Nackedei-Party im Dynamo
Den gemeinsamen Tourabschluss feierten Battle Beast und Cyhra im Dezember nicht nur mit fetter Musik, sondern auch mit gegenseitigen Besuchen in Unterwäsche und Merchandise-Shorts.
Doch erst mal der Reihe nach… Battle Beast benötigen keiner grossen Vorstellung, schliesslich sind sie auch nicht mehr erst seit vorgestern auf den Bühnen dieser Welt unterwegs. Cyhra hingegen ist eine jüngere Band, deren Musiker sich in Sachen Erfahrung aber auch nicht verstecken müssen. Immerhin haben die einzelnen Musiker schon bei (nicht abschliessend) Amaranthe, In Flames und Luca Torilli’s Rhapsody mitgewirkt. Gemeinsam machten sich die Finnen und die Schweden also zusammen auf den herbstlich-winterlichen Weg durch Europa und feierten im Zürcher Dynamo den letzten gemeinsamen Abend dieser Tour.
Cyhra
Als ich den oberen Saal des Dynamo betrete, ist schon mächtig was los. Cyhra haben ihr Set gerade eben begonnen und die Location ist rappelvoll. Einen solchen Andrang schon bei der Vorband gibt es nicht oft. Ob der Grund dafür die winterlichen Temperaturen und das Regenwetter sind, welche das Pre-Konzert-Chillen an der Limmat verunmöglichen? Oder doch die hochkarätige Besetzung der Truppe? Gegründet wurde diese nämlich von Ex-Amaranthe-Sänger Joacim Lundberg und Jesper Strömblad, seines Zeichens Gründer und Ex-Mitglied von In Flames und HammerFall. Auch wenn Jesper heute leider verhindert ist, ist die Gitarre mit Marcus Sunesson (Ex-Crown Of Thorns, Ex-The Crown) und Euge Valovirta gut besetzt. Hinter den Trommeln und den Katzenbildern – dazu kommen wir später – sitzt Alex Landenburg (u.a. Ex-Luca Turilli’s Rhapsody).
Da wir die Fakten jetzt geklärt haben, können wir zum Kapitel ‘Auftritt’ vordringen. Dieser Band ist ihr junges Alter kaum anzumerken. Alles wirkt sehr routiniert und wie beim Hauptact steht auch jetzt der Spass im Vordergrund. Heute sowieso, ist es doch der letzte Tourtag von Cyhra. Dies veranlasst Battle Beast dazu, den Auftritt zu stören, indem sie in Unterwäsche auf die Bühne stürmen. Zweifelsohne haben die beiden Kapellen auf Tour eine gute Zeit gehabt, und wollen dies auch dem Schweizer Publikum zeigen.
Von solchen Einlagen lassen sich die Melodic Metaller allerdings kaum aus der Ruhe bringen. Mit viel Spass führen sie das vollgestopfte Dynamo durch ihr Set, welches zu grossen Teilen aus dem eben erst veröffentlichten Album «No Halos In Hell» besteht. Mit «Letter To Myself» und «Karma» ist jedoch auch das Debütalbum vertreten und als Outro wird die Single «Forever» gespielt. Die Musik ist stark geprägt von der frühen Amaranthe-Stimme und so werde ich sie wohl auch in Zukunft wieder anspielen.
Und die Katzenbilder? Nun, die Farbfotos hängen auf A4-Papier ausgedruckt am Schlagzeug und landen schlussendlich im Publikum.
Setliste Cyhra
- Letter To Myself
- Bye Bye Forever
- Dreams Gone Wrong
- I Am The One
- Battle From Within
- Kings Tonight
- Karma
- Man Of Eternal Rain
- Out Of My Live
- Outro: Forever
Battle Beast
Das finnische Schlachtenbiest betritt die Bühne zu ihrem Song «Unbroken». Bereits ab dem ersten Riff ist die Show angenehm energiegeladen. Wenn man der Band etwas lassen muss, dann die Tatsache, dass sie wissen, wie man das Publikum fesselt. Es folgen «Familiar Hell» und «Straight To The Heart», bei welchen die Sause mit der anfänglichen Intensität weitergeht.
