Minatox69 - Collapse (CD Cover Artwork)
Fr, 12. Juni 2020

Minatox69 – Collapse

Death Metal, Groove Metal, Metalcore, Modern Metal, Thrash Metal, ...
09.06.2020
Minatox69 - Collapse (CD Cover Artwork)

Moderne, unüberhörbare Meinungsäusserungen

Lautstarke Kritik und aggressive Seitenhiebe in Richtung des heutigen Weltgeschehens und gegen sämtliche Angelegenheiten, die gerade falsch laufen? Das ist die Mission der italienischen Kapelle Minatox69, die ihr Hauptquartier in der Stadt Bassano del Grappa hat.

Der Fünfer deckt eine breite Stil-Palette ab und ist lässt sich kaum fix in irgendeine Schublade stecken. Das neue Eisen «Collapse» ist inzwischen fertiggeschmiedet und soll am 12. Juni 2020 via Mad4Music auf die Menschheit losgelassen werden. Wie sich die Italiener beim Vertonen ihrer Empörung anstellen, werde ich in der nachfolgenden Plattenkritik genau prüfen und analysieren.

Das Album – «Collapse»

Dank «Can’t Believe» wird der Hörer Zeuge einer schwungvollen Eröffnung, die wütend aus den Boxen dröhnt. Dem Thrash-Gehämmere und den groovigen Passagen stehen modernere Elemente à la Metalcore gegenüber. Bozart brüllt wütend in sein Mikro, Tado lässt seine Felle leiden und aufgrund seines markanten Bass-Gezupfes versauert Checco definitiv nicht im Hintergrund. Vergleichbare Bands für den Sound der Jungs? Also ich würde zweifelsohne an dieser Stelle Infected Rain, Jinjer, Lamb Of God oder Trivium erwähnen.

Der Videoclip zu «Nothing New Under The Sun» auf YouTube spricht eine deutliche Sprache: Umweltverschmutzung, übermässiger Konsum, Kriege, Hungersnot, gierige Machthaber, Egoismus, Pandemien (momentan ja gezwungenermassen besonders hoch im Kurs…) und eine Gesellschaft, die schlichtweg überhaupt nix aus ihren Fehlern lernt. Minatox69 halten uns den Spiegel vor und ballern sämtlichen Skeptikern die ungeschminkte Wahrheit an den Schädel. Song mit relevanter Botschaft? Check!

Danach folgt bereits der Titel-Track, bei dem die Schlagzahl eindeutig erhöht wird. Die Instrumentalabteilung macht erneut einen souveränen Job. Mit der Gesangsleistung – speziell den klar gesungenen Parts – bin ich dieses Mal hingegen eher unzufrieden. Somit kann «Collapse» vom Niveau her nicht ganz mit den ersten beiden Nummern mithalten.

«Frozen Blood» ist freilich ein variantenreiches Kapitel. Da tauchen gelegentlich sogar progressive Abschnitte auf. Mittels Geschwindigkeitsanpassungen werden zusätzliche Spannungsbögen erzeugt. Man wandelt fraglos auf den Pfade von Meshuggah. Als Schwachpunkt sind dafür abermals die clean-vocals zu nennen. Da diese jedoch bloss im Refrain zum Einsatz kommen, leidet der Song glücklicherweise nur bedingt darunter.

Anschliessend folgt mit «Wht?!#» (jep, das ist die tatsächliche Schreibweise) ein 01:22 Minuten dauerndes Intermezzo, welches schliesslich in «Guilty» hineinmündet. Dieses Stück ist eine weitere Wundertüte. Man weiss irgendwie nie wirklich richtig, woran man gerade ist. Da prasseln beinahe zu viele unterschiedliche Eindrücke auf die Lauscher ein. Gefahr einer leichten Überforderung ist definitiv vorhanden. Doch wie so häufig gilt: «Niemals zu früh aufgeben!». Die Geschichte wird nämlich von Durchlauf zu Durchlauf interessanter. Wer ausreichend Zeit investiert, dürfte dies sicherlich ähnlich sehen und belohnt werden.

Peitschende Drums und jede Menge Groove – das sind die prägenden Komponenten von «Next Enemy». Hier fügen sich die unterschiedlichen Gesangsarten problemlos in die Song-Struktur ein. Kein Grund für Meckereien meinerseits. Headbanger und Moshpit-Jünger dürften sich wegen dieser Beschallung sowohl angestachelt als auch erfüllt fühlen.

Die nächste Schelle gilt allen Schlauchboot-Lippen und anderen gekünstelten Entgleisungen, die auf unserem wunderbaren Planeten herumstiefeln und unsere Augen mit Krebsgeschwüren zu übersäen drohen. Den Schaden, welchen Plastik in der Natur anrichtet, wollen wir selbstverständlich keinesfalls ausklammern. «Plastic Apocalypse» wartet wieder mit dem einen oder anderen Experiment auf. Dabei bewegen sich die Italo-Metaller stets auf einem schmalen Grat zwischen «künstlerischen Pionieren» und «zu viel des Guten». Effektiv ein Track aus der Kategorie «Meinungs-Spalter».

Facettenreichtum ist ebenfalls auf «Cupidity» zu finden. Verdienter Applaus für Gitarren, Bass und Drums – teilweise Stirnrunzeln bei Bozarts Stimme. Sie lässt ihn wiederum während des Refrains im Stich. Ich kann mir nicht helfen, aber das klingt einfach leicht schief. Ansonsten ist alles sauber. Growls und Scream hat der junge Mann glasklar im Griff.

Das finale Lied hört auf den Namen «Cyrus» und kommt ziemlich gemächlich her. Es scheint fast so, als wollen die Herren zum Schluss innehalten und nach dem ganzen Dampfablassen und Luft machen des eigenen Ärgers eine Verschnaufpause einlegen. Dadurch findet man ein bisschen Zeit, um das zuvor Gehörte sacken zu lassen. Demnach macht diese rein instrumentale Nummer allemal Sinn.

Das Fanzit Minatox69 – Collapse

Minatox69 zeigen mit dem Liedgut von «Collapse» auf, wohin die Reise für die moderneren Metal-Stilrichtungen gehen könnte beziehungsweise was mit ihnen alles möglich ist. Mehrheitlich funktioniert das sehr gut und zudem sind ehrliche Meinungsäusserungen (gerade speziell diejenigen kritischer Natur) immerzu willkommen. An gewissen Stellen neigen die Norditaliener allerdings noch dazu, es in Sachen Experimentierfreudigkeit und Verspieltheit etwas zu übertreiben. Nichtsdestotrotz steckt beträchtliches Potenzial in dieser Truppe und man wird in Zukunft garantiert mehr von diesen Musikern hören.

Empfehlenswerte Hörproben: «Can’t Believe», «Nothing New Under The Sun», «Guilty», «Next Enemy»

Tracklist Minatox69 – «Collapse»

  1. Can’t Believe
  2. Nothing New Under The Sun
  3. Collapse
  4. Frozen Blood
  5. Wht?!#
  6. Guilty
  7. Next Enemy
  8. Plastic Apocalypse
  9. Cupidity
  10. Cyrus

Line Up – Minatox69

  • Bozart – ​Gesang
  • Fox – ​Gitarre
  • Checco – ​Bass
  • Tado – ​Schlagzeug
  • Cupido – ​Gitarre

 

Video Minatox69 – Nothing New Under The Sun


Album Review Bewertung

Autor Bewertung: 7.5/10



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09.06.2020
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