Das Hall Of Fame-Comeback!
Die laufende Woche brachte einen hervorragenden Freitagabend mit sich. Der innere Jubel hätte nicht intensiver sein können. Seit Mitte März 2020 war es still in Wetzikon – zu still… Doch nun durfte die «musikalische Ruhmeshalle» (der Allgemeinheit besser unter dem Namen Hall Of Fame bekannt) endlich wieder seine Pforten öffnen. Das Ende einer viel zu lange dauernden Durststrecke! Es wird wieder gerockt im Zürcher Oberland – angeführt von Liquid Bones.
Freunde sieht man bekanntermassen auf gar keinen Fall gerne leiden. Wie viele andere Schiffe ist auch der Dampfer von Pasquale Salatino und seiner Crew aufgrund der unberechenbaren Corona-Gezeiten in arge Seenot geraten. Sie mussten sich mit einer monatelangen Unsicherheit herumquälen. Würde man effektiv untergehen? Oder könnte ein zumindest einigermassen sicherer Hafen trotzdem noch irgendwie erreichbar sein? Den Göttern sei Dank trat am Ende der letztgenannte Punkt ein – auch wenn der Kahn nach wie vor einige Lecks und Dellen aufweist, die unbedingt repariert werden müssen.
So, bevor ihr jetzt alle aufgrund meines Seemannsgarns eure Kotztüten füllt, wechseln wir lieber wieder zurück zur Szenerie an Land. Nicht, dass plötzlich alle wegen des heftigen Wellengangs mit Übelkeit zu kämpfen haben.
Der Kanton Zürich hat dem Hall Of Fame «grünes Licht» für die Durchführung von Konzertveranstaltungen erteilt. Enthusiasmus ahoi! (ups… sorry. Da ist der kleine Hobby-Matrose in mir versehentlich kurz rückfällig geworden). Allerdings hat die Sache – wie bekanntermassen äussert häufig im Leben – einen Haken: Bei mehr als 100 Besuchern gilt nämlich Maskenpflicht. Toll, jetzt verfolgen uns diese verhassten «Visagen-Windeln» schon bis zur Ausübung unserer präferierten Passion. Das feiere ich selbstverständlich nicht. Da unsere lokalen Clubs und Bands unsere Rückendeckung jedoch mehr denn je benötigen, lasse ich mir selbst durch diesen Aspekt meine Lust auf Event-Besuche keinesfalls verderben. Für die Liebe zu Rock und Metal (und allem, was rundherum dazugehört) wird der Biss in den sauren Apfel gezwungenermassen in Kauf genommen. Nichtsdestotrotz kann ich die Masken-Gegner und ihr Fernbleiben (sofern vertretbare Gründe vorliegen) bis zu einem gewissen Grad verstehen. Irgendwann muss der elende Dreck einfach überstanden sein…
In Sachen Musik soll heute den ganzen Abend gerockt werden. Verantwortlich dafür sind auf der einen Seite die mir unbekannten Hard Ball Classic und andererseits die Liquid Bones, denen ich vor ein paar Wochen in der Met-Bar Lenzburg zum ersten Mal begegnet bin. Gemeinsam mit diesen beiden Gruppen werden wir die Wiederbetriebsaufnahme der Location ordentlich zelebrieren – das garantiere ich euch! Da ausserdem grob geschätzt nur zwischen 25 und 30 Personen im Raum herumstehen, bleiben unsere unteren Gesichtshälften frei von Zensur. In diesem Sinne: «Prost ihr Säcke!»
Hard Ball Classic
Hansi Andrist (Gesang, Gitarre), Jamie Blitz (Bass) und Yves Scheuber (Drums) – dieses Trio bildet zusammen die Truppe Hard Ball Classic. Die Luzerner entpuppen sich direkt als unterhaltsamer Opening-Act. Rockig, groovig, punkig – hier wird freilich eine ansprechende Palette abgedeckt. Hansi und Jamie sind des Weiteren ziemlich bewegungsfreudige Kerlchen. Gut, fairerweise ist anzumerken, dass Yves hinter seiner Schiessbude diesbezüglich «leicht» eingeschränkt ist. Nach drei Nummern erkundigen sich die Musiker ein erstmals bei der Zuhörerschaft, ob diese noch fit seien. Ihnen scheine scheinbar bereits die Puste auszugehen. Ach, alles nur Schwindel! Hard Ball Classic drücken weiter munter aufs Gas und sorgen für beste Laune.
Der Fronter stellt regelmässig unter Beweis, dass er ausgezeichnet mit seiner Klampfe umzugehen weiss. Derweil setzt der Kollege am Tieftöner ab und an den «irren Blick» auf. Davor könnte man sich ja schon beinahe fürchten. Dann folgt irgendwann während einer Trinkpause ein witziges Geständnis: Ihre «Groupie-Zeit» sei eben schon länger vorbei. Meine Denkzentrale muss aufgrund der getätigten Beobachtungen darauf selbstverständlich gleich einen frechen Reim kreieren. Bitte notieren: «Bei Ice Tea und Sprite macht auch keine Frau die Beine breit.» Mein Kumpel findet diesen Satz so gut, dass er in sofort in seine «Schnupftabak-Sprüche-Sammlung» aufnimmt. Damit wäre mein kreativer Teil ebenfalls erledigt, oder?