Wer genau aufgepasst hat, merkt, dass die Setliste bisher mit der des letzten Z7-Auftritts übereinstimmt. Tatsächlich bleibt sie gegenüber dem letzten Auftritt im Z7 beinahe unverändert. Aufgrund der etwas kürzeren Spielzeit (wieso eigentlich?) werden «Unfairy Tales» und die Disco-Hymne «Touch In The Night» weggelassen. Zudem gibt es einen Songdreher. Wirklich störend ist diese Ähnlichkeit jedoch nicht, sind doch auch die gespielten Tracks bestens für Live-Gigs geeignet und (zu Recht) auch viele Vertreter des neuesten Silberlings «No More Hollywood Endings» am Start. Als früher Fan der Band wünsche ich mir trotzdem wieder mal Songs vom Debüt «Steel». So ein «Fight, Kill, Die» zum Beispiel wäre was, aber da darf ich wohl noch länger träumen…
Die unglaubliche Power, welche Noora an den Tag legt, darf natürlich nicht unerwähnt bleiben. Separate Sporteinheiten braucht die Powerfrau wohl nicht! Doch auch die ‘Blödelfraktion’ an den Instrumenten ist nicht untätig. Weder im Publikum noch auf der Bühne bleiben die Kehle trocken. Während dem Schreiben dieses Berichts beneide ich mein einige Monate jüngeres Ich, welches noch keine Ahnung hatte, was ein Coronavirus ist und sein Wochenende mit diesem schweisstreibenden, feucht-fröhlichen Konzert einleiten durfte!
Logischerweise vergleiche ich automatisch diesen heutigen Auftritt mit dem im Z7 und jenem auf der Hauptbühne in Wacken. Fazit? Nun, in dieser kleinen und vor allem rappelvollen Location ist die Stimmung eindeutig besser. Battle Beast gehören eben einfach nicht auf zu grosse Bühnen… Zugegeben, das trifft abgesehen von den ganz grossen Produktionen so ziemlich auf jede Band zu. Je intimer, desto besser, lautet oft die Devise. À propos intim: Natürlich rächen sich Cyhra ebenfalls mit einer Nackte-Haut-Attacke auf Battle Beast. Statt Unterwäsche werden jetzt allerdings Battle Beast-Hotpants aus dem Merch-Sortiment getragen.
Den Höhepunkt bildet, meiner Meinung nach, neben «Black Ninja» das Trio «Bastard Son Of Odin», «Eden» und «No More Hollywood Endings». Wie auch schon im April (siehe Review) sehe ich nach diesem Titeltrack einen optimalen Schlusspunkt. Doch auch «King For A Day» und «Beyond The Burning Skies» werden dankbar angenommen. Im Gegensatz zu Cyhra steht für Battle Beast nicht heute, sondern morgen am Knockout Festival in Karlsruhe der letzte Tourtag an. Doch die Durstrecke wird weder für Band noch für Fans zu lange dauern, denn im neuen Jahr machen die finnischen Biester im Vorprogramm von HammerFall die Bühnen Europas unsicher!
Setliste Battle Beast
- Unbroken
- Familiar Hell
- Straight To The Heart
- Black Ninja
- Endless Summer
- I Wish
- Raise Your Fists
- The Golden Horde
- Out Of Control
- The Hero
- Bastard Son Of Odin
- Eden
- No More Hollywood Endings*
- King For A Day*
- Beyond The Burning Skies*
*Zugaben
Das Fanzit
An diesem Freitag, den Dreizehnten, machen beide Bands vieles sehr richtig. Im ausverkauften Dynamo-Saal sorgen sie mit viel Energie, einer guten Bühnenpräsenz und der einen oder anderen Tourabschluss-Aktion für viel Spass. Auf ein nächstes!