Fighter V - Musiburg Aarburg 2020
Sa, 6. Juni 2020

Fighter V, Bad Ass Romance

Musigburg (Aarburg, CH)
10.06.2020
Fighter V - Musiburg Aarburg 2020

Endlich wieder Live-Musik!

Die Musigburg in Aarburg nimmt den Konzertbetrieb wieder auf. Zum Start stehen zwei richtig spannende einheimische Bands auf dem Programm. Die Hergiswiler Fighter V haben Ende 2019 mit «Fighter» ein richtiges Kracher-Album veröffentlicht und für 2020 eigentlich ausgiebige Tour-Aktivitäten geplant. Bad Ass Romance ist eine Coverband mit bekannten Namen im Line-Up. Vor allem Fernando Von Arb an der Gitarre sollte dem einheimischen Rock-Hörer durch seine Hauptband Krokus definitiv ein Begriff sein. Aber nicht nur wegen den Bands verspricht der heutige Samstag ein ganz spezieller Abend zu werden…

Das Jahr 2020 ist für regelmässige Konzertgänger bisher ein sehr hartes. Durch die ganze Corona-Krise war seit Wochen ein Live-Stream übers Internet oder eine alte Konzert-DVD quasi das Höchste der Gefühle. Dank den Lockerungen betreffend Veranstaltungen dürfen ab diesem Wochenende kleinere Shows unter gewissen Auflagen wieder stattfinden – endlich! Bei meiner Frau Yvonne und mir ist es exakt drei Monate her seitdem wir am 6. März das letzte Mal Live-Musik geniessen durften. Was bei anderen Leuten vielleicht ein normaler Abstand zwischen zwei Events ist, war unsere längste Konzert-Abstinenz seit Langem.

Natürlich ist das Corona-Virus aber nicht einfach verschwunden und es ist alles wieder wie vor der Pandemie. Vom Bund gibt es die Auflage das für Veranstaltungen, bei denen der empfohlene Abstand von 2 Metern nicht immer eingehalten werden kann, die Namen und Telefonnummern sämtlicher Teilnehmer erfasst und 14 Tage aufbewahrt werden müssen. Zudem sind maximal 300 Besucher zugelassen. Diese Lockerungen gelten ab heute, wir haben also das Glück einem der ersten Events nach neuen Regeln beizuwohnen (von einem der anderen Anlässe am ersten Tag der Lockerungen hat Kollege Dutti bereits ausführlich berichtet: Fuck Corona Fest 2020)

Die Musigburg geht noch einen Schritt weiter als die Vorgaben des Bundes und wird heute maximal 150 Tickets verkaufen, damit das Gedränge nicht zu gross wird. Und es sind sämtliche Flächen inklusive Balkon offen, somit können sich die Besucher auch gut verteilen. Ausserdem wird beim Eingang mittels kontaktlosem Thermometer Fieber gemessen und Desinfektionsmittel ist an mehreren Orten vorhanden.

Trotz diesen Massnahmen erfolgt der Einlass absolut reibungslos und ohne Wartezeit. Obwohl schon einige Leute hier sind, als wir kurz nach der Türöffnung eintreffen, geht alles sehr schnell. Drinnen angekommen stellt sich die Frage wie man nun Bekannte begrüsst. Alle wirken etwas ratlos, und man entschliesst sich dann meistens für Zunicken oder eine Ellbogen-Begrüssung. Die spezielle Situation ist überall spürbar. Man ist sich schliesslich auch bewusst, dass durch den Konzert-Besuch ein grösseres Risiko eingegangen wird als wenn man den Abend zuhause auf dem Sofa verbringen würde. Trotzdem tut es gut Leute wieder zu sehen mit denen man während dem Lockdown etwas weniger Kontakt hatte. So hat man bei den ersten Getränken jedenfalls auch genug Gesprächsstoff. Das obligatorische «Wie geht es dir?» ist heute mehr als nur Smalltalk.

Bad Ass Romance

Kurz vor 20 Uhr betreten Bad Ass Romance die Bühne. Musigburg-Chef Ronnie hält noch eine kurze Ansprache. Man habe heute um 14 Uhr nochmals neue Weisungen vom Bund erhalten und es sollen doch alle aufpassen die Abstände einigermassen einzuhalten. Schliesslich wollen wir ja alle dass es weitergeht mit Live-Shows. Wahre Worte! Und dann geht es endlich los. «Are You Ready To Rock» ist der erste Song, und ich kann die Frage definitiv mit JA beantworten. Ganz ehrlich, bei den ersten Tönen hatte ich sogar etwas Hühnerhaut, so aussergewöhnlich und gut fühlt sich das Ganze an.

