Velkhanos - The Wrath (CD Cover Artwork)
Mi, 15. Juli 2020

Velkhanos – Interview mit Fernando Salmerón

Death Metal, Melodic Death Metal
27.07.2020
Velkhanos - The Wrath (CD Cover Artwork)

«The Wrath»: Beginn einer Melodeath-Karriere!

Miriam Ortiz, Fernando Salmerón, Pablo Ato, José Antonio Montel und Ángel Lucas: Zusammen sind sie Velkhanos, eine junge Band, welche Ende Juni ihr Debütalbum «The Wrath» veröffentlicht hat (siehe Review).

Vor einer Bandprobe hat sich Bandkopf und Songschreiber Fernando Zeit genommen, um sich über Zoom mit mir über das Album und die Band zu unterhalten. Auch Miriam Ortiz schaute kurz vorbei und im Hintergrund konnte ich Aufbauarbeiten für die Live-Produktion beobachten. Wie Velkhanos zur Female Fronted-Besetzung kam, weshalb vielleicht schon nach wenigen Auftritten das zweite Album ansteht, wie es mit Online-Konzerten aussieht und was spanischer Flamenco mit Melodeath zu tun hat, das erfahrt ihr alles weiter unten.

Zum Album: «The Wrath» könnte man als Melodeath, Death und Black Metal einstufen, doch bringen die Spanier noch viele weitere Einflüsse mit. Positive Aspekte sind ganz klar die Kombination von harter Musik und viel Melodie sowie Miriams astreine Wechsel zwischen Klargesang und Growlen. Mehr dazu lest ihr im Albumreview.

Metalinside.ch (Domi the Stick): Hallo, Nando! Ich möchte dir zuallererst dafür danken, dass du dir Zeit nimmst, um uns von Velkhanos zu erzählen. Vor allem freut es mich auch, euch in einem Schweizer Medium zu präsentieren, da man hierzulande bisher noch nicht viel von euch gehört oder gelesen hat.

(Es treten erste Verbindungsprobleme auf, wahrscheinlich wegen einer Interferenz mit Equipment. Nando begibt sich zum Ausgang, obwohl es draussen heiss ist und die Sonne brennt. Wir sprechen über das Wetter: Während es in Murcia abends um 21 Uhr noch 35 Grad warm ist, hat es bei mir den ganzen Tag über geregnet. Velkhanos kommen übrigens aus einer kleineren Stadt im Landesinneren der Region von Murcia, wo die Einwohner (gemäss Nando) sowohl die ländliche Hitze als auch die Feuchtigkeit des Mittelmeeres abbekommen.)

MI: Ich habe drei Gesprächsthemen angedacht: die neue CD sowie die Vergangenheit und die Zukunft der Band. Kommen wir zur ersten Frage: Wie fühlt ihr euch nach dem ersten Albumrelease?

Nando Salmerón: Ehrlich gesagt sind wir ziemlich begeistert, weil die Rückmeldungen viel besser sind als wir erwarteten. Da das Album verschiedene Stile aufweist, dachten wir, es würde von der Kritik und den Leuten nicht so gut empfangen werden. Tatsächlich haben wir es trotzdem so gewagt, weil wir keinerlei Absicht hatten, berühmt oder reich zu werden, sondern es aus reinem Vergnügen taten. Es ist unsere Leidenschaft, das was uns gefällt, und das reflektiert sich ein wenig im Album. All dies ohne irgendeine Art von Etikette, alles mischend, was uns gefällt. Wir dachten, das passt gut zusammen!

MI: Jetzt hast du beinahe die zweite Frage schon beantwortet. Es ging um die positiven Kritiken. Ich habe einige Review gelesen und alle davon waren sehr anerkennend. Dann habt ihr das so nicht erwartet?

NS: Es hat uns wirklich überrascht. Wir haben überhaupt nicht erwartet, dass es… Wir waren zufrieden mit der Arbeit; wir wussten, dass wir etwas Gutes kreiert hatten. Aber wir hätten nicht erwartet, dass die Kritik so gut ist, wie sie jetzt ist.

