawn
- The Price In Blood
- Rain Of Embers
- The Eyes Of Giants
- Lady Of The Shade
In Mourning
Anfangs weiss ich einen Moment lang nicht, was ich von den jetzt spielenden Schweden halten soll. Die Musik wirkt ein wenig surreal und erinnert an eine nicht ganz gelungene Mischung aus In Flames und etwas stark melancholisch-progressivem. Beim späteren Nachhören zuhause kann ich denselben Eindruck allerdings nicht mehr reproduzieren.
Die anfängliche Verwirrung lichtet sich schnell. Schon ab «The Smoke», spätestens aber ab der zweiten Hälfte finde zumindest ich Gefallen an der Musik. Vom Publikum scheint die Band auch unterschiedlich aufgenommen zu werden. Da gibt es jene, bei denen jeder einzelne Ton eine Hühnerhaut auszulösen scheint, aber auch jene, die jeden Moment einzuschlafen drohen. Mir persönlich gefallen vor allem die längeren Instrumentalpassagen, welche (was bei mir sowieso gut ankommt), aus allseits bekannten Rhythmusmustern ausbrechen und trotzdem repetitiv bleiben. Zwischendurch sehe ich diesbezüglich auch Parallelen mit den Prog-Meistern Opeth. Meine Meinung über In Mourning hat sich also von Anfang bis Schluss stetig verbessert und jetzt, während der Umbaupause, verarbeite ich begeistert die Eindrücke.
Während diesem zweiten Gig fällt mir übrigens erneut die Freude auf, welche die Musiker aus den drei nordischen Ländern mitbringen. Während dem ganzen Tour-Leben scheinen sich richtig starke Freundschaften entwickelt zu haben, und zwar nicht einfach so, wie es jeder tourende Musiker erzählen würde. Der Spass ist spürbar! Auf der Bühne scheint die Harmonie ebenfalls voll und ganz zu stimmen. Einige der Musiker sind übrigens im Publikum anzutreffen, während sie nicht selber spielen. Teile von Omnium bei den Vorbands und die Vorbands beieinander und dann natürlich ebenfalls bei Omnium. ‘So härzig!’
Setliste In Mourning
- Black Storm
- The Smoke
- A Vow To Conquer The Ocean
- Yields Of Sand
- Fire And Ocean
- Colossus
Omnium Gatherum
«The Burning Cold Continues…» macht seinem Namen alle Ehre. Die Zusatztermine zu «The Burning Cold» warten mit sechs von elf Songs dieses aktuellen Albums auf; die beiden ersten gibt es gleich zu Beginn auf die Ohren. Auch bei der Hauptband ist die Spielfreude nicht zu übersehen. Mir persönlich hat es (wie so oft) der Trommler angetan: Tuomas Latvalas Spiel zuzusehen ist einfach nur eine wahre Freude! Auch die Seitenfraktion und Keyboarder Aapo Koivisto beeindrucken und für die bösen Töne und ganz schön viel Bewegung sorgt Fronter Jukka Pelkonen.
Wie so oft werden vor allem die neuesten Werke berücksichtigt; von den ersten fünf Alben ist kein einziger Song zu hören. Mit sechs Songs ist «The Burning Cold» am stärksten vertreten, die beiden Vorgänger «Beyond» und «Grey Heavens» bringen es zusammen auf sieben Tracks und das noch eine Stufe ältere «New World Shadows» bringt es auf zwei Plätze in der Setliste. Gespielt wird ebenfalls das noch keinen Monat alte «Chaospace», welches wegen der fehlenden Vertrautheit gegenüber den anderen Songs vielleicht ein kleines Handicap hat. Spass macht der Titel allemal und reiht sich so gut in den Abend ein.
Neben den vielen positiven Worten muss ich auch noch ein wenig Kritik loswerden: Trotz oder gerade wegen der üblicherweise guten bis sehr guten Soundqualität im Pratteler Konzerttempel störe ich mich – und auch zwei andere Metalheads, deren Gespräch ich nach der Show an der Pissrinne überhöre – ab der Abmischung, welche heute Schwierigkeiten zu machen scheint. Ansonsten sind Probleme ja vor allem anfangs auszumachen; heute scheint es aber immer wieder Höhen und Tiefen zu geben. Auch wenn diese Störungen jeweils für kurzen Ärger sorgen, trüben sie keineswegs den hervorragenden und sehr heimeligen Konzertabend.
Der Zugabenblock ‘fägt’ und «Cold» bleibt mir bis zum Einschlafen und sogar noch am nächsten Morgen als Ohrwurm erhalten.
Setliste Omnium Gatherum
- The Burning
- Gods Go First
- Frontiers
- Rejuvenate!
- Soul Journeys
- Be The Sky
- In The Rim
- Chaospace
- Refining Fire
- Unknowing
- New World Shadows
- Over The Battlefield
- Skyline
- Luoto*
- New Dynamic*
- Cold*
*Zugaben
Das Fanzit – Omnium Gatherum, In Mourning, Heidra
Eine überzeugende Hauptband, stilistisch passende Vorbands, ein paar Dutzend Zuschauer, das eine oder andere Bier und viel geteilte Freude an der Musik. Das Erfolgsrezept für einen gelungenen Musikabend funktioniert auch heute hervorragend und sorgt für viele positive Erinnerungen! Kleiner, aber äusserst willkommener Nebeneffekt: Das Entdecken neuer Bands, welche bei mir nun regelmässig angespielt werden.