Ich muss zugeben: eigentlich bin ich kein grosser Fan von reinen Coverbands. Heute freue ich mich aber sehr auf diesen Auftritt. Erstens bin ich durch die Durststrecke der letzten Woche etwas weniger wählerisch und zweitens haben wir es hier auch mit einer ausserordentlich guten Gruppe zu tun. Fernando von Arb, welcher ja auch mit Krokus in den letzten Jahren live immer mal wieder einige Covers gespielt hat, scheint ausgezeichnet gelaunt zu sein. Ebenso seine Mitstreiter.

Sowohl Gesang als auch Ansagen übernehmen bei den ersten Stücken meist Dan Grossenbacher (2Bad / Whole Lotta DC / China) am Bass oder DeeDee Kaufmann (Whole Lotta DC / George) am Schlagzeug. Beim Rock n’ Roll-Klassiker «Great Balls Of Fire» übernimmt von Arb zum ersten Mal auch den Gesang und animiert das Publikum zuvor zum Tanzen. Dem wird auch brav Folge geleistet. Gitarrist Pat Tschäppät (Brainholz) ist der einzige Musiker auf der Bühne der bei keinem Lied die Leadvocals übernimmt.

Die Setliste enthält Klassiker aus verschiedenen Dekaden, und erfreulicherweise nicht nur die ganz grossen Riesen-Hits die jeder mitsingen kann. Zudem ist mit «Audrevolution» von Audrey Horne sogar ein eher neuerer Track im Programm.  Die Songauswahl macht jedenfalls Laune – sowohl beim Publikum als auch bei der Band. Die Herren auf der Bühne haben ganz offensichtlich viel Spass an diesem Gig. Positiv erwähnt werden muss auch noch die super Abmischung. Beim ersten Song klingt der Bass noch etwas zu laut im Vergleich zum Rest, das pendelt sich aber schnell ein. Danach ist der Sound einwandfrei.

Nach dem eigentlichen Ende des Konzerts gibt die Band den lauten Zugabe-Rufen nach. Obwohl die Bühne eigentlich schon verlassen wurde, werden zwei Songs nachgereicht. Den Abschluss bietet der viel umjubelte Krokus-Klassiker «Bedside Radio». Wir erleben einen guten und kurzweiligen ersten Auftritt nach der Corona-Pause, welcher allen Beteiligten ein Lächeln aufs Gesicht zaubert.

Setliste Bad Ass Romance (ohne Gewähr)

  1. Are You Ready To Rock (Thin Lizzy)
  2. There’s Only One Way To Rock (Sammy Hagar)
  3. Mean Bone (Slashs Snakepit)
  4. Man Enough (Def Leppard)
  5. The Sun Goes Down (Thin Lizzy)
  6. Audrevolution (Audrey Horne)
  7. Paranoid (Black Sabbath)
  8. Won’t Get Fooled Again (The Who)
  9. You Wreck Me (Tom Petty And The Heartbreakers)
  10. Great Balls Of Fire (Jerry Lee Lewis)
  11. Wild Side (Mötley Crüe)
  12. Rock’N’Roll Allnight (Kiss)
  13. Legs (ZZ Top)
  14. Heatstrokes (Krokus)
  15. Bad Case Of Loving You (Robert Palmer) *
  16. Bedside Radio (Krokus) *

*Zugaben

Fighter V

Nach einer längeren Umbaupause sind Fighter V an der Reihe. Ich habe die Band seit der Umbenennung von Hairdrÿer erst einmal Live gesehen und war damals erstaunt wie professionell das Ganze unterdessen ist. Nach diesem Gig im Dezember letzten Jahres habe ich mir dann auch das Album «Fighter» zugelegt, welches seither zu einigen Umdrehungen in meinem Player gekommen ist. Auch wenn der 80er Jahre Rock der Innerschweizer nicht zu 100% meine Stilrichtung ist, haben die Jungs schlicht und einfach super Songs und vor allem geniale Melodien am Start.

