Spagat über die Jahrzehnte hinweg
Als Dead Lord anno 2013 ihr Debutwerk „Goodbye Repentance“ veröffentlichten, dürften sich so einige etwas verwundert die Augen gerieben haben. Thin Lizzy, echt jetzt? Nicht zufällig wird die aus Stockholm, Schweden stammende Band immer wieder mit den irischen Rocklegenden verglichen – was sich auch bei ihrem vierten, diese Tage erscheinenden Longplayer „Surrender“ nicht gross ändert.
Was als erstes ins Auge sticht, ist das einfach gehaltene, aber doch sehr speziell anmutende Artwork. Eine eigenwillige (und irgendwie auch endgültig scheinende *g*) Interpretation des Albumtitels „Surrender“ (zu Deutsch: Kapitulation). Zudem erinnert das Ganze auch an das Cover des Vorgängers „In Ignorance We Trust“ (wenn ihr kurz Zeit habt, so googelt es doch mal). Ich nenne es wohlwollend „Kontinuität“. Und eben diese Stetigkeit, diese Konstanz widerspiegelt sich auch im Sound, welcher auf „Surrender“ geboten wird.
Während die ersten beiden Songs „Distance Over Time“ und „Letter From Allen St.“ soliden Retrosound mit viel 70er Jahre Flair und jeder Menge Doppelgitarrenläufen bieten, wird es ab „Authority“ dann so richtig Thin Lizzy-like. Wobei die leidenschaftliche, leicht melancholisch klingende Stimme von Sänger Hakim Krim dem Ganzen die nötige Prise Eigenständigkeit einhaucht, welche die Schweden nicht zu einem x-beliebigen Abklatsch der irischen Ikonen verkommen lässt. Nicht minder wuchtig gliedert sich in der Folge „Evil Always Wins“ ein, bevor dann mit „Messin‘ Up“ poppig-chillige Klänge Einzug halten und einen Hauch von Südsee-Feeling verbreiten.
Mäkeln auf hohem Niveau
Die zweite Hälfte des Albums wird von „Dark End of The Rainbow“ eingeläutet, einer sehr einprägsamen, von punktgenauer Schlagzeugarbeit getriebenen Nummer, bei der insbesondere im Mittelteil die Gitarrensektion so richtig schön abgeht. „Bridges“ und „The Loner’s Ways“ passen ebenfalls vortrefflich ins Gesamtbild, fallen gegenüber den zuvor erwähnten Tracks meiner Meinung nach jedoch etwas ab – keine wirklichen Füller, aber halt nicht ganz so speziell (nennt sich im Übrigen mäkeln auf hohem Niveau). „Gonna Get Me“ sowie das finale „Dystopie“ sorgen mit eingängigem Groove und jeder Menge Drive zum Abschluss nochmals für richtig gute Laune.
Produziert wurde die Scheibe vom schwedischen Gitarristen, Sänger und Songwriter Robert Pehrsson in dessen Studio – einen besseren Sparringspartner hätte man sich wohl kaum wünschen können. Der Silberling klingt druckvoll und dennoch warm, wobei sämtliche Instrumente sehr gut in Szene gesetzt werden. Die Handschrift eines Profis eben.
Das Fanzit Dead Lord – Surrender
Wenn man sich, wie ich in letzter Zeit, vorwiegend mit Bands wie Vicious Rumors, Assignment oder Let Us Prey auseinandergesetzt hat, so ist Dead Lord doch ein recht krasses Kontrastprogramm. Entsprechend schwer fiel es mir anfangs denn auch, mich auf die eher sanfteren Klänge der Classic Metaller einzulassen, auch wenn das Ganze perfekt abgemischt ist und ein flauschiges, absolut radiotaugliches Good Life – Feeling verströmt. Und doch, nach einigen Durchläufen begann sich das eine oder andere Lied regelrecht festzubeissen.
Auch wenn der Sound eine Reminiszenz an eine längst vergangene Ära darstellt, so bietet „Surrender“ doch genügend moderne Elemente, um auch in unserer Zeit bestehen zu können. Wer auf Free, Nazareth oder eben Thin Lizzy steht, sollte unbedingt reinhören!
Anspieltipps: Authority, Evil Always Wins, Messin‘ Up, Gonne Get Me
Trackliste Dead Lord – Surrender
- Distance Over Time
- Letter From Allen St.
- Authority
- Evil Always Wins
- Messin‘ Up
- Dark End of The Rainbow
- Bridges
- The Loner’s Ways
- Gonna Get Me
- Dystopia
Line Up – Dead Lord
- Adam Lindmark – Drums
- Martin Nordin – Guitar
- Ryan Kemp – Bass
- Hakim Krim – Vocals, Guitar
Video Dead Lord – Evil Always Wins