MI: Bis jetzt haben wir nur über das ganze Album, nicht über einzelne Songs gesprochen. Wenn du aussuchen müsstest, welches wären deine drei Lieblingstracks?

NS: Da mir diese Frage schon heute Morgen gestellt wurde, kann ich sie dir sehr schnell beantworten: «Black Omen», «The Eye Of God», und mein Liebling, «Bring Me The Fire». Obwohl, ich muss sagen, diese drei, mal so, mal so. Kommt darauf an, wie ich aufstehe. An einem Tag bevorzuge ich das eine, am nächsten Tag das andere, je nach Befindlichkeit. Aber zum Spielen geniesse ich am meisten «Bring Me The Fire».

MI: Denkst du, deine Mitmusiker von Velkhanos würden diese Frage gleich beantworten? Oder gäbe es da Unterschiede?

NS: Warte schnell, gerade eben ist die Sängerin angekommen. Gehen wir sie fragen! (Nando läuft mit mir in Richtung Proberaum, wo die Verbindung wieder schlechter wird. Zusammen gehen sie wieder nach draussen.) Weisst du, da das Probelokal eine grosse Lagerhalle ist, verursacht das vielleicht Probleme. (Die Verbindung ist wieder besser.)

Miriam Ortiz: Hallo! Einer meiner Lieblingssongs ist einer, der sonst bei niemandem so weit oben steht: «Dagon». Und zwar, weil man da viel mit der Stimme machen kann und ich singe ihn sehr gerne. Er grenzt sich gut ab!

NS: Weiter, noch zwei…

MO: Ein weiterer Lieblingstrack ist «Vulcano», weil er viel Kraft mit sich bringt und der Gesang voll aufdreht. Und dann auch «Bring Me The Fire».

MI: Cool, vielen Dank! (Miriam verabschiedet sich wieder, weil sie noch etwas vorbereiten muss.) Kommen wir zum zweiten Teil, der bisherigen Bandgeschichte. Viel weiss man noch nicht, nur dass ihr seit 2018 existiert und dass ihr aus der Region Murcia seid. Zudem habe ich gelesen, dass José und du schon einige Jahre zusammen musiziert. Kannst du uns ein bisschen mehr darüber verraten, wer ihr seid und wie die Konstellation zustande kam?

NS:  Eine grosse Bandgeschichte haben wir noch nicht. Wie du sagst, wurde die Band 2018 gegründet. Wir konnten vor Kurzem die ersten beiden Jahre feiern. Bisher sind wir auch nicht gross live aufgetreten, da wir warten wollten, bis das Album fertig ist. Wir wollten die gesamte Produktion, die du hier halb fertig siehst (kurzer Kameraschwenker), mit Plattformen und so, auch präsentieren und ab dem ersten Moment eine gute Live-Show liefern. Wir wollten nicht… Ich hole aus, damit ihr das versteht: Ich habe bereits in einigen Bands gespielt, der Bassist ebenfalls… Deshalb wollten wir nicht komplett bei Null beginnen. Es gibt einen bestimmten Teil, den wir überspringen wollten, und dafür wollten wir warten. Das heisst, den Teil, während welchem die Band frisch gegründet ist und in kleinen Bars schäbige Konzerte spielt und ich meinen komischen Verstärker mitnehme, diesen Teil wollten wir überspringen. Wir wollten keine Zeit verlieren. Dies haben wir während mehreren Jahren durchlebt. Dann haben wir die nächsten Etappen mit anderen Gruppen erlebt und entschieden, direkt da anzupacken. Und was hast du noch gefragt?

MI: Wie ihr mit Velkhanos zusammengefunden habt.

