Mortis Mutilati – The Fate Of Flight 800 (CD Cover Artwork)
Fr, 11. September 2020

Mortis Mutilati – The Fate Of Flight 800

Black Metal
06.09.2020
Mortis Mutilati – The Fate Of Flight 800 (CD Cover Artwork)

Vom Himmel stürzende, brennende Flugmaschine

Ist es eventuell nicht ein bisschen arg makaber, wenn man an einem 11. September ein Album herausbringt, welches sich mit einem Flugzeugunglück befasst? Oder steckt da allenfalls eine gezielte Masche dahinter? Mortis Mutilati thematisieren auf ihrem vierten Silberling jedoch nicht den Anschlag auf die Türme des World Trade Centers, sondern den Absturz von Trans-World-Airlines-Flug 800 im Jahr 1996.

Aufgrund einer Tankexplosion kamen damals insgesamt 230 Menschen ums Leben. Wie die ganze Geschichte in schwarzmetallischer Manier vertont wird, soll die nachfolgende Analyse erläutern.

Das Album – «The Fate Of Flight 800»

Die «Road To Nowhere» macht den Anfang. Auf einen lockeren Auftakt folgen ziemlich bald erste Blastbeat-Salven von Aryth. Die Riffs sind schleppend und tief. Derweil setzt Fronter Macabre auf den für das Genre typischen Krächz-Gesang. Ab und an erhält er Unterstützung von seiner Kollegin Asphodel, die eher ein gespenstisches Heulen von sich zu geben scheint. Auf eine gewisse Art und Weise durchaus reizvoll. Das Stück hat – vor allem in der zweiten Hälfte – fraglos gute Momente, aber es haut einen trotzdem nicht restlos von den Socken.

Rasch wird klar, dass wir es hier tendenziell mit längeren Nummern zu tun bekommen werden. Die 5-Minuten-Marke wird häufig geknackt. «Flames Behind You» kommt eine Spur temporeicher und aggressiver daher, was primär am Felle-Verdrescher hinter der Schiessbude liegt. Gesang und Gitarren-Arbeit erinnern definitiv an die populären Black Metal-Truppen aus dem hohen Norden. Das weibliche Phantom darf ebenfalls wieder «herumspuken». Das Erzeugen einer düsteren, melancholischen Stimmung gelingt den Franzosen diskussionslos.

Die Band wird ihr Werk übrigens in Eigenregie – sprich ohne ein Label im Rücken – veröffentlichen. Aufgenommen wurden die Kompositionen in den schwedischen Endarker Studios unter der Aufsicht des ehemaligen Marduk-Bassers Devo. Das solide Handwerk hört man auch beim nächsten Track «Deathcrown» heraus. Persönlich vermisse ich einfach den grossen «Wow»-Effekt, mit der sich die Geschichte von der breiten Masse abheben könnte.

Das Schicksal von «Flug TWA 800» wird nun mittels der Titel-Hymne («The Fate Of Flight 800») arrangiert. Mit einer Spielzeit von rund vier Minuten bewegen wir uns ausnahmsweise in etwas kürzeren Gefilden. Streichinstrumente verstärken die beklemmende Atmosphäre zusätzlich. Die Mikrofon-Abteilung hat hier durchgehend Pause.

«The Smoke Of Your Corpse» – tja, bei einer solchen Katastrophe löst sich der eigene Leib zwar nicht gerade in Rauch auf, aber mit dem Gestank von verbrannter Haut ist unausweichlich zu rechnen. Mortis Mutilati bleiben ihrem Stil jedenfalls treu. Die Klampfen-Melodien klingen recht ähnlich. Die nötige Abwechslung kommt dank Tempo-Variationen seitens Aryth daher. Somit darf man im zweiten Teil zurecht von einer Steigerung sprechen.

Bei «Vultures Of Steel» jubeln die Mähnenschüttler – denn während dieses Lieds gibt’s einiges zu tun. Solche Kaliber hätten ungeniert häufiger den Weg auf diese CD finden dürfen. Das geht nämlich richtig ab! Verdientermassen ein Kandidat für die Hörempfehlungen. Sogar ein fetziges Gitarren-Solo findet in diesem Konstrukt Platz.

Die Formkurve der Franzosen scheint im letzten Album-Drittel offenbar stets nach oben zu zeigen – zumindest erweckt es bisher diesen Eindruck. «Rising Souls» ist ebenfalls eine facettenreiche Angelegenheit, bei welcher erneut beide Stimmlagen zum Tragen kommen.

Wie so oft wird das gigantischste Monstrum zum Schluss rausgehauen. In diesem Fall wäre das «Ashes», welches gleich einige Zeigerumdrehungen in Anspruch nimmt. Die Gruppe zieht nochmals sämtliche Register und sorgt dadurch für einen beeindruckenden Abgang. Geniessen und einwirken lassen.

Das Fanzit Mortis Mutilati – The Fate Of Flight 800

«The Fate Of Flight 800» braucht eine gewisse Zeit, um in die Gänge zu kommen. Im finalen Drittel verstecken sich dann aber dafür echte Perlen, die ausgezeichnet aufzeigen, wozu Mortis Mutilati eigentlich in der Lage sind. Doch bis zu diesem Punkt quält sich die Zuhörerschaft des Öfteren durch nicht wirklich fesselnde und depressiv stimmende Passagen. Fairerweise ist anzumerken, dass beim Besingen eines Flugzeugabsturzes logischerweise kein «Happy Metal» erwartet werden kann. Das wäre schlichtweg unpassend. Sollten die Black Metaller auf ihrem nächsten Streich mehr Hymnen der Gattung «Vultures Of Steel» oder «Ashes» zustande bringen, würde eine höhere Bewertung absolut im Bereich des Möglichen liegen.

Empfehlenswerte Hörproben: «Flames Behind You», «Vultures Of Steel», «Ashes»

Tracklist Mortis Mutilati – «The Fate Of Flight 800»

  1. Road To Nowhere
  2. Flames Behind You
  3. Deathcrown
  4. The Fate Of Flight 800
  5. The Smoke Of Your Corpse
  6. Vultures Of Steel
  7. Rising Souls
  8. Ashes

Line Up – Mortis Mutilati

  • Macabre – Gesang, Gitarre, Bass, Cello, Synthesizer
  • Rokdhan – Gitarre
  • Aryth – Drums
  • Asphodel – Gesang (weibliche Stimme)
  • Obsidian – Live-Gitarrist

Album Review Bewertung

Autor Bewertung: 7/10



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06.09.2020
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