Von Sternen und Galaxien
Symphonische Hymnen aus dem Land der tausend Seen, gepaart mit industriellen und melodiösen Ton-Verkettungen? Das verspricht einem zumindest der Steckbrief von Star Insight. Die Finnen Star Insight möchten der Welt am 16. Oktober 2020 ihr zweites Studiowerk «Across The Galaxy» präsentieren.
Dies soll in Zusammenarbeit mit dem Label Inverse Records geschehen. Auf dem Cover hält eine Gestalt, welche eine typische Pestdoktoren-Maske (ach wie passend für die aktuelle Situation auf unsere Erdkugel…) trägt, eine grosse Sanduhr in den Händen. Derweil sind im farbenfrohen Hintergrund Planeten und ähnliche Geschichten auszumachen. Welche akustischen Abenteuer werden uns auf dieser Reise durch die Galaxie erwarten? Anschnallen und weiterlesen!
Das Album – «Across The Galaxy»
Manchmal ist die Flucht der einzig sinnvolle Ausweg («Escape As A Last Resort»). Soundtechnisch scheinen die Holländer von Delain eine relevante Inspirationsquelle für die Band zu sein. Des Weiteren können Elemente von Beyond The Black – insbesondere von den älteren Scheiben – ausgemacht werden. An der Gesangsfront agieren die klare Stimme von Anna Pellikka und die Growls von Pekka Rajala im Gemeinschaftsverbund. Stücke wie dieses befriedigen die sich nach Symphonic Metal sehnenden Ohrmuscheln selbstverständlich rigoros. Fraglos ein vielversprechender Beginn.
Beim darauffolgenden «Reaching For The Sky Above» werden dann die Klassik- und Chor-Pakete ausgepackt. Erneut harmonieren die beiden Gesangsstile ausgezeichnet miteinander. Vor allem Anna zieht den Hörer problemlos in ihren Bann. Es ist effektiv eine angenehme Art des Zuhörens. Die Saitenhexer Mikael Nurmi und Toni Jokinen schreiten ebenfalls engagiert zur Tat. Monströse Songs sind bisher Mangelware. Die Angelegenheiten gehen jeweils verhältnismässig rasch zu Ende. Ein kleiner Dämpfer.
«I’m Not A Number» kommt eine Spur grober ums Eck. Hier können direkt von Beginn an die Haare munter durch die Gegend gewirbelt werden. Eine Nummer, die eher durch Pekka geprägt. Hinzu kommen auch giftige Synthesizer-Attacken. Ab der Hälfte bis ins letzte Drittel wird ein packendes Gitarren-Solo nachgereicht. Madame Pellikka lässt dafür kurzzeitig ihre opernhaften Fähigkeiten aufblitzen. Grüsse gehen an dieser Stelle raus an meine Hühnerhaut.
Die flinken Finger der Klampfen-Abteilung leiten «It’s All Lies» ein. Denen kommt man ja beinahe nicht hinterher! Das Tempo bleibt konstant hoch, aber der Härtegrad nimmt speziell im zweiten Abschnitt zu. Wie der Titel bereits erahnen lässt, enthält das Lied eine anklagende Botschaft. Gefällt mir ebenfalls sehr gut. Vertretbare und nachvollziehbare Wahl für eine Single-Auskoppelung.
Auf «Withing Horizon» hat schliesslich auch Basser Aapo Timonen seinen prominenten Augenblicke. Eine abwechslungsreiche Komposition, die aufmerksam verfolgt werden muss, da man ansonsten den Anschluss zu verlieren droht oder aus dem Takt fällt. Braucht definitiv mehrere Durchläufe, aber dann zündet’s immer mehr.