NS: Ah, nun, José und ich sind Nachbarn und Miriam, die Sängerin, auch. Wir wohnen alle drei in derselben Strasse. Ich habe aus Vergnügen begonnen, mit José zu spielen, weil er in der Band meines Cousins mitgemacht hat. Wir trafen uns, um zu improvisieren, nur um zu spielen und uns ein wenig weiterzuentwickeln. Von diesem Punkt aus ist dann Material entstanden. Wir begannen, einige Songs zu schreiben und haben dann Pablo eingeladen. Es ging um dasselbe: etwas zu probieren, uns in der Freizeit zu treffen, zwischendurch zu spielen. Als wir gesehen haben, dass die Sache funktionieren könnte, entschieden wir uns, einen Bassisten zu suchen. Wir haben das Ángel erzählt, der die erste Wahl war. Er hat sofort zugesagt und hatte richtig viel Bock. Er war das ganze Leben lang Metalhead, aber spielte in einer Punk-Band, weil seine Freunde halt Punk hörten und alle, die mit ihm spielten, nur Punk machten. Deshalb war klar, dass er nicht zweimal überlegen musste, als eine Metalband bei ihm anklopfte. Er sagte zu. Miriam war dann die letzte, die dazu kam.

MI: Schon wieder baust du mir den Übergang zur nächsten Frage… Es geht um das Thema Female Fronted. Ihr habt eine Sängerin. War das ein Kriterium bei der Suche?

NS: Nein! Wie alles bei dieser Band, ist alles durch Zufall oder Experimentieren entstanden. Viele Ideen und Arrangements sind beim Rumprobieren entstanden. Im Fall von Miriam… Weil sie in der Nähe wohnt und die Partnerin von Pablo war, schaute sie uns vor zwei Jahren mal beim Proben zu. Einfach um zu schauen, was wir so trieben. Uns kam dann in den Sinn, ihr zu sagen ‘Probier mal etwas zu singen!’ Sie probierte es, begann mit dem Melodischen, und weil es uns so gefiel, blieb sie als Sängerin bei uns. Später wollte ich einen Track mit gutturalem Gesang schreiben. Das war dann «The Wrath», Titel 5 des Albums. Den hat ein Freund von mir gesungen, von der vorherigen Band. Die Frage war dann aber, wie wir das live lösen wollten, er konnte ja nicht einfach nur einen Song singen, das musste Miriam tun. Sie versuchte es, das Gutturale kam so mittelgut, aber wir sahen, dass sie viel Potenzial hatte. Sie begann zu üben, und schlussendlich haben wir das Gutturale in fast allen Songs dabei. Und vor allem mit dieser super tiefgreifenden Stimme, die sie hat!

MI: Sehr spannend! Vorher hast du von anderen Bands erzählt, bei denen einige von euch gespielt haben. Gibt es noch immer weitere Projekte oder liegt der Fokus von allen auf Velkhanos?

NS: Ja, wir haben ein Nebenprojekt. Wir dachten, es wäre gut, nebenher etwas zu haben, um den Kopf zu belüften. Wenn wir nur diese eine Band haben und nur an sie denken, denken wir, dass sie sich kontaminieren könnte, dass uns langweilig wird, wenn wir immer dasselbe tun, und wir die Band so verderben. Deshalb hat jeder weitere Projekte. Miriam singt in einem Kammerchor, und auch in einem mehrstimmigen Chor. (Nando holt sich laut ins Halleninnere rufend Bestätigung für das soeben Gesagte.) Genau, in einem mehrstimmigen Chor. Pablo absolviert ein Gitarrenstudium am Konservatorium (conservatorio superior de música), um klassische Gitarre zu lehren. Weiter spielen Ángel, José und ich in einer weiteren Band, die so in Richtung Punk Rock geht. So ein bisschen aggressiv, aber mit progressivem Touch, eben nicht der übliche Punk. Das ist eine andere Geschichte… Dies hilft uns, von Velkhanos abzuschalten und etwas anderes zu tun, und so mit einem frischen Kopf an die Proben von Velkhanos zu kommen.

MI: Das heisst, Velkhanos ist das Hauptprojekt?

NS: Ja, auch wenn das andere Projekt, das José und ich haben, jetzt ein wenig zu einem Hauptprojekt wird. Es funktioniert gut in seiner Welt, aber Velkhanos ist der sicherste Einsatz, das ernsteste Projekt.

