H.R. Giger und Martin Eric Ain gewidmet
Im Nachgang der Veröffentlichung des Requiems von Triptykon hatte ich Ende Mai die Gelegenheit, mit dem Mann hinter der Musik – Tom G. Warrior – zu telefonieren. Im Folgenden lest ihr die Niederschrift des interessanten dreiviertelstündigen Gesprächs.
Metalinside.ch (Raphi): Hoi Tom, alles klar bei dir?
Tom: Ja, bei dir ebenfalls?
MI: Ja, ich freue mich auf das Interview, vielen Dank für die Gelegenheit.
Tom: Gern geschehen. Ich gebe seit eineinhalb Monaten weltweit Interviews und es freut mich, dass da auch eine Anfrage aus der Schweiz dabei ist.
MI: Wunderbar! Ihr habt mit dem Requiem ein grosses und ambitioniertes Werk veröffentlicht. Steht es in irgendeinem Zusammenhang zu der kirchlichen Liturgie der Totenmesse oder auch zu anderen Requiems?
Tom: Nein, das tut sie nicht. Diese kirchliche Liturgie wurde irgendwann einmal von einem Menschen erfunden. Das war auch nur ein Mensch, so wie ich und wir haben dieselbe Berechtigung, ein Requiem nach unseren Vorstellungen zu gestalten. Besonders wenn man davon ausgeht, dass alle Inhalte der Kirche frei erfunden sind und es keinen Gott gibt. Martin (Eric Ain, ehemaliges Mitglied von Celtic Frost, Anm. d. Red.) und ich haben uns für einen dreiteiligen Aufbau entschieden, weil es unserer Auslegung des Todes entspricht und eine Totenmesse abbildet, wie wir persönlich sie uns vorstellen. Dass wir uns der Struktur, die in der Kirche verwendet wird, widersetzt haben, hat uns eigentlich genau angesprochen. Alle existierenden Requiems sind menschengemacht und alle haben dieselbe Daseinsberechtigung, egal wer der Urheber ist. Die einzige Verbindung zur Kirche oder anderen Requiems ist also, dass unseres genauso unsere ureigene Entwicklung ist.
MI: Habt ihr denn das Requiem für jemand bestimmten zu schreiben begonnen damals 1987? Jetzt, über 30 Jahre später, könnte es ja auch ein Requiem für den verstorbenen Martin sein, dem du es ja auch gewidmet hast.
Tom: Ja, das ist es im Nachhinein natürlich schon irgendwie geworden, auch wenn das bei weitem nicht die Absicht war. Weisst du, als ich damals mit dem Komponieren begonnen habe, war ich 23 und Martin 19. Damals hatten wir noch kein Leben gelebt gehabt, sondern waren jung und in einer Aufbruchsstimmung. Den Tod haben wir vielmehr als eine Art historisches Gut besprochen. Der Tod war sehr präsent in all den Dingen, die uns interessierten: Geschichte, Okkultismus, Religion. Aber auch im täglichen Leben dieser Zeit während des kalten Krieges mit der konstanten Bedrohung eines Atomkriegs zwischen der Sowjetunion und den USA. Dazu waren Martins Eltern sehr aktiv in der katholischen Kirche und haben all die Verse und Messen, die sich um den Tod drehen, vermittelt. Wir hatten aber den Tod noch nicht selber erlebt gehabt, dafür waren wir zu jung.
Heute habe ich natürlich ein Leben gelebt und in den letzten 15 Jahren habe ich eine grosse Zahl an Menschen verloren, die mir extrem viel bedeutet haben. Bei zwei von ihnen war ich bis zum absoluten Schluss – also hautnah – mit dabei und das ist heftig. So bin ich jetzt natürlich anders an den letzten Teil (Track Nummer 2, Anm. d. Red.) herangegangen als an den ersten im Jahr 1987. Einen besonderen Einfluss hatte auch die Tatsache, dass mit H.R. Giger und Martin Eric Ain zwei meiner engsten Kollaborateure kurz vor der Fertigstellung des Requiems verstorben sind. Ich habe ihnen dieses Requiem gewidmet, weil ich ihnen das geschuldet hatte, auch wenn das nicht der ursprüngliche Gedanke hinter dem Requiem war.
MI: Du, Martin und H.R. Giger als Dreigestirn in Verbindung mit der bereits angesprochenen Dreiteiligkeit des Requiems bringt mich zur Frage, ob du die dreiteilig erscheinende Struktur innerhalb des zweiten Songs bewusst eingebaut hast?
