BREAKING NEWS: Iron Maiden und Mötley Crüe in Lenzburg!
Sag mal Dutti, hast du Lack gesoffen? Ist dein Verstand jetzt endgültig hinüber? Als ob diese zwei Legenden jemals in der kleinen Met-Bar auftreten würden… Tja, es ist aber passiert – und zwar am Samstagabend! Okay, einen kleinen Haken hatte die ganze Sache schon. Aber lest doch am besten einfach gleich selbst nach, was es genau mit Mötley Gäng und Eddie’s Beast auf sich hat.
Der 3. Oktober 2020 – dieser Tag erinnert in Sachen Konzertprogramm wahrlich an die glorreicheren Zeiten der hiesigen Branche. Muss ich jetzt als verhältnismässiger Jungspund wirklich auch schon behaupten, dass früher alles besser war? Es macht beinahe den Anschein. Aber wie gesagt, heute könnte man sich effektiv im ganzen Land rockig oder metallisch austoben. Da wären unter anderem Disparaged in Wetzikon, das AA Metalfest Vol. III in der Ostschweiz, ein Brutal Death Metal-Abend im Sedel oder live/wire in der Musigburg. Die Sache beginnt langsam wieder zu leben – und das freut mich ungemein.
Meine Wenigkeit zieht’s hingen abermals in die Lenzburger «Honigwein-Schenke». Diese darf ein weiteres Mal den «Sold Out»-Status (also rund 75 Gäste) vermelden. Das hat zur Folge, dass einige Personen am Eingang leider vertröstet und abgewiesen werden müssen. Doch was hat es mit diesem Ansturm auf sich? Naja, viele glauben zurecht, dass in diesem verrückten Jahr grundsätzlich alles möglich ist. Da passt es freilich bestens, dass die kleine Bühne von zwei Ikonen der lauten Gitarren-Musik in Beschlag genommen wird: Den eisernen Jungfrauen und feierwütigen Los Angeles-Rockstars! Applaus bitte. Gut, bevor ihr mich möglicherweise endgültig in die Klapse stecken wollt, muss ich nun wohl gezwungenermassen mit der Wahrheit herausrücken. Bei den auftretenden Akteuren handelt es sich lediglich um zwei Tribute-Gruppen. Das wären einerseits «unsere» Jungs von Eddie’s Beast und auf der anderen Seite die aus Mailand stammenden Mötley Gäng. Erstgenannte Band konnte mich schon einmal vor drei Jahren im Wetziker Hall Of Fame komplett vom Hocker reissen. Von den Leistungen der Italos muss ich mich hingegen zuerst noch überzeugen.
Alle Anwesenden fiebern den bevorstehenden Hymnen und Klassikern voller Vorfreude entgegen. Klar gab’s in diesem Jahr bisher unzählige Absagen zu verschmerzen. Aber diejenige von Iron Maiden zählt effektiv zu den grösseren Enttäuschungen. Wie gerne hätten wir Bruce Dickinson und Co. im Hallenstadion in Aktion erlebt? Es wäre garantiert sagenhaft geworden. Und die Mötley-Boys? Naja, die haben die Aussage bekräftiget, dass Abschiedstourneen in dieser Branche selten endgültig sind. Dabei war der 2015er-Gig in der «Joggeli-Halle» meines Erachtens eigentlich die perfekte Dernière. «Home Sweet Home» auf der Mini-Bühne in der Location-Mitte… Also wer zu diesem Zeitpunkt kein Pipi in den Augen hatte… Ich weiss auch nicht.
Eddie’s Beast
Zurück zur Gegenwart! Diese gehört ab 21 Uhr den Biestern von Eddie. Technische Probleme verhindern offenbar ein Intro. Dann muss eben direkt mit «2 Minutes To Midnight» losgelegt werden. Unglaublich «schade». Das stört hier drinnen effektiv keine Sau! Apropos Steckdosennasen-Tiere – die grösste Rampensau des Abends trällert gerade ins Mikrofon und heisst Mace Mitchell. Der gute Mann ist hervorragend gelaunt und scheut keine Gesichtsentgleisungen. Dass er ein bravouröser Sänger ist, wissen wir ja bereits dank seiner Haupt-Truppe Emerald. Doch er vermag ebenfalls die fantastischen Maiden-Songs zu meistern. Chapeau!