MI: Kleiner Themawechsel. Fast niemand war nicht von der ganzen Coronavirus-Sache betroffen und speziell in Spanien war die Situation ja sehr heikel. Hat dies euch als Band mit Velkhanos direkt betroffen, z. B. in Bezug auf Live-Auftritte oder das Release?

NS: Ja… In Tat und Wahrheit, wenn der Lockdown eine Woche früher gekommen wäre, hätte dies möglicherweise das Release verzögert. Aber wir waren zum Glück bei Art Gates Records unter Vertrag und hatten das Veröffentlichungsdatum bereits bekanntgegeben. Es hat uns also insofern negativ betroffen, als dass wir einige Konzerte canceln mussten, dass wir jetzt auch keine Europa-Konzerte spielen können… Es ist ja naheliegend, dass wir diese finanzielle Investition jetzt, unter den aktuellen Umständen, nicht tätigen können, ohne irgendeine Sicherheit zu haben, dass Leute beiwohnen werden. Wir wissen nicht, ob die Kapazitäten auf dreissig oder fünfzig Prozent reduziert werden. Wir wissen nichts, haben weiterhin Ungewissheit, und das in der gesamten Musikwelt. Deshalb haben wir uns entschieden, momentan nicht zu spielen, ausser… Wir bereiten hier einen Auftritt für Russland vor. Es wird aufgenommen und online gezeigt. Und am 15. August spielen wir hier, in unserem Ort, unserem Dorf. Das ist ein Anlass der Firma, die uns den Proberaum leiht. Sie haben ein Programm mit verschiedenen Auftritten im August zusammengestellt und haben uns vorgeschlagen, da mitzumachen. Da es gleich hier ist, werden wir es durchziehen, und sehen es als eine Art Hauptprobe für weitere Live-Shows. Alles weitere… Tatsächlich ist das Ganze etwas gescheitert, aber wir sehen das auch als Chance, um der Band ein bisschen mehr Zeit zu widmen und die Albumveröffentlichung gut vorzubereiten. Wir hatten Zeit für die Videoclips, die physische Edition, das Merchandising… Und auch um die Live-Dinge vorzubereiten, all das Logistische, die Strukturen, wir haben die ganzen Sound- und Lichtsysteme neugestaltet. Wir haben da Zeit investiert und gerade über Sound und Beleuchtung auch Neues gelernt. All das, um eine möglichst tolle Show zu ermöglichen.

MI: Das Online-Konzert, von welchem du erzählt hast, ist das nur für Russland oder für die ganze Welt?

NS: Eigentlich kommt das Ganze von einem russischen Festival aus, welches uns das angeboten hat. Ich glaube, zwei Monate später… Nun, das Festival wird es ausstrahlen, weltweit. Und zwei Monate später werden auch wir das Konzert veröffentlichen. Das Festival wird es als Streaming gestalten und hat während den ersten zwei Monaten Exklusivrechte. Und danach dürfen auch wir es direkt in die Netzwerke stellen.

MI: Meine nächste Frage wäre gewesen, ob ihr schon für neue Live-Daten in Abklärungen seid. Aber das hast du indirekt ja schon verneint…

NS: Nein, aktuell nicht. Wir werden im Oktober Abklärungen treffen, je nachdem, wie sich COVID-19 entwickelt. Das Ziel ist es, ab Februar auf nationaler Stufe spielen zu können. Angedacht ist eine Tour mit zehn bis zwölf Daten in den wichtigen Städten Spaniens. Danach werden wir sehen, ob wir gleich den Sprung nach Europa nehmen oder ob wir uns bereits mit dem zweiten Album beschäftigen. Das müssen wir noch entscheiden. Da das erste gut funktioniert hat, hat das Label bereits für ein zweites angefragt und nun, das kommt jetzt ein wenig auf die Umstände an. Ob es eine Tour zum ersten Album gibt, oder ob wir gleich Vollgas geben mit dem zweiten und dann eine fette, lange Tour mit dem zweiten machen, ist offen. Ich glaube, letzteres ist wahrscheinlicher, weil wir dann bekannter sind, und das wäre wohl die bessere Variante. Aber wir werden keine finale Entscheidung über Daten und so treffen, bis wir den weiteren Verlauf der Pandemie abschätzen können. Erst die nationalen Gigs ab Februar sind einigermassen fix.