Im Zugaben-Block kommt schliesslich Yves’ Gesangsstimme zum Einsatz. Er sei angeblich sowieso der beste Sänger des Dreiergespanns, habe sich aber trotzdem fürs Trommeln entschieden. Holla, die Waldfee, der kann wirklich ziemlich stark trällern, chapeau! Mit dem populären «Stand By Me» des US-amerikanischen Soul-Künstlers Ben E. King beendet der Dreier anschliessend seine Darbietung. Nach dieser Stunde steht fest, dass ich gerne wieder einmal einem Gig dieser «zwägen» Herren beiwohnen möchte.
Liquid Bones
Die seit 1992 aktiven Lenzburger-Rocker übernehmen um 22.20 Uhr das Zepter. Anführer Ralph «Zappi» Ineichen lässt es sich nicht nehmen, direkt zu Beginn die Beliebtheit des Kantons Aargau in den hiesigen Gefilden zu testen. Die offenbar erwartete Verachtung bleibt allerdings aus. Gut so, denn Musik sollte grundsätzlich keinen «Kantönli-Geist» kennen oder von diesem auf irgendeine Art und Weise entzweit werden. In maximaler Coolness (mit Sonnenbrille) und mit seinem rauchigen Stimmorgan führt er seine Equipe durch ihr Set. Dazwischen werden konstant kecke Sprüche rausgehauen. Jedoch nicht die gleichen, wie in der «Honigwein-Taverne». Und genau das rechne ich ihm hoch an. Es gibt fast nix langweiligeres, als wenn jemand ständig dieselben ausgelutschten Witzeleien auspackt und zum tausendsten Mal verwendet (okay, gewisse Akteure wie beispielsweise Attila Dorn von Powerwolf oder die Steel Panther-Jungs geniessen in diesem Zusammenhang diskussionslos Sonderstatus).
Die «Bones» agieren minim stärker als die vorangegangenen Hard Ball Classic. Das ist gelungener Rock für zwischendurch. Bluesige Abschnitte (oder «Mani Matter-Momente», wie «Zappi» sie nennt) kommen ebenfalls zum Handkuss. Erneut erobert Arturo «Turi» Lopez den Posten des unangefochtenen Grimassen-Gottes. Zudem hat er heute sogar seinen «Disco-Bass» mitgebracht. Jep, das Teil kann effektiv grün leuchten! Damit unternimmt der Kopftuchträger dann auch einen kleinen Ausflug durch die unglücklicherweise verdammt spärlich besetzten Publikumsreihen. Was mich obendrein freut ist die Tatsache, dass Drummer Ralf «The Money» Jurascheck das Shirt einer gewissen Schwarzmetall-Gruppierung aus Bern im heimischen Schrank gelassen hat. Heute versucht er es mit Merchandise von Tribulation (schon ein bisschen besser).
Nach einer guten Stunde müssen wir unsere Zelte leider abbrechen. Da ich Liquid Bones in der Met-Bar bereits in voller Länge erleben durfte, hält sich mein Unmut aber in Grenzen. Deswegen fällt mein Gemotze über die fehlenden Nachtzugverbindungen ausnahmsweise für einmal weg. «Zappi» gibt uns zum Abschluss eine wichtige Botschaft mit auf den Weg: «Sagt den Leuten, was sie verpasst haben und dass sie unbedingt an solch kleine Shows kommen müssen!» Klar, wird nur allzu gerne erledigt.
Das Fanzit – Liquid Bones, Hard Ball Classic
Zwei souveräne Rock-Kapellen aus unserem Land durften wieder Leben in die Wetziker Ruhmeshalle einhauchen. Es war der Oberhammer, endlich wieder einmal mit der genialen Crew des Hall Of Fame zu feiern und sich an einer Veranstaltung zu erfreuen. Die Soundqualität war absolut top! Bedauerlicherweise blieb der grosse Ansturm aus. Hoffentlich wird sich das bei den bevorstehenden Events ändern. Schon morgen wird die wilde Fahrt mit Infinitas und Co. fortgesetzt.
Wichtiger Hinweise zum Schluss: Konzertbesuche sind für euch aufgrund der aktuellen Geschehnisse und Auflagen kein Thema? Ihr wollt dennoch den Locations unter die Arme greifen? Im Falle des Hall Of Fame kann ich euch diesbezüglich deren Crowdfunding-Kampagne ans Herz legen (siehe Link). Jeder Beitrag hilft!
Setlist – Hard Ball Classic
- Gone
- Runaway
- Rip It Up
- Sorry That I Like It
- My Song
- Run Baby Run
- Burn Burn
- In Your Eyes
- Heaven
- Unbroken
- Heatstrokes*
- Stand By Me (Ben E. King-Cover)*
*Zugabe
Setlist – Liquid Bones
- Get Into The Flow
- Nasty Girl
- Money Talks
- Right Or Wrong
- Roadhouse
- I Don’t Go Down
- Leather And Steel
- My Way
- I Want To Be Free
- Break Out
- Rocking The Republicans
- Burn It All Down
- Fucking Boring
- Ride With The Devil*
- Show Me The Way*
*Zugabe