Die sympathische Truppe aus Hergiswil war von der Corona-Problematik stark betroffen. Im März und April dieses Jahres wären sie mit The New Roses durch Europa getourt, im Mai dann nochmals mit Axel Rudi Pell. Beide Tourneen mussten verschoben werden. Nun geht es also endlich wieder auf die Bühne. Und Sänger David Niederberger hat das Publikum ab den ersten Tönen im Griff!

Mit «Heat Of The City» und «Frontline» wird das Set aber auch mit zwei wirklich starken Songs eröffnet. Vor dem Titeltrack der LP «Fighter» folgt die erste Ansage. Das Stück wird allen Leuten gewidmet die in den letzten Wochen eine schwere Zeit hatten. Auch das direkt danach gespielte «Can’t Stop The Rock» passt textlich eigentlich gar nicht so schlecht zu der aktuellen Situation…

Mit «Runaway» ist als nächstes ein Bon Jovi Cover an der Reihe. David erklärt, dass er ausnahmsweise auf den Ausflug ins Publikum, den er dazu sonst unternimmt, verzichtet – aus bekannten Gründen. Ob es soo viel schlauer ist das Mikrofon in der ersten Reihe diversen Leuten zwecks mitsingen direkt vors Gesicht zu halten sei einmal dahingestellt. Richtig schlimm ist das aber natürlich nicht, auch wenn einige den Kopf schon eher etwas zurückziehen.

Vor meinem persönlichen Lieblingssong «Headlines» erkundigt sich der Fronter, wie viele Aargauer beziehungsweise nicht-Aargauer heute hier sind. Das Verhältnis scheint wohl etwa 50:50 zu sein. Danach kommt der Teil wo sich die Band Lieder aus dem Publikum zurufen lässt und diese versucht spontan zu spielen. Diesmal klappt das gar nicht so schlecht, sowohl «18 And Life» von Skid Row als auch «She’s A Maniac» von Michael Sembello werden angespielt. Dabei wäre das gar nicht nötig, die Gruppe hat ja selber tolle Songs im Repertoire. Vom «Fighter»-Album werden dann auch bis auf ein Stück sämtliche Anspielstationen Live gespielt.

Als Zugabe wird aber nochmals ein Cover ausgepackt, mit «We’re Not Gonna Take It» kann man natürlich nichts falsch machen. Nach einem intensiven und gut 70-minütigen Konzert holt dieser Klassiker nochmals das letzte aus Publikum und Band heraus, danach ist Schluss für heute. Und überall sind nur zufriedene Gesichter zu sehen nach dieser super Show.

Setliste Fighter V

  1. Heat Of The City
  2. Frontline
  3. Fighter
  4. Can’t Stop The Rock
  5. Runaway (Bon Jovi Cover)
  6. Headlines
  7. Save Your Love For Me
  8. There She Goes
  9. Dangerous
  10. City Of Sinners
  11. Looking Of Action
  12. Turn It Up!
  13. We’re Not Gonna Take it (Twisted Sister Cover)*

*Zugabe

Das Fanzit – Fighter V, Bad Ass Romance

Was haben wir uns dieses erste Konzert herbeigesehnt! Und wir wurden nicht enttäuscht. Bad Ass Romance haben mit stilsicher ausgewählten Covers bereits für gute Laune gesorgt. Fighter V konnten mit ihren starken Songs danach die Stimmung noch weiter steigern. Diese Band gehört definitiv auf die grossen Bühnen, nicht nur in der Schweiz! Musikalisch und showtechnisch ganz grosses Kino. Ich hoffe für die Gruppe, dass beide geplanten Tourneen nachgeholt werden können.

Ein Lob auch an das Team der Musigburg, der ganze Anlass war einwandfrei organisiert. Die Desinfektions-Stationen an den Bars wurden rege genutzt und auch sonst habe zumindest ich mich sehr sicher gefühlt. Und das obwohl der Zuschaueraufmarsch erfreulich gross war, es hätte wohl nur ein paar wenige Besucher mehr gebraucht und man hätte ausverkauft vermelden können. Ein gelungener Abend, der Hoffnung darauf macht, dass wir in den nächsten Wochen wirklich ein grosses Stück Normalität zurückerhalten werden – wenigstens im Bereich der kleinen Live-Konzert.


Wie fandet ihr das Konzert?

10.06.2020
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