Der Fünfer knallt uns ein regerechtes Hit-Feuerwerk um die Lauscher. Nur das allerbeste Material scheint am Start zu sein. Aufgrund der Spielzeit liegen keine allzu grossen Experimente drin. Besucht deshalb ruhig einmal eine Headliner-Performance dieser Herrschaften. Manchmal gibt’s sogar Liedgut zu hören, welches selbst beim Original schon länger nicht mehr den Weg in irgendwelche Setlists gefunden hat.
Die Zuhörerschaft hat an der Song-Auswahl allerdings nix zu meckern. Alles, was die Musiker ihnen vorsetzen, wird rigoros aufgesaugt respektive inhaliert. Meine Favoriten sind «The Evil That Men Do» und «Hallowed Be Thy Name». Beim Mitsingen entdeckt der Fronter aber noch Verbesserungspotenzial. Erst nach und nach wird die helvetische Grundschüchternheit abgelegt. Zuvorderst sind jedoch durchgehend engagierte Headbanger zu finden.
Mötley Gäng
Nach diesem souveränen Auftritt der «Swiss Irons» sind die Italiener zweifelsohne gefordert. Um 22.30 Uhr schreiten Dave Rox Neil (Gesang), Hox Mars (Gitarre), Joe Sixx (Bass) und Riga Lee (Drums) zur Tat. Die Menge jubelt dem Quartett lauthals zu und feuert sie unermüdlich an. Die Herren sehen ihren Idolen übrigens teilweise zum Verwechseln ähnlich. Das gilt insbesondere für den Nikki Sixx-Verschnitt am Tieftöner. Gesanglich klingt’s ebenfalls extrem sauber. Diese Garantie gab’s beim «echten» Vince Neil in letzter Zeit unglücklicherweise immer seltener. Des Weiteren hängt Dave offensichtlich auch nicht so regelmässig in irgendwelchen Burger-Buden ab.
Mit bockstarken Hymnen können Mötley Gäng logischerweise ebenso dienen. Bei «Shout At The Devil» oder «Same Ol’ Situation (S.O.S.)» brennt beispielsweise die Hütte! Die Fans beweisen eine fast omnipräsente Textsicherheit. Ein spezieller Supporter namens Simon wird von den Jungs extra gelobt. Er sei offenbar an jeder ihrer Shows auf schweizerischem Grund am Start. Das ist Treue und Passion, liebe Gemeinde!
Balladen? Jop, diese sind auch Bestandteil des Repertoires. So werde ich bei «On With The Show» direkt leicht nachdenklich. Allerdings liegen heute keine langen Grübel-Sequenzen drin. Die Mailänder machen wirklich einen guten Job beim Durchackern ihres Sets. Das überragende und stets für feuchte Höschen sorgende «Girls, Girls, Girls» kann ich noch mitnehmen, ehe mein Abschied zum Thema wird. Jaja, die lieben Zugverbindungen in «Seuchen-Zeiten»… Aber ich möchte euch nicht jedes Mal mit dieser alten Leier langeweilen. Eine finnische Blondine mit auf den Weg in Richtung Bahnhof zu nehmen ist da sicherlich die bessere Entscheidung.
Das Fanzit – Mötley Gäng, Eddie’s Beast
Ein vorzüglicher Tribute-Abend in der Bar der «metigen» Gelüste! Es lag tatsächlich ständig ein Hauch von Iron Maiden und Mötley Crüe in der Luft. Nach meinem Gusto wirkten Eddie’s Beast eine Spur stärker als ihre Kollegen aus Italien – und das trotz achtmonatiger Pause! Immerhin erlebte ich etwas mehr von der Headliner-Darbietung als sonst. Mit 45 Minuten kann ich durchaus leben. Danke an die Organisatoren für die etwas entgegenkommendere Gestaltung des Spielplans.
Setlist – Eddie’s Beast (Iron Maiden-Cover-Songs)
- 2 Minutes To Midnight
- Where Eagles Dare
- The Trooper
- The Evil That Men Do
- Prowler
- Wasted Years
- The Number Of The Beast
- Run To The Hills
- Powerslave
- Fear Of The Dark
- Hallowed Be Thy Name
- Iron Maiden
Setlist – Mötley Gäng (Mötley Crüe-Cover-Songs)
- Intro
- All In The Name Of…
- Shout At The Devil
- Ten Seconds To Love
- Same Ol’ Situation (S.O.S.)
- Red Hot
- On With The Show
- Smokin’ In The Boys Room
- Primal Scream
- Girls, Girls, Girls
- Wild Side
- Live Wire
- Dr. Feelgood
- Home Sweet Home
- Kickstart My Heart
- Looks That Kill
- Anarchy In The U.K.