MI: Das macht wohl Sinn, da ja auch grosse Festivals eine Zeit lang nicht stattfinden können, wie wir z. B. beim Leyendas del Rock sehen, welches ja in eurer Nähe stattfindet.

NS: Das stimmt! Ich wäre dieses Jahr ans Resurrection Fest (Anm. DtS: in Nordspanien) gereist, mit der Band eines Freundes, um technische Arbeiten wie z. B. die Beleuchtung zu übernehmen. Das wurde gecancelt und zusammen mit diesem Auftritt bis 2021 verschoben. Deshalb kann ich mir vorstellen, dass Velkhanos 2021 vielleicht für kein Festival bestätigt werden, weil viele Line Ups ja übernommen werden. Deshalb besteht die Idee, einfach selber zu touren, und dies im Sommer 2022 zu beenden. Jedoch ist auch dies nicht klar, denn vielleicht erscheint die nächste Scheibe ja schon früher. Und wenn wir dann 2022 auf Festivals spielen können, wird das mit dem neuen Album sein!

MI: Die Sache mit dem zweiten Album tönt schon relativ fix. Habt ihr schon Ideen oder sogar fertige Songs?

NS: Wir haben einige Songs. Fertig nicht… Momentan schreibe ich die Songs und bringe sie in den Proberaum, und dort trägt jeder seinen Funken, seine Linie dazu bei. Und während den Aufnahmen experimentieren wir mit verschiedenen Dingen. Und wenn es eigentlich fertig ist, experimentieren wir weiter, um zu sehen, ob man etwas verbessern kann. Wir haben bereits ein Konzept für das Album, zwei oder drei schon mehr oder weniger strukturierte Songs und viele Ideen um weiterzuarbeiten.

MI: Kannst du mir bereits den Titel verraten?

NS: (Lachend) Wir haben zwei Ideen, aber noch ist nicht entschieden, welche es sein wird. Deshalb sagen wir im Moment noch nichts.

MI: Das habe ich mir schon so gedacht.

NS: Bald, keine Angst. Was möglich ist, ist eine Hörprobe oder eine Single an Weihnachten. Möglicherweise bringen wir im Winter ein oder zwei Songs, im Stil Hörprobe und/oder Verbindung zwischen diesem und dem nächsten Album. Und diese werden wir dann auch live schon spielen, wenn wir noch mit dem aktuellen Album unterwegs sind!

MI: Reden wir ein wenig über den Musikstil. Auf «The Wrath» verbindet ihr ziemlich unterschiedliche Stile, wie du ja auch selber schon angemerkt hast. Das Gotische und Klassische in «Black Omen» oder «The Eye Of God» trifft auf einen extremeren Stil, wie z. B. bei «Moloch». Ist schon klar, in welche Richtung das nächste Album gehen wird?

NS: Unsere Richtung ist, keine Richtung zu haben (lacht). Unsere Devise ist es, nicht nur ein Label zu tragen. Wir probieren, bringen Ideen, und wenn uns etwas gefällt, ziehen wir das weiter. Wir versuchen, uns nicht einzuschränken. Ich glaube, es ist die Essenz von Velkhanos, nicht zu sagen, dass wir Black oder Death Metal machen, sondern das, was sich entwickelt. Wenn wir eine Passage mit Heavy Metal wollen, fügen wir das hinzu, sofern es passt, z. B. über eine Black oder Death Metal-Basis. Oder wenn zum Beispiel etwas mit Flamenco-Gitarre entsteht, mit klassischem Flamenco, nehmen wir das auch! Was wir zum nächsten Album und zum bereits stehenden Material sagen können, ist, dass es auf einer ein wenig dunkleren Schiene weitergehen wird, mit einer Black Metal-Atmosphäre. Und wir werden ziemlich viel mehr den Flamenco einbinden. Flamenco hat auf diesem Album gut funktioniert, in einer geringen Menge. Und ohne zu übertreiben – man muss ja nichts ausnutzen, das funktioniert hat – werden wir einige Elemente mehr implementieren. Wir werden sehen, wie es funktioniert, und ob es der Band ein wenig Essenz geben kann.