In der Album-Mitte treffen wir auf den Titel-Track: «Across The Galaxy». Die SciFi-Exzesse am Anfang müssten zwar nicht unbedingt sein, aber danach mutiert wieder alles zu einem Blockbuster. Epische Melodien liegen den Finnen einfach im Blut. Daran gibt’s überhaupt nix zu rütteln! Die Tempi-Wechsel passen und erstmals gibt’s sogar den Klargesang von Pekka auf die Lauscher. Eine willkommene Abwechslung.
Dank Einstieg mittels Männer-Chor fesselt einen der nächste Kracher – «Death To The Stars» umgehend. Lupenreiner Symphonic Metal in all seinen wundervollen Facetten. Star Insight schmeissen wahrlich die optimalen Zutaten in ihren Kochtopf und zaubern darauf ein schmackhaftes Gericht. Manche werden Anna Stimme garantiert stellenweise zu poppig finden, aber aufgrund des Kontrasts zu den kräftigen Kehllauten ihres Kollegen finde ich die Dosierung gerade richtig.
Für das letzte Viertel gräbt die Truppe nun die etwas längeren Brocken aus. Der erste Kandidat trägt den Namen «Past, Present & Future». Abermals werden mit den Tasteninstrumenten fleissig elektronische Töne abgefeuert. Grunzer Pekka holt hier alles aus sich raus! Wo stecken die Headbanger? Obendrein sorgt ein rasantes Gitarren-Solo für grinsende Gesichter.
Die Epik lässt dann auch bei «Lost In The Starlight» grüssen. Hat da etwa gerade jemand Nightwish gerufen? Klar stehen Star Insight noch im Schatten ihrer populären Landsleute, aber sie bringen zweifelsohne viel Talent und Potenzial mit. Wer weiss schon, welche Galaxien die 2005 gegründete Kapelle in Zukunft noch bereisen werden? Aufgrund solcher Hymnen ist jedenfalls verdammt viel möglich.
Auf den letzten Metern des Silberlings ist tatsächlich nochmals eine Leistungssteigerung auszumachen. «Over The Edge» punktete ebenfalls mit ausreichend Abwechslung und einer gehörigen Prise Dramaturgie. Der Fuss bleibt primär auf dem Gaspedal.
Jetzt folgt zum Schluss sicherlich noch eine Ballade, korrekt? Naja, fast. Die Akteure nehmen zwar Tempo raus, aber komplett auf harte Parts möchten sie keinesfalls verzichten. Trotzdem zählt «Shine On Me Once Again» zu den ruhigeren Angelegenheiten der Platte. Irgendwann muss schliesslich kurz durchgeatmet werden. Dadurch erfährt unser Weltraumabenteuer einen angenehmen Ausklang.
Das Fanzit Star Insight – Across The Galaxy
Star Insight erfinden das symphonische Genre zwar nicht neu, platzieren aber mit ihrem zweiten Streich «Across The Galaxy» glasklar genügend Ausrufezeichen, so dass man sie trotzdem auf dem Schirm haben muss. Ich bin jetzt schon gespannt, wo die Finnen in ein paar Jahren anzutreffen sein werden. Augen und Ohren offenhalten ist angesagt! Sympathisanten von Delain und Co. sollten hier unbedingt einmal reinhören.
Empfehlenswerte Hörproben: «I´m Not A Number», «It´s All Lies», «Past, Present & Future», «Lost In The Starlight»
Tracklist Star Insight – «Across The Galaxy»
- Escape As A Last Resort
- Reaching For The Sky Above
- I’m Not A Number
- It’s All Lies
- Withing Horizon
- Across The Galaxy
- Death To The Stars
- Past, Present & Future
- Lost In The Starlight
- Over The Edge
- Shine On Me Once Again
Line Up – Star Insight
- Pekka Rajala – Gesang, Synthesizer und Programmierung
- Anna Pellikka – Gesang
- Mikael Nurmi – Gitarre, Synthesizer und Programmierung
- Toni Jokinen (a.k.a. «Riveryman») – Gitarre
- Aapo Timonen – Bass
- Drums – noch bekanntzugeben