Tom: Nein, für mich ist das Ganze ein dreiteiliges Werk und der Mittelteil an sich sehr geschlossen. Der Mittelteil stell einen Übergang dar. Der erste Teil soll, mit allem Vorbehalt ob unserer damaligen Unerfahrenheit, darstellen, wie sich jemand bereitmacht, um zu sterben, weil er spürt, dass dieser Moment kommen wird. Der letzte Teil, den wir dann 2006 veröffentlicht haben, soll den Frieden symbolisieren, den man oft mit dem Tod assoziiert. Rest in Peace, wie man sagt. Und deshalb ist der Mittelteil diese Überführung und zwar musikalisch vom rockigeren zum klassischeren Teil, aber auch thematisch. Im zweiten Teil geht es effektiv darum, dass die Seele oder wie auch immer man das nennen will diese Reise antritt. Deshalb sehe ich den zweiten Track als einen Teil an. Aber ich sehe Musik auch nicht als ein rigides Produkt an. Ich finde es extrem schön, wenn Zuhörer ihre eigene Auffassung haben. Dann nämlich malt die Musik ein Bild in den Gedanken. Das geht mir auch so mit den Alben anderer Bands, die ich gerne höre. Natürlich wollte ich dem relativ gleichförmigen Song eine gewisse Dynamik geben. Das Stück ist bereits sehr statisch und spielt oft nur mit dem Rhythmus, aber dennoch wollte ich ihm ein gewisses auf und ab verpassen. Das ist vermutlich der Grund, weshalb du verschiedene Episoden heraushörst.
MI: Dennoch merkt man dem Requiem auch an, dass es als Ganzes gedacht wurde. Ärgert dich in diesem Zusammenhang, dass nach dem zweiten Teil geklatscht wird und so eine Art Zäsur entsteht?
Tom: Ich habe gesehen, dass du das bemängelt hast in deinem Review (hier nachzulesen). Den Punkteabzug dafür verstehe ich nicht, denn da können wir ja nichts dafür. Das Publikum hat geklatscht, weil es ihm offenbar gefallen hat, und mir ist das lieber als wenn es gebuht hätte. Bis zu diesem Punkt waren 39 Minuten vergangen und das Publikum musste ruhig verharren. Zwischen dem zweiten und dem dritten Song haben wir von der Band die Bühne verlassen, um sie für den Abschluss dem Orchester zu überlassen, und es war klar, dass da irgendeine Reaktion kommen würde. Das Publikum war übrigens extrem respektvoll an diesem Tag. Fast niemand hat gefilmt. Die Leute standen einfach da und haben den Auftritt in sich aufgesogen. Das Orchester hat sogar nach der Aufführung gesagt, dass sie sogar bei ihren klassischen Konzerten noch nie ein so respektvolles Publikum erlebt haben. Das hat mich sehr bewegt, denn es waren ja immerhin Metalfans. Mich hat das sehr stolz gemacht, dass unsere Szene einen solchen Eindruck erwecken kann. Schlussendlich ist es eine Liveaufnahme, die den Moment abbildet.
Anmerkung von Raphi: Ich möchte an dieser Stelle einen nachträglichen Einschub machen und den angesprochenen Teil meines Reviews erläutern. Während des Gesprächs mit Tom habe ich leider die passenden Worte nicht gefunden. Als ich das Review verfasste, habe ich mir ebenfalls überlegt, ob dieser Kritikpunkt gerechtfertigt ist oder nicht. Ich bin zum Schluss gelangt, dass die Frage darauf hinausläuft, ob man eine Veröffentlichung als solches oder die darauf enthaltenen Kompositionen als abstraktes musikalisches Werk und damit getrennt von der Aufführung betrachtet. Beide Wege haben ihre Vorzüge und Schwächen. Schlussendlich habe ich mich entschieden, die Aufnahme des Requiems in ihrer Gesamtheit zu bewerten, weil ich auch bei einem Studioalbum jeweils versuche, alle Eigenschaften der Veröffentlichung zu berücksichtigen, die sich auf meine Wahrnehmung auswirken. Das beinhaltet neben den eigentlichen Songs auch Dinge wie die Klangqualität, die Produktion oder die Zusammenstellung der einzelnen Teile als Album. In der Konsequenz habe ich den Unterbruch durch das Publikum, der mich stark aus der vorher aufgebauten Atmosphäre gerissen hat, als Kritik am gesamten Tondokument für erwähnenswert erachtet. Ich gebe Tom Recht, dass dies nicht im Zusammenhang mit den Kompositionen an sich steht.
