Lemmys Erbe
Schon ist es eine halbe Ewigkeit her, seitdem wir von Lemmy Kilmister Abschied nehmen mussten. Nicht nur wir Fans, sondern auch die Musiker um den Maestro. Sowohl Mikkey Dee wie auch Phil Campbell machen weiterhin Musik. Mikkey Dee unter anderen bei den Scorpions, Phil verwirklicht sich selber, hat eine Solo-Album produziert und ist mit seinen Söhnen unter dem Namen «Phil Campbell and the Bastard Sons» unterwegs.
Nachdem 2018 das Debut (The Age of Absurdity) aufgenommen und veröffentlicht wurde wird am 13. November das neue Album auf den Markt kommen. Mit dem Albumtitel «We’re the Bastards» wurde ein an Motörhead angelehnter Titel gewählt. Nachfolgend für euch die ersten Eindrücke aus dem kommenden Album.
Rock and Roll Baby
Das neue Album kommt rockig daher, alles andere wäre natürlich unerwartet gewesen. Dabei wurde mit Neil Starr als Sänger keine unbekannte Grösse mit aufs Boot geholt. Starr war seinerzeit (2006 – 2013) mit Attack! Attack! unterwegs, dort in der Doppelfunktion als Gitarrist und Sänger. Übrigens nicht zu verwechseln mit der Band Attack Attack! welche im Metalcore-Genre unterwegs ist. Bereits vor dem Tode Lemmys machten Phil und Neil zusammen Musik, nach dem Tod wurde die «Phil Campbell All Starr Band» jedoch in den heutigen Band-Namen umgetauft. Das Debut Album der umgetauften Band erhielt 2018 an den Metal-Hammer-Awards sogar den Preis für das beste Debutalbum des Jahres.
Grooviges Stück Rock
Die neue Scheibe groovt ziemlich. Bereits die ersten beiden Songs zeigen, in welche Richtung es geht. Gitarrenbetonter melodiöser Rock mit passendem und zugeschnittenem Gesang. Die Songs besitzen allesamt Ohrwurmqualität und führen dazu, dass man schon mal unbewusst mitwippt oder die eigene Luftgitarre fräsen lässt. Der Opener des Albums (und gleichzeitig der Titelsong) bewerte ich diesbezüglich nicht so stark, wie die Songs, welche darauffolgen. Diese sind noch einen «Tick» besser arrangiert und zeigen auch das Spektrum auf, welches die Band draufhat. Von blueslastigen Konzeptionen bis zum gewöhnlich straighten Rock ist alles vertreten. Dabei werden den Riffs und Hooklines wie zu alten Motörhead-Zeiten viel Platz und entsprechend Prominenz eingeräumt. Natürlich dürfen auch entsprechende Gitarren-Soli nicht fehlen, diese kommen definitiv nicht zu kurz.
Rock wird hier nicht neu erfunden, es gibt nicht viele Experimente zu entdecken, trotzdem macht die Scheibe auf mich einen soliden Grundeindruck. Wie bereits erwähnt ist es die Harmonie und der Groove, welcher sich durch alle Kompositionen zieht und das Album aus meiner Sicht zu einer zeitgemässen Rock-Perle macht. Phil Campbell bleibt sich somit auch in der neuen Konstellation vor allem selber treu. Die druckvolle und saubere Produktion wertet sich dabei auch positiv.
13 Songs gibt es zu hören und zu entdecken. Ich kann mir gut vorstellen, dass – sofern dies dann wieder mal möglich wird – ein Live-Setting noch das nötige Quäntchen ist, welche die grosse Masse begeistern wird. An tanzbarem Material fehlt es auf alle Fälle nicht.
So gibt es quer durchs Album einige Songs mit Hit-Charakter. Sehr gefällt mir zum Beispiel «Bite my Tongue» oder auch «Keep your Jacket on» oder dass etwas schnellere Stück «Hate Machine».
Irgendwie nicht ins ganze Gefüge passt der Song «Destroyed», dies nicht wegen den Kraftwörtern, sondern eher, weil der Song mit Punk-Attidüde daherkommt und somit im Kontext der anderen Songs ein wenig fremd erscheint. «Waves» beschliesst das Album, richtig gewählt, mit seiner eher gedrosselten, leicht psychedelischen Ader. Ein passender Song um das Album zu beenden.
Das Fanzit Phil Campbell and the Bastard Sons – We’re The Bastards
Solides Rock-Album, welches natürlich durch den Namen selbst geprägt wird. Einige verschiedene Facetten wurden eingearbeitet, grössere Überraschungen bleiben jedoch aus. Somit auch kein legendäres Album, sondern ein sehr differenziert einsetzbares Stück Musik, welches aber sicher Radio-Charakter mitbringt und massenkompatibel ist. Phil Campbell bleibt mit seinen Söhnen und Neil Starr bei dem, was er wirklich gut kann. Wieso auch etwas ändern? Zu Zeiten von Motörhead wurden ja auch keine grossen Experimente veranstaltet und die Band schaffte es in die Premier League des Rock und Metal.
Ab Release reinhören und portofrei Digipak (vor-)bestellen
Trackliste Phil Campbell and the Bastard Sons – We’re The Bastards
- We`re The Bastards
- Son of A Gun
- Promises Are Poison
- Born To Roam
- Animals
- Bite My Tongue
- Desert Song
- Keep Your Jacket On
- Lie To Me
- Riding Straight To Hell
- Hate Machine
- Destroyed
- Waves