Das Hall Of Fame mutiert zum Irish Pub
Ein Abend voller Melodien, die einen sowohl zum Tanzen als auch zur Hopfentee-Vernichtung animierten. Am Ende ging es sogar gemeinsam mit Kobolden auf die Suche nach dem Topf voller Gold. Wobei… nein, so extrem dann doch nicht. Spass war trotzdem freilich keine Mangelware. Keltikon und The O’Reillys And The Paddys entpuppten sich als äusserst fähige Unterhalter.
Der «Special Guest» namens «Murphy’s Beer» lässt kaum Zweifel offen: Heute liegt definitiv irisches Flair in der Luft! Eigentlich müsste man die Wetziker Ruhemshalle jetzt bloss noch knallgrün dekorieren und dann wäre alles perfekt. Der bevorstehende Event ist für uns eine verflucht wichtige Trainingseinheit, denn Ende Oktober werden The Rumjacks in diesen Räumlichkeiten vorbeischauen. Wer sich an meinen letzten Konzertbericht zu den Aussies erinnern kann, weiss, dass das damals fraglos eine intensive und süffige Nacht gewesen ist (ansonsten könnt ihr auch diese Zeilen hier nochmals zu Gemüte führen).
Doch ich schweife ab – fokussieren wir uns lieber wieder auf die Gegenwart. Diese wird durch The O’Reillys And The Paddyhats und Keltikon geprägt. Erneut zwei Truppen, mit denen ich bisher noch nie das Vergnügen hatte. Rockig, keltisch, punkig, folkig und irisch – die angebotene Genre-Abdeckung hört sich richtig vielversprechend an. Dem Amüsement steht nix mehr im Weg.
Bevor wir uns mitten ins Geschehen stürzen, sei ein finaler Infoblock kurz erlaubt: Die heutige Veranstaltung ist aus der Zusammenarbeit zwischen der Musigburg und dem Hall Of Fame entstanden. Basierend auf dem Motto «Zusammen anstatt Gegeneinander» ziehen die beiden Locations in diesen mühseligen Zeiten am selben Strang. Dank dieser Partnerschaft können wir uns in den kommenden Wochen unter anderem auf Bands wie Jinjer oder Talco freuen. Feine Sache!
Keltikon
Keltikon aus Pfäffikon spielen in Wetzikon – jep, dieser bescheidene Reim musste einfach sein, sorry. Angeführt vom ulkigen Fronter Olaf Ohl zockt sich die Equipe durch den Abend. Neben der Gesangsarbeit ist der Herr am Mikro, der mich irgendwie an einen zerstreuten Musikprofessor erinnert, ebenfalls für das Gitarrenspiel verantwortlich. Die Fiddle-Fraktion besteht aus dem Duo Mélodie Pican (ein Name, der diskussionslos nach Romandie oder Frankreich schreit) und John Kunz (einem Importschlager aus dem US-amerikanischen Nashville). Vervollständigt wird das Gefüge durch Dave Etter (Bass) und Chrigel Wettstein (Drums), die beide aus Winterthur stammen und von mir aufgrund dessen bei der Vorstellungsrunde selbstverständlich einen Extra-Applaus ernten.
Musikalisch würde das Stimmungsbarometer komplett auf «Party pur!» stehen. Allerdings muss das Publikum, welches leider nur spärlich vertreten ist, unbedingt wärmer werden! Glücklicherweise bessert sich dies im Verlauf des Auftritts merklich. Da hat der Gerstensaft wohl nicht bei allen sofort eingeschlagen. Als Olaf plötzlich mit einer Teufelsmaske – die Ähnlichkeit zu derjenigen aus dem Tenacious D-Video zu «Beelzeboss (The Final Showdown)» aufweist – ums Eck kommt, öffnet sich sogar kurzzeitig die Höllenpforte.
Nach knapp 45 Minuten beendet der Fünfer seine Aufwärmrunde und räumt das Feld für den Headliner. Wer weiss? Vielleicht treten sie ja einmal in Winti im «Paddy’s» auf. Diesem Event würde ich dann sicherlich versuchen beizuwohnen. Gemäss den Resultaten meiner Foto-Recherche auf Facebook haben Chrigel, Dave und Olaf im Kult-Pup der Eulachstadt zumindest schon die eine oder andere Blondine (oder wahlweise einen dunkleren Teint) degustiert.