MI: Wenn wir schon bei Einflüssen von klassischer Gitarre sind, sprechen wir doch über «Capricho Árabe». Dieser letzte Track ist ein Cover der Komposition von Francisco Tárrega. Was hat euch dazu inspiriert, so etwas zu versuchen?

NS: Nun, die Scheibe war praktisch schon aufgenommen, und wir wussten noch immer nicht, wie wir den Schluss gestalten wollten. Was klar war, war, dass es ein Schluss mit klassischer spanischer Gitarre sein sollte. Vielleicht in Kombination mit E-Gitarre und Schlagzeug. Doch als wir begannen – wir hatten schon eine grobe Idee – trafen wir uns mal zum Bier trinken und um zusammen zu essen, und Pablo begann dieses Stück zu üben, weil er ein Abschlusskonzert am Konservatorium hatte und das Stück dort spielte. Als wir es hörten, hat es uns wirklich sehr gut gefallen, es hat uns gefesselt und wir dachten, dass es ein guter Abschluss für das Album sein könnte. Wir haben uns dann entschieden, es zu covern und genau das zu tun, was wir auch für die andere Idee geplant hatten: zuerst klassische Gitarre, dann Schlagzeug, Bass und harte Gitarre. Aber klar, das Album ist schon sehr gesättigt mit verbissener Gitarre und Verzerrung, weshalb wir dann etwas Entspannteres versuchen wollten. Zudem haut auch das Stück davor ziemlich rein. Wir probierten es also nur mit der spanischen Gitarre und einer E-Gitarre als Repetition darüber, ohne den Rest, ohne Schlagzeug, ohne nichts. Das Einzige, was es im Hintergrund ein wenig hat, ist Perkussion.

MI: Und ist für das nächste Album etwas Ähnliches angedacht? Etwas Klassisches o. Ä. zu covern?

NS: Das wissen wir noch nicht ganz klar. Das werden wir sehen, wenn wir die Scheibe mehr oder weniger fertig haben. Vielleicht gibt es auch in der Mitte so etwas wie ein Interludium, oder eben etwas am Schluss. Ich weiss es nicht und kann dir daher nicht viel sagen.

MI: Alles klar! Dann kommen wir zur letzten, ziemlich offenen Frage: Gibt es etwas, das du den Schweizer Metalheads mitteilen willst?

NS: Ich würde ihnen sagen, sie sollen das Album hören. Es wird sie begeistern, und wer nicht begeistert ist, dem wird es wenigstens gefallen. Es ist ein ziemlich offenes Album für Personen, welche eine Mischung hören wollen. Sie werden Heavy Metal finden, Thrash Metal, Power Metal, Death, Black. Es gibt von allem etwas! Deshalb ist es ein vergnügendes Album. Wie gesagt, sie sollen es hören, es ist auf YouTube, auf Amazon, auf Spotify, und auch auf iTunes. Wenn es ihnen gefällt, können sie es kaufen und Velkhanos damit unterstützen. Und wer keine Alben kaufen will, für den haben wir Merchandising, z. B. Shirts. Und wenn jemand die Möglichkeit hat, live vorbeizuschauen, soll er nicht zweimal überlegen, sondern einfach vorbeikommen.

MI: Klar, sobald ihr uns mit Velkhanos in der Schweiz besuchen kommt…

NS: Wir werden kommen, und die Besucher werden es geniessen.

MI: Dann nochmals vielen Dank, dass du dir für uns Zeit genommen hast, viel Spass beim Proben und ein Gruss an alle! (Im Hintergrund sind beide im Proberaum angesiedelten Bands mit Vorbereitungen beschäftigt.)

27.07.2020
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