MI: Acht von zehn Punkte sind aber doch eine respektable Leistung.
Tom: Ich habe keinerlei Erwartungen an Reviews. Ich mache meine Alben, weil sie in mir drin sind und nicht für irgendwelche Reviews. Nach der Veröffentlichung habe ich jegliche Kontrolle darüber verloren. Was also danach geschieht, hat nichts mehr mit mir zu tun. Ich selber habe das Gefühl, dass das Album extreme Mängel hat und ich bin relativ unzufrieden damit. Wahrscheinlich hätte ich dem Album viel weniger Punkte gegeben als du.
MI: Oh, das ist nun aber interessant. Was sind denn diese Mängel konkret?
Tom: (lacht) Das verrate ich dir natürlich nicht. Aber als Komponist weiss ich schon, an welchen Stellen ich nicht zufrieden bin. Das ist kein gutes Gefühl. Ich habe 2005 mit Martin eine eigene Produktionsfirma gegründet, damit wir unsere Platten so machen können, wie wir das wollen und keinen Druck irgendeiner Plattenfirma haben. Bei einem Studioalbum funktioniert das auch problemlos. Du kannst solange im Studio sein, wie du willst und die Arbeiten dann abschliessen, wenn du das Gefühl hast, das Werk ist fertig. Bei einem Livealbum ist das jedoch etwas ganz Anderes. Hinzu kommt, dass das Requiem ein Kollaborationsprojekt mit dem Roadburn Festival war und ich es auf eine Deadline hin fertig haben musste. So fiel das Requiem in eine extrem schwierige Zeit in meinem Privatleben, die auch durch das baldige Ende meiner damaligen Partnerschaft geprägt war. Die Komposition in dieser schwierigen Zeit fertigzustellen, war eine grosse Herausforderung und selbstverständlich sehe ich nun auch die Reflexion dessen, wenn ich mir das fertige Requiem anhöre. Aber wenn ich das Gefühl gehabt hätte, dass es nicht veröffentlichungswürdig gewesen wäre, hätte ich es nicht veröffentlicht.
MI: Die Standardantwort lautet ja jeweils, dass das neue Album das beste ist…
Tom: … das lese ich auch immer. Ich finde das aber etwas unehrlich. Ich meine, ich bin auch ein Mensch und genauso wenig perfekt wie jeder andere Mensch. Im Gegenteil; ich bin sehr weit davon entfernt, perfekt zu sein. In den Medien werden manchmal was weiss ich für Titel über mich geschüttet, die sehr „gross“ sind mit Wörtern, vor denen ich sehr viel Respekt habe, aber dem werde ich kein bisschen gerecht. Meine eigene – nach meinem Empfinden sehr realistische – Auffassung von mir selber, deckt sich nicht immer mit dem, was die Medien über mich berichten.
MI: Was müsste denn ein Album mitbringen, damit du ihm die Höchstnote verleihen würdest?
Tom: Das Album muss gut geschrieben sein. Es muss originell sein, wobei das heutzutage extrem schwierig ist. Nach 60 Jahren Metal und Hard Rock ist eigentlich jedes Riff, jeder Song geschrieben worden. Aber man muss zumindest hören, dass die Band versucht, etwas Originelles zu machen. Und es muss gut produziert sein. Das heisst nicht ver-produziert oder kommerziell, aber es muss einfach so sein, dass es…kracht! Schlussendlich ist es ja Metal, also sollte eine gewisse Rebellion spürbar sein. Es darf nicht angepasst sein, sondern der Musik muss eine gewisse Anarchie innewohnen. Beispielsweise beim ersten Celtic Frost-Album oder dem letzten Triptykon-Album haben wir das zu der damaligen Zeit für uns bestmögliche erschaffen. Selbst wenn wir mehr gewollt hätten, hätten wir nichts Besseres erschaffen können. Wir sind da bei allen Ups and Downs an unser Limit gegangen und das musst du hören können bei einem Album.
MI: Gerade die Originalität finde ich beim Requiem sehr gut gelungen. Insbesondere das sehr natürliche Zusammenspiel zwischen Orchester und Band.
Tom: Das finde ich eigentlich gar nicht so schwierig, aber es ist genau ein Schlüsselpunkt, der mir extrem wichtig ist. Als wir 1984 begonnen hatten Violinen und Frauengesang in unsere Musik einzubinden, waren wir – zumindest in unserem Stil – die erste Band, die so etwas gemacht hat. Mittlerweile hat eigentlich jeder ein Konzert mit klassischem Orchester gespielt und es wurde beinahe etwas inflationär. Das ist natürlich in Ordnung, das darf ja jeder nicht nur wir. Was mich aber immer etwas irritiert ist, wenn einfach irgendein Arrangeur angeheuert wird, der dann einige Violinen und Kesselpauken zu einem bereits existierenden Metalsong hinzuschreibt. Eine solche Aufführung berührt mich viel weniger, als wenn ein Song von Anfang an für Band und Orchester geschrieben wurde. Das hörst du einfach raus. Und genau das haben wir auch gemacht.
MI: Aber gelingen muss es ja dann schon auch noch.
Tom: Es gibt ja noch eine zweite Ebene. Als wir in den 80er-Jahren, als solche Dinge eben nicht üblich gewesen waren, mit Studiomusiker aus dem klassischen Bereich gearbeitet haben, gab es immer endlose Diskussionen. Für sie war unsere Musik damals Abfall, was uns auch wissen liessen durch ihr borniertes Auftreten uns gegenüber. Nur mit endlosen Beschwichtigungen durch uns und auch durch den Toningenieur konnten wir sie dazu bringen, es nur schon mal zu probieren. Heute findest du tonnenweise Orchestermusiker, die bereits mit Rockmusik kollaboriert haben und das ist mittlerweile auch völlig normal. Das Dutch Metropole Orkest (Orchester mit dem das Requiem aufgeführt wurde, Anm. d. Red) ist genau ein solches Orchester, das bereits viele Erfahrungen in diesem Bereich und einen total offenen Horizont hat. Das ist ebenfalls ausschlaggebend dafür, dass es so gut funktioniert hat. Da war keinerlei Aversion, sondern im Gegenteil Begeisterung zu spüren. Die Musiker waren in den Proben richtig gespannt drauf, wie das Ergebnis tönt. Diesen Unterschied zu vor 30 Jahren hörst du wahrscheinlich auch.
MI: Wo du gerade die Proben ansrpichst: wie liefen denn die zwei gemeinsamen Proben ab?
Tom: Wir hatten in einem Musikzentrum in Hilversum, das speziell geeignet war für ein solches Projekt zwei Tage Generalprobe. Zu Beginn hatten wir einfach mal das ganze Requiem durchgespielt und danach haben unser Gitarrist und der Dirigent des Orchesters gemeinsam angeschaut, wo wir noch mehr in die Tiefe gehen mussten. Gewisse Teile haben wir gefühlt endlos wiederholt und justiert und gefeilt bis es gepasst hat. Das Orchester hat aber völlig andere Probegewohnheiten als wir als Band. So gab es alle eineinhalb Stunden zwanzig Minuten Pause. So waren diese zwei Tage alles in allem nur etwa je vier oder fünf Stunden, die wir tatsächlich spielten. Für mich war das sehr wenig, ich hatte das Gefühl, wir hätten mehr brauchen können. Aber das ist ihre Arbeitsweise und die ist auch arbeitsrechtlich geschützt in Holland, glaube ich.
MI: Und wie war es danach auf der Bühne? Warst du bereits einmal auf der Bühne mit einem Orchester?
Tom: Nein, auf der Bühne noch nie. Das war für uns ebenfalls Neuland vermutlich noch mehr als für das Orchester. Einzig unser Gitarrist hat das schon mal erlebt mit seinem Sideproject Noneuclid. Es war also schon eine Herausforderung, denn so etwas ist definitiv nicht dasselbe wie irgendein normaler Gig. Auf der Bühne passiert so viel visuell und tonmässig, dass du als Musiker äusserst fokussiert sein musst. Zumindest jemand wie ich, der das nicht jeden Tag macht. Es war also echt ein Berg, den wir erklimmen mussten.
MI: Hast du dich denn eingeschränkt gefühlt mit all den Leuten auf der Bühne?
Tom: Nein überhaupt nicht. Die Art des Stückes animiert ja nicht zum Windmühlen-Headbangen. Wir wussten, dass es etwas statisch wird. Auch bei Konzerten mit Triptykon bin ich relativ statisch. Wenn man in meinem Alter ist, mit schütterem Haar, gereicht einem wildes Headbanging nicht unbedingt zum vorteilhaften Auftreten. Man muss sich dem Alter auch ein wenig anpassen (lacht). Es wäre auch gar nicht in Frage gekommen, da die Bühne eine eher beschränkte Grösse hatte. Es war also schon eng, aber eingeschränkt haben wir uns nicht gefühlt. Gemeinsam mit dem äusserst respektvollen und interessierten Publikum ist eine schöne, fast magische Energie entstanden, beinahe wie in einer Kirchenmesse.
MI: Passend zum Requiem, möchte man sagen…
Tom: …auf jeden Fall! Und wir wussten im Vorfeld ja nicht, wie das wird, denn das Roadburn ist ein sehr experimentelles Festival. Aber die anwesenden Zuschauer haben sich wirklich auf die Aufführung eingelassen. Allen war bewusst, dass es sich um ein aussergewöhnliches Konzert handelt. Das ist wirklich eine Erfahrung, die du nicht jeden Tag machst.
MI: Und die ihr in super Qualität festhalten konntet. Wie habt ihr diesen hervorragenden Klang der Live-Aufnahme hinbekommen?
Tom: Wir hatten sehr gute Leute, die sich um die Aufnahme gekümmert haben und nach der Aufnahme haben wir extrem viel Zeit aufgewendet, um alles richtig gut zu mischen. Das waren unzählige Tracks von all diesen Instrumenten und wir haben alle durchgehört und störende Nebengeräusche entfernt. Natürlich gibt es auch einige unschöne Geräusche, die aber einfach dazugehören, wie das leichte Verschieben eines Cellos oder so. Für die Aufnahmen selber haben wir sowohl Raummikrofone wie auch Einzelabnahmen verwendet. So konnten wir die Balance auch je nach Stelle in die eine oder andere Richtung schieben.
MI: Neben der reinen Audioversion gibt es ja auch noch die Videoaufzeichnung. Welche der verschiedenen Versionen empfiehlst du persönlich? Wie ist das Gesamtwerk „Requiem“ gedacht?
Tom: Für mich persönlich ist die Audioversion die Hauptversion. Mit dieser haben wir 1986 angefangen. Als Undergroundband ohne Power und Muskeln in der Musikindustrie hätten wir so etwas wie eine Filmaufnahme gar nicht machen können damals. Deshalb lag der Fokus von Beginn weg auf der Musik. Wir haben es gefilmt, weil wir wussten, dass es vermutlich die einzige Aufführung des Requiems sein wird. Nach so vielen Jahrzehnten war das ein historisches Ereignis und das wollten wir festhalten. Aber im Zentrum steht immer das Stück.
MI: Das ist doch runder Abschluss des Interviews. Ich möchte dir aber doch noch die Möglichkeit geben, uns mitzuteilen, auf welche Weise die Fans euch am besten unterstützen können in diesen schwierigen Zeiten der Pandemie.
Tom: Das ist ja eigentlich unabhängig von Corona. Du unterstützt eine Band, wenn du ihre Arbeit respektiert und dann halt auch mal Geld in die Hand nimmst, um Musik zu hören. Vielleicht auch mal mehr als die 0.0001 Rappen die du bei Spotify bezahlst pro Song. Schlussendlich möchte auch niemand der Musik hört, jeden Tag arbeiten gehen, um dann Ende Monat vom Chef zu hören, dass er kein Salär erhält. Es ist nun mal einfach so, dass jedermann Rechnungen bezahlen muss. In das Requiem sind tausende Stunden Arbeit geflossen von unzähligen Personen, die professionell daran mitgearbeitet haben. Du hilfst einer Band also, wenn du ihre Arbeit als solche anerkennst.
All das worüber wir jetzt dreiviertel Stunden gesprochen haben, das Requiem, die Umsetzung unserer Träume, das Leben als Musiker, konnten wir nur tun, weil uns das Publikum die Chance dazu gibt. Und dafür schulden wir dem Publikum unendlichen Dank. Das vergesse ich keine Sekunde!
MI: Nach diesem perfekten Schlusswort möchte ich mich bei dir für das spannende Gespräch und die vielen Einblicke bedanken. Ich wünsche dir weiterhin viel Erfolg mit der Musik.