The O’Reillys And The Paddyhats
Band- und Künstlernamen lassen es zwar nicht unbedingt erahnen, aber das Septett hat sein Hauptquartier in Gevelsberg (Nordrhein-Westfalen, Deutschland). Dass in ihren Adern jedoch glasklar grünes Blut fliessen muss, stellen Violinen-Lady Mia Callaghan und ihre Kollegen umgehend unter Beweis (nicht zuletzt wegen der Nummer «Green Blood»). Diese Akteure leben den irischen Spirit von A bis Z! Dafür figurieren die deutschen Ansagen von Frontmann Sean O’Reilly als kleines Kontrastprogramm.
Die nach wie vor bedauerlicherweise überschaubare Menschentraube vor der Bühne kommt nun in den Genuss von zahlreichen Mitmach-Momenten. Den Einsatzwille der Zuhörerschaft muss ich nichtsdestotrotz verdientermassen fairerweise honorieren. Und sollte der Saal einmal schwächeln, gibt’s ja da gottlob einen gewissen Ian McFlannigan in den Reihen der Paddyhats – der fleischgewordene Entertainer mit dem Aussehen eines irischen Elvis’! Da werden beispielsweise Flaggen geschwungen oder Sirenen bedient. All das mit dem maximalen Coolness-Faktor – sprich mit Sonnenbrille auf der Nase.
Das vierte Album der Mannschaft nennt sich «Dogs On The Leash» und erblickte am 29. Mai dieses Jahres das Licht der Welt. Aus nachvollziehbaren Promotionsgründen werden natürlich einige Stücke aus dieser Scheibe im Rahmen der heutigen Setlist vorgestellt. Das Liedgut setzt sich rasch in den Gehörgängen fest und reisst die Fans problemlos mit. Die Chancen stehen jedenfalls gut, dass ich mir nach der Show eine solche Platte am Merch-Stand abgreifen werde. Vielleicht nehme ich dann noch gleich grünen Hoodie mit dazu. Man will ja für den nächsten St. Patrick’s Day brauchbar ausgerüstet sein, nicht wahr?
Die Musiker beenden ihre überzeugende Darbietung schliesslich mit «Farewell» und schrammen nur knapp an der 2-Stunden-Marke vorbei. Ein Wiedersehen ist effektiv Pflicht! Dank Sean können wir nun ebenfalls einen neuen Tipp für die Aussprache des populären Trinkspruchs «Sláinte». Das sei einfach «Antje» mit «Sl» davor. Wieder etwas gelernt! Darauf genehmige ich mir doch glatt einen finalen Schluck.
Das Fanzit – The O’Reillys And The Paddyhats
Ein gelungener und feucht-fröhlicher Abend im Hall Of Fame. Beide Bands kann man sich eindeutig wieder einmal zu Gemüte führen. Etwas mehr Publikum wäre hingegen diskussionslos erwünscht gewesen. Gerade momentan brauchen Künstler und die Locations sowieso jede Unterstützung, die sie kriegen können. Ausserdem ein grosses «merci» an meine Kollegin, die mich noch nach Hause kutschiert hat. Ansonsten hätte ich wohl lediglich die Hälfte des The O’Reillys And The Paddyhats-Gigs miterlebt hätte. Wir haben das Aufwärm-Training für The Rumjacks somit erfolgreich gemeistert. Der 31. Oktober 2020 kann kommen!
Setlist – Keltikon
- The Lark In The Morning (Traditional)
- Donald McGillavy (Trad.)
- The Devil Comes Back To Georgia
- Itchy Fingers
- Ready For The Storm (By Dougie McLean)
- Kenny McDonald’s Jig (Traditional)
- Once Upon A Time (Star Coins)
- I’ll Tell Me Ma – (Trad.)
- Bella Ciao – Trad
Setlist – The O’Reillys And The Paddyhats
- Overtime Work
- Hobo Of Mitchelstown
- Yesterday’s Rebel
- Come On Board
- Irish Way
- Here It Goes Again
- Millions
- Green Blood
- Another Town Another Girl
- Ferryman
- James Brian
- Jig
- This Is Our Time
- Shoe Shine Boy
- Old Gang’s Lullaby
- Beautiful Fear
- We All Know
- Captain Without A Ship
- Back Home In Derry
- Fair Old Lady
- Black Sails
- The Boxer
- Barrels Of Whiskey
- Dogs On The Leash*
- Barroom Lady*
- Farewell